Über den Streik der GefängniswärterInnen in Frankreich und seine Folgen für die Gefangenen
In Frankreich läuft seit mittlerweile über zwei Wochen ein Streik der GefängniswärterInnen. Der Streik wird zum Teil von Gefängnisblockaden begleitet. Blockaden, die für die Insassen und deren Angehörigen ein richtiges Elend bedeuten, da dadurch die Besuchszeiten, Hofgänge oder sogar die Duschzeiten ausfallen. Eineinviertel Jahr nachdem in Frankreich im Herbst 2016 PolizistInnen über Wochen auf die Straße gingen, um für mehr Mittel, für härtere Strafen und gegen den “Hass ihnen gegenüber” zu protestieren, tun es ihnen ihre KollegInnen aus den Gefangenenanstalten gleich. Als Auslöser dienen auch dieses Mal, wie ein Jahr zuvor bei der Polizei, verschiedene Angriffe oder Aggressionen gegen die WärterInnen. Die Forderungen der Gewerkschaften, Force Ouvrier, Unsap und CGT sind: mehr Lohn, mehr Personal, separate Abteilungen für radikalisierte, gewaltbereite Häftlinge und eine Aufwertung des Beamtenstatus der WärterInnen.
Folgend die Übersetzung eines Textes, der in einer Stadt in Frankreich an verschiedenen Ampeln mit Hilfe eines Banners mit der Aufschrift: “Ni Macron, Ni Maton” - “Weder Macron, noch GefängniswärterIn” verteilt wurde:
Wir blockieren sie für einen kleinen Moment
Ein kleiner Moment ist nicht viel, im Gegensatz zu denen, die 24 Stunden dauerhaft blockiert sind und die seit über einer Woche noch härteren Bedingungen ausharren müssen. Gegenüber diesen Menschen, die kaum 25 km von hier und überall in Frankreich eingesperrt sind. Nicht viel, gegenüber der Realität der Gefangenen.
Seit über einer Woche hört man im Fernsehen, im Radio oder in der Presse nur noch die GefängniswärterInnen, die sich über ihre Konditionen beklagen. Wenn man ihnen zuhört, könnte man meinen, dass die Gefängnisse nur noch in den Händen der Gefangenen sind, dass diese völlig nach ihrem Kopf handeln und dass die WärterInnen jeden Tag um ihr Leben bangen müssen. Nie wird uns erzählt (und das wohl aus einem bestimmten Grund), dass es die WärterInnen sind, die die Macht im Inneren der Gefängnisse haben. Dass es sie sind, die den Takt angeben und dass das Reglement und ihre Hierarchie ihnen immer Recht geben und den Rücken decken werden. Nie wird uns über die Disziplinarsanktionen, die Arrestzelle, die Schikanen und die 1001 Erniedrigungen des Eingesperrt sein berichtet… Nein! Sie flennen und vergrämen sich bis ihre Gesichter rot werden. Denn sie würden gerne “unter guten Arbeitsbedingungen arbeiten können”. Deshalb wollen sie mehr Personal, mehr Mittel und mehr Sicherheit, um sich zusichern zu können, das Gewaltmonopol in den Gefängnissen inne zu haben und ihre dreckige Aufgabe ohne Protest ausüben zu können. Doch der Repression gelingt es nicht immer den Geist der Revolte zu brechen.
Dass es klar ist, wir sind nicht gegen Streikbewegungen oder andere Formen von Protest! Im Gegenteil, wir denken sogar, dass sie nötig sind, um uns von dieser Welt zu befreien, die durch das Geld zusammenhält und die die einen gegen die anderen aufhetzt, im Namen der Herkunft, der Hautfarbe oder des Geschlechts. Aber in diesem Fall, um ehrlich zu sein, sind uns ihre Arbeitsbedingungen ziemlich egal. Das Gefängnis ist ein Gräuel, das dazu da ist, die Privilegien der Reichen und die dominierende Moral aufrechtzuerhalten. Die GefängniswärterInnen haben sich in der Ausübung ihrer Funktion auf diese Seite gestellt. Es gibt keine Möglichkeit von Solidarität mit jenen, die andere zerstören, um selber über die Runden zu kommen.
Für die Gefangenen und ihre Nächsten sind diese Streiks und Blockaden ein Inferno. Oft haben die GefängniswärterInnen-Streiks die Aufhebung der Besuchszeit, des Hofgangs (2*1h pro Tag), der Aktivitäten, aber auch in einzelnen Fällen der Duschzeit und der heißen Mahlzeiten zur Folge!
Gegen diese Zustände haben in gewissen Gefängnissen Proteste angefangen. Von dem, was die Presse nach außen dringen lässt, sind es die Gefangenen von Maubeuge, die die gute Idee hatten, den Tanz zu eröffnen. Am Samstag, den 20. Januar wurden, während 20 Insassen die Rückkehr in die Zellen verweigerten, 70 Zellenschlösser mit den vorhanden Mitteln verstopft, um somit die Rückkehr in die Zellen zu verzögern. Am darauf folgenden Sonntag, wieder in Meubeuge, haben etwa 50 Insassen die Rückkehr in die Zellen verweigert und sich damit beholfen, den Gangboden ein zu seifen, um den Eingriff der Wärter zu erschweren. In Séquedin haben 160 Gefangene die Rückkehr in die Zellen verweigert. Lassen wir sie nicht allein.
Für eine Welt ohne Gefängnisse!!!