[B] Widerstand gegen CG und Co. im Friedrichshainer Nordkiez geht weiter

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Lila Papptafel: Investorenträume platzen lassen!

Kurzbericht von der Kundgebung "Schöner leben ohne CG, SPI und Politik" im Nordkiez am 2.12.2017 vor dem Rathaus Friedrichshain

Ca. 50 Menschen beteiligten sich am 2. Dezember an einer Kundgebung vor dem Rathaus Friedrichshain in der Frankfurter Allee 35/37. Dort endete am 2. Dezember eine zweiwöchige Befragung des Sozialpädagogischen Dienstes (SPI), das im Auftrag des Bezirksamts Friedrichshain die Stadtteilbewohner_innen nach ihren Wünschen befragte.

„’Gestalten Sie Ihr Viertel mit!’ werden wir auf einen Flyer der vom Bezirk eingesetzten Stiftung Sozialpädagogisches Institut Berlin (SPI) aufgefordert, das bis zum 2. Dezember in der Rathauspassage Frankfurter Allee ‚tolle Ideen und Vorschläge’ sammeln sollte. Wir sind aktive Nachbar_innen und lehnen es ab, uns beforschen und sozialpädagogisch begutachten zu lassen. Dem Motto des SPI ‚Miteinander leben im Samariterkiez’ stellen wir entgegen, dass wir mit der CG-Gruppe und Politiker _innen, die die ihr und anderen Investor_innen den roten Teppich auslegen, nicht gemeinsam leben können“, hieß es auf dem Flyer, der zur Kundgebung aufrief. Sie machten darauf aufmerksam, dass seit Monaten mit unterschiedlichen Aktionen, wie Einwendungen, Kiezspaziergängen und Demonstrationen deutlich gemacht wird, dass die CG- Gruppe und ihre Projekte im Kiez keine Akzeptanz haben. Auf der Kundgebung wurde mit einem großen Transparent für alle Passant_innen gut sichtbar der Protest gegen CG und Co. ausgedrückt.

SPI soll Kiez reif für wohlhabendes Klientel machen

In einer Rede wurde auch die Rolle des SPI bei der Aufwertung von Kiezen angesprochen. Schließlich war das SPI auch schon in Kreuzberg und Prenzlauer Berg aktiv.

„Sie sprechen von Traditionskiez und ihre Auftraggeber_innen haben auf dem Gelände der Rigaer Straße 71-73 grünes Licht dafür gegeben, das im letzten Sommer denkmalgeschützte Häuser abgerissen wurde. Die Befragung durch das SPI ist Teil der von der Politik gewollten Aufwertung des Stadtteils. Immobilienfirmen wie die CG-Gruppe haben schließlich den Anspruch, ganze Viertel zu verändern. Die wohlhabende, neu in den Stadtteil ziehende Klientel soll durch solche Mitmachprojekte angesprochen werden und kann dann über den Standort von Bänken und Baumscheiben entscheiden. Solche Mitmachangebote bezeichnen wir in Anlehnung an eine Studie des Soziologen Thomas Wagner als Mitmachfalle (http://shop.papyrossa.de/epages/26606d05-ee0e-4961-b7af-7c5ca222edb7.sf/... ). Wir sollen das Gefühl haben, wir können über unseren Stadtteil mitbestimmen, während Politik und Wirtschaft schon längst Fakten geschaffen haben, wie hier im Kiez bei den Baustellen. Viele Passant_innen am Samstagnachmittag äußerten sich anerkennend, dass der Widerstand weitergeht, auch wenn der Bau mittlerweile begonnen hat und dafür die gesamte Rigaer Straße gesperrt wurde. Das empört viele Anwohner_innen und auch Gewerbetreibende besonders. Sie bekommen jetzt schon die Folgen der Aufwertung zu spüren, unter Anderem durch Mieterhöhungen und weniger Einnahmen bei den kleinen Läden. Mehrere der Läden haben schon geschlossen. Das ist genau der von der Politik gewollte Effekt, wenn man Investor_innen wie CG in den Stadtteil holt und deren Projekte gegen den Widerstand großer Teile der Bevölkerung durchzusetzen versucht.

In einem Redebeitrag heißt es:

„Auch wenn die Politiker_innen die Baugenehmigung durchgewunken haben und der Bau mittlerweile begonnen hat, halten wir an unseren Forderungen fest. Wir fordern einen Stopp der bisherigen Planungen und eine Beteiligung der Anwohner_innen an den Plänen für die Nutzung des Geländes. Bürger_innenbeteiligung ist nicht, wenn ein SPI und Co. uns befragen und beforschen. Wir wollen als Bewohner_innen des Stadtteils öffentlich und transparent mitentscheiden, was mit und auf dem Gelände passiert. Wir haben viele Ideen, von Wohnungen für einkommensschwache Menschen und Geflüchtete, über Nachbarschaftsgärten. Doch eins ist klar. Das erreichen wir nicht, wenn wir in Mitmachfallen tappen oder auf die Politik hoffen. Das erreichen wir nur, wenn wir hier im Kiez widerständig und rebellisch bleiben.“

„Feiern gegen Investorenträume“

Durch die Kundgebung sind einige Passant_innen auf die Stadtteilinitiative aufmerksam geworden und wollen sich jetzt weiter an den Protestaktionen beteiligen. Jeden Dienstag und Freitag wird vor der Baustelle in der Rigaer Straße 71-73 um 19.30 Uhr gescheppert. Bringt Töpfe und Besteck mit. Die Aktivist_innen brauchen auch Geld für ihre politische Arbeit, zur Herstellung von Flyern und Plakaten und für die Anwaltskosten wegen Ermittlungen von Polizei und Justiz. Daher organisiert die Aktionsgruppe am 8.12. um 20.30 Uhr eine Soliparty:

Villa Kuriosum, Scheffelstraße 21, 10367 Berlin, S/U Storkower Straße, Frankfurter Allee

"Feiern gegen Investorenträume". Soliparty für die Kiezinitiative gegen Luxusbauten und Gentrifizierung in Friedrichshain und überall.
Konzert mit: "Kopfstand Export" (musikalische Lesebühne), "Der schreckliche Besuch" (Magic Punkband), "Georg Kostron" (Dada-Punk). Anschließend DJ*anes: DJs La Kritzia (Female Hiphop und Reggaeton), DJ-Kollektiv M. (Trompeten-Punkrock).
Feiert mit uns den einjährigen Widerstand der Aktionsgruppe Rigaer 71-73 gegen die aktuellen Luxusbaustellen der Investoren CG Gruppe und KW Development. Zwei Jahre "Gefahrengebiet" im Friedrichshainer Nordkiez, ständige Repression rund um den Dorfplatz und im ganzen Nordkiez sind genug. Seit der Kiezversammlung im Januar 2016 haben sich Nachbar_innen im Kampf gegen Aufwertungswahn, Verdrängung und Polizeigewalt zusammengetan. Mit tollen Bands, großartigen DJ*anes, leckeren Cocktails und einer Tombola mit einzigartigen Preisen.
nordkiezlebt.noblogs.org
Eintritt: 4-7 €

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Ergänzungen

A) Gibt's in Berliner Innenstädten seit bald 20 Jahren fast überhaupt keine Kieze mehr
B) Ein Kiez war wesentlich kleiner und hat wenigstens eine Eckkneipe
C) Das haben die Leute nicht gerafft, die die Begriffe NORDKIEZ und SÜDKIEZ erfunden hatten, weil sie aus Wessieland und Kreuzberg kamen und aus Angst vor der großen Stadt zu Kiezdepp*innen wurden
D) Impliziert diese Begrifflichkeit, daß alles was außerhalb dieser Kieze liegt, nicht mehr Friedrichshain wäre und diskriminiert die große Mehrheit, teilweise sogar noch proletarischer Gebiete mit sogar echten Kiezen (Eckkneipe, etc und ohne eklige Spätkaufe(*), die es zu Ostzeiten weder im "Nord"- noch "Südkiez" gegeben hat, genauso wenig wie diese schwachsinnigen Wortgeschöpfe)
E) Der Begriff KIEZ stammt von den Nazis
F) Kein Wunder, daß die Vertreibermafia ihn auch benutzt

FÜR GANZ FRIEDRICHSHAIN:
Soziale Revolte bis zum Getno - Bonzen Raus - Staat Raus - Parteien Raus - Bullen Raus - Autos Raus - Nazis Raus - Identitäten Raus - Digital Raus - Asphalt Raus
Unterm Pflaster liegt der Strand

Zur Erinnerung: Der ASP wäre heute noch da, wenn er an den Wänden und Flugis nicht als ASP, sondern als Abenteuerspielplatz aufgetaucht wäre, dazu benötigte es soziale Verankerung, wobei sich natürlich die Frage stellt, warum Kämpfe starten, wenn 80% der Bevölkerung bereits vertrieben wurden durch Wiedervereiterung

(*)Alle, die Kinder und/oder Jobs haben hassen Spätkaufs, weil sie es Partyfolks und Alkis viel zu einfach machen, den Schlaf zu rauben.

"Das Wort stammt von der Bezeichnung Kietz für mittelalterliche Dienstsiedlungen im Nordosten Deutschlands. Die anfänglich meist slawischen Bewohner waren für eine unmittelbar benachbarte Burg zu Dienstleistungen verpflichtet (oft Abgabepflicht in Form von Fischen)."

https://de.wikipedia.org/wiki/Kiez

in den 20ern und 30ern der Weimarer Republik
Sie "erfanden" ihn nicht, aber sie benutzten die negative Konnotierung und machten ihn populär

Viele Stadtteilinis verwenden den Begriff Kiez, ohne deswegen nur auf den eigenen Stadtteil zu gucken. Es geht gehen konkrete Veränderungen im Stadtteil und die sind Konsequent einer kapitalistischen Politik, was ja im Beitrg rüber ommt, also lasst uns nicht über Begriffe streiten.