[Wuppertal] “Talkurier”: Gegen Repression hilft Kämpfen!

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Wir als Redaktion des "Talkuriers” rufen auch zur am 27.10.20 in Wuppertal stattfindenden Demonstration “gegen Polizeigewalt und rechte Strukturen” auf (siehe de.indymedia.org/node/110502). Die Demonstration nehmen wir zum Anlass hier einen Artikel zu Polizeigewalt und Repression zu veröffentlichen. Der Artikel geht ausführlich auf die konkrete Situation in Wuppertal ein, die natürlich auch Thema bei der Demonstration ist.

Der Artikel wurde im Sommer 2020 verfasst und ist deshalb nicht mehr in allen Teilen auf dem aktuellsten Stand (mittlerweile hat sich die Corona-Situation wieder verschärft), ist aber vorallen im Bezug auf den Abschnit zu Wuppertal weiterin richtig.

Am 27. Oktober auf die Strasse!

Auftakt ist um 17:30 Uhr am Landgericht in Wuppertal! Ab 18:00 Uhr zieht die Demo los.

Gegen Repression hilft Kämpfen!

 

Die letzten Jahre zeichnen sich durch eine kontinuierliche Verschärfung autoritärer Tendenzen in Staat und Gesellschaft aus. Besonders zu nennen sind die Polizeigesetze in den Bundesländern, die der bewaffneten Staatsmacht deutlich mehr Spielraum im Vorgehen gegen Staatsbürger_innen ermöglichen. Auch die Asylgesetzgebung wurde ein ums andere Mal für die Betroffenenen verschlechtert. Ein weiterer Ausdruck der autoritären Entwicklung ist der Aufstieg der AfD.

 

Mit den in den letzten Jahren verabschiedeten Polizeigesetzen und dem massiven Erstarken faschistischer Kräfte in und um die AfD kommen zwei wichtige Punkte zusammen, die in ein immer aggressiveres Auftreten der Polizei münden. Zuletzt kam es bundesweit immer wieder zu sog. „Polizei-Skandalen“. Es kam ans Licht, dass Beamt_innen in rechte Aktivitäten verstrickt sind, z.B. Waffen horten für einen Tag X oder Drohbriefe (NSU 2.0, FFM) verschicken. Amad A. wurde in Kleve von der Polizei festgenommen und kam in Untersuchungshaft, obwohl er nicht der Gesuchte Amedy G. war, worauf er dann in seiner Zelle verbrannte. Jetzt ist klar, dass der Polizei schon wochenlang bekannt war, dass es sich bei Amad A. nicht um Amedy G. handelte und er also gar nicht erst in Untersuchungshaft hätte sein dürfen. Es wurde bekannt, dass ein Polizeibeamter Gründer einer Nazi-Vereinigung in Hamm war, auch in Wuppertal ist ein Polizeibeamter führendes Mitglied der AfD. Diese bekannten Vorkommnisse dürften jedoch nur die Spitze des Eisbergs sein.

 

Die massiven Ausweitungen der Befugnisse der Polizei durch die Polizeigesetze geben dem offensichtlichen Bedürfnis der Beamt_innen, unantastbar zu sein, starken Rückenwind und ihnen gleichzeitig weitreichende Legitimationen für willkürliches Handeln. Deshalb verwundert es nicht, dass das Vorgehen der Polizei nicht zuletzt auch in Wuppertal immer dreister, frecher und brutaler wird. Im Jahr 2019 kam es in Wuppertal sowie in Essen zu jeweils einem Toten durch die Polizei. Bei beiden Tötungen ist glasklar, dass die Polizei mitnichten in einer Notwehrsituation schoss oder um einen dritten Menschen zu schützen. Die oben skizzierte Entwicklung begünstigte diese Todesschüsse.

 

Corona bringt die Scheiße erst richtig zum Dampfen!

 

Als Mitte März der Lockdown eingeleitet wurde, fiel es der Polizei und den Ordnungsämtern zu, die vielfältigen Einschränkungen, denen die Bevölkerung unterworfen wurde, durchzusetzen. Ein – sogar für die Polizei – atemberaubender Machtzuwachs, denn nun durfte sie, weitgehend ohne Einschränkung, kontrollieren, wer sich mit wem wie treffen durfte. Auch jetzt, in der momentanen Lockerungsphase, steht zu befürchten, dass die Polizei immer wieder Angriffe gegen Feiernde (Jugendliche) durchführen wird. Jedes Wochenende ist von irgendwelchen Aktionen zu hören. Die Problematik besteht sicherlich immer, aber diesen Sommer wird sich die Situation voraussichtlich verschärfen. Die Menschen haben viel weniger kommerzielle (also geduldete) Möglichkeiten, zu feiern und die Polizei hat mit den Totschlagargument des Pandemieschutzes eine dauerhafte Begründung. Dass das ganze aber für Polizei und Ordnungsamt auch kräftig nach hinten losgehen kann, zeigt der Riot auf der Stuttgarter Ausgehmeile Mitte Juni.

 

Womöglich erst der Anfang?!

 

Denn weltweit lehnen sich Menschen gegen die wild gewordenen Schläger*innen und Totbringer*innen auf. Der Polizeimord an Georg Floyd Ende Mai in den USA führte dort zu einem gewaltigen Aufstand und die Welle der Proteste schwappte über die ganze Welt. So manche_r Rioter_in in Stuttgart hat wohl an Georg Floyd gedacht und daran, dass mensch sich der Polizeigewalt nicht unterwerfen muss.

 

Und in Wuppertal?

 

… haben wir es mit einer Polizei zu tun, die an fieser Gemeinheit und Brutalität bundesweit keinen Vergleich zu scheuen braucht. Die Wuppertaler Hundertschaften, insbesondere die 9. BPH, sind bundesweit als Schlägereinheit bekannt – und das wahrlich aus guten Gründen. Polizeipräsident Röhrl gibt sich recht erfolgreich Mühe, seine Vorgängerin Radermacher im Kampf gegen alles, was irgendwie „links“ ist, noch zu übertreffen.
Wenn wir uns die letzten Jahre Wuppertaler Polizeigeschichte anschauen, taucht ein Name immer wieder auf. Der Polizeihauptkommissar Patrick Gröteke ist zwar ein eher kleineres Licht am Polizeihimmel, aber umso mehr von dem Wahn besessen, die linke Szene Wuppertals zu zerschlagen. Auch, wenn er das den Menschen, die er regelmäßig bedrängt, ungefragt immer wieder gern erörtert, übertreibt Patrick seine Rolle. Angefangen damit, dass er regelmäßig mit dabei ist, vermeintliche Aktivist_innen in jeglichen Situationen – ob auf dem Nachhauseweg, beim Waldspaziergang oder bei einer Demo – zu belästigen, war er auch Einsatzleiter bei größeren Einsätzen, die das AZ betrafen oder fiel durch widerliche und gelogene Aussagen bei Gerichtsprozessen auf.

 

Er gab vor Gericht damit an, sich bestens in der Szene auszukennen, nur, weil er mal 3 Flaschen im AZ umgeworfen hat, als die Polizei 2009 mit höchstem Aufwand eine sog. „Jugendschutzmaßnahme“, aka Razzia, durchführte.
Vor Gericht aussagen musste er auch zum 11. April 2014, an dem HoGeSa-Nazis vor dem AZ einen Antifaschisten mit Messerstichen lebensgefährlich verletzt hatten. Der darauffolgende Erscheinen der Cops führte in klassischer Täter-Opfer-Umkehr zu einem unsäglichen Polizeieinsatz, der durch den polizeilich und notärztlich angeordneten Rückzug der Rettungssanitäter das Leben des Schwerverletzten gefährdete und gleichzeitig die traumatisierten AZ-Besucher_innen tätlich angriff. Wo auch immer Gröteke auftaucht, gibt es Stress. Das ist kein Zufall.

 

Auch, wenn der kleine Gröteke nicht ganz oben mitentscheiden darf, gehen inzwischen ziemlich viele alltägliche und auch ein paar größere Verbrechen (mit) auf seine Kappe.
Doch, egal, wie viele Überstunden er mit seinem Aggro-Hooligan-Trupp schiebt, die “linke” Szene zu zerschlagen, das kann er nicht schaffen. Auch, wenn sein Trupp vielleicht auf ihn hört, ist er doch nichts weiter, als ein erbärmlicher Provinzbulle.

 

Doch nicht nur Gröteke nervt – auch sonst gibt sich die Wuppertaler Polizei reichlich Mühe, insbesondere die Bewohner_innen des Ölbergs zu belagern, Überfallkommandos auf die Gathe zu starten oder nebenbei noch „Racial Profiling“ zu betreiben.

 

Unumstritten ist deshalb, dass nicht nur ein selbstüberschätzender Gröteke das Problem ist, sondern, dass die ganze Idee, die ganze Institution „Polizei“ abgeschafft hört. Denn das Problem sind nicht „einzelne“ Rechte in ihren Reihen, nicht „einzelne“, die sich auf „Tag X“ vorbereiten, nicht „einzelne“, die Leute aus rassistischen Motiven einsperren und ermorden – das Problem ist die gesamte Struktur und ihr Grundgedanke. Wir wollen keine fadenscheinigen Reformen – wir wollen, dass die Polizei und ihre autoritäre Rechtfertigung Geschichte sind. #Polizeiproblem

 

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