Naturkostmagazin EVE will nichts gegen rechte Koppverlags-Beilage tun

Aktuelle Ausgabe des eve magazins (https://www.eve-magazin.de/)

Erste Bioläden haben ”eve“ schon abbestellt, weil sich der "eve"-Verlag ignorant bis abweisend gegenüber der Kritik verhält, die Bioladen-Inhaberinnen wollen das Magazin daher nicht mehr auslegen. Der Koppverlag aus Rottenburg vertreibe ”rechtsesoterische(...) sowie rechtspopulistische und rechtsextreme Titel“ - Wie ist der Koppverlag einzuschätzen, muss ein Naturkostmagazin wie ”eve“ dessen Verlagsbeilage wirklich akzeptieren?

 

 

 

 

 

Auslöser für die Frage was Magazine gegen die Koppverlagsbeilage tun können bzw. wollen, war ein Werbeprospekt des Koppverlags im Naturkostmagazin ”eve“

 

Zum Koppverlag heißt es auf wikipedia: ”Der Verlag vertreibt eigene und fremd-verlegte Bücher und andere Medien zu gesellschaftlichen und politischen Themen und führt u. a. rechtsesoterische, grenz- und pseudowissenschaftliche, verschwörungs­theoretische sowie rechtspopulistische und rechtsextreme Titel.“ Dort heißt es auch dass Kopp ausgewählte Produkte anderer Verlage anbietet ”z.B. der deutschnationalen Verlage wie Ares-, Pour-le-merite- oder Grabert-Verlag, der als „Standard-Verlag der Holocaustleugner“ gilt.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Kopp_Verlag)

 

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung nannte Anfang 2015 den Kopp Verlag als Bestandteil einer wachsenden „Angstindustrie“.(FAZ vom 17. Januar 2015, S. 21, „Die Angstindustrie“). Ebenso konstatierte 2014 Spiegel Online, das Geschäftsmodell des Verlags basiere auf dem Schüren von Angst; der Autor nannte Titel wie Albtraum Zuwanderung, Das Szenario eines Dritten Weltkriegs, Vorsorgeplan für Staatsbankrott, Zwangsenteignung und Bürgerkrieg und resümierte: „Mit seiner Mischung aus Rechtspopulismus, Kapitalismuskritik und Tabubrecher-Attitüde ist der Kopp-Verlag so etwas wie der Pionier des aktuellen Gegenzeitgeists – eines Geists, der sich gegen eine ver­meintliche Political Correctness der etablierten Medienlandschaft richtet, weil diese angeblich ständig irgendeine Wahrheit unterdrückt.“ (Verschwörungstheorien: Das Geschäft mit der Angst, Spiegel Online vom 22. Mai 2015.)

 

Zum 2017 eingestellten Kopp-Onlineportal (Beispiel: info.kopp-verlag.de/ hintergruende/deutschland/christian-jung/kopp-online-videodokumentation-ich-bin-keine-moralische-superrevisionsinstanz.html) gab es viel Kritik. So schrieb ein SPD-Politiker 2015: "Solche Beiträge zu schreiben und zu publizieren mag noch in weitestem Sinne auf der Grundlage der Meinungs- und Pressefreiheit toleriert werden. Sie erfüllen uns dennoch mit Abscheu und sind unseres Erachtens geeignet, Hass gegen die Flüchtlinge zu schüren, unsere Gesellschaft zu spalten und – allein schon durch die Sprache suggeriert – Gewalt nahe zu legen oder zu rechtfertigen. Brennen nicht schon genügend Asylwohnheime?"(www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.rottenburg-spd-protestiert-gegen-kopp-verlag.55b36de6-bd12-4ed2-a8e7-9a53882eeb9a.html)

 

”Der Kopp-Versand bewirbt und verbreitet Bücher, die neurechtes Denken, Reichsbürger-Ideologien und nationalistischen Geschichtsrevisionismus vertreten, und so ist es richtig und angemessen, sich kritisch mit diesen auseinanderzusetzen“ weißt es zuletzt im März 2018 im Schwäbischen Tagblatt (https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Parteinahme-366748.html)

 

 

Wo wirbt Kopp und warum in einem Naturkostmagazin?

 

Werbung schalte der Verlag vor allem in rechten Publikationen, beispielsweise in der nationalliberalen Monatszeitschrift "eigentümlich frei" oder in der neurechten "Junge Freiheit" (Quelle: http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/kopp-verlag-10753). Aber eben auch in einem Naturkostmagazin. Da es auch im Bereich der extremen Rechten völkisch motiviertes Interesse an Themen wie Bioanbau, Naturschutz und Gesundes Leben gibt, sind Überschneidungen wahrscheinlich bzw. eine bewusste Strategie. So heißt es 2017 dass Rechtsextreme immer wieder versuchen: ”mit einer aus dem Nationalsozialismus stammenden „Blut und Boden“-Ideologie Natur- und Umweltschutz zu unterwandern.“ (Quelle: https://www.rhein-zeitung.de/region_artikel,-ministerium-warnt-rechtsextreme-tarnen-ideologie-als-naturschutz-_arid,1729820.html) Dass der Koppverlag also auch bei der Bioladenkundschaft Interessenten zu akquirieren sucht ist naheliegend und Teil der Strategie der Rechten.

 

Da es sich bei eve um den Schwerpunkt "Gesundes Leben" v.a. mit Bioprodukten handelt, könnten Sie sich beispielsweise an den Kriterien bzw. Satzungen der Bioanbauverbände orientieren. So heißt es für Bioland: „Bioland ist kein neutraler Erzeuger­verband, sondern eine Wertegemeinschaft. Rechtsextremes Gedankengut hat keine Chance“ (Ökobauern gegen Rechtsextremismus. Bio darf nicht braun sein taz 28.11.2012). Dem schlossen sich alle namhaften Bio-Verbände an und verabschiedeten als BÖLW eine Resolution mit dem Titel „Bio-Branche gegen Rechts­radikalismus“.

 

Die 'Medienfabrik Gütersloh' bzw. dessen 'Vertrieb & Mediaberatung Gesundes Leben', die die Anzeigen und Werbung für 'Eve-Redaktion' organisiert, scheinen beim Koppverlag keine rechtswidrigen oder anstößige Inhalte zu erkennen, das wäre nämlich eine Möglichkeit so eine Verlagsbeilage abzulehnen. Umstritten scheint ob es rechtlich wirklich eine Pflicht gibt alles anzunehmen (Kartellrecht) oder ob es unter ”Billigkeitsgesichtspunkten“ nicht auch als ”unzumutbar“ eingestuft werden kann. Erste Bioläden zeigen durch die Abbestellung von eve jedenfalls dass Sie ein Umdenken bei eve wollen.

 

Eine Auseinandersetzung, die exemplarisch ist, für die aktuelle Verschiebung des gesellschaft­lichen Diskurses nach Rechts. VerbraucherInnen und Bioladenbetreiber sind gefordert sich kritisch mit den Inhalten und Beilagen der im Bioladen ausliegenden Publikationen auseinanderzusetzen und auch Grenzen aufzuzeigen – Grenzen wo es um die Verbreitung von Menschenfeindlichkeit und Ideologien der Ungelichwertigkeit geht, die niemand tolerieren muss und darf.

 

 

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Ergänzungen

Die Medienfabrik Gütersloh gehört zum Bertelsmann Konzern, der einer neoliberalen Stiftung gehört, die von der Familie Mohn kontrolliert wird. Bertelsmann inspirierte z. B. Thilo Sarrazin zu seinem Bestseller "Deutschland schafft sich ab", der bei DVA, einem Bertelsmann-Verlag, erschien.

"Die Idee zum Buch kam von TOBIAS WINSTEL (1972) arbeitet für Siedler-Verlag, Pantheon und DVA (Beides Frontverlage der Bertelsmann-Stiftung). Inhaltliche Beratung und Ghostwriter  Friedrich Thelen Wirtschaftsjournalist und selbständiger Unternehmensberater. Mitglied bei „Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik“ (DGAP [...]"

Quelle: http://www.trend.infopartisan.net/trd1210/t351210.html

Es gibt also politisch durchaus Überschneidungen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Bertelsmann durch Werbung für den Kopp-Verlag negativ auffällt. Bereits 2016 geriet das Magazin Geo, das bei der Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr erscheint, in die Kritik wegen einer Werbebeilage für den Kopp-Verlag.

http://meedia.de/2016/07/22/ein-fehler-den-wir-bedauern-geo-machte-werbu...