Knast Plötzensee: „diese Entlassung rettet mein Leben“

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Ein Gefangener, welcher im Knast Plötzensee saß, wurde nun freigelassen aufgrund erheblich gesundheitlicher Probleme, welche dringend behandelt werden müssen. Allerdings war es für ihn nicht leicht, die Entlassung zu erreichen, im Gegenteil.

Seit einem Jahr teilte der Gefangene dem Knast mit, dass er Herzbeschwerden hat. Vor allem seit den Monaten ab Februar, also mit Beginn der Pandemie, war es ihm wichtig, entlassen zu werden. Wie berichtet, gab und gibt es im Knast fast keine Möglichkeit, sich vor dem Virus zu schützen (Berichte zum Knast Plötzensee können hier nachgelesen werden). Risikopatienten, so auch der betroffene Gefangene, waren und sind also dem Virus frei ausgeliefert und im Knast viel mehr davon bedroht, als draußen.

 

Mitte August wurde er nun endlich entlassen und in ein Krankenhaus eingewiesen. Hier wurde festgestellt, dass ein bereits früher behandeltes großes Blutgefäß des Herzens wieder zu 95% verstopft war. Dieses musste durch mehrere Stents behandelt werden. Zu befürchten sei außerdem, dass der Ex-Gefangene, vor allem in den letzten Monaten seiner Knastzeit, mehrere Herzinfarkte ohne Behandlung im Knast überlebt hat. Ein Verschluss der Gefäße der Hinterwand liegt klinisch wohl ebenso nahe und wird wohl in Zukunft abgeklärt und behandelt.

„Die Ärzte der JVA Plötzensee haben mich über ein Jahr trotz regelmäßiger Mitteilung der Beschwerden keinem Kardiologen vorgestellt und ohne nähere Diagnostik behauptet, mit dem Herz sei alles in Ordnung“.

Das dem nicht so ist, zeigen eindeutig die endlich vorgenommen ärztlichen Untersuchungen.

Geschichten wie diese sind kein Einzellfall. Auf die Gesundheit und das Leben der Gefangenen wird im Knast meist keinen Wert gelegt, Menschen sterben hinter Gittern, weil Knast tötet. Entweder sterben sie aufgrund der strukturellen Bedingungen im Knast wie Isolation und der damit verbundenen Folter, Unterdrückung und/oder Rassismus oder sie sterben, weil der Knast medizinisch nötige Behandlungen verwehrt. Vor allem in Corona Zeiten kann die Verweigerung der medizinischen Behandlung Gefangenen das Leben kosten. Wir sind froh darüber, dass es in diesem Fall nicht soweit kommen musste und wünschen dem Betroffenen Freiheit und Gesundheit!

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