Prozess in der Schweiz gegen ehemalige Berliner Aktivistin Andrea N.

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In der Schweiz hat am 4. Oktober vor dem Bezirksgericht Zürich ein Prozess gegen die frühere Berliner Aktivistin Andrea N. stattgefunden.

Schweizer Zeitungen berichteten über den Prozess im Tenor, dass eine "Aussteigerin" aus dem Linksextremismus sich endlich von der antifaschistischen, wahlweise anarchistischen Szene löst und sich zu ihren Taten bekennt - ohne ehemalige MittäterInnen zu nennen, laut Zeitung aus Angst vor Repressalien.

Zitat NZZ: Vor Gericht war es kaum möglich, sich ein Bild davon zu machen, wie ernst es der Beschuldigten mit ihrem Ausstieg ist. Sie gab sich wortkarg, was ihr Anwalt mit der Angst vor Repressalien ihrer ehemaligen Kampfgefährten erklärte. Ihre Taten erklärte sie damit, dass man damals gedacht habe, etwas bewirken zu können. Man habe gezielt Leute und Institutionen ausgewählt, die Einfluss gehabt hätten. Mit den Brandanschlägen habe man diese «abstrafen» wollen.

[...] Die Beschuldigte gestand bei der Befragung vor Gericht ein, die Wahl der Tatorte sei zuweilen schon auch ihre Idee gewesen. Bis zuletzt weigerte sie sich, die Mittäter zu benennen."

https://www.nzz.ch/zuerich/linksextreme-aussteigerin-wird-von-ihrer-vergangenheit-eingeholt-ld.1320047

Deutsche Strafverfolgungsbehörden haben offensichtlich länger gegen Andrea N. ermittelt. Andrea N. besitzt eine Schweizer Staatsangehörigkeit und hat wohl in der letzten Zeit in der Schweiz gelebt. Offensichtlich war sie dort seit unklarer Zeit in Untersuchungshaft.

Zitat Blick:

Andrea N. gab an, sich von ihren Krawallkollegen, die sie nicht verraten wollte, losgesagt zu haben: «Ich habe keine Kontakte in die linksradikale Szene mehr.» Das nahm ihr der Staatsanwalt ab. Andrea N. habe mehr Taten zugegeben, als man ihr hätte beweisen können, begründete er. Und: Bis auf die Tatsache, dass sie ihre Komplizen deckte, habe sie vollständig kooperiert: «Sie hat eine Chance verdient.»

Das Gericht sprach die angehende Lehrerin unter anderem der mehrfachen Brandstiftung und dem mehrfachen Verursachen einer Explosion schuldig und verurteilte sie zu einer teilbedingten Strafe von drei Jahren. Abzüglich der Untersuchungshaft muss sie neun Monate absitzen.

https://www.blick.ch/news/schweiz/andrea-n-49-aus-chur-muss-neun-monate-in-den-knast-linksextreme-schweizerin-setzt-berlin-in-flammen-id7416993.html

To whom it may concern - ansonsten sollte die alte Regel gelten, nicht öffentlich herumzuspekulieren.

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Ergänzungen

Während also teilweise Beweise vernichtet werden, um das letzte Lebenslicht von der Anklage nach Unschuldigen auszulöschen und erst Radikalismus oder Suizid provozieren... haben "Aussteiger" durch eventuell geheime Deals und unbewiesenen aber vermuteten Verrat die Möglichkeit sich nach politischen Urteil weiß zu waschen. Das ist interessant!

"Das Wahlergebnis offenbart die Hoffnungen des dummen Wahlvolkes, nicht die reale Karte der Machtverteilung innerhalb eines Staates." (Ich 2017)

Die Bomben-Legerin gestand alles, gab sogar mehr Taten zu als die Ermittler ihr hätten nachweisen können:

18. März 2007: An der Germaniastraße (Tempelhof) gehen fünf Transporter in Flammen auf, fünf weitere Autos werden beschädigt.

14. Mai 2007: Es brennt in einer Tiefgaragenzufahrt an der Reichenberger Str. (Kreuzberg).

► 6. Juli 2007: Zwei Autos der Deutschen Bahn brennen auf einem Parkplatz am Paul-Lincke-Ufer (Kreuzberg) aus, ein weiteres wird beschädigt.

22. Oktober 2009: Brandbombe am „X-Berg-Loft“ (Glogauer Str., Kreuzberg)

5. November 2009: Ein Sprengsatz explodiert am Eingang des Land- und Amtsgerichts Tiergarten (Turmstr., Moabit).

27. Dezember 2009: Angriff auf die Geschäftsstelle der Deutschen Polizeigewerkschaft an der Calvinstraße (Moabit) mit einem Gas-Benzin-Gemisch

2. Oktober 2010: Brandbombe am Institut für Internationale Politik und Sicherheit (Ludwigkirchplatz, Wilmersdorf)

Quelle: http://www.bz-berlin.de/berlin/sie-terrorisierte-berlin-drei-jahre-lang-...

wieder am artikelschreiben?

Ich denk mal das interessiert nicht nur das LKA... Mit den Strafmaßen dieser erfahrenen Aktivistin oder besser Agentin werden Unschuldige nach Intrigen bedroht. Bester vergleich Molath mit 7 Jahren für einen zerstochenen Reifen... Es würden in Dtl. Private mit lebenslangen Strafen und Sicherheitsverfahrung bestraft werden, wenn sie auch nur 50% auf dem "Kerbholz" hätten. Deren Erpressersystem hilft normalerweiser niemand ausser Faschisten, da wird ma sich wohl noch Fragen dürfen... vielen Dank für alle weiteren Infos!!!

http://de.wikimannia.org/Rechtsprechung

Durch diesen Prozess sind andere AntifaschisInnen ins Visier der Repression geraten. Die Konsequenz daraus ist weitere Ermittlungsverfahren als auch nachrichtendienstliche Anwerbeversuche. Das schwächt uns.

in Berliner Boulevardzeitungen wurde die Verurteilung von Andrea N. aufgegriffen und dabei genau so reißerisch wie im „Blick“. Auch da wurde das Bild einer Frau gezeichnet, die in Berlin für Angst und Schrecken gesorgt und die Stadt  in Brand gesetzt habe.  Anders als im „Blick“ wurde Andrea in der deutschen Boulevardpresse  ohne Balken über den Augen  auf die Titelseite  gestellt.Wir waren empört und bestürzt, nach vielen Jahren Andrea N. so an den Pranger gestellt zu sehen. Wir haben sie als  selbstbewusste,  mutige Frau kennengelernt, die im Gefängnis den Widerstand konsequent aufgenommen hatte

Andrea N. war 14 Monate in der JVA für Frauen in Berlin-Pankow inhaftiert. Ihr wurde unter Anderem mehrmaliges Fahren ohne Ticket, Widerstand gegen die Staatsgewalt und das Mitführen von Pfefferspray auf einer Demonstration verworfen. In den 14 Monaten ihrer Inhaftierung war Andrea N.  Gegenstand  einer Solidaritätskampagne unter dem Motto „Freiheit für Andrea“ ( http://rotehilfegreifswald.blogsport.de/2008/01/28/freiheit-fuer-andrea-demo-am-8-maerz-in-berlin-pankow/).  Es gab seit dem 1.Dezember 2007, als sie inhaftiert wurde, mehrere Demonstrationen und Kundgebungen. Andrea N. verstand sich als politische Gefangene und kombinierte ihre Forderungen im Gefängnis mit Hungerstreiks und unterstütze die Mobilisierung außerhalb. Nachdem sie ihre Strafe bis zum letzten Tag abgesessen hatte, verschwand sie bald aus Berlin. Wir  hätte viele Fragen an Andrea N., aber auch an eine linke Szene, aus der sich Menschen nach einigen Jahren immer wieder verabschieden.  Statt Andrea N. jetzt als Agentin und Verräterin abzuurteilen, sollten wir über unsere Strukturen reden, in denen Linke nicht alt werden und in denen es selbstbewusste Frauen besonders schwer haben, sich zu behaupten. Fast zeigleich mit Andrea N. verabschiedete sich eine weitere langjährige Genossein aus Berlin. Sie hatte eine ihr als Ausnutzen erscheinende Beziehung mit einen  Genossen offen gemacht und wurde dafür massiv angegriffen. Sie wollte nicht auch noch in den Reihen Kämpfe führen und verabschiedete sich ebenfalls aus der außerparlamentarischen Linken? Uns üwre interessieren, welche Gründe Andrea N. hatte?