[Berlin] Niemand ist vergessen! - In Gedenken an Dieter Eich – Im Mai 2000 von Nazis in Berlin-Buch ermordet

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Der Mord an Dieter Eich – Was ist passiert?

In der Nacht vom 23. auf den 24.05.2000 feierten vier Jungnazis eine Wohnungseinweihungsfeier. Bereits vor Beginn der Feierlichkeit beleidigten sie beim Alkoholeinkauf einen Migranten und brüllten »Sieg heil!«-Rufe aus dem Fenster der Wohnung. Im Laufe des Abends beschlossen sie »einen Assi zu klatschen« und verprügelten den damals 60 jährigen Dieter Eich, der im selben Aufgang wohnte. Später gingen sie ein weiteres Mal in seine Wohnung und erstachen ihn, damit er sie nicht anzeigen konnte. Die Täter wurden zwar gefasst und bekamen Haftstrafen, aber das macht Dieter Eich nicht wieder lebendig.

»Unwertes Leben« gibt es nicht

Rechte behaupten oft von sich, für sozial schwache Deutsche einzustehen. Die Realität sieht anders aus: Dieter Eich musste sterben, weil er aufgrund seiner Erwerbslosigkeit und seiner Alkoholkrankheit nicht in das rechte Weltbild seiner Mörder passte. Dem Mord lag die nationalsozialistische Vorstellung von »wertem« und »unwertem« Leben zugrunde. Die zahlreichen Angriffe auf Wohnungslose zeigen, dass nicht nur rechte Schläger ihre Opfer aufgrund von Schwäche und »geringer Leistungsfähigkeit« angreifen. Die Täter unterscheiden sich, ihre Motive sind jedoch dieselben. Allein 2017 wurden mindestens 17 obdachlose Menschen umgebracht. Damit starben seit dem Mauerfall insgesamt 505 Wohnungslose durch gewalttätige Übergriffe. In 26 der Fälle wurden diese nachweislich durch Nazis verübt.

Das Erinnern erkämpfen

Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Taten mit einem Achselzucken in Vergessenheit geraten. Darum wollen wir auch in diesem Jahr wieder Dieter Eich mit einer Demonstration gedenken. Der rechte Hintergrund des Mordes darf auch weiterhin nicht geleugnet werden, so wie es die staatliche Einordnung der Tat schon seit Jahren macht. Dass das kein Einzelfall ist, zeigt ein Blick auf den Mord an Burak Bektas in Neukölln 2012. Im Zusammenhang mit den NSU-Morden oder dem Fall Burak, wird deutlich wie Polizei und Behörden die Ermittlungen aktiv behindern. Dennoch erkämpfen Freund*innen und Angehörige der Betroffenen seit Jahren würdige Gedenkorte und die Aufklärung der rassistischen Taten. Auch in Buch ist es an der Zeit, für Dieter Eich einen würdigen Ort zum Erinnern und Trauern zu schaffen, der zugleich ein sichtbares Zeichen gegen rechte Gewalt und soziale Ausgrenzung ist. Kommt darum am 23. Mai mit uns nach Buch. Niemand ist vergessen!

Demo: Mi. 23. Mai | 17.00 Uhr | S-Bhf. Berlin-Buch
Material:
Plakat

Bündnis: „Niemand ist vergessen!“
www.dietereich.niemandistvergessen.net

Aufrufende Gruppen: Antifaschistische Initiative Eberswalde (AIE) | Antifaschistische Jugendorganisation Charlottenburg (AJOC) | Antifa Westberlin | Brigade Konrad Wolf (SV Babelsberg 03-Fanclub Bernau) | Freie Arbeiter*innen Union Berlin (FAU) | Günter-Schwannecke-Gedenkinitiative | North East Antifa (NEA) | Initiative »Pogrom 91« | Uffmucken Schöneweide | Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Berlin

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