[DAN] Nazis blamierten sich bei Kundgebung

Regionen: 

 

15 Nazis nahmen am 24.02. in Lüchow an einer Kundgebung „gegen Islamisierung“ teil. Die als Protest einer „neu gegründeten Bürgerbewegung“ vom mecklenburg-vorpommerischen Pegida-Ableger „Mvgida“ angekündigte Kundgebung entpuppte sich schnell als ein vom NPD-Unterbezirk Heide-Wendland eingefädelter stunt. Die Technik wurde aufgebaut mit zwei Autos aus Lüneburg sowie dem weit entfernten Rotenburg (Wümme) (Niedersachsen), außerdem kamen Nazis mit Ludwigsluster Kennzeichen (Mecklenburg-Vorpommern), eines aus Gardelegen (Sachsen-Anhalt) sowie tatsächlich eines mit Dannenberger Kennzeichen.

 

Der Anmelder der Kundgebung soll, laut Lokalzeitung EJZ, in der Gemeinde Gusborn in Lüchow-Dannenberg wohnen. Außerdem standen mehrere Gruppen und Einzelpersonen von Nazis und Rechtsoffenen außerhalb der von der Polizei mit Wannen aufgebauten Absperrung herum, teilweise inmitten unter den Gegendemonstrant_innen. Vermutet wird, dass sie sich nicht getraut haben, in den Kessel zu gehen und sich zu ihrer Haltung zu bekennen.

 

Ihnen gegenüber standen laut EJZ-Zählung bis zu 400 Gegendemonstrant_innen. Die zumeist gebrüllten Reden gingen im Konzert aus Pfeifen und geschlagenen Töpfen unter und waren bereits hinter der Polizeikette nicht mehr zu verstehen. Für Toleranz, Frieden und Tralala demonstrierte die BI Umweltschutz vor dem alten Lüchower Bahnhof, in dem gegenwärtig die erste Moschee der Region eingerichtet wird. Gegen diese hatte sich die NPD-Kundgebung vorgeblich gerichtet. Bei den Nazis geredet haben, neben dem Lüchow-Dannenberger Anmelder, der Unterbezirksvorsitzende der NPD Heide-Wendland, Manfred Börm und sogar der Berliner NPD-Chef Sebastian Schmidtke. Die Verzweiflung in der NPD scheint jedenfalls groß zu sein, wenn sie Kader aus mindestens vier verschiedenen Bundesländern nach Lüchow karren, um dort so zu tun, als seien sie eine lokale Bürger_innenbewegung.

 

Eng beobachtet wurden die Gegenaktivitäten gegen die Nazis mal wieder von den im Landkreis sehr aktiven Staatsschützer_innen der Polizei, die sich in zivil unter die Leute mischten. Ein Versuch, die Nazis bei der Abreise zu nerven, wurde von Hundertschaftspolizist_innen durch Schubsen und Festhalten unterbunden. Laut EJZ sei eine Anzeige wegen eines „Tätlichkeitsdelikts“ gefertigt worden – ob das am Ende auf den neuen Tätlichkeitsparagraphen mit drei Monaten Mindesthaftstrafe hinausläuft, oder die Person die Justiz „nur“ wegen „Widerstands“ an den Hacken hat, bleibt abzuwarten. Alles in Allem dürfte der von außen orchestrierte NPD-Auftritt für die Beteiligten nur für Frust gesorgt haben. Ob sie dennoch erneut mit ihrer jämmerlichen Anwesenheit die zivilgesellschaftlichen und antifaschistischen Kräfte der Region gegen sich mobilisieren wollen, wird sich zeigen.

webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen