ITALIEN: DIE GITTERSTÄBE REICHEN NICHT AUS, UM DIE ANARCHIE EINZUSPERREN. SOLIDARITÄTSINITIATIVE MIT DEN ANARCHIST*INNEN DIE WEGEN DER OPERATION „SCRIPTA MANENT“ VOR GERICHT STEHEN (GENUA, 26.09.2020)

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Text zum Berufungsverfahren im Fall "Scripta Manent" gegen Anarchist*innen in Italien und darüber hinaus

 

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ITALIEN: DIE GITTERSTÄBE REICHEN NICHT AUS, UM DIE ANARCHIE EINZUSPERREN. SOLIDARITÄTSINITIATIVE MIT DEN ANARCHIST*INNEN DIE WEGEN DER OPERATION „SCRIPTA MANENT“ VOR GERICHT STEHEN (GENUA, 26.09.2020)

Originaltext auf Italienisch wurde am 08.09.2020 veröffentlicht

Kundgebung gegen die Repression in Solidarität mit den Anarchist*innen die wegen der Operation Scripta Manent verhaftet wurden.
Samstag, 26. September, 16.00 Uhr.
Genua, Piazza San Lorenzo

DIE GITTERSTÄBE REICHEN NICHT AUS, UM ANARCHIE EINZUSPERREN

Das Berufungsverfahren für die Operation Scripta Manent beginnt in Turin. Am 6. September 2016 wurden acht Anarchist*innen verhaftet und beschuldigt, eine „subversive Vereinigung mit dem Ziel des Terrorismus und der Untergrabung der demokratischen Ordnung“ gebildet oder sich daran beteiligt zu haben, eine Anschuldigung, die sich an etwa zwanzig Anarchisten richtete. Insbesondere wird beschuldigt, seit 2005 verschiedene direkte und bewaffnete Aktionen gegen die Sicherheitskräfte (Polizeipräsidium, Carabinieri-Kaserne und Carabinieri-Ausbildungsschulen, RIS), Staatsmänner (Bürgermeister, Innenminister), Journalisten, an der Umstrukturierung der Abschiebeknäste beteiligte Unternehmen und gegen den Direktor eines Migrantengefängnisses durchgeführt zu haben, die von der FAI und der FAI-FRI (Informelle Anarchistische Föderation – Revolutionäre Internationale Front) in Anspruch genommen wurden. Darüber hinaus, das Verfassen und Herausgeben anarchistischer Publikationen, einschließlich einer historischen Publikation der Bewegung, „Croce Nera Anarchica – Anarchist Black Cross“.

Im April 2019 wurden die Gefährt*innen Alessandro, Alfredo, Anna, Marco und Nicola mit dem Urteil des Prozesses ersten Grades zu Haftstrafen zwischen 5 und 20 Jahren verurteilt, während weitere 18 freigesprochen und zwei von ihnen freigelassen wurden. Im Fall von Alfredo und Nicola wurde der vorherigen Strafe wegen der Verletzungen des Generaldirektors von Ansaldo Nucleare, Roberto Adinolfi, eine langjährige Haftstrafe hinzugefügt. Eine Aktion, die am 7. Mai 2012 in Genua durchgeführt und von den beiden Gefährten während des Prozesses, der ihrer Verhaftung im September desselben Jahres folgte, vor Gericht stolz in Anspruch genommen wurde.

Die von Staatsanwalt Roberto Sparagna geleitete Untersuchung „Scripta Manent“ versucht, die verschiedenen theoretischen Auffassungen der anarchistischen Bewegung neu zu interpretieren und instrumentell für repressive Zwecke in vermeintlichen „Milieus“ und „Exponenten“ gleichermaßen zu schematisieren, wobei zwischen schlechten und gefährlichen Anarchisten unterschieden wird, von den guten, wobei versucht wird, die Gefährt*innen mit dem Ziel zu isolieren und sie Jahre in Haft und Sonderhaft zu begraben.

Tonnenweiße Zement auf sie zu schütten und vor allem – das ist es, was die Staatsdiener, Inquisitoren und Richter erwarten – auf den Praktiken, deren sie beschuldigt werden. Aktionen, die es geschafft haben, dem Kampf Kontinuität zu verleihen und die soziale Befriedung der letzten zwanzig Jahre zu brechen, indem sie ohne Umwege einen radikalen Konflikt gegen die Macht, gegen den Staat, seine Institutionen, seine Gefängnisse und seine Kerkermeister, gegen Herrscher, Mächtige und Bosse unterstützten, die heute wie gestern ihre Uniform und ihr Werk gewiss nicht verlassen haben: unterdrücken, ausbeuten, beherrschen, unterwerfen, um im Namen der Ordnung, des Profits, des Landes, der Interessen aller Zeiten zu töten.

Irgendjemand bezahlte für den nuklearen Genozid, jemand bezahlte für das Militär und die Kriegseinfälle in ihre ressourcenverarmten Gebiete, jemand bezahlte für die institutionelle Gewalt des Staates und der Polizei, jemand bezahlte für die Segregation in den Abschiebeknästen und den Gefängnissen.

Angeklagt sind auch die revolutionären Praktiken und Methoden, auf den nuklearen Genozid, den Krieg und Militarismus, die Plünderung der territorialen Ressourcen, die institutionelle Gewalt des Staates und der Polizei, die Segregation in den Gefängnissen und Konzentrationslager, genannt Abschiebeknäste, wofür unsere Gefährt*innen aus Turin beschuldigt werden. Wir verteidigen sie mit Nachdruck, weil sie als Schimmer von Freiheit in einer Welt der Unterwerfung auf diejenigen einschlagen, die für unseren Zustand der Ausbeutung und Unterdrückung verantwortlich sind, und die Gelegenheit bieten, kritisch und radikal über das Wesen der Unterdrückung selbst nachzudenken, indem sie den idealen Traum und die ideale Realität, für die wir kämpfen, vorwegnehmen.

Genauso empfinden wir aus den gleichen Gründen die Tat, derer Juan beschuldigt wird, einen Angriff auf ein Hauptquartier der Liga Norte in Treviso im August 2018, dessen Prozess im November dieses Jahres in Treviso beginnen wird. Wir widmen diesem Gefährten, dem es bis zu seiner Verhaftung im Mai 2019 gelang, für einige Jahre der erstickenden Kontrolle zu entkommen, der wir in der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung unterworfen sind, die den von der Macht aufgezwungenen Weg verließ und damit entschlossen seine eigene Entschlossenheit und individuelle Autonomie bekräftigte, einen Gedanken des Zorns und der Zuneigung, der es verstanden hat, unkontrollierbare Wege der Freiheit zu gehen.

Wir bekräftigen, dass Vielfalt, Pluralität, Debatten und sogar Polemik schon immer zu den großen Reichtümern der anarchistischen Bewegung und des Anarchismus im Allgemeinen gehörten. Wir bekräftigen, dass die Praktiken, derer unsere Gefährt*innen beschuldigt werden, ein lebendiger und ununterdrückbarer Ausdruck des Kampfes gegen die Autorität sind, ein integraler Bestandteil der Erfahrungen und Kämpfe der revolutionären Bewegung. Heute wie gestern sympathisieren wir offen mit den Angeklagten der Operation „Scripta Manent“, mit Juan, aber auch mit Flavia, Francesca, Nico, Roberto, Claudio und Carla, den Gefangenen der letzten Repressionsoperationen.

An diesem Tag grüßen wir auch Beppe und Natascia, die seit mehr als einem Jahr im Gefängnis sitzen und beschuldigt werden, revolutionäre Solidarität mit den Gefangenen und Unterdrückten zu praktizieren. Unsere ganze Unterstützung geht an sie sowie an alle Anarchist*innen und Revolutionäre, die in Italien und in der Welt in Staatsgefängnissen inhaftiert sind.

Die Isolation durchbrechen!

Anarchist*innen und Solidarisch

 

GEPLANTE INITIATIVEN IN TURIN UND ALESSANDRIA

Wir erinnern an einige andere Initiativen, die in diesem Monat im Rahmen der Solidaritätsmobilisierung mit den Angeklagten des Prozesses „Scripta Manent“ durchgeführt werden und die mehrere Städte beleben werden.

Montag, 7., Dienstag, 8. und Mittwoch, 9. September: Solidarische Präsenz im Bunkerraum des Gefängnisses Le Vallette in Turin am 7. und 9. September, wenn der Staatsanwalt wieder sprechen wird, denn in diesem Raume findet die Strategie der Mächte statt, die gegen die Anarchist*innenen sind.

Donnerstag, 24. September ab 9.00 Uhr: Hilfeleistung im Bunkerraum des Gefängnisses Le Vallette in Turin. Die solidarische Präsenz findet sowohl innerhalb als auch außerhalb des Raumes statt.

Samstag, 26. September um 11.00 Uhr: Solidaritätspräsenz auf der Piazza Borgo Dora in Turin.

Sonntag, 27. September ab 15.00 Uhr: Kundgebung auf der „S. Michele“ in Alessandria (Bundesstraße nach Casale 50 / A).

Solidarität mit den Angeklagten im Prozess „Scripta Manent“.

Feindlich gegenüber der Entfremdung von Videokonferenzprozessen und Maßnahmen zur Vermeidung von Solidarität im Gerichtssaal. Gegen alle Formen der Inhaftierung. Nicht zu vergessen die Proteste und Unruhen in den Gefängnissen im vergangenen März, die vom Staat mit 13 Toten, Schlägen und massiven Verlegungen unterdrückt wurden.

Bekräftigung, dass es richtig und notwendig ist, zu kämpfen.

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