[B] Mietrebellen im Wedding!

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Am vergangenen Donnerstag hieß es im Wedding: wir sind Mietrebellen!
Das Bündnis "Hände weg vom Wedding" mobilisierte zu einer Videokundgebung mit Konzert auf dem Leopoldplatz.
Weit mehr als 250 Menschen kamen zusammen, um gegen Mietsteigerungen und Zwangsräumungen in den Weddinger Kiezen
sowie anderen durch Gentrifizierungsprozesse gefährdeten Berliner Bezirken zu protestieren.

Die Stadt als kapitalistische Anlage, vor allem im Segment der Immobilienwirtschaft, ist zunehmend attraktiv geworden. Dabei versuchen mehr oder minder lose Konglomerate u.a. aus Quartiersmanagements, Immobilieneigentümern, Berliner Polizei und Hausverwaltungen den Renditeversprechen Rechnung zu tragen: sei es beispielsweise durch gewaltsam durchgesetzte Zwangsräumungen, Mieterhöhungen oder die städtebauliche Umstrukturierung öffentlicher Räume zugunsten einer ausgebauten Sicherheitsarchitektur [1].
In Zeiten neoliberaler Armutsverwaltung ist es für ihre Akteur*innen daher signifikant, den Widerstand gegen Rassismus und soziale Ausgrenzungsmechanismen einzudämmen.
Ein Beispiel hierfür ist der Leopoldplatz, welcher im Jahr 2006 privatisiert wurde, um mit öffentlichen Mitteln den Platz sanieren und von sozialen Widersprüchen, die dem kapitalistischen Projekt "Stadt" zuwiderlaufen können [2]. Der Leopoldplatz als zentraler öffentlicher Raum im Kiez soll somit den privaten Profit- und den staatlichen Machtinteressen dienen.
Dies bedeutet für soziale Kämpfe vor Ort konkret eine Einschränkung von Grundrechten wie der Versammlungsfreiheit. Seitdem die örtliche Nazareth-Kirchgemeinde Eigentümerin des Platzes ist, werden politische Veranstaltungen verunmöglicht; vielmehr noch: private (Profit-) Interessen bekommen den Vorrang vor Grundrechten.
Was in den 1990er Jahren im Zuge der Errichtung von Quartiersmanagements als neoliberales Durchsetzungsinstrument kapitalistischer Umverteilungs- und Verdrängungsmaßnahmen befürchtet wurde, scheint sich nun zu bestätigen [3]. Zentrale Plätze, öffentliche Räume werden privatisiert und mit Disziplinierungsbemühungen wie Alkoholverbote, Grundrechtsbeschneidungen und privaten Sicherheitsdiensten zwangsweise befriedet.
Und das alles vor dem Hintergrund sich verschärfender sozialer Kämpfe- in Berlin und global...

Die öffentliche, kostenlose Aufführung des Filmes "Mietrebellen" von Gertrude Schulte Westenberg und Matthias Coers sowie die Konzerte von "Drob Dynamic" und "Yansn" sind somit praktischer Ausdruck des Zusammenkommens sozialer und antirassistischer Kämpfe in der Stadt [4].  
Gemeinsam gilt es, nicht auf die Fallstricke des liberalen Community Organizings und ihrer Scheinpartizipationsinstrumente wie "Quartiersmanagements" und "Aktionsräume plus/ Aktive Zentren" hereinzufallen.  
Die Frage "Wem gehört die Stadt" wird jeden Tag neu aufgeworfen- sei es durch rassistische Polizeikontrollen an sogenannten "Gefährdungsorten" oder der aktiven Verdrängung prekarisierter Menschen- nicht nur in den Innenstadtgebieten.
Auch wir werden weiter kämpfen, bis öffentliche Plätze wieder ihrem eigentlichen Charakter gerecht werden und nicht als Orte von Repressionen gegenüber sozialen Widerständen [5].

Eine Selbstorganisierung "von unten" ist weiterhin eine kraftvolle Alternative zur herrschenden Politik.

Daher laden wir euch herzlich ein:

Samstag, 16.08.2014
ab 12 Uhr, Sparrplatz (S+U Bhf. Wedding)

Kick it! Fußballturnier gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung!
Sportlich wollen wir bleiben und gemeinsam rassistische Ausgrenzung und steigende Mieten im Kiez wegkicken. Euer Team sollte 5+1 groß sein – “mixed Teams”, also Frauen_&_Männer gemischt, sind ausdrücklich gewünscht!
Ein Spiel dauert 7 Minuten – Kleinfeld- Bolzplatz-Stimmung ist auf dem Sparrplatz sicher.
Fairness und Respekt lohnen sich: die Gewinner*innen bekommen super Preise und den “fame”, der sich für Kiezkämpfer*inn*en gegen Zwangsräumungen, rassistische Polizeikontrollen und all den anderen Mist gebührt!
Meldet euch am Besten schon jetzt mit eurem Team hier an:
hwvw@riseup.net und fussball@roter-stern-berlin.com
Während der Kundgebung gibt es neben Redebeiträge entspannte Hip Hop Tunes vom Beat Kollektiv und Tapete [Rap/ Berlin].
Join us!

Bündnis "Hände weg vom Wedding" im August 2014

Quellen:
[1] http://urbanresistance.noblogs.org/post/2014/08/06/konfliktparteien-in-k...
[2] http://haendewegvomwedding.blogsport.eu/?p=239
[3] http://www.bmgev.de/mieterecho/mieterecho-online/mietrebellen-evangelisc...
[4] http://mietrebellen.de
[5] http://www.heise.de/tp/news/Wenn-auf-privatisierten-Plaetzen-die-Grundre...

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