10 Argumente gegen Knast // 10 arguments against prison

Knast bedeutet Isolation, Fremdbestimmung, Armut und Gewalt. Knast ist ein Mittel des Staates, sozialen Problemen zu begegnen. Knast soll strafen, abschrecken und "resozialisieren", also dich wieder in die Gesellschaft eingliedern. Du hast aber kaum Gelegenheit zur Selbstbestimmung und bist vom Rest der Gesellschaft isoliert. Jede*r Dritte landet nach der Freilassung wieder drin. Knast ist ein gewaltvoller und monotoner Ort. Das autoritäre Strafsystem verstärkt Diskriminierung und wirtschaftliche Ausbeutung. Knäste dienen dadurch nicht dem Abbau von gewaltvollem Verhalten zwischen Menschen, sondern verstärken es.


 Prison means isolation, alienation, poverty and violence. Prison is a method used by the state to deal with social problems. Prison is supposed to punish, scare and "resocialize" you, i.e. reintegrate you into society. But you have hardly any opportunity for self-determination and are isolated from the rest of society. Every third person ends up back inside after release. Prison is a violent and monotonous place. The authoritarian penal system reinforces discrimination and economic exploitation. Jails therefore do not serve to reduce violent behavior between people, but rather reinforce it.

 1. Knast löst keine Sozialen Probleme 

Gesetze sind so gestaltet, dass sie Arme härter treffen als Reiche. Kleine Diebstähle oder das Nicht-Bezahlen-Können von Rechnungen können dich hinter Gitter bringen, während Dir das Geld für Anwält*innen fehlt.  Rund 2/3 der geahndeten Straftaten sind Eigentumsdelikte - Wenn Du armutsbedingten Stress und psychisches Leid mit Drogen betäubst, wirst Du kriminialisiert. Gewalttaten gegen Menschen spielen eine untergeordnete Rolle. Durch Diskriminierung und patriarchale Gewalt Traumatisierte werden so für die Folgen ihres Traumas noch bestraft. Soziale Probleme werden weggesperrt statt gelöst. 

 2. Knast bedeutet Ausbeutung

In  13 der 16 deutschen Bundesländer gilt eine Arbeitspflicht im Knast. Die Inhaftierten bekommen ca. 1-3 EUR pro Stunde und haben keinen Rentenanspruch. Menschen im Strafvollzug sind arm. Gleichzeitg sind die Produkte im Knastshop viel teurer als draußen. Wenn Du nicht den ganzen Tag eingeschlossen sein willst und Dir z.B. Tabak oder Schokolade kaufen willst, passt Du dich diesen ungerechten Bedigungen an. Knastarbeit ist für viele Firmen eine profitable Einnahmequelle, während der Knastbetrieb durch Steuermittel finanziert wird.  Die Kosten des Knastbetriebes  trägt die Gesellschaft, die Gewinne werden privatisiert.

 3. Knast macht Krank

Der Knast ist ein schlechter Ort um physische und psychische Erkrankungen zu heilen. Die medizinische Versorgung ist schlecht und es gibt wenige Therapieplätze. Das Gesundheitssystem ist ein Klassensystem - Menschen haben oft armutsbedingte Vorerkrankungen. Die ganze Knaststruktur lässt Menschen noch kränker werden. Der medizinische Dienst ist geprägt von Personalmangel und Sprechstundenausfall. Fehlende Selbstbestimmung, einseitige Bewegung, stundenlanger Einschluss & Mangel an sozialen Kontakten setzen die Psyche derart unter Stress, dass körperliche Beschwerden die Folge sind. 

 4. Knast führt zu sozialer Isolation

Im Knast werden fast alle Möglichkeiten, deinen Freund_innen, deinen Kindern und deiner Familie nah zu sein unterbunden. Es gibt eine überwachte Besuchsstunde pro Monat, das Fahrgeld zum Knast ist für Angehörige oft teuer. Die verbleibenden Arten der Kommunikation (Telefonieren, Briefe schreiben) sind stark reglementiert und überteuert. In der JVA Zeithain kostete ein Gespräch ins Deutsche Mobilfunknetz beispielsweise  0,70 Cent/Minute. Es ist nicht möglich Flatrates zu buchen oder einen preisgünstigeren Anbieter zu wählen. In vielen Knästen dürfen nur wenige Nummern von einer festgelegten Liste gewählt werden. Briefe können kontrolliert,  machmal sogar unterschlagen werden. Informationen von draußen erreichen Inhaftierte somit gar nicht oder sehr verspätet. Menschen werden sozial isoliert und verlieren den Kontakt zu ihrem früheren Umfeld. Wie diese Umstände mit dem Ziel der Resozialisierung zu vereinbaren sind, ist schleierhaft.

 5. Knast soll Menschen brechen

Der Knastalltag ist eine Aneinanderreihung vieler sinnloser Regeln. Schlafen, essen, der Klogang, der Hofgang, arbeiten, kreativ sein, anderen nah;  Alles wird reglementiert und liegt in den Händen Dritter. Inhaftierten Menschen wird  ihre Mündigkeit und Würde abgesprochen. Die Strukturen in Knästen sind gezielt darauf ausgelegt, zwischenmenschliche Gewalt zu stärken und Solidarität zu brechen. Beispielsweise bekommst Du Hafterleichterung oder Begünstigungen wenn Du zu Ungunsten anderer Inhaftierter "kooperierst". Setzt Du dich für andere ein ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du verlegt wirst. Bist Du widerständig, drohen Dir Zelldurchsuchungen, Einschluss und Verlust von "Privilegien". All das übt einen enomen Druck auf Deine Psyche aus. Nicht umsonst ist die Suizidrate im Knast weitaus höher als außerhalb.

 6. Resozialisierung gibt es nicht

Immer wieder wird "Resozialisierung" angeführt, um die Gewaltförmigkeit des Straf-/Knastsystems zu verschleiern. Eine Resozialisierung an einem gewaltvollen Ort, an welchem Dir deine Mündigkeit geraubt wird, Du von deinem Umfeld isoliert bist, starren Regeln folgen musst und Du ausgebeutet wirst, ist in sich unschlüssig. Das Knastsystem steht der Idee der Resozialisierung entgegen. Sozialisationsprozesse im Knast sind zur Vorbereitung auf das Leben in Freiheit untauglich. Eine Verhaltensreflexion unter Zwang ist unmöglich. Selbst wenn Therapien aus freiem Willen geschehen würden, gäbe es zu wenige Plätze für alle Inhaftieren. In Deutschland ist der offenen Vollzug, welcher den Lebensverhältnissen draußen noch am ehesten nahekommt, unterbelegt, während beim geschlossenen Vollzug das Gegenteil der Fall ist.

 7. Knast reproduziert Diskriminierung

Menschen, die Armut und Rassismus erfahren, nicht in Geschlechternormen passen, andere Formen von Diskriminierung erleben oder unter psychischen Erkrankungen leiden, werden mit höherer Wahrscheinlichkeit eingesperrt als andere. Dies geschieht bspw. durch Ersatzfreiheitsstrafen oder rassistische Polizeikontrollen. Die Biografien von Inhaftierten sind häufig von zwischenmenschlicher und familiärer Gewalt geprägt. Der Knast schafft hier keine Unterstützung oder Verbesserung. Stattdessen ist der Knastalltag geprägt von Gewalt. Justizpersonal und Inhaftierte, die in der Rangordnung weiter oben stehen, unterdrücken die Schwächeren. So bestehen die Machtverhältnisse, die bereits außerhalb des Knastes bestehen, auch innerhalb fort.

 8. Bestrafungen und Maßnahmen innerhalb von Knästen sind Folter

Knast ist eine Form von Bestrafung. Doch damit hört die gewaltvolle und demütigende Behandlung inhaftierter Menschen nicht auf. In Knästen gibt es weitere Sanktionsmittel gegenüber unerwünschtem Verhalten, wie zum Beispiel den Entzug von Hofgang, Einzelhaft im Bunker oder das dauerhafte Brennenlassen von Licht in der Zelle. In Deutschland gibt es völlig legal die Möglichkeit der Isolationshaft. Dort können Menschen nicht nur isoliert von anderen Menschen eingesperrt werden. Sie können auch jeglicher Sinnesreize beraubt werden. Diese extreme Form der Isolation wird auch weiße Folter genannt, da sie keine körperlichen Spuren hinterläßt. Folter - egal in welcher Form - zerstört die Psyche des Menschen. 

 9. Knast stigmatisiert ein Leben lang

Obwohl inhaftierte Menschen nach der Straflogik ihr "Vergehen" verbüßt haben, werden sie nach Entlassung weiter diskriminiert. Sie haben Nachteile bei der Jobsuche, auf dem Wohnungsmarkt, beim Bezug von Renten und in zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Stigmatisierung von Menschen mit Knasterfahrung behindert eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft zusätzlich. Die Armut, welche die meisten in den Knast gebracht hat, ist danach schlimmer. Jede*r Dritte landet nach Freilassung erneut in Gefangenschaft.

 10. Knast schützt die Betroffenen von Diskriminierung und Gewalt nicht

Die Strafgesetze schützen in erster Linie Eigentum und Machtpositionen und nicht Menschen. Betroffene von (sexualisierter) Gewalt berichten immer wieder von retraumatisierenden Wirkung von Strafprozessen. Der Fokus liegt auf der Bestrafung und nicht auf der Aufarbeitung. Am Ende wird weder das Leid der Betroffenen geheilt noch das gewaltvolle Verhalten der Täter*innen gemindert. Im Gegenteil: im Knast werden zukünftige Nazis rekrutiert und toxische Männlichkeitsbilder verstärkt. Knast steht einer Aufarbeitung von Diskriminierung und Gewalt in der Gesellschaft entgegen.

 Zusammenfassung:

Justiz und Knast wirken auf Deinen Alltag und die gesamte Breite der Gesellschaft. Dabei beginnen Strafe und Konditionierung bereits mit Familie, Schule, Arbeit und Behörden. Dort wird unser Verhalten durch die Ausübung von Druck geformt. Je größer das vermeintliche Fehlverhalten, um so größer die Strafe. Ein Großteil der Gefangenen sitzt aufgrund armutsbedingter Vergehen im Knast. Wir fordern, dass soziale Ungleichheit problematisiert und nicht das Verhalten einzelner kriminalisiert wird. Wir wünschen uns eine Gesellschaft, in der ein gewaltloses und selbstbestimmtes Zusammenleben möglich. Dafür müssen Menschen Verantwortung für ihr Handeln übernehmen können. Indem wir Menschen wegsperren,lösen wir keine Probleme. Menschen brauchen aktive Unterstützung bei der Aufarbeitung von gewaltvollem Verhalten. Ebenso braucht es Strukturen zur Unterstützung von Gewalt Betroffener. Wir brauchen eine Kultur des direkten Eingreifens und Handelns gegenüber Diskriminierung und gewaltvollem Verhalten.

 Wir wollen keinen queeren, veganen Knast mit freier Telefonie und Internet, sondern wir wollen garkeinen Knast.Knast lässt sich nicht verbessern, er ist als ganzes System ein Problem!

 



1. Jail does not solve social problems

Laws are designed to hit the poor harder than the rich. Minor thefts or not being able to pay bills can put you behind bars, while you don't have the money for lawyers.  About 2/3 of the crimes prosecuted are property crimes - if you numb poverty-related stress and psychological suffering with drugs, you are criminialized. Violent acts against people play a minor role. People traumatized by discrimination and patriarchal violence are even punished for the consequences of their trauma. Social problems are locked away instead of being solved. 

 2. Jail means exploitation

In 13 of the 16 German federal states, work is mandatory in jail. Inmates get about 1-3 EUR per hour and have no pension claims. People in prison are poor. At the same time, products in the jail store are much more expensive than outside. If you don't want to be locked up all day and want to buy tobacco or chocolate for example, you adapt to these unfair conditions. Jail labor is a profitable source of income for many companies, while the operation of the jail is financed by tax revenues. The costs of operating a prison are shouldered by society, while the profits are privatized.

 3. Jail makes you sick

Jail is a bad place to cure physical and mental illness. Medical care is poor and there are few places for therapy. The healthcare system is a class system - people often have pre-existing diseases due to poverty. The whole prison structure makes people get even sicker. The medical service is characterized by a lack of staff and lack of consultation hours. Lack of self-determination, one-sided physical activity, hours of confinement & lack of social contact put such stress on the psyche that physical problems are the result. 

 4. Jail leads to social isolation

In jail, almost all opportunities to be close to your friends, children and family are denied. There is one supervised visiting hour per month, and the transportation costs to the prison are often expensive for family members. The remaining ways of communication (phone calls, writing letters) are highly regulated and overpriced. In Zeithain Penitentiary, for example, a call to the German mobile network cost 0.70 cents/minute. It is not possible to book flat rates or choose a cheaper provider. In many jails, only a few numbers from a fixed list may be dialed. Letters can be checked and sometimes even confiscated. As a result, information from the outside does not reach inmates at all or is very delayed. People become socially isolated and lose contact with their former environment. How these circumstances can be compatible with the goal of resocialization is a mystery.

 5. Jail is supposed to break people

Everyday life in prison is a chain of many senseless rules. Sleeping, eating, going to the toilet, going around the yard, working, being creative, being close to others; everything is regulated and is in the hands of third parties. People in prison are denied their independence and dignity. The structures in prisons are specifically designed to strengthen interpersonal violence and break solidarity. For example, you can get prison privileges or benefits if you "cooperate" to the disadvantage of other inmates. If you stand up for others, there is a high probability that you will be transferred. If you resist, you face cell searches, confinement and loss of "privileges". All of this puts tremendous pressure on your psyche. It is no coincidence that the suicide rate in prison is much higher than outside. 6. Resocialization does not exist

Again and again, "resocialization" is used to mask the violent nature of the penal/prison system. Resocialization in a violent place, where you are deprived of your independence, isolated from your environment, forced to follow rigid rules and exploited, is in itself contradictory. The prison system is contrary to the idea of resocialization. Processes of socialization in prison are unsuitable as a preparation for a life in freedom. Reflection on behavior under coercion is impossible. Even if therapies took place of one's own free will, there would be too few places for all inmates. In Germany, the open prison system, which most closely resembles living conditions on the outside, is under-occupied, while the opposite is true of the closed prison system.

 7. Jail reproduces discrimination

People who experience poverty, racism, who do not fit into gender norms, who experience other forms of discrimination, or who suffer from mental illness are more likely to be incarcerated than others. This occurs, for example, through alternative prison sentences or racist police controls. The biographies of incarcerated people are often marked by interpersonal and family violence. Jail does not provide any support or improvement in this context. Instead, everyday life in prison is marked by violence. The prison staff and the inmates, who are in a higher position in the hierarchy, oppress the weaker ones. In this way, the power relations that already exist outside prison also persist inside.

 8. Punishments and measures inside jails are torture

Prison is a form of punishment. But the violent and humiliating treatment of imprisoned people does not end there. In prisons, there are other ways of sanctioning undesirable behavior, such as deprivation of yard time, solitary confinement in a bunker, or keeping the lights permanently on in the cell. In Germany, solitary confinement is a completely legal option. There, people can not only be locked up in isolation from other people. They can also be deprived of any sensory stimulation. This extreme form of isolation is also called white torture, because it leaves no physical traces. Torture - no matter in which form - destroys the psyche of the human being. 

 9 Jail stigmatizes for life

Although incarcerated people have served their " crime " according to the logic of punishment, they continue to be discriminated against after release. They face disadvantages in finding jobs, in the housing market, in receiving pensions, and in interpersonal relationships. The stigmatization of people with prison experience further hinders their reintegration into society. The poverty that brought most of them to prison is worse afterwards. Every third person ends up in prison again after release.

 10. Jail does not protect people affected by discrimination and violence

Criminal laws primarily protect property and positions of power, not people. Victims of (sexualized) violence repeatedly report the retraumatizing effects of criminal trials. The focus is on punishment and not on rehabilitation. In the end, neither the suffering of the victims is healed nor the violent behavior of the offenders is reduced. On the contrary: in prison, the future Nazis are recruited and toxic images of masculinity are reinforced. Prison is an obstacle to addressing and dealing with discrimination and violence in society.

 Summary:

The judicial system and jail affect your everyday life and the entire scope of society. Yet punishment and conditioning already begin within family, school, work, and government agencies. There, our behavior is shaped by the use of pressure. The greater the alleged misconduct, the greater the punishment. A large percentage of prisoners are in jail for poverty-related offenses. We demand that social inequality is problematized and not that the behavior of individuals is criminalized. We want a society in which it is possible to live together without violence and in a self-determined manner. To achieve this, people must be able to take responsibility for their behavior. We do not solve problems by locking up people. People need active support in dealing with violent behavior. We also need structures to support those affected by violence. We need a culture of direct intervention and action against discrimination and violent behavior.

 We don't want a queer, vegan jail with free phone and internet, we want no jail at all.Prison cannot be improved, it is a problem as a whole system! 

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