Statement des AJZ Erfurt zur Veröffentlichung eines Erfahrungsberichts über sexuelle Gewalt - Solidarität mit der Betroffenen!
Wir als AJZ Erfurt möchten unsere uneingeschränkte Solidarität mit der Betroffenen des letzten Erfurter Outcalls zum Ausdruck bringen! Wir erkennen an, dass es viel Mut und Kraft braucht, um die eigenen, sehr persönlichen Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt zu bearbeiten, zu teilen und schließlich öffentlich zu machen. Wir möchten uns für unser bisheriges Schweigen in Bezug auf den öffentlichen Outcall entschuldigen und allen von sexualisierter Gewalt Betroffenen unsere Solidarität aussprechen. Wir bewundern Euren und Deinen Mut!
Das AJZ muss das Geschehene aufarbeiten und sich mit , patriarchaler und sexualisierter Gewalt noch intensiver auseinandersetzen. Wir fühlen uns verpflichtet unseren Beitrag zu leisten, damit Sexismus in linken Strukturen nicht weiter fortbestehen kann. Das Problem sexualisierter Gewalt und Übergriffe innerhalb linker Strukturen ist nicht nur ein Problem einzelner Personen, sondern ein Thema, welches uns alle angeht.
Es kann nicht sein, dass Betroffene sexualisierter Übergriffe innerhalb linker, antifaschistischer Kontexte mit Spaltungsvorwürfen konfrontiert werden und massiv unter Druck geraten. Wir möchten klarstellen: Auch wir stehen an deiner Seite! Wir rufen Sebbo dazu auf, nachhaltig Verantwortung für die sexuelle Gewalt und sein patriarchales Handeln zu übernehmen und die Vorwürfe der Betroffenen anzuerkennen. Wir sprechen dem Täter ein reaktionsabhängiges Hausverbot aus. Die zeitliche Befristung ist vorbehaltlich auf ein Jahr angesetzt. Das Hausverbot wird erst aufgehoben, wenn ein ehrliches und nachhaltiges Problembewusstsein entstanden ist sowie Strategien entwickeln wurden, die erneuter sexualisierter Gewalt und Übergriffen durch ihn entgegenwirken. Wir erwarten eine Stellungnahme seinerseits und eine Aufarbeitung seiner Handlungen. Wir erwarten auch von seinem sozialen Umfeld und seinen Unterstützer:innen eine angemessene Auseinandersetzung mit seinen Handlungen. Täterschützer:innen tragen dazu bei, sexualisierte Gewalt zu verharmlosen und die Aussagen der Betroffenen unglaubwürdig zu machen.
Von Anfang an wurde unsere Unerfahrenheit deutlich, als Gruppe mit dem Thema sexualisierte und patriarchale Gewalt umzugehen. Die Reaktionen der involvierten Personen und des Vorstandes waren im ersten Moment geprägt von Ratlosigkeit, Überforderung und persönlicher Ungelöstheit vom Thema. Erste Versuche, das Thema losgelöst vom konkreten Übergriff zu diskutieren, scheiterten. Ein langer Prozess der Diskussionen endete ohne abschließendes Ergebnis. Die pandemische Situation hat eine kontinuierliche Auseinandersetzung in größerer Runde lange Zeit zusätzlich erschwert, wenngleich wir dies nicht als Entschuldigung für bisherige Versäumnisse unsererseits verstanden wissen möchten.
Wir sind davon überzeugt, dass es dringend nötig ist, dass insgesamt mehr Reflexion und Weiterbildung zu dem Thema stattfindet und Gruppen sich auch ohne Vorfälle sexualisierter Gewalt damit auseinandersetzen und einen Umgang finden, der die Betroffenen nicht alleine lässt, sondern sie unterstützt und ihre Bedürfnisse bzw. Forderungen anerkennt. Wir nehmen unsere Aufgabe an und sind diesbezüglich auch dankbar für Input und Unterstützung von außen.
AJZ Erfurt e.V.