Kölscher Klüngel - Der Begleitschutz e.V.

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Eine vernünftig formatierte Version dieses Textes findet Ihr auf: https://begleitschutz.noblogs.org/

In Köln haben die Bilder von durch Chemnitz gejagten Menschen eine altbekannte Mischung aus Neonazis, Hooligans und besorgten Bürgern auf die Straße gelockt. Eine erste Kundgebung am 28. August 2018 mit ca. 80 Teilnehmer*innen sollte sich „gegen die Regierung“ wenden und gleichzeitig ein Zeichen der Solidarität nach Chemnitz senden. Die Opfer der Hetzjagd waren damit natürlich nicht gemeint. Viel eher ging es bei diesem Aufmarsch darum, die Chancen dafür auszuloten Justiz und Gewalt selbst in die Hand zu nehmen und - wie in Chemnitz geschehen - auf die Straße zu tragen.

Eine vernünftig formatierte Version dieses Textes findet Ihr auf: https://begleitschutz.noblogs.org/

 

In Köln haben die Bilder von durch Chemnitz gejagten Menschen eine altbekannte Mischung aus Neonazis, Hooligans und besorgten Bürgern auf die Straße gelockt. Eine erste Kundgebung am 28. August 2018 mit ca. 80 Teilnehmer*innen sollte sich „gegen die Regierung“ wenden und gleichzeitig ein Zeichen der Solidarität nach Chemnitz senden. Die Opfer der Hetzjagd waren damit natürlich nicht gemeint. Viel eher ging es bei diesem Aufmarsch darum, die Chancen dafür auszuloten Justiz und Gewalt selbst in die Hand zu nehmen und – wie in Chemnitz geschehen – auf die Straße zu tragen.

Szenen wie in Chemnitz entwickelten sich bei dieser Kundgebung nicht. Ein Grund dafür dürfte auch die etwa sechsfache Überzahl an Gegendemonstrant*innen gewesen sein. Doch bereits mehrmals kam es in den letzten Jahren in Köln zu organisierten Übergriffen und Hetzjagden auf Menschen. Daran beteiligten sich auch zahlreiche Personen, die jetzt im Umfeld des Begleitschutz e.V. wieder auftauchen.

Für den 29. September, parallel zu dem Besuch des türkischen Autokraten Erdogan ist eine weitere Kundgebung am Breslauer Platz angekündigt. Als Anmelder tritt Denis Mocha auf, der davor als Gründer des „Begleitschutz e.V.“ aufgefallen ist. Diesen vermarktet Mocha als Schutz für Frauen vor sexuellen Übergriffen. Der gemeinnützige Verein wird angeblich über ein mehrstufiges Preismodell für regelmäßige Nutzer*innen finanziert. Ob dabei die Regeln der Gemeinnützigkeit eingehalten werden und wie bisher ein Büro am Hansaring finanziert werden konnte, bleibt dabei offen.

 Mocha und seine Anhänger geben sich selbst fest davon überzeugt, keine Nazis zu sein. Für die Frage, was genau sie dabei unter einem „Nazi“ verstehen, bleibt bei dieser Argumentation wenig Raum. In dem Milieu aus dem sich der Begleitschutz rekrutiert, können sich Nazis seit Jahren offen und unwidersprochen frei bewegen. Offensichtliche Bezüge auf reaktionäre und faschistische Ideologien werden dreist geleugnet. Eine Taktik, mit der nicht zuletzt die AfD immer wieder erfolgreich auftritt.

 Mit diesen Leuten zu diskutieren und darauf zu hoffen, sie durch die sich immer wiederholenden Argumente aus ihrem Weltbild zu lösen, macht wenig Sinn. Mitglieder des Begleitschutz verteidigen sich häufig mit dem Verweis auf den eigenen Migrationshintergrund oder den ihrer „besten Freunde“. Davon unabhängig verbreiten sich zahlreiche rechte Argumentationen und Verschwörungstheorien in der Gruppe. Andere Mitglieder verbreiten ungestört gezielte Falschmeldungen und Fälschungen um die Stimmung weiter anzuheizen.

 Der Gründer Denis Mocha bezieht sich beispielsweise auf die in der rechten Szene von der AfD bis zur Identitären Bewegung weit verbreitete Theorie vom „großen Austausch“. Wer diesen Austausch betreibt und warum, bleibt dabei meistens unausgesprochen. In der antisemitischen Variante von Mocha sind es einflussreiche Juden in Gestalt von George Soros, die daran arbeiten die Bevölkerung Europas auszutauschen.

 Auf der Demonstration am 28. August führte dies zu seltsamen Szenen. In der ersten Reihe hielt eine Teilnehmerin ein Schild mit der Aufschrift „Ich bin Jüdin“ in Richtung der Gegendemonstration. Als Teilnehmer*innen der rechten Kundgebung die bei Naziversammlungen beliebte Parole „Frei, Sozial und National!“ anstimmten, beteiligte auch sie sich daran. Später übernahm Alfred Hammer (FB Name) das Schild von ihr.

Fotos von einer Nazidemonstration in Köln am 31.7.2016 zeigen Hammer (FB) mit dem bekennenden Neonazi Patrick Hölscher. Gemeinsam posieren sie mit einer Reichskriegsflagge.

Monate zuvor, am 2. Januar 2016 verübte Patrick Hölscher gemeinsam mit Dominik Niewöhner aus Oberhausen einen Anschlag auf eine Unterkunft für Geflüchtete in Köln-Mülheim. Gezielt zerschlugen sie das einzige beleuchtete Fenster und versuchten Bengalische Fackeln in das Zimmer zu werfen. Die verwendete Pyrotechnik brennt minutenlang mit mehreren tausend Grad und lässt sich weder mit herkömmlichen Handfeuerlöschern noch Wasser löschen. Hätten die Nazis etwa einen Teppich oder ein Sofa mit ihren Brandsätzen getroffen, wäre der Raum innerhalb kürzester Zeit zur tödlichen Falle geworden. In dem Zimmer befanden sich zum Zeitpunkt des Angriffs 3 Erwachsenen und 9 Kinder.

 Ob Denis Mocha an diesen Anschlag denkt lässt er offen, als er in der Begleitschutzgruppe schreibt:

 

wird aber […] ein Knallfrosch vor ein Neubürger-Männerwohnheim geworfen, wird aufgebauscht und skandalisiert was die Phantasie hergibt und Deutschland zu einem Land voller Neonazis erklärt, in dem die neu Hinzugekommenen förmlich im Minutentakt mit Sprengstoff angegriffen werden.

 

 

Gut vernetzte Nazihools

Mit Markus Faßbender war ein bekennender Neonazi auf der Begleitschutzdemo. Seine Anwesenheit überrascht nicht, denn Faßbender ist gleichzeitig Administrator der Facebookgruppe des „Begleitschutz e.V.“.

Faßbender unterhält überregionale Kontakte zu umtriebigen Neonazikadern, etwa dem Hamburger Thorsten de Vries. Dieser trat 2014 in Köln als Redner bei der ersten HoGeSa Demonstration am Breslauer Platz auf. Markus Faßbender übernimmt Funktionen in verschiedenen Organisationsversuchen von Nazihools, etwa dem „Bündnis Deutscher Hools“. Diese Gruppe hatte sich von den „Hooligans gegen Salafisten“ abgespalten, aber bereits Ende 2015 wieder aufgelöst.

Als Andenken an diese kurze Episode trägt Faßbender bis heute die Initialen „BDH“ auf den Knöcheln seiner rechten Hand. Auf der Brust trägt er eine Triskele, die mit ihren drei Zacken nicht zufällig an ein Hakenkreuz erinnert. Gut zu erkennen ist auch der Schriftzug „Ehre und Treue“ an seinem Hals. Eine Anspielung auf die Losung der SS, die wörtlich zitiert als „Meine Ehre heißt Treue“ in Deutschland als sichtbares Tattoo strafbar ist.

Während der Anreise zur Demonstration am 28. August im Hauptbahnhof wurde Markus Faßbender von einem Bekannten mit einem langen Hitlergruß empfangen. Eine Gewohnheit, die auf zahlreichen Fotos dokumentiert ist.

Markus Faßbender scheint sich im Umfeld einiger rechter Hooligangruppen des 1. FC Köln zu bewegen. Weitere Mitglieder dieser Gruppen beteiligten sich auch an der Demonstration des „Begleitschutz e.V.“ im August.

Auch der anwesende Marcel Pickartz ist regelmäßig bei Spielen des 1. FC Köln im Stadion. Ein von Pickartz veröffentlichtes Video von einer Busfahrt zu einem Auswärtsspiel in Dortmund dokumentiert zahlreiche Hitlergrüße durch den Hooligan Marco Kühn.

Einen Tag vor dem Begleitschutz treffen sich am 27. August Nazis aus dem Umfeld der Partei Die Rechte und weiterer Vertreter der aktivistischen Naziszene aus NRW in Düsseldorf. Auch Samy Musarie aus Köln ist dort anwesend. In Düsseldorf trägt er das gleiche „Merkel muss weg“ – Shirt wie einen Tag später bei der Veranstaltung des Begleitschutz e.V. in Köln.

Ein Teilnehmer, der sich am 28. August vor der Demo noch kurz mit der Gruppe um Markus Faßbender im Hauptbahnhof traf, trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Hail Victory“ (frei übersetzt: „Sieg Heil“) der amerikanischen Rechtsrockband „Day of the Sword“. Mitglieder der Band waren 1994/95 in Philadelphia / USA an einen Serie von schwerbewaffneten Banküberfällen der „Aryan Republikan Army“ (ARA) beteiligt. Nach Einschätzung der Behörden wurden mit der Beute dieser Überfälle rechtsradikale Terrorgruppen in den Vereinigten Staaten unterstützt. In Deutschland nutzte der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) Banküberfälle um seine Mordserie aus dem Untergrund teilweise zu finanzieren. Der NSU verübte darüber hinaus mindestens zwei Bombenanschläge in Köln.

Auch Mitglieder*innen der rechtsterroristischen Vereinigung „ARA“ waren in den USA in mehrere Morde  verwickelt. Es gibt laut FBI deutliche Hinweise auf Kontakte zwischen Bandmitgliedern von „Day of the Sword“ und dem Rechtsterroristen Timothy McVeigh, der 1995 bei einem Bombenanschlag 168 Menschen tötete und 500 weitere verletzte.

Andere Kundgebungsteilnehmer*innen fungierten in der Vergangenheit als Anmelder von Kölner Nazidemos, nahmen an diesen Teil oder unterhalten Kontakte in die organisierte Naziszene.

 

 

Neonazis Welcome

Um diese Widersprüche zwischen dem offenen auftreten aktiver Neonazis und dem Selbstverständnis vieler Mitglieder der Begleitschutzgruppe besser verstehen zu können muss man das Umfeld, aus dem sich der „Begleitschutz e.V.“ gründet näher betrachten.

Bereits im Januar 2016 entstand die Idee des Begleitschutz e.V. in einer Bürgerwehr, die sich online als Reaktion auf Berichte über sexuelle Übergriffe in der vergangenen Silvesternacht bildete. In der dazugehörigen Facebookgruppe organisierten sich binnen weniger Tage tausende Mitglieder. Unter ihnen befanden sich eine beachtliche Anzahl Neonazis, Mitglieder verschiedener Rockergangs und anderer Personen mit Kontakten zur organisierten Kriminalität. Unzählige Mitglieder der Bürgerwehr von 2016 finden sich heute in der inzwischen in „Internationale Kölsche Mitte“ umbenannten Begleitschutzgruppe.

Rund um den Hauptbahnhof kam es im Januar 2016 zu mehreren koordinierten Angriffen auf vermeintliche Ausländer*innen. Dabei wurden mehrere Jugendliche zum Teil schwer verletzt. Da sich überall in Köln kleinere Bürgerwehren abspalteten und unabhängig voneinander durch die Straßen zogen, ist es unmöglich einzuschätzen wie viele Personen damals tatsächlich zufällige Opfer dieser Selbstjustiz geworden sind.

Gründer der Bürgerwehr 2016 ist der aus Ehrenfeld stammende Ernst Gutwirth. Er ist breit vernetzt und hat nach eigenen Angaben über 15 Jahre im Sicherheitsbereich und als Türsteher gearbeitet. Immer wieder fällt er durch rechtsextreme Aussagen auf. Rund 2 Monate vor der Gründung der Bürgerwehr verübte der Neonazi Frank Steffens bei einem Wahlkampfauftritt ein Attentat auf Henriette Reker. Die heutige Bürgermeisterin wurde durch einen Messerstich in den Hals lebensgefährlich verletzt. Wenige Stunden nach dem Attentat schrieb Ernst Gutwirth auf seiner Facebookseite:

Ich halte die Messerattacke ja für inszeniert …weil das war das Erste was ich direkt sagte …und genau das kommt ! Täter schreit ; Merkel …Flüchtlinge usw !ja ne is kla;)
Aber selbst wenns nicht inszeniert ist,es wird noch viel mehr Verräterblut fließen in der nächsten Zeit !!!
Da hat’s mal endlich die Richtigen getroffen !!!
Die Flüchtlinge Können nämlich nichts für die von Juden gesteuerte Politik ,die unser Land destabilisieren soll !!!!!

Ernst Gutwirth und Denis Mocha trafen sich Ende 2016 bei einer Halloweenparty im Kulturbunker Mülheim. Mocha trat dort über den „Affenkäfig“ als DJ auf, während Gutwirth als Türsteher arbeitete. Beide äußerten sich lobend über den Abend und den jeweils Anderen. Ob zwischen Gutwirth und Mocha oder deren Umfeld aus der Partyszene seit der gemeinsamen Zeit in der Bürgerwehr weitergehender Kontakt oder Geschäftsbeziehungen bestehen, ist nicht bekannt.

 

Grön Eck

Es gibt zahlreiche Kneipen und andere Anlaufpunkte in dem sich das Milieu trifft. Epizentrum der Szene ist unbestritten die Gaststätte “Zur Grünen Ecke” (umgangssprachlich “Grön Eck” genannt) am Friesenwall 80a. Seit 2010 führt Eva Witters das Grön Eck offiziell als Geschäftsführerin, kümmert sie sich aber eher um ihre Szeneboutique. Deutlich wahrnehmbarer tritt ihr Ex-Mann Roger Witters im Grön Eck auf. Zuvor war er als Wirtschafter im Bordell “Pascha” tätig.

Hier trifft ein Teil der aktiven Fanszene rund um den 1. FC Köln auf ältere Generationen von Hooligans sowie Zuhältern, Türsteher und weiteren Personen, die dieses Milieu anzieht. Zwar hängt über der Tür ein großes Schild mit der Aufschrift “Keine Politik, Keine Religion”, doch damit ist nur gemeint, was nicht dem rechten Weltbild von Gastgeber und Gästen entspricht. Im Zweifel stehen gemeinsame Interessen über möglichen politischen Konflikten.

Die Akzeptanz weit rechtsaußen stehender Meinungen spricht auch die organisierte Neonaziszene in Köln an. Rund um das Grön Eck, können sie ihre Weltanschauung offen zeigen. Durch dieses Zusammenspiel wird die Kneipe zu einem Ort, an dem sich zahlreiche unappetitliche Strömungen ungestört miteinander vernetzen können. Man versteht sich als geschlossene Gemeinschaft von Außenseitern. Um in diesem Umfeld wirklich akzeptiert zu werden, muss Man(n) sich als harter Kerl inszenieren. Wer sich nicht jedes Wochenende beim Fußball prügeln kann, muss sich zumindest so präsentieren, als wäre er dazu grundsätzlich jederzeit bereit.

Von dem Hang zur Uniformierung und Selbstinszenierung profitieren auch Kleidungsmarken und Geschäfte. Über sie kann sich die Szene mit durch markige Sprüche und Symbolen überladene Accessoirs vom Hoodie bis zur Unterhose versorgen. Zwei Marken, die dabei in Köln besonders auffallen, sind “Kölsch Bloot” und “Oldschool Criminal“.

Kölsch Bloot wird von Andreas Vervoorst aus einem kleinen Ladenlokal an der Venloer Straße in Köln Ehrenfeld vertrieben. Vervoorst ist Teil der Szene rund um das Grön Eck und war Mitglied der Bürgerwehr 2016, die Marke gibt sich jedoch betont neutral und weitgehend unpolitisch. Neben einem Sticker der alten Hooligangruppe “Cologne Streetfighters” hängt auch schon mal ein Zettel in der Tür, auf dem erklärt wird dass Kölsch Bloot zu 100% nicht rechts sei.

Diese Strategie macht sich bezahlt. Kölsch Bloot bedient den selbstbesoffenen Kölschen Lokalpatriotismus und erreicht damit eine Beliebtheit, die unverkennbar weit über das Milieu hinaus reicht.

Die Verbindungen zwischen dem Grön Eck und dem Label Oldschool Criminal scheinen noch enger zu sein. Regelmäßig lädt der Grön Eck-Wirt Roger Witters seine “Kölschen Jungs und Mädels” zu Fotoshootings für das Label. Seine Ex-Frau Eva Witters vertreibt Oldschool Criminal neben weiteren Marken in ihrer Boutique “Triade“. Bis vor kurzem unterhielt sie dazu in unmittelbarer Nähe zum Grön Eck ein Ladenlokal in der Kettengasse. Inzwischen konzentriert sie ihr Geschäft auf den Handel über die Facebook-Seite „Triade Cologne“.

Als antifaschistische Recherche 2014 über Verbindungen zwischen der Marke und Neonazis berichtete, bemühte sich Oldschool Criminal noch um Schadensbegrenzung. Unter anderem konnte ihnen nachgewiesen werden, dass sie geschäftliche Beziehungen zu rechten Szeneläden unterhielten und für ein Fotoshooting ein Mitglied der Kölner Naziszene als Model gebucht hatten. “Oldschool Criminal” veröffentlichte eine Erklärung, in der der es hieß man wolle in Zukunft verstärkt darauf achten, nicht mehr mit Personen zusammenzuarbeiten, die “politische extrem” seien.

Olschool Criminal gehört weiterhin zum gewohnten Anblick auf Neonaziaufmärschen. Die Kleidung nimmt oft Bezug auf Themen, die eine Kölner Kundschaft besonders anspricht. Es gibt ein Mottoshirt zum Sommerfest des Grön Ecks und eines zum Einzug des 1. FC Kölns in den Europapokal.

Die Hells Angels traten in der Vergangenheit offen im Grön Eck auf. Regelmäßig machten sie deutlich, dass der Laden zu ihnen gehört. Das Auflaufen der Hells Angels am Friesenwall sorgte in der Vergangenheit häufig für große Polizeiansätze in der Kneipe und entsprechende Aufmerksamkeit in der Boulevardpresse. 2011 feierte der damalige Anführer der Kölner Hells Angels in Kutte seinen 50. Geburtstag im Grön Eck. Inzwischen halten die Mitglieder der Rockergang sich rund um das Grön Eck deutlich zurück. Dass es weiterhin enge Verbindungen zwischen der Kneipe und der Gang gibt, wird vor allem an einer Personalie deutlich.

Der online als “Vincenzo Amico” auftretende Mitarbeiter des Grön Ecks ist gleichzeitig Mitglied der Kölner Hells Angels. Neben seiner Tätigkeit als Thekenkraft in der Szenekneipe scheint er in diverse Straftaten verwickelt zu sein. Im Oktober 2017 fahndete die Kölner Polizei öffentlich nach Vincenzo. Zuvor soll er einer 26jährigen Frau in der Diskothek „Wiener Steffi“ mehrfach ins Gesicht geschlagen haben. Ein Gast, der sich schützend vor die Frau stellte, wurde von ihm schwer verletzt. Wenige Tage nach der Veröffentlichung des Fahndungsfotos gab die Polizei bekannt, dass der Täter identifiziert wurde und sich zur Zeit bereits wegen einer anderen Straftat in Untersuchungshaft befand. Es ist zu vermuten, dass dieser länger andauernde Gefängnisaufenthalt mit einer oder mehrere schweren Straftaten in Verbindung steht, mit denen die Hells Angels in den letzten Jahren in Köln aufgefallen sind.

In einem Video, dass „Vincenzo Amico“ zusammen mit Markus Faßbender im Grön Eck zeigt, ist darüber hinaus deutlich zu hören, wie Vincenzo mehrfach „Sieg Heil“ in die Kamera ruft.

Damit ist er nicht der einzige Nazi mit Verbindungen zu den Kölner Hells Angels.

 

Michael Karasz gehört wohl schon seit einigen Jahren ins Umfeld der Gang. Über das Fotoalbum seines Facebookprofils verbreitet er interessante Angebote. Unter dutzenden Fotos von hochwertig wirkenden Uhren und Markenhandtaschen schreibt Karasz:

 

Schöne Handtaschen diverser Luxusmarken zum super Sommerpreis! Original Burbarry [SIC!] Ladenpreis 699Euro bei mir 60 Euro […] ihr spart jede Menge Geld!!!!

Eine Zeit lang war Karasz Stammgast im Grön Eck, gleichzeitig tauchte er mehrfach bei Demonstrationen und Infoständen von „Köln für deutschen Sozialismus“ rund um die Neonazis Jan Fartas, Paul Breuer und Uwe Pendsinski auf.

Auch Jan Fartas kann sich im Grön Eck frei bewegen. Breuer und Pendsinski gehörten zuvor zu der 2012 von Innenministerium verbotenen „Kameradschaft Walter Spangenberg“ rund um den durch die Medien „Hitler von Köln“ getauften Faschisten Axel Reitz aus Köln Pulheim. Unter den Facebook-Freunden von Michael Karasz finden sich neben Roger Witters, Markus Faßbender und diversen Anhängern der Hells Angels auch weitere Nazikader. Unter ihnen etwa Philipp Neumann, Sänger der Rechtsrockband „FLAK“ oder Kevin Koch von der Partei Die Rechte.

 

Fazit

 Was hier nur in Auszügen beschrieben und von außen beobachtet werden kann, lässt sich aus dem inneren Kreis dieser Szene unmöglich übersehen. Wer nach wie vor behauptet, dass diese Szene keine Anknüpfungspunkte an rechte Ideologien bildet ist entweder blind oder lügt.

Die rassistisch aufgeladenen Debatten der letzten Jahre erreichen natürlich auch Migrant*innen der zweiten und dritten Generation. Sie werden selbst oft Opfer von rassistischer Diskriminierung und Gewalt. Manche fürchten möglicherweise um ihre eigene Stellung in der Gesellschaft und dass diese durch neue Flüchtlinge bedroht sein könnte. Auch nach einem halben Jahrhundert in Deutschland gilt man schnell noch als Migrant*in und muss täglich um seinen Platz in der Mitte der Gesellschaft kämpfen. Die Rassist*innen wiederum betrachten dieses Privileg aufgrund ihrer Hautfarbe als ein ihnen durch Blut und Boden vererbtes Geburtsrecht.

Das bewährte Prinzip rechter Ideologen, sich in das völkisch definierte Kollektiv zu retten und gleichzeitig nach unten zu treten, darf nicht die Antwort sein. Die Frage wann es damit genug ist, muss sich jede Personen stellen. Rechtsextreme Strategen wie sie sich etwa in der AfD sammeln, versuchen unsere Hemmschwelle für dieses „Genug!“ gezielt nach oben zu verschieben.

Kritik und Hinweise auf rechtsextreme Tendenzen sind weder „Fakenews“ noch eine Verschwörung. Wir können nicht darauf warten, dass dies auch von den Letzten akzeptiert wird. Es gilt den Versprechungen einfacher Lösungen und eindeutig definierter, gruppenbezogener Feindbilder entgegenzutreten.

Mit den Rechten wurde genug geredet, denn Menschenrechte dürfen niemals zur Debatte stehen.

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Ergänzungen

Bei einem Namen hat sich ein Fehler eingeschlichen.

er heisst "Dennis Mocha" und nicht wie fälschlicherweise geschrieben "Denis Mocha".

 

Wenn möglich, bitte korrigieren.

Liebe Menschen,

bitte liefert gute Informationen zu Hintergründen. Gerade die Verbindungen zwischen der organisierten Kriminalität und Neonazis sind von Bedeutung.

Danke sehr!

Könnt ihr mir bitte verraten welche Hetzjagden gemeint sind?

 

Die einzige Hetzjagd die stattfand war doch die, gegen Herrn Maassen.

 

Ansonsten habe ich bei Antifa.Zeckenbiss Nur eine verbale Uneinigkeit unter Mitmenschen gesehen.