Gibt es in Berlin noch eine Linke und wenn ja, womit ist sie beschäftigt?

Gibt es in Berlin noch eine Linke und wenn ja, womit ist sie beschäftigt?

 

Heute fand am Brandenburger Tor eine Kundgebung von Menschen statt, überwiegend zumindest türkischstämmig, welche mit ziemlicher Sicherheit eine nationalistische Aussage hatte (bin leider des türkischen nicht so mächtig),

 

in jedem Fall aber Erdogan und die faschistoiden Verhältnisse in der Türkei verherrlichten.

 

Es waren gegen 15:00 Uhr mehrere hundert Menschen zusammengekommen (maximal 500), die gefühlt ungefähr 1500 Fahnen geschwungen haben. Nicht so viele Menschen eigentlich, obwohl diese sogar durch Busse mit auswärtigen Kennzeichen rangekarrt wurden.

 

Das ist etwas beruhigend, das es aber auch nur einen sehr schwachen Gegenprotest von etwa 50 Menschen gab, scheinbar ganz überwiegend kurdischstämmig, ist denn dann doch eher beunruhigend. Zumal man diese Gruppe an den Rand des Tiergartens gedrückt hatte und sie da nicht wirklich wahrnehmbar war.

 

Nun kann man ja natürlich skeptisch sein, wenn es um die Politik kurdischer Organisationen geht, da gibt es ja so manche fragwürdige Vorgehensweise und Haltung, wenn man nur an die Zusammenarbeit mit dem US-Imperialismus denkt. Allerdings ist ja unbestritten, dass es eine quasi faschistische Vorgehensweise des türkischen Staatsapparates gegen kurdische Menschen gibt. Und niemand wird ja wohl bestreiten, zumindest wenn es ein Linker ist, dass es eine Entwicklung hin zum Faschismus in der Türkei gibt. Also wirklich einige gute Gründe um einen deutlichen Gegenprotest auf die Straße zu bringen, dem war aber wie gesagt nicht so.

 

 

 

Am 5.11.2016 fand zum wiederholten Male eine Demonstration gegen Merkel statt, die, wie schon die vorhergehenden, durchaus von Nazis stark durchsetzt war. Waren die vorherigen Demos zwar noch relativ stark, aber schon mit einer Tendenz nach unten, so hatte das beschissene Wetter den Rechten diesmal zahlenmäßig mit das Genick gebrochen.

 

Konnten Linke und Antifaschisten mangels Masse und perfekter Abschottung durch den Polizeiapparat bei den vorangegangenen Demos fast gar nicht zum Zuge kommen, war diesmal doch mehr möglich. Zumal ja diese rechte Bande in der Nähe von jüdischen Einrichtungen auftauchen wollte und wenn sonst auch den einen oder anderen nichts aus seiner Bier-Ruhe bringt, das geht ja nun gar nicht. So ist es diesmal auch gelungen eine kurzzeitige Blockade der Demonstration durchzuführen.

 

 

 

Gemessen an den anderen Demonstrationen früherer Jahre war allerdings sowohl die Unterstützung der Aktivisten durch die Bevölkerung, die Anzahl der Demoteilnehmer wie auch das Ergebnis des Blockadeversuchs eher ernüchternd.

 

 

 

 

 

Zu guter Letzt noch der wichtigste Vorgang für meine Ausgangsfrage. Der eine oder andere der Linken dieser Stadt wird es vielleicht gar nicht wissen und auch die Umstände nicht bemerkt haben, aber es darf trotzdem geglaubt werden, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war in Berlin.

 

Nur mal kurz für den einen oder anderen zur Erinnerung oder für den einen oder anderen auch als absolute Neuigkeit. Der Führer des stärksten, kapitalistischen/imperialistischen Staates, der Anführer und Befehlsgeber für die westlichen Imperialisten, war in Berlin. Der Führer des Staates, der seit Jahrzehnten die Welt mit Krieg überzieht und dessen Militärführer in allen Konflikten dieser Welt ihre blutigen Pfoten mit drin haben. Seien es Kriege, ethnische, religiöse oder andere Konflikte, irgendwie mischt der US-Imperialismus bei allem mit.

 

Nun war der Führer dieses imperialistischen Staates mit dessen Erlaubnis diverse internationale Verbrechen begangen wurden, in Berlin. Es gab Zeiten, da hat der politische und Polizeiapparat dieser Stadt einen ganzen Stadtteil eingesperrt, damit Menschen nicht gegen den US-Präsidenten demonstrieren konnten. Oder bei anderer Gelegenheit, tausende von Menschen auf dem Nollendorfplatz mit Stacheldraht wie in einem Gefangenenlanger festgesetzt. Gute Nachricht, diese haben sich damals allerdings freigekämpft.

 

Zum Glück für die Obama- und US-Affinen Linken, sind diese Zeiten ja scheinbar vorbei. Man muss allerdings auch zugeben, dieser Führer der USA ist ja auch wirklich ein Netter, charmant, eloquent, für die Homo-Ehe, schwarz und dann hat er auch noch so eine nette Frau. Diese hat sich ja auch ganz heftig und zu Recht über Trump wegen dessen verbaler Übergriffigkeit gegen Frauen ausgelassen. Ich hätte nun erwartet, dass diese intelligente und offensichtlich sehr moralische Frau dann auch gleich mal die Verbrechen des US-Imperialismus abhandelt bzw. auch mal ein paar Worte darüber verliert, dass ihr werter Gatte Drohnenangriffe befiehlt, bei denen in der Regel in der Mehrzahl unschuldige Menschen getötet werden.

 

Aber da geht es ihr scheinbar wie nicht wenigen Linken Deutschlands, solche Nebensächlichkeiten kriegen sie einfach nicht mit. Und darum gibt es natürlich auch keine Notwendigkeit Demonstrationen gegen die Politik eines solchen Führers zu organisieren.

 

Das Gute dabei, man hat einfach mehr Zeit für die wichtigen Sachen des Lebens.

 

 

 

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