Santiago Maldonado - das jüngste "Verschwunden"-Opfer des argentinischen Staates
Argentinien, Esquel: Seit über drei Wochen ist der Aktivist Santiago Maldonado nun "verschwunden". Zuletzt gesehen wurde er, als er bei der Räumung einer Straßenblockade der Mapuche durch die argentinische kasernierte Polizei geflohen und von selbiger aufgegriffen, geschlagen und in einen Transporter gezerrt wurde. Seitdem ist er "verschwunden".
Die blonden Hippies von El Bolson: Santiago (auch Hexer oder Lechu genannt) traf sich am Sonntag, 30. Juli mit seinem Freund Ariel und erzählte ihm, dass er die widerständige Mapuche-Gemeinde Cushamen besuchen wollte. Fünf Tage später machte sich Ariel Sorgen, da sein Freund nicht wieder zurück gekehrt war und rief ihn auf seinem Handy an. Irgendjemand ging an den Anruf dran, antwortete aber nicht. Nach 22 Sekunden brach die Verbindung ab.
Das ist die Version von Ariel, wie er sie dem Richter Guido Otranto schilderte.
Die Mapuche, die Santiago besuchen wollte, kennen Santiago gut und sind sich daher sehr sicher, dass es eben Santiago war, welchen die kasernierte Polizei am Morgen des 1. Augustes bei ihrem repressiven Einsatz gegen die Gemeinde zunächst schlugen und dann in einen Transporter zerrten.
Drei Wochen sind nun vergangen, seit Santiago Maldonado das letzte mal gesehen wurde und eine Lügengeschichte nach der anderen welche von offiziellen Stellen verlautbart wurden um sein Verschwinden zu erklären, zu rechtfertigen oder zu verleugnen ist seit dem zusammengebrochen: - Das die Mapuche und die Familie Santiagos die Nachforschungen behindern würden
- Das die Polizei auf eine Agression von acht Mapuche reagiert hätte, die mit Steinen geworfen haben sollen, wenn in Wirklichkeit vorher drei Frauen der Gemeinde zuerst belästigt und dann festgenommen wurden
- Das es lediglich eine "Bande" sein soll, welche darauf beharren würde, dass er verschwunden sei, obwohl es in Wirklichkeit eine Anzeige mit Zeugenaussagen durch die Apdh (Asamblea Permanente por los Derechos Humanos - übersetzt permanente Versammlung für die Menschenrechte) aus Esquel gibt.
Heute behaupten sie, dass es ja sein könnte, dass er an einem anderen Ort an einer Auseinandersetzung teilgenommen haben könnte, nämlich dem Abbrennen eines Postens in Epuyen durch die Gruppe Resistencia Ancestral Mapuche und dort durch ein Messer verletzt worden sein könnte. Worauf das basieren soll wissen auch nur sie selbst.
Paginal12 hatte sich mit dem Fall beschäftigt und klagt über die verspätete und schlampige Aufarbeitung des Falles: "Diese Verzögerung (in der Aufklärung) ist typisch für Fälle institutioneller Gewalt und daher ist es unausweichlich, die Ähnlichkeiten zu vorherigen Fällen von Verschwundenen in der Demokratie zu sehen. Es läuft immer so ab, zunächst werden die Ermittlungen verzögert, was den verdächtigten Kräften Zeit verschafft aufzuräumen. Danach werden ablenkende Versionen veröffentlicht, wie beispielsweise der Fund einer nicht identifizierbaren Leiche in Punta Lara, wenige Tage nachdem der Zeuge Jorge Julio López verschwunden ist."
Santiago ist somit das jüngste Beispiel, wie in Argentinien Leute aus der "Obhut" der Polizei verschwinden. Eine Demonstration der Madres del Plaza de Mayo hat in der Zwischenzeit in Buenos Aires stattgefunden, auf welcher gefordert wurde, dass Santiago lebend wieder aufzutauchen habe. Danach sieht es nach nun mehr als drei Wochen später leider nicht mehr aus und die Hoffnung schwindet. Das gewaltsame "Verschwinden" von Personen, auch innerhalb der Demokratie, ist eine Geschichte, welche sich leider widerholt.
Anmerkung des Autors: Dieser Artikel ist eine stark gekürzte und übersetze Fassung des Originals, welches auf Übersetzung im Translationtool wartet. ( https://de.indymedia.org/node/13572 ) Da ich es nicht schaffe, den kompletten Text zeitnah zu übersetzen, mir das Anliegen aber wichtig war, habe ich den Text stark gekürzt und versucht, die wesentlichen Punkte zu übersetzen. Was in dem Artikel nicht konkret angesprochen wird ist, wie die argentinische Polizei das Verschwinden Santiagos auch dazu benutzte, die Mapuche-Gemeinden unter dem Vorwand des Suchen nach Santiago komplett zu durchsuchen. Die Gemeinde kämpft für ihre Landrechte und macht dem momentan von Argentinien anerkannten Besitzer, dem Benetton-Konzern, das Land streitig.