[LE] 7.11. - Solidarität statt „Querdenken“!

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Am Samstag, dem 7. November 2020, wollen die selbsternannten „Querdenker“ eine Großdemonstration in Leipzig abhalten. Geplant sind unter anderem ein Fahrradkorso vom Lindenauer Markt zum Augustplatz zur Auftaktkundgebung und von dort ein Aufmarsch über den Leipziger Innenstadtring. Die Entwicklung der „Querdenken“-Aufmärsche zeigt, dass Leipzig der größte rechte Aufmarsch seit LEGIDA bevorstehen könnte.

 

 

Bürgerliche?
Das Spektrum der Teilnehmenden setzt sich dabei nicht nur aus besorgten Bürger*innen, sondern auch aus Holocaust-Leugner*innen wie Nicolai Nerling (der „Volkslehrer“), Reichsbürger*innen, Anhänger*innen der AfD, NPD, 3. Weg und der Identitären Bewegung (vgl. https://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/wp-content/uploads/AgR-Querdenken-Teilnehmer-web.pdf) zusammen. Nicht nur mit ihrer strukturell antisemitischen Kritik an den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie und den Zweifeln an der Existenz der Pandemie selbst, wollen sie am 7. November auch in Leipzig auf die Straße gehen.

Gesteigertes Gewaltpotential
Mittlerweile ist zumindest in Teilen des "Querdenken"-Umfelds eine deutliche Steigerung der Gewaltbereitschaft feststellbar. So gab es in in den vergangen Tagen zu einem Brandanschlag auf das Gebäude des RKI. Zudem kam es am Wochenende in Berlin zu Flashmobs, in denen Personen ohne Mundschutz in öffentlichen Verkehrsmitteln andere Personen mit einer Bedeckung dazu aufforderten ebenfalls den Mundschutz abzulegen, dabei offensiv filmten und Mitfahrende auch körperlich angingen (vgl. https://twitter.com/SchwarzePalmen/status/1320032090797330434). Und in Minden baumelte zuletzt eine Puppe an einem Strick mit der Aufschrift „Covid Presse“ von einer Brücke.
Zudem zeigt nicht zuletzt der „Sturm auf den Reichtstag“ bei der letzten Großdemonstration am 29. August in Berlin das gesteigerte Eskalationspotential einer solchen Versammlungslage. Von den Bullen weitestgehend unbehelligt kommt es bei anderen „Querdenken“-Demonstrationen vor allem in Berlin mittlerweile immer öfter zu dynamischen Situationen wie Durchbrüchen der Demonstrierenden durch Polizeiketten. Im Zuge dessen kommt es dabei auch zu Übergriffen auf Journalist*innen. Nicht zuletzt besteht für alle, die nicht die kruden Thesen der „Querdenker“ teilen, ein nicht zu unterschätzendes Risiko im Umfeld dieser Aufmärsche.

Mobilisierung
Die Mobilisierung nach Leipzig läuft mittlerweile über zahlreiche Kanäle. Neben den üblichen Werbungen auf Facebookseiten und Telegram-Gruppen von „Querdenken“-Ablegern quer durch Deutschland mobilisiert mittlerweile u.a. die Hessische NPD zur Demonstration nach Leipzig (vgl. https://twitter.com/immer_bereit/status/1319353433900580864/photo/1). Und auch der Tonfall hiesiger Gruppierungen wird zunehmend von Rechten dominiert. So ist für den 7. November die Rede von „patriotischen Rednern“ (vgl. https://twitter.com/johannesgrunert/status/1321047694622789636/photo/1).
Auch für den 29. August in Berlin fand eine breite Mobilisierung in den verschiedensten rechten und neonazistischen Spektren statt. Beispielsweise bewarb der rechte Rapper „Chris Ares“ einen eigenen Vorabtreff in der Hauptstadt für seine Anhänger*innen, zu dem sich auch etwa 200 Personen, auch aus dem Umfeld der Identitären Bewegung, einfanden (vgl. https://twitter.com/antifanordost/status/1293807004268613633). Für den 7.11. ist es ebenfalls möglich, dass es zu ähnlichen Treffpunkten organisierter Neonazis im Leipziger Stadtgebiet kommt.

Facts
Vor Beginn der eigentlichen Kundgebung von „Querdenken“ soll ab 10 Uhr ein Fahrradkorso vom Lindenauer Markt über Zschochersche Straße – Industriestraße - Könneritzstrasse-Scheußiger Weg-Karl Liebknecht Straße – Roßplatz – Geoergiering – Eisenbahnstraße – Hermann-Liebmannstraße – Wurzener Straße – Dresdner Straße zum Augustplatz führen. Dabei soll auch ein „bekannter Querdenken-Redner“ sprechen. Die eigentliche Auftaktkundgebung soll um 13 Uhr auf dem Augustplatz beginnen. In Anlehnung an die Demonstrationen im Herbst 1989 in Leipzig ist anschließend ein Marsch über den Leipziger Innenstadtring geplant. Aufgrund der Tatsache, dass dafür geworben wird Kerzen mitzubringen, muss von einem Start der Demonstrationen mit Einbruch der Dunkelheit gerechnet werden.

 

 

 

Solidarität statt „Querdenken“!

 

All das zeigt, dass Leipzig mit der geplanten Großdemonstration von „Querdenken“ der größte rechte Aufmarsch seit LEGIDA bevorstehen könnte. Im Zuge dieser rechten Aufmärsche kam es immer wieder zu konspirativen Mobilisierungen im extrem rechten Milieu und infolgedessen auch zu Übergriffen auf Antifaschist*innen und Geflüchtete. Auch für den 7. November ist mit einer solchen Mobilisierung und damit mit umherziehenden kleineren und größeren Gruppen gewaltbereiter Nazis zu rechnen. Und auch im Falle eines Verbots der Demonstration durch die Stadt Leipzig ist keinesfalls damit zu rechnen, dass „Querdenken“ nicht mehr nach Leipzig mobilisiert. Auf die Polizei können und wollen wir uns jedenfalls nicht verlassen! Kommt daher am 7. November nach Leipzig, um gemeinsam den Versuch einer erneuten rechten Großdemonstration in der Stadt zu verhindern. Solltet ihr aufgrund der Entwicklungen der Corona-Pandemie nicht nach Leipzig kommen können oder wollen, so bieten die deutschlandweiten Treffpunkte der „Querdenken“-Busanreise ebenso die Möglichkeit vorort aktiv zu werden und so wirksam gegen die rechte Großdemonstration zu intervenieren. Achtet auf weitere Ankündigungen, bereitet euch auf den Tag vor und macht auch euer Umfeld auf die Notwendigkeit antifaschistischer Intervention am 7. November aufmerksam!

 

 

#le0711

 

Eine weitere Betrachtung Leipziger „Querdenker“ findet ihr hier:

 

https://www.inventati.org/leipzig/?p=4950

 

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