[B] BVG #WeilWirDichHassen

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Am 27. April wurden 5 Personen im Nahbereich des Kalabal!k festgenommen, nachdem drei Kontrolleure der BVG lernen mussten, als Menschenjäger im Auftrag der Herrschaft nicht immer ohne Konsequenzen davon zu kommen. An diesem Tag haben sie versucht im Bus der Linie M29 mehreren Menschen habhaft zu werden, die entweder kein Geld, kein Bock oder aus Überzeugung keinen Fahrschein hatten. Wegen 2,80 Euro misshandelten und bedrängten sie eine Person, die unerbitterlich versuchte sich aus den Fängen zu entreißen. Durch das beherzte Eingreifen einiger Anwesender, konnte die Person letzten Endes entkommen.

 

Kontrolleur*innen, vor allem in Berlin, sind nicht selten ehemals Ausgestoßene der Gesellschaft, Produkte einer Welt, die durch Kontrolle und Sanktionen funktioniert. Durch die geminderte Teilhabe an genau dieser Welt, in der sie leben, entscheiden sie sich dazu ihre Freund*innen und ihre Familie zu verraten; um Kohle zu verdienen, um auch mal nach unten zu treten, um sich wichtig zu nehmen. Sie entscheiden sich dafür ein Teil des Systems zu sein. Der sozialdarwinistische Aufstieg wird bestärkt durch das Gefühl von Anerkennung, durch die Ausübung von Autorität gegenüber den "anderen".

 

Es geht uns aber nicht nur um die drei Kontrolleure, die für ihre Gewalttätigkeit auf dieser Busstrecke schon bekannt seien und denen endlich Einhalt geboten wurde. Es geht auch um eine schäbige Welt, die durch Denunziant*innen zersetzt ist. Sofort, ohne in irgendeiner Art zu verstehen um was es in der Auseinandersetzung ging, eilten Passant*innen zu den herbei gerufenen Bullen und bettelten um Anerkennung für ihre Zeug*innenschaft. Andere hingegen beharrten auf die Funktion der Kontrolleur*innen, ohne zu hinterfragen in welchem Verhältnis 2-3 Euro zu dem Übergriff auf den Schwarzfahrer stehen. Viele andere Passant*innen, bekundeten, auch noch in den Tagen danach, ihr Unverständnis den Kontrolettis und den Bullen gegenüber, freuten sich über den Eingriff in die Normalität des Kontrollwahns und zeigten ihre Solidarität mit den Festgenommen. Nicht wenige äußerten Freude über den öffentlichen Autoritätsverlust der drei Schweine.

 

Es ist bekannt, dass Kreuzberg schon lange kein Pflaster mehr ist, auf dem die "Underclass" sich durchzusetzen vermag.

Die Entwicklung im Kiez ist beschissen und es wird perspektivisch immer schwieriger werden, sich gegen Autoritäten und Mainstream durchzusetzen. In jeder Ecke fahren Rollkoffer voraus, Airbnb und Ferienwohnungen locken gut Zahlende aus der ganzen Welt, für die der Ticketpreis kein Problem ist, da sie auch bereit sind das Doppelte für ne Limo in einem der zahlreichen Hipsterläden auszugeben. Diejenigen, die dabei auf der Strecke bleiben, die um ihre Wohnungen fürchten müssen und es sich nicht mehr leisten können, in einem Kiez zu wohnen, der mit Start-Ups, Co-Working Spaces und Bioladenketten sein Image bewirbt, werden schlicht fertig gemacht. Der soziale Ausschluss führt dabei zu einer Abwärtsspirale, die für nicht wenige im Knast endet. Alleine deswegen, weil sie das Pech hatten den Kontrolleur*innen in die Fänge geraten zu sein und nicht die finanziellen Mittel besitzen, um Bußgelder zu bezahlen. Dass jeder Tag im Knast pro Inhaftierten zwischen 100 und 130 € kostet, zeigt die Perversion eines Systems, das als oberstes Ziel die allgegenwärtige Präsenz der Herrschaft anstrebt und dies mittels Kontrolle, Strafen und Gewalt durchzusetzen versucht.

 

Das, was wir dem entgegensetzen können, ist unsere Solidarität. Nicht wegzuschauen, wenn die Schläger*innen von BVG und Bullen meinen, sie können unwidersprochen Menschen, für die in ihren beschränkten Köpfen kein Platz ist, schikanieren und misshandeln. Es gibt immer Möglichkeiten einzugreifen. Aber auch das kann leider Konsequenzen nach sich ziehen. So sind die Festgenommenen nun mit Anzeigen konfrontiert, die von schwerem Landfriedensbruch bis hin zu schwerem Raub reichen. Lassen wir sie damit nicht alleine!

 

Helft euch gegenseitig den Kontrollettis zu entkommen!

Für den Nahverkehr muss mensch nicht bezahlen!

Seid unkontrollierbar!

 

Anarchistische Bibliothek Kalabal!k: https://kalabalik.blackblogs.org/

 

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Ergänzungen

 

„Der sozialdarwinistische Aufstieg wird bestärkt durch das Gefühl von Anerkennung...“

 

Wenn diese BVG-“Berufsdenunzianten“ am Monatsende auf ihre Lohnabrechnungen schauen, dann müsste ihnen das eigentlich klar sein was sie den Herrschenden wert sind. Immer wieder berichten gerade ÖPNV-Kontrolleure externer Unternehmen/Firmen (z.B. privater Sicherheitsdienste), dass ihr Einkommen kaum zum Leben reicht; und diese “Menschen“ toben sich dann gerne an denen aus, die sie unter ihrem eig. “Gesellschaftsstatus“ sehen – super show, tolle Welt!

 

http://de.indymedia.org/2005/10/130813.shtml

 

 

 

Hier ein Team im Auftrag der BVG. Aufgenommen in Mitte an der Bernauer Straße.

Bilder: