Forderung nach öffentlicher Debatte

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Wir, ein Zusammenschluss aus Einzelpersonen, suchen die öffentliche Auseinandersetzung bezüglich verschiedener Täter und Täterschützer*innen Vorwürfe, die seit einigen Monaten in linken Kreisen in Dresden kursieren. Diese Vorwürfe sind bisher diffus und nicht greifbar, was eine politische und kritische Aufarbeitung unmöglich macht. Mit der Veröffentlichung verschiedener Texte wollen wir nun eine öffentliche Auseinandersetzung anstoßen, um weitere Mundpropaganda und vage Vermutungen zu unterbinden.

Einleitungstext:

Wir, ein Zusammenschluss aus Einzelpersonen, suchen die öffentliche Auseinandersetzung bezüglich verschiedener Täter und Täterschützer*innen Vorwürfe, die seit einigen Monaten in linken Kreisen in Dresden kursieren.
Diese Vorwürfe sind bisher diffus und nicht greifbar, was eine politische und kritische Aufarbeitung unmöglich macht.
Mit der Veröffentlichung verschiedener Texte wollen wir nun eine öffentliche Auseinandersetzung anstoßen, um weitere Mundpropaganda und vage Vermutungen zu unterbinden. Denn diese führen nur dazu, repressiv gegen Personen vorzugehen, ohne dabei tatsächlich Schutzräume oder eine Aufarbeitung zu eröffnen. Den formalen Weg über die Veranstaltenden, an die Betroffenen heranzutreten sind wir bereits gegangen, aber haben auch nach Monaten keinerlei Rückmeldungen und inhaltliche Auseinandersetzungen seitens der Betroffenen erfahren.

Was ist bisher passiert:

Im Sommer gab es ein Workshopwochenende, bei dem zwei Personen per Aushänge (siehe Bild weiter unten) im Gelände ein Tätervorwurf gemacht wurde. Dieser Aushang wurde als Stellungnahme von der Gruppe „Women defend Rojava“ bei ihrem Workshopslot vorgelesen. Die Gruppe „Women Defend Rojava“ ist danach sofort nach Hause gefahren und hat gefordert, dass nicht über das Problem gesprochen wird, sondern die Personen einfach zu entfernen seien. Dementsprechend verwirrt waren viele Teilnehmer*innen und niemand konnte klar artikulieren, worum es eigentlich ging. Der vermeintliche „Täter“ hat dann freiwillig das Gelände verlassen, um nicht mehr Menschen zu verunsichern, obwohl er dort zum ersten Mal mit dem Vorwurf konfrontiert wurde.

Im Anschluss gab es verschiedene Debattenbeiträge von Einzelpersonen zu dem Vorgehen der Gruppe. Eine Auseinandersetzung oder Aufarbeitung folgte jedoch nicht, wobei dies in den Debattenbeiträgen gefordert wurde. Was folgte waren verschiedene andere Situationen, in denen die gleichen Vorwürfe laut wurden. Und wieder wurde nicht benannt, was das Kernproblem ist.
Deswegen gehen jetzt wir den Weg, den Verlauf öffentlich zu machen und fordern eine tatsächliche Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit den Vorwürfen, um sexistische Strukturen zu durchbrechen.

Im folgenden findet ihr den Aushang der Gruppe „Women Defend Rojava“ und die Debattenbeiträge von Einzelpersonen dazu. Außerdem wurde das Kollektiv, in dem einer der Personen aktiv war, der der Tätervorwurf gemacht wurde, um eine Stellungnahme gebeten. Auch diese findet ihr im weiteren Verlauf.

Uns geht es nicht darum, unsolidarisch mit Betroffenen zu sein. Uns geht es darum, eine Aufarbeitung anzustoßen, um Sexismus und Machtstrukturen sichtbar zu machen, diese kritisch zu reflektieren und Empowerment zu schaffen.

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Im Folgenden veröffentlichen wir nun die zwei Debattenbeiträge von Einzelpersonen, welche genauso an die Gruppe WDR übermittelt wurden.
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>>>Text Nr. 1

Vorab ein kurzes Gedächtnisprotokoll der Ereignisse aus meiner Sicht in Stichpunkten:

- Spontanes mitfahren zu einer politischen Weiterbildung
- Hoffnung auf sinnvollen Austausch sowie Vernetzung
- im Vorfeld Erwähnung eines Bekannten, dass seine Gegenwart nicht erwünscht ist: dass sie sich unwohl fühlen mit dieser Person, Begründung keine (dazu später mehr)
- Bekanntgabe des WDR Vortrags, sei nicht mehr FLINT sondern für alle, mit nachdrücklicher Aufforderung, dass es wichtig sei diesen zu besuchen
- ein Genosse nahm teil, kam nach nicht mal 10 Minuten zurück und gab uns das Statement
- Statement wurde verlesen
- Personen welche sich unwohl mit dem Bekannten fühlten sind direkt wieder gefahren
- erstes sehr mulmiges Gefühl auf dem Gelände; Fragen kommen auf, worum es hier geht
- währenddessen wurde das Statement überall angebracht
- Krisengespräch wurde einberufen, Rücksprache mit den Betroffenen gehalten, ob ein zumindest abstraktes Gespräch losgelöst von den Ereignissen mit den Teilnehmer:innen gewünscht sei, da in dem Statement geschrieben steht, dass keinerlei Diskussion oder Nachfragen gestellt werden sollen
- nach der Verneinung wurde sich gemeinsam hingesetzt und darauf hingewiesen, dass Personen welche sich getriggert fühlen sich an eine der 3 Ansprechpartner:innen wenden können
- Versuche von Teilnehmer:innen, Solidaritätsbekundungen gegenüber den Betroffenen zu äußern, wurden abgelehnt, da es nicht den Wünschen der Betroffen entspricht
- zwei Personen nahmen ihren Mut zusammen um sich gegen einen vermeintliche Täteranwesenheit auszusprechen
- es wurde sich darauf geeinigt, dass die Person das Gelände nach einer kurzen Pause verlässt, während die Workshops wieder laufen
- eine Person merkte an, dass sie sich nicht vorstellen könnte, dass mensch jetzt so alleine mit der Situation gelassen zu werden
- sichtbare Überforderung einzelner Personen
- im Nachgang konnte ich einzelne Menschen sehen, welche weinten oder versuchten zu verstehen worum es ging

Ich möchte hier auf die genannten Begriffe von euch eingehen, vor allem in dem Bewusstsein, dass es sehr herausfordernd erscheint, dieses Konzepte 1zu1 auf die deutsche Linke zu übertragen:

Community Accountability (engl., etwa ‚Gemeinschaftsverantwortung‘):

Ist eine gemeinschafts- und nicht polizei- und gefängnisbasierte Strategie, um auf Gewalt, einschließlich häuslicher und sexueller Gewalt und Kindesmisshandlung, zu reagieren. Sie zielt darauf ab, dass eine Gemeinschaft – ein Freundeskreis, eine Familie, eine Gemeinde, eine Arbeitsstätte, ein Appartement-Komplex, die Nachbarschaft etc. – prozesshaft zusammenarbeitet, um folgendes zu verwirklichen:

•Unterstützung von betroffenen Personen, Gewährleistung ihrer Sicherheit und
Selbstbestimmung
•Verantwortungsübernahme durch den/die Gewaltausübende und Verhaltensänderung;
•Maßnahmen innerhalb der Community, die gegen Unterdrückung und Gewalt gerichtete
Haltungen und Praxen stärken;
•Strukturelle Veränderung der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse, die für den
Fortbestand von Gewalt verantwortlich sind.

Ich teile diese Werte und besuche Veranstaltungen in Linken Räumen in dem Verständnis, dass auch alle Beteiligten der Veranstaltung diesen Werten zustimmen, bzw. mindestens gut heißen würden (ich möchte hier anmerken, dass ich nicht für andere Menschen und deren Vorstellungen sprechen kann und möchte, sondern es sich hier um eine Mutmaßung von mir handelt)Leider ist mir nicht verständlich, wie ein gemeinsamer Prozess stattfinden soll, wenn einer Gruppe untersagt wird über Probleme zu sprechen.

Was genau ist die Intention hinter diesem Verfahren? Geht es darum, dass Betroffene sich dort wohlfühlen können? Falls ja, warum verlassen sie nach der Verlesung des Statements das Gelände? Wenn dieser Moment zu aufwühlend oder herausfordernd für die Betroffenen ist oder war, dann hätten wir als Gemeinschaft daran gemeinsam arbeiten können, dass dieses Gefühl bewältigt oder zumindest aufgearbeitet wird.

Ging es auch darum potentielle neue Betroffene vor sexualisierten Übergriffen zu schützen? Diesen Punkt könnte ich nachvollziehen, da die Anwesenheit einer potentiellen Täterperson ohne Frage ein sehr beklemmendes Gefühl ist. Jedoch wurden wissentlich alle Teilnehmer:innen der Situation ausgesetzt.

Wollte auf generelle strukturelle Probleme aufmerksam gemacht werden? Falls dies der Punkt ist, wäre wiederum eine Diskussion über sexualisierte Übergriffe innerhalb der Szene und den Umgang mit diesen sehr wichtig gewesen. Diese wollten oder konnten die Betroffen nicht führen und es wurde allen Anwesenden abgesprochen.

In meinen Augen hat Verantwortungsübernahme stattgefunden, da sich entschieden wurde, dass die potenzielle Täterperson das Gelände verlassen soll. Jedoch habe ich diesen Moment nicht als Stärkung empfunden, da eine Diskussion darüber gänzlich unmöglich war. Es hat sich angefühlt wie eine Erpressung. Wir konnten uns nur gegen eine Teilnahme des Täters entscheiden, als es in den Augen der Betroffenen schon zu spät war.

Welche strukturelle Veränderung hat durch diesen Moment stattgefunden? Dass Menschen, welche sich politisch engagieren wollen einem Misstrauen in alle Richtungen ausgesetzt werden, sich mutmaßlich zu Täterschützer:innen machen, wenn sie nicht eine Person des Geländes verweisen? Wenn es darum ging, den Täter zu entlarven ist dies zwar gelungen, aber es fühlte sich an als sollte die komplette Veranstaltung gesprengt werden, da sämtliche Gespräche darüber untersagt wurden. Es ist in meinen Augen zu viel verlangt, einen Vorwurf zu bringen und dann zu erwarten dass alle weitermachen, als wäre nichts geschehen. Oder wäre das euer Wunsch gewesen? Ist es eine strukturelle Veränderung, wenn mensch ein Thema verdrängt, statt es zu behandeln? Für mich wirkt dies, wie eine Erschaffung einer neuen Blase und nicht wie der Wille eine Gesellschaft zu bilden welche Verantwortung übernimmt und eine Verhaltensänderung bei Täter:innen bewirken kann.

Es stellt sich durchaus die ernst gemeinte Frage: Wie soll eine Gemeinschaft Verantwortung übernehmen, wenn Probleme und Übergriffe nicht transparent und öffentlich diskutiert werden? Soll nicht heißen, dass ich mir wünsche, das Betroffene ihr Trauma stets wiederholen müssen bzw. offenlegen sollen. Im Gegenteil, es gibt Vertrauenspersonen an die mensch sich wenden kann und diese könnten genauso gut die Fälle abstrakt offen legen und Gespräche für Betroffene führen und deren Positionen immer wieder klarstellen. Keine Person muss und sollte dies alleine machen müssen. Verantwortung kann jedoch nur mit Transparenz über Probleme einhergehen. Für mich wirkte diese Situation wie eine, an der ich mich als teilnehmende Person nicht aktiv beteiligen konnte.

Warum wurden Privatgespräche und Entscheidungen der Einzelpersonen über die Gruppen bzw. teilnehmenden Personen gestellt? War es aus dem Grund heraus, die Personen auf dem Gelände zuschützen? Ohne eine gemeinsame Absprache empfinde ich dies als nicht richtig. Die Kritik bzw. dieses Statement hätte meiner Meinung nach schon Freitag, mit Beginn der Veranstaltungen auf den Tisch gebracht werden müssen. Ich stelle diese Forderung aus dem einfachen Grund, dass egal ob potenzielle Täter:innen anwesend oder nicht anwesend sind, es immer ein aktuelles Thema sein sollte, vor allem bei einer Gruppe wie WDR.

Transformative Justice:

Definition: „Transformative justice [ist] ein befreiender Ansatz gegenüber Gewalt [...], der darauf abzielt, Sicherheit und accountability zu gewährleisten, ohne dabei auf Entfremdung, Bestrafung und staatlicher oder systemischer Gewalt, die auch Inhaftierungen und Überwachung beinhalten, zu beruhen.“ Die dort geschaffene Situation war definitiv eine bestrafende für die Teilnehmer:innen sowie die Veranstalter:innen bzw. die Organisator:innen. Auch ging es sehr offensichtlich um einen Ausschluss. Es wurde im Vorfeld überwacht und auch während der Veranstaltung wurden Personen die den Ausschluss planten in Kenntnis gesetzt, dass mindestens eine, der wie im Statement herauskam, Person auf dem Gelände ist.

Um euch aufzuschlüsseln was ich mit Strafe meine:

Ihr habt bewusst Menschen folgenden Situationen ausgeliefert: Ohnmachtsgefühle, Handlungsunfähigkeit, mögliche Traumata, Definitionsmacht ohne euch vorher darüber zu informieren, wie es den anderen Personen damit geht und ob sie damit bereits schon Erfahrung haben. (Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass diese Zustände, ausgenommen Definitionsmacht vllt., ebenso bei staatlicher Gewalt angewandt werden) Sie wurden bestraft indem a) nicht nur der Workshop/Vortrag nicht stattgefunden hat b) sich alle Teilnehmer:innen sich als Täterschützer:innen begreifen mussten, sondern auch c) sich sämtlichen Gesprächen entzogen wurde und sogar d) allen dort Anwesenden mit dem Statement und telefonischer Rücksprache untersagt wurde darüber zu sprechen. Alles in allem wirken all diese Punkte sehr wohl wie eine willkürliche Strafe, aus denen die Teilnehmer:innen meiner Meinung nach nicht einmal was lernen können, außer dass sie lieber nichts sagen sollten. Das bricht mit sämtlichen linken Diskursen.

Mit Überwachung meine ich, dass nicht nur im Vorfeld es den Versuch gab durch persönliches Telefonat eine der Personen am kommen zu hindern, sondern dass auch auf dem Gelände mensch noch mal zu einer Dringlichkeit einer Veranstaltung hingewiesen wird, und es auch im Nachgang sehr deutlich wurde, warum. Da eine „ungewollte Person“ in unserem Kreis saß. Es ging um einen systematischen Ausschluss einer Person und um Bestrafung. „Transformative justice hat das Ziel, Menschen, die Gewalt erfahren, eine unmittelbare Sicherheit sowie langfristig angelegte Heilungs- und Wiedergutmachungsprozesse zur Verfügung zu stellen, indem gewaltausübende Personen in und durch ihre Umfelder zur Verantwortungsübernahme bewegt werden. Diese Form der accountability beinhaltet dabei die Gewalt unmittelbar zu unterbrechen, die Verpflichtung, zukünftig keine Gewalt mehr auszuüben, und Angebote zur Wiedergutmachung für die verübten Grenzverletzungen. Solche accountability-Prozesse benötigen eine stete Unterstützung und einen transformativen Heilungsprozess für Personen, die sexualisierte Gewalt ausgeübt haben.“

Haben Personen durch diesen Ausschluss Heilung erfahren? Für mich wirkte es eher wie ein unsensibler Machtmissbrauch der Gruppe gegenüber. Unterstützend konnte keine Person handeln, außer blind über den Täter zu urteilen.

Täterschutz:

Da ich diesbezüglich keine einheitliche Definition welche nicht rechtsstaatlichen Grundlagen entspricht muss ich mit den mir nach meinen erarbeiteten Kenntnissen arbeiten, auch die Gefahr hin, dass ich nicht alle Grundlagen und Fakten richtig verstanden und eingeordnet habe. Nach meinem Verstehen ist Täterschutz ein wissentliches Verschweigen und Tolerieren von
Täterpersonen im unmittelbaren Umfeld. Ich möchte die Wahrnehmung der Betroffenen nicht angreifen, deswegen kann ich mir kein Urteil an dieser Stelle erlauben. Wenn im Vorfeld bekannt gemacht wurde, dass ein Täter vorhat diese Veranstaltung zu besuchen, dann ist meiner Meinung nach das Übergehen der betroffenen Personen in diesem Fall nicht richtig gewesen. Was ich jedoch
zu Bedenken geben möchte ist folgendes: eine Äußerung über das Unwohlfühlen mit einer Person reicht nach meinem Ermessen (was ich natürlich in keinster Weise auf alle beziehen kann und möchte) nicht aus. Wir sollten in der Lage sein Fakten zu benennen. Wenn der Fakt eines sexualisierten Übergriff besteht, dann sollte er auch im Vorfeld als dieser benannt werden. Warum es wichtig ist, dies zu benennen (auch hier möchte ich erneut anmerken, dass ich es aus meiner Sicht schreiben kann, mir aber darüber bewusst bin, dass diese Sicht nicht für alle gelten kann und soll, es geht mir um eine Diskussion über die Veranstaltung, sofern dies den Betroffenen möglich ist).

Ich und auch sehr viele andere Menschen die ich kenne, fühlen sich sehr häufig unwohl in (linken) Räumen, da wir alle einer ständigen Bewertung ausgesetzt sind. Sei es nun über unsere Kleidung, unser generelles Erscheinungsbild, unsere Sprache oder Wissensstand. Mir fällt es schwer mich in der Öffentlichkeit zu äußern, aus Angst, dass ich jemanden angreifen, verletzen oder diskreditieren könnte. Dennoch möchte ich mein politisches Engagement über diese Dinge stellen, weil ich denke dass wir unsere Ängste nur gemeinsam abschaffen können. Einzelpersonen, welchen ich vertraue, wissen um diese Angst und dieses Problem Bescheid und können mir notfalls helfen, wenn ich mich unwohl fühle.

Waren diese Telefonate im Vorfeld ebenfalls Gespräche mit Vertrauenspersonen von den
Betroffenen, bzw. wussten sie um die Übergriffe Bescheid?

Denn in diesem Fall, ist es ein Fehler wenn sie einstimmten den potenziellen Täter nicht auszuladen. Wenn sie es jedoch nicht wussten, muss ich ehrlich eingestehen, dass die Verurteilung der Veranstalter:innen sowie Organisator:innen als Täterschützer:innen nach meinem (privilegierten, da ich selbst nicht in dieser Situation stecke) Ermessen zu harsch ist. Ja, es ist ein schmerzhaftes Thema, sexistisches Verhalten und Übergriffe immer wieder sichtbar zu machen, und ja ich verstehe durchaus, falls es Situationen gibt, in denen mensch das nicht machen möchte, da dies kräftezehrend sein kann und ist. Ich denke aber, dass Informationen Menschen zugänglich gemacht werden müssen und sollten, notfalls eben über Vertrauenspersonen und oder Menschen die sich dem Thema annehmen möchten. Wir können nur an Problemen und Übergriffen arbeiten, wenn wir diese klar benennen und eine Heilung aushandeln, sofern die Situation dies hergibt. Sonst denke ich aus meiner Position, dass es nicht selbstermächtigend ist, sondern ein Fallenlassen in die Opferposition und aus dieser denke ich, gilt es auszubrechen, gemeinsam im besten Fall. Es erscheint jedoch willkürlich, wenn Dinge nicht benannt werden und ist schlichtweg intransparent. Einer Gruppe wird so jegliche Diskussions- und Weiterentwicklungsbasis genommen.

Eine Anmerkung von mir zu einem der Übergriffe: Wenn mensch eine Kollektiventscheidung als eine Person definiert, die durch andere den Rücken gestärkt bekommt, Zitat: „die andere Person bewertete die Leistung einer Genossin in einem Kollektiv nach sexistischen Stereotypen, was zu einem Ausschluss führte, da andere Beteiligte ihm den Rücken stärkten.“, dann hat man meiner Ansicht auch Kollektive und deren Entscheidungsfindung nicht verstanden. Ob dieses Kollektiv nach sexistischen Werten handelte weiß ich nicht und möchte diese Wahrnehmung hier nicht anzweifeln, ich möchte aber zu bedenken geben, dass es keine Einzelpersonen in Kollektiven geben sollte und „andere Beteiligte“ bedeutet für mich Kollektiventscheidung. Vielleicht wäre eine allgemeine Kollektiv-Kritik hier angemessener.

Eine Anmerkung von mir zu der Verwendung des Begriffs Täter:in: Ich kann durchaus verstehen, dass mensch bewusst einen negativ besetzten Begriff für sexualisierte Übergriffe bzw. Gewalt wünscht. Auch ich habe in diesem Text ausschließlich diesen Begriff verwendet um nicht die Vermutung aufkommen zu lassen, dass ich die Vorwürfe der Betroffen nicht ernst nehme. Ich denke jedoch, wenn wir über weiterentwickelnde Prozesse diskutieren wollen und auch dementsprechend arbeiten möchten, sollten wir eventuell darüber nachdenken, ob der Begriff Täter:in nicht zu negativ besetzt ist für Prozesse dieser Art. „Als Täter wird allgemein jemand bezeichnet, der eine Tat ausführt oder etwas getan hat, insbesondere ein Straftäter.“ Laut dieser Definition klingt diese Bezeichnung nicht negativ, jedoch leben wir derzeit in einem System, in dem Täter vor allem in Gerichtsprozessen verwendet wird. Ich denke, dass potentielle Täter:innen nicht wirklich empfänglich für diesen Begriff sind. Wenn mensch selbst einen Täter- oder Täterschützer:in-Vorwurf bekommt, fühlt es sich vermutlich an, als hätte mensch einen Mord begangen, eine Person vergewaltigt. Natürlich kann dies gerechtfertigt werden, mit der Dringlichkeit der Übergriffe, dieses Problem aufzuzeigen. Ich denke jedoch, dass es in solchen Fällen auch legitim ist, von ausübenden Personen zu sprechen. Um die Empfänglichkeit des Prozesses zu steigern.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass ich es begrüße, wenn vermeintlich private Probleme auf eine politische Ebene gehoben werden. Ich würde mir jedoch wünschen, dass im privaten auch so gehandelt werden würde. Nach meiner Beobachtung und meinem Wissensstand wussten beide Täterpersonen nicht über die bestehenden Vorwürfe Bescheid und somit war ihnen auch keine Möglichkeit der Wiedergutmachung vor allem aber der Aufarbeitung gegeben. Ich meine damit, dass es nicht schlimm ist, nicht geklärte Konflikte zu haben, jedoch müssen diese weiterhin ausgetragen werden bzw. vor Allem sichtbar gemacht werden. An einen fremden Ort zu kommen und vielen Personen Vorwürfe zu machen und diesen Ort diskussionslos wieder zu verlassen, mag in dem Moment für euch als ermächtigend gewirkt haben. Ich habe mich jedoch ohnmächtig und fassungslos gefühlt. Wie soll ich etwas verändern, wenn ich zu spät von etwas erfahre und mir ein Austausch darüber untersagt wird? Wie sollen Prozesse geführt werden, wenn Vorwürfe nicht benannt werden?

Ich wünsche mir eine kritische Auseinandersetzung mit den Vorkommnissen und eine Aufarbeitung dieser. Ich schreibe euch als anonyme Person, da ich Angst habe verurteilt zu werden, dass ich Fragen stelle und mit dem Ablauf der Situation nicht einverstanden bin. Gerne stehe ich für weitere Gespräche schriftlich zur Verfügung.

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>>>Text Nr. 2

Liebe Einzelpersonen von Women Defend Rojava,

ich war am Samstag in [...] und hab verschiedene Gefühlsstadien durchlaufen. Erst war ich schockiert. Dann war ich entsetzt, dann hab ich mich ohnmächtig gefühlt und dann war ich unglaublich wütend.

Ich kann nicht verstehen wie eine politische Gruppe so absurd unpolitisch handeln kann. Wie überhaupt keine politische Verantwortung übernommen wurde, wie keinerlei Solidarität spürbar war.
Es wurden ungefähr 40 Personen einfach handlungsunfähig zurück gelassen. Und das ist nicht mein Verständnis für einen gemeinsamen feministischen Kampf. Das ist für mich purer Egoismus. Wenn so ein Statement verfasst wird und ihr euch, wie ihr schreibt, selbstermächtigt, dann muss die Diskussion an dem Ort geführt werden, an dem ihr diese aufmacht. Dann auch noch den anwesenden Menschen zu untersagen, abstrakt und losgelöst von den expliziten Problemlagen über die Thematik zu sprechen, zeugt von einer großen Ignoranz und Machtmissbrauch. Es wurden den Personen dort die Pistole auf die Brust gesetzt und sie handlungsunfähig gemacht, weil jegliche Diskussion von euch untersagt wurde. Habt ihr an die Personen gedacht, die von solchen Statements getriggert werden und einen Space brauchen, sich dazu auszutauschen? Wir haben versucht, dass bestmögliche daraus zu machen und 3 Personen als Ansprechpartnerinnen* für betroffene Personen ernannt, die sensibel und empathisch zur Seite stehen konnten.

Außerdem hat mich die Wortwahl des Statement unglaublich wütend gemacht. In solchen Konfliktlagen von „Tätern“ zu sprechen, ist ein Schlag ins Gesicht von Frauen*, die missbraucht und sexuell misshandelt wurden. Hier braucht es eine Kontextualisierung des Begriffs, damit keine Gleichsetzung statt findet und Ängste von sexuell missbrauchten Frauen nicht getriggert werden.
Es sollte auch beachtet werden, wann und unter welcher Prämisse man Personen ausschließt. Ging es hier wirklich darum einen Schutzraum zu schaffen, oder tatsächlich um die Ausübung von Repressionen und somit um das Schaffen eines Machtgefälles?

Für mich bedeutet Feminismus gemeinsame Stärke, die aus einem solidarischen Miteinander wächst und Empowerment. Das hat euer Statement leider nicht rüber gebracht. Bedingungslose Solidarität zu fordern, ist politisch einfach gefährlich. Sollten wir uns in der linken und besonders in den feministischen Zusammenhängen nicht solidarisch kritisieren können? Ist es nicht das, was Reflektionsprozesse auslöst, unsere Stärke ist und uns weiter bringt? Oder ist es ein Gleichschalten Wollen von Meinungen und alle die einem nicht passen, werden zu „Tätermeinungen“ und damit ausgeschlossen? Sollten wir uns nicht gemeinsam Diskussionen stellen und aus den uns ansozialisierten Rollenmustern ausbrechen und gemeinsam sprechen und streiten, als sich wieder in die Opferrolle zurück zu ziehen und so die K.O Karte zu ziehen um jegliche Handlung zu unterbinden? Ich finde, dass uns das keinesfalls weiter bringt und das auch nicht mein Ansatz von Feminismus ist. Wir brauchen gemeinsame Räume um uns über unseren gemachten Erfahrungen auszutauschen und daraus die Stärke zu gewinnen, die Konflikte aktiv im patriarchalen System auszutragen, um so Lernprozesse in Gang zu setzen.

Gerne stehe ich auch für persönliche oder öffentliche Diskussionen zur Verfügung.

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Ergänzungen

Da nun bereits mehrere Statements hier geteilt wurden und damit der Versuch gestartet wird, das Thema zu beleuchten, möchte ich als Beschuldigter mich hier nun auch äußern. Gerne würde ich dies in einem angebrachteren Rahmen tun und habe das untenstehende Statement dazu bereits dem/der Betroffenen vor einigen Monaten zugeschickt, ohne eine Reaktion zu erhalten. Daher muss ich mich nun leider in Internetkommentarspalten äußern

(Orts- Zeit- und Personenangaben wurden herausgestrichen)

 

 

 

Ich möchte mich hier zu den Aussagen Stellung beziehen, welche im Rahmen des [...] von Mitglieder*innen der Gruppe „[...]“ getätigt wurden.

 

Zuallererst möchte ich den Ablauf der Ereignisse beschreiben, wie ich ihn wahrgenommen habe. Ich wollte an diesem Wochenende teilnehmen, um mit einer mir befreundeten Person einen SVWorkshop durchzuführen, welchen sie vorbereitet hatte. Dazu machte ich mich am [...], den [...] bereit für die Autofahrt, als mich ein Anruf des/der Workshopgeber*in ereeichte. In diesem schilderte sie mir, von den/der Betroffenen Person privat angesprochen worden zu sein und dabei darüber in Kenntnis gesetzt wurde, dass meine und die Anwesenheit einer anderen Person an diesem Wochenende nicht erwünscht sei. Da dabei keine Gründe angegeben wurden und mir ein momentaner Konflikt zwischen mir und der Betroffenen nicht bekannt waren, entschied ich mich trotzdem mitzufahren, um den Workshop wahrzunehmen und andere befreundete Genoss*innen im Rahmen der Veranstaltungen zu unterstützen. Auch wollte ich das Wochenende für meine persönliche politische Bildungsarbeit nutzen und mich weiterbilden.

 

Ich sprach die eben beschriebenen Vorgänge gegenüber den Veranstalter*innen an und erklärte, dass ich bereit sei, über mögliche Vorfälle offen zu sprechen und die dabei getroffenen Lösungen und Entscheidungen akzeptieren würde.

 

Am Freitag wurde das Thema nicht weiterhin angesprochen und hatte keinen Einfluss auf die Durchführung der Veranstaltungen.

 

Als am [...] gegen [...] der Vortrag der Gruppe „Women Defend Rojava“ stattfinden sollte, wurden wir von einer Person darüber in Kenntnis gesetzt, dass der Vortrag nunmehr nicht FLINT* only sein sollte, sondern allen zugänglich gemacht wurde. Ein/e Genoss*in aus unserer Gruppe schloss sich dem Vortrag an, erschien allerdings wenige Minuten später sichtlich desillusioniert mit einem Statement wieder bei uns.

 

In diesem werden von der Betroffenen Vorwürfe gegen mich und eine andere Person erhoben, welche uns sexistisches Verhalten, in meinem Falle im Rahmen einer Kollektiventscheidung im Arbeitskontext, unterstellen. Ich war von diesem Vorgang zunächst überrascht, vor allem auch davon, dass die Betroffene das Festival wieder verlassen hatte, ohne eine Diskussion zu ermöglichen und uns diese sogar verbat. Es wurde daraufhin ein Plenum einberufen, in welchem entschieden wurde, dass ich das Gelände nach einer bestimmten kurzen Zeitspanne verlassen sollte, da eine konstruktive Aufarbeitung im Rahmen der Veranstaltung unmöglich war. Dies akzeptierte ich völlig und leistete der Aufforderung Folge.

 

Zuerst einmal möchte ich äußern, dass ich die Vorgehensweise als zutiefst unsolidarisch empfinde, den Teilnehmer*innen des Workshops als auch mir gegenüber. Es wurde keine Möglichkeit gelassen, das Geschehene aufzuarbeiten oder über aufkommende Emotionen zu sprechen und Unbeteiligte wurden mit ihren Empfindungen zurückgelassen und ihnen gar ein Sprachverbot erteilt.

 

Damit wurde den Teilnehmer*innen und Veranstalter*innen sprichwörtlich die Pistole auf die Brust gesetzt, den Aufforderungen der Betroffenen Folge zu leisten. Dies führte nicht nur zur Abreise mehrerer Menschen, sondern auch zum Abbruch diverser Workshops und sprengte die Veranstaltung damit.

 

Auch für mich persönlich bedeutet das Diskussions- und Äußerungsverbot, dass ich aus den geschehenen Dingen unmöglich lernen kann, denn wenn jegliches Gespräch unterbunden und verboten wird, kann ich unmöglich sexistische Verhaltensweisen bei mir selbst erkennen oder reflektieren, sondern werde einzig und allein gebrandmarkt und bestraft. Dies erinnert mich eher an die klassische Vorgehensweise der kapitalistischen Gesellschaft, denn an eine solidarische und kommunistische Organisation von Kritik und Aufarbeitung.

 

Auch der erwähnte Vorfall machte mich stutzig, wurde erwähnter Sachverhalt bereits vor über einem Jahr diskutiert und, auch von der Betroffenen Person selbst, als geklärt betrachtet und auch so kommuniziert. Dazu werde ich nun die damaligen Ereignisse aus meiner Sicht beleuchten.

 

Seit mehr als vier Jahren bin ich Mitglied eines Kollektives, welches linke, emanzipatorische Tür und Sicherheitsarbeit in Dresden in verschiedenen Lokalitäten durchführt. Dabei war ich lange für die Erstellung von Dienstplänen, die Schichtorganisation und das Einarbeiten von neuen Personen zuständig.

 

Im August vergangenen Jahres stieß die Betroffene zu uns und äußerte den Willen, im Rahmen dieses Kollektives an der Tür, besonders einer Lokalität zu arbeiten. Nach dem normalen Vorgehen, fand ein Eingangsgespräch mit ihr statt, in welchem sie über die Anforderungen und Pflichten der Türarbeit aufgeklärt wurde und ihr die Möglichkeit gegeben wurde, eine Schnupperarbeitsschicht zu übernehmen.

 

Nach unserem normalen Vorgehen absolviert eine neue Person zuerst eine verkürzte Schicht, um sich einen Überblick über die Arbeit zu verschaffen und wird dann innerhalb eines Testmonats von einer erfahrenen Buddyperson begleitet, welche die dazugekommene Person anlernen, gleichzeitig aber auch einen prüfenden Blick auf die Arbeitsweise des/der Neuling*in werfen muss.

 

Nach der Probezeit können beide Seiten entscheiden, inwiefern sie mit der Arbeit fortfahren wollen. Türarbeit ist ein anspruchsvolles Arbeitsfeld, in welchem man Kommunikationsfähigkeit, psychische Belastbarkeit und körperliche Durchsetzungsfähigkeit, sowie die Bereitschaft zu lernen an den Tag legen muss, um sich, die anderen Mitarbeiter*innen und vor allem die zu schützenden Gäste nicht zu gefährden. Letzten Endes ist man die Person, welche bspw. Personen notfalls auch mit Gewalt von der Veranstaltung entfernen, oder potentiell bewaffnete Störer*innen abweisen muss.

 

Ein umfassendes Einlaßtraining soll allerdings auch unerfahrenen Menschen die Möglichkeit geben, zu lernen und zu wachsen, wenn sie Interesse an der Arbeit haben. Natürlich gehört aber auch eigenes Training zwangsweise zu diesem Lernprozess dazu.

 

Ich wurde zu der damaligen Zeit als Buddyperson der Betroffenen durch das Kollektiv ausgewählt und erklärte mich bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Ich begleitet die Person in ihren drei Einarbeitungsschichten und beim ergänzenden Training und kam abschließend zu der Einschätzung, dass sie aufgrund fehlender kampfsportlicher und kommunikativer Fähigkeiten nicht geeignet sei, die gestellten Anforderungen zu erfüllen.

 

Diese Einschätzung äußerte ich im Plenum ihr und dem Kollektiv gegenüber und sprach ein Veto gegen ihre Teilnahme im Kollektiv aus. Dies wurde von der Betroffenen Person akzeptiert, sie teilte meine Einschätzung sogar teilweise.

 

Allerdings wurde von ihr beim nächsten Plenum der Gruppe ein Statement verlesen, in welchem sie die von mir getätigten Aufgaben auf sexistische Denkweisen zurückführte. Wir diskutierten dieses Statement in ihrem Beisein im Kollektiv und ich konnte darlegen, dass ich diese Entscheidung keineswegs aus sexistischen Stereotypen, sondern aus rein praktischen Gesichtspunkten getroffen hatte. Dabei stimmten mir das Kollektiv und auch die Betroffene wiederum zu, sie selbst sprach bspw. Davon sich nur in Fünf-Personen-Konstellationen wohlzufühlen.

 

Da sie allerdings starke Bereitschaft äußerte, an sich zu arbeiten und ihre Fähigkeiten auszubauen und zu stärken, wurde ihr eine Dreimonatige Bewährungsfrist zugesprochen, in welcher sie das Einlasstraining wahrnehmen und einer weiteren Prüfung unterzogen werden sollte, allerdings ohne in Schichten zu arbeiten. Diese Entscheidung wurde auch deswegen getroffen, da der einzige Posten, welcher keine körperliche Durchsetzungsfähigkeit erfordert ein reiner Beobachtungsposten und dies von mir und den anderen Beteiligten des Kollektives als degradierend und unfair empfunden wurde. Wieder stimmte die Betroffene Person zu.

 

Da sie nun allerdings das Einlasstraining nur ein weiteres Mal besuchte und sich nicht mehr im Plenum engagierte, wurde sie nach Ablauf der Probezeit durch einen gemeinsamen

 

Kollektivbeschluss ausgeschlossen.

 

Die Betroffene wurde darüber in Kenntnis gesetzt, äußerte sich allerdings nicht.

 

Bis zu dem Wochenende vom [...] sprach ich nie wieder mit der Betroffenen über das Geschehene und mir gegenüber wurde nie eine Unzufriedenheit mit den vergangenen Ereignissen, geschweige denn die Wahrnehmung als sexistische Grenzübertretung geäußert. Der Kontakt belief sich auf ein absolutes Minimum, ohne aneinander zu geraten.

 

Im Rahmen dieser Ereignisse verwundert mich der Vorwurf enorm und stellt mich vor die Frage, wie ich mich jetzt weiterhin verhalten soll. Ihrer Aussage nach wurde die Betroffene von einer Entscheidung verletzt, welche nicht einmal rein meine eigene, sondern eine nach intensiven Gesprächen getroffene Kollektiventscheidung war und es wird mir verboten, darüber mit Dritten zu sprechen oder die klärende Unterhaltung mit der Betroffenen zu suchen.

 

Desweiteren wird aktiv versucht, mich von einer öffentlichen Veranstaltung auszuschließen, indem eine Wissenshierarchie eröffnet wird. Damit wird mein persönlicher Freiraum und meine Fähigkeit zur politische Weiterbildung massiv eingeschränkt.

 

Da ich den Vorfall bislang für geklärt hielt und auch nie darüber in Kenntnis gesetzt wurde, dass hier noch Uneinigkeit herrscht und die Betroffene und ich uns in anderen Kontexten distanziert aber problemlos begegnen können, unterstelle ich, dass hier eine persönliche Verletztheit über ein politisches Machtgefälle ausgelebt wird, um mich für eine Entscheidung zu bestrafen, die ich in einer verpflichtenden Aufgabe meinem Kollektiv gegenüber getroffen habe und die nach bestem Wissen und Gewissen von mir getätigt wurde, um Schaden von der Betroffenen, mir selber und anderen Mitglieder*innen des Kollektivs abzuwenden.

 

Dies halte ich für äußerst unsolidarisch und kann das unmöglich so akzeptieren und ungeklärt lassen.

 

http://evibes.blogsport.de/2014/11/18/wir-arbeiten-nicht-mit-definitions...

Vielleicht solltet ihr euch mit den Gruppen und den erarbeiteten Debatten in eurer eigenen Stadt mal auseinandersetzen. Euer "Konzept" passt genau in das, was e*vibes als "Definitonsmacht" kritisieren. Ihr arbeitet nicht mit CA oder anderen Konzepten. Tut bitte nicht so, als würdet ihr das machen.

Wir haben mit allen unseren Möglichkeiten geprüft ob es eine Löschung gegeben hat. Auf den ersten Blick lässt sich das für uns nicht nachvollziehen.

Wir gehen davon aus, dass es durch einen menschlichen Fehler bei der Löschung der Massen-Hetze-Rechter-Spam-Postings passiert sein kann und entschuldigen uns dafür. Das wäre dann der 2. Fehler innerhalb der letzten 8 Monate.

Alle anderen Kommentare sind aufgrund der Moderationskriterien unfrei geschaltet worden.

 

Patriarchale und sexualisierte Gewalt sind allgegenwärtig toleriert, werden aber viel zu selten/ fast nie angesprochen. Es überrascht daher nicht, dass Betroffene nicht immer einen super überlegten und empowernden Umgang haben, oft überfordert sind, Angst sich zu äußern zu Verhalten führt sich zu schützen, was nicht immer das beste ist damit andere verstehen was los ist und davon lernen können... trotzdem is es absolut daneben von den hiesigen Autor*innen (Kommentar is ja sogar von der Person die sich sexistisch Verhalten hat), hier die Verantwortung abzuschieben und Betroffene zu kritisieren. Sorry, aber übernehmt halt mal ernsthaft Verantwortung. Reflektiert eurer Verhalten, reflektiert den Vorfall (!), reflektiert wie ihr Teil von einer Struktur seid, die Betroffene nicht besser damit umgehen lässt. 1. Schritt wäre hier,  nicht den Betroffenen Vorwürfe zu machen. Euer Verhalten ist Teil des Problems und eure Vorwürfe unsolidarische Scheiße... das im Text ernsthaft die Betroffene und deren Umgang gleichgestellt wird mit dem Staat gleicht mMn dem was Faschos sonst nur äußern (Gender-wahn, Impfdiktatur, ...). Auch Sexismus reicht aus um Menschen an Stellen auszuschließen und das zu problematisierende Verhalten ist nicht der Ausschluss sonder der Grund dafür... damit wird sich aber nicht befasst, sondern es wird relativiert. Sorry, aber ihr habt von CA nix verstanden.

Natürlich sind Betroffene keine Expert*innen im Umgang mit patriarchaler Gewalt, aber tut bitte nicht so als wenn das  dass Problem ist oder wir erstmal darüber in der Szene reden müssen.

Schon die inflationäre Verwendung des Täter-Begriffs relativiert sexualisierte Gewalt. Diese autoritäre Simulation von solidarischer Parteilichkeit sollte dringend mal reflektiert werden.

 

Moini!

 

Ich schäme mich fast schon ein bisschen, hier mit zu kommentieren. Aber was es hier zu lesen gibt tut in Teilen richtig weh und es kommt mir so vor, als würden sich Geschichten wieder und wieder gleich abspielen – Probleme immer wieder bei 0 beginnen.

Darum möchte ich hiermit auch andere erfahrene Genoss*innen bitten, ihre Erfahrungen hier zu teilen und die Diskussion zu bereichern.

Ich selbst zähle mich tatsächlich, zumindest auf dem Gebiet, als erfahrene Genossin.

Ich bin 46 Jahre alt, war über 20 Jahre in verschiedenen Städten Teil der „Szene“, bin es eigentlich immernoch.

Ich will mich mit dieser kurzen Selbstbeschreibung nicht zur „weisen Alten“ aufschwingen, mir ist es aber wichtig mich hier sichtbar selbst zu verorten um meinen Blickwinkel zu begründen.

 

Es würde den Kommentarrahmen sprengen, würde ich versuchen, die ganze Scheisse aufzulisten, die mir in all den Jahren passiert ist, in einer linken Szene, die sich viel zu oft geläutert von sexistischen Mechanismen gab und gibt, in der es leider weiter viel zu oft passiert, dass Perspektiven von Betroffenen sexualisierter Gewalt oft unsichtbar gemacht werden. Gerade in Hinblick darauf, dass meine Kiddies älter werden ( und ich fest davon überzeugt bin, dass sie mal teil von politischen Kämpfen sein wollen :-) ) macht mir das eine richtige Angst, dass es kaum Fortschritte bei der Aufarbeitung solcher Themen gibt (nicht nur in eurer Stadt). Wir fordern immer alle auf, aus der Geschichte zu lernen und können es dann selbst nicht.

 

Zur Sache im speziellen möchte ich auch gerne ein paar Worte loswerden, und ich hab da garkeine Lust mich inhaltlich auf das Statement von dem sog. Täter zu beziehen. Ich bin ein bisschen wütend und ich hoffe, dass ich mich in der Wortwahl nicht so sehr vergreife…

Ich hab mir den Samstagmorgen Zeit genommen und alles in ruhe durchgelesen und würde mich gerne kurz auf diesen Aushang beziehen der auf dem Fest wohl vorgelesen/verteilt wurde.

 

CW: Ich werde von meiner Position jetzt ein paar, bestimmt diskussionswürdige, Sachen sagen, die relativieren (sollen). Ich finde, ich darf das allein schon auf Grund meiner eigenen Vergangenheit mit patriarchaler Gewalt und den gefühlt tausend Debatten an denen ich beteiligt war.

 

Ich finde ganz ehrlich… das sind doch alles Vorwürfe über die man reden kann, so es denn bei denen bleibt, die da auf dem Aushang formuliert werden. Sich ungefragt, wohlmöglich auch abfällig, über das Sexualverhalten einer Person äußern, ist ein ekelhaftes Verhalten und wer sich dessen noch nicht schuldig gemacht hat, werfe mal bitte den ersten Stein.

Das bedeutet für mich nicht, dass so ein Verhalten vernachlässigbar ist, sondern, dass man das kritisiert sollte und die Auseinandersetzung damit sucht und Verbesserung erwirkt. Und das man in einer Linken die Benachteiligung von FLINT- Menschen klein redet ist mir unbegreifbar. Aber auch hier gilt: es kann doch auf jeden Fall darüber gesprochen werden und im Sinne einer solidarischen Kritik sollte man die Möglichkeit nicht zu 100% ausschließen, dass es sich um ein Missverständnis handelt oder die Person die solche Scheisse redet, zur Besinnung kommt und diese Scheisse revidiert.

Der dritte Vorwurf liest sich auch so als hätte das besagt Kollektiv nen Schaden, wenn die einer Person die nach sexistischen Kriterien urteilt, den Rücken stärkt. Und ich finde, dass es unser Anspruch sein muss, so einen Mist aufzuklären, also diese Struktur offen zu kritisieren, die einzuladen, mit dem KONKRET GESCHEHENEN zu konfrontieren und mit denen zu arbeiten, auf dass es eine Einsicht überhaupt geben kann und Kollektive und Leuten auch die Möglichkeit gegeben wird, sich zu ändern.

Stattdessen kommt es mir leider so vor als würde es sich hier ganzschön einfach gemacht werden. Es wurden Leute als Täter und Täterschützer benannt und sich danach weitergehend überhaupt garnicht geäußert dazu was überhaupt passiert ist, wenn ich das richtig lese. Und das macht mich richtig sauer.

Ich/Wir sind damals schon dafür eingestanden, dass Menschen die sexualisierte Gewalt zu spüren bekommen haben, nicht tausend mal ihre Geschichte erzählen müssen, um sich nicht noch ohnmächtiger zu fühlen oder retraumatisiert zu werden. Da ging es um massive physische Übergriffe, um Grabschen,Vergewaltigungen etc. .

Sorry, aber die Vorwürfe die hier im Raum stehen ( wie gesagt, so es bei denen bleibt) ...das sind alles Sachen wo ich sage: da müssen wir doch gemeinsam kämpfen für uns selbst und eine gemeinsame Politik und gegen die gesellschaftliche Hirnverstümmelung die uns alle irgendwie zurichtet. Was soll es denn bringen, Leute wegen sowas auszuschließen? Was macht das denn besser? Slutshaming als die selbe Täterschaft mit den selben Konsequenzen zu begreifen, wie die Täterschaft einer Vergewaltigung ,spricht den Betroffenen von letzterem Hohn, und ich bin mir sicher, dass ich mir erlauben darf, das sagen zu können.

Also lasst mal die Kirche im Dorf Leute, eine offenere Auseinandersetzung zu fordern ist etwas anderes als Betroffenen ihre Perspektive abzusprechen.

 Was soll das?Ein schöner Hinweis auf einen guten Textbeitrag einer feministischen Gruppe aus Dresden , den ich erfahrungsgemäß nur zustimmen kann:

 

http://evibes.blogsport.de/2014/11/18/wir-arbeiten-nicht-mit-definitionsmacht/

 

Ich wollte niemanden mit dem Text verletzen oder sonst zu nahe treten. Und ich entschuldige mich für die vielen Fehler, mein letzter Text ist eine Weile her.

 

Mir war das wichtig, weil mir immer deutlicher wird: wir müssen uns gemeinsam solidarisch unseren Fehlern stellen, damit wir die ganze Scheisse, die von Tag zu Tag schlimmer zu werden scheint gemeinsam solidarisch bekämpfen müssen.

 

Viel Kraft und Erfolg!

Eure Chrissy