98 Hungerstreikende in Krankenhäusern

Keine Mauer um Europa! 04.03.2011 02:15 Themen: Antirassismus Globalisierung Netactivism Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Mit Informationsstand vom 03. März 2011 sind mindestens 98 der 300 hungerstreikenden Migrant_innen, die für die Legalisierung aller Sans-Papiers in Griechenland kämpfen, in Athen und Thessaloniki in Krankenhäuser eingeliefert worden.
Vielen von ihnen drohen nicht mehr umkehrbare gesundheitliche Folgen. Sie kämpfen weiter unter Einsatz ihrer Gesundheit und ihres Lebens für menschenwürdige Lebensbedingungen und die Legalisierung aller Migrant_innen in Griechenland.
Die griechische Regierung zeigt bisher nur ein minimales Eingehen auf die Forderungen.
Die Online-Demo vom 02.03.2011 rief den Ausfall einiger griechischer Regierungs-Websites hervor. Erst dadurch haben deutsche Medien angefangen, über den Hungerstreik zu berichten. Es findet sich im Artikel eine aktualisierte Liste mit email-Adressen, Fax- und Telefonnummern auch von griechischen Konsulaten in Deutschland.
Das medizinische Team, welches die seit 38 Tagen im Hungerstreik befindlichen Menschen, ständig unterstützt, entschloss sich zu der Einlieferung, da die Hungerstreikenden, unter:
- einem drohenden akuten Nierenversagen (das reversibel ist, wenn es
umgehend behandelt wird),
- einer schweren Dehydration (fehlende Flüssigkeit des Körpers) mit
Elektrolytmangel,
- Herzhythmusstörungen,
- und anderen bedrohlichen Erkrankungen leiden.

Die griechische Regierung verweigerte wochenlang jegliches Eingehen auf die Forderung der Ungerstreikenden auf Legalisierung. Daher haben die kämpfenden Migrant_innen vor drei Tagen auch die Einnahme von Salz und Zucker eingestellt. Einige von ihnen trinken seither auch nichts mehr. Gestern versicherte Justizminister Charis Kastanidis , dass diese Immigranten für ein Jahr in Griechenland bleiben dürfen, ohne abgeschoben zu werden. Ihnen werde der Status "geduldet" verliehen. Ziel sei es angeblich, in dieser Zeit ihre Anträge zu prüfen. Dabei handelt es sich um ein minimales (Pseudo-)Zugeständnis. Angesichts der berechtigten Forderungen der Migrant_innen können und werden sich diese damit unmöglich zufrieden geben können. Es zeigt aber, dass die griechsiche Regierung allmählich auch auf den internationalen (Basis-)Druck reagiert. Dieser muss in der jetzigen - für die Migrant_innen lebensbedrohlichen - Phase aufrechterhalten und noch erhöht werden.

Die griechische Polizei "besuchte" die Ärzt_innen und wollte Personalien und Informationen über die gesundheitlichen Zustände der Hungerstreikenden erfahren. Als die Ärzt_innen wie auch das Pflegepersonal sich weigerten, diese Informationen rauszugeben, wurden alle Beschäftigten namentlich erfasst. Solche Vorkomnisse gab es zuletzt während der Militär-Diktatur in Griechenland (1967-1974).

Zudem versuchte die Polizei in Athen eine Pressekonferenz vor dem Parlament zu verhindern. Verschiedene Gewerkschaftler_innen, Intellektuelle, Künstler_innen und antirassistische Aktivist_innen wurden von den Beamt_innen geschlagen.

In den Mainstream-Medien in Deutschland wird die Nachrichtensperre über den Hungerstreik weitgehend aufrechterhalten. Somit liegt es an uns, durch Solidaritätsaktionen im öffentlichen Raum das ungeheuerliche Geschehen publik zu machen.

Als Ausnahme gibt es Infos über den Erfolg der ONLINE-Demo vom 02.03.2011 u.a hier:
 http://taz.de/1/politik/europa/artikel/1/online-demo-fuer-hungerstreikende/
Diesem Artikel zufolge, brachen einzelne Server der attackierten griechischen Ministerien- und Polizei-Websites unter der Last der in der Online-Demo fabrizierten Anfragen zusammen.

Es ist ein beschämendes Zeugnis für die Medien in diesem Land, dass erst der Net-Activism das Thema "berichtenswert" macht - das Schicksal der Migrant_innen jedoch nicht.

Der Aufruf sich mit den Hungerstreikenden durch mails, Faxe und Anrufe bei den griechischen Konsulaten, Botschaften und Ministerien zu solidarisieren gilt dringlicher als je zuvor!

+++ WAS IHR WEITER TUN KÖNNT +++

Schickt Protestschreiben, -faxe und E-Mails an die griechischen Ministerien für Inneres, für Bürgerschutz und für Gesundheit und an die lokale griechische Botschaft und die griechischen Konsulate!
Musterschreiben in Englich und Griechisch:
 http://w2eu.net/2011/02/20/300-it-is-time-to-act-now/#faxsample

Es muss aber nicht immer alles förmlich sein. Man kann seinen Protest auch durchaus in eigenen Worten ausdrücken!!!

Schickt - wenn möglich - Kopien eurer Presse- und Solidaritätserklärungen an:
 hungerstrike300@espiv.net


Konsularische Abteilung der Griechischen Botschaft in Berlin
Wittenbergplatz 3a
D-10789 Berlin
Tel.: 030-21.37.033/4
Fax: 030-21.82.663
E-Mail:  konsulat@griechische-botschaft.de
Leiter der Konsularabteilung:
Hr. Antonios Koliadis, II. Botschaftssekretär

Griechische Botschaft Berlin
Presse- und Informationsbüro
Postfach 080753
D-10007 Berlin
E-mail:  pressinfo@griechische-botschaft.de

Generalkonsulat Düsseldorf
Graffenbergerallee 128A
D-40237 Düsseldorf
Tel.: 0211-68.78.500
Fax: 0211-68.78.50.33
Web: www.gr-gkd.de
E-Mail:  info@gr-gkd.de
Generalkonsul: Hr. Prodromos Markoulakis

Generalkonsulat Frankfurt
Zeppelinallee 43
D-60325 Frankfurt/Main
Tel.: 069-97.99.120
Fax: 069-97.99.12.33
Web: www.mfa.gr/frankfurt
E-Mail:  grgencon.fra@mfa.gr

Generalkonsulat Hamburg
Neue ABC-Str. 10
D-20354 Hamburg
Tel.: 040-41.32.430
Fax: 040-44.96.48
E-Mail:  grgencon.ham@mfa.gr
Generalkonsulin: Frau Ekaterini Dimaki

Generalkonsulat Hannover
Gellertstr. 43
D-30175 Hannover
Tel.: 0511-28.19.110
Fax: 0511-28.29.707
Web: www.griechischeskonsulathannover.de
E-Mail:  info@griechischeskonsulathannover.de
Generalkonsul: Hr. Dimitrios Ioannou

Generalkonsulat Köln
Venloerstrasse 151-153
D-50672 Köln
Tel.: 0221-94.20.390
Fax: 0221-94.20.39.25
E-Mail:  grgencon.col@mfa.gr
Generalkonsul: Hr. Nikolaos Plexidas

Generalkonsulat Leipzig
Gohliser Str. 11
D-04105 Leipzig
Tel.: 0341-200.16.740
Fax: 0341-200.16.741
E-Mail:  grgencon.lpz@mfa.gr
Generalkonsulin: Frau Magdalini Nicolau

Generalkonsulat München
Möhlstrasse 22
D-81675 München
Tel.: 089-49.20.64
Fax: 089-40.96.26
E-Mail:  grammateia@greekconsmuc.de
Web: www.griechisches-konsulat-muenchen.de
Generalkonsul: Hr. Andreas Psycharis

Generalkonsulat Stuttgart
Hauptstätterstr. 54
D-70178 Stuttgart
Tel.: 0711-22.29.870
Fax: 0711-22.29.87.40
Web: www.griechisches-konsulat-stuttgart.de
E-Mail:  grgencon.stu@mfa.gr
Generalkonsul: Hr. Dimitris Xenitelis

Honorarkonsulat Nürnberg
Hallplatz 23-25
D-90402 Nürnberg
Tel.: 0911-20.46.55 & 22.12.32
Fax: 0911-24.38.73
E-Mail:  Griech.Konsulat.Nuernberg@t-online.de
Honorarkonsulin: Fr. Madelaine Schickedanz

Außerdem:

Prime Minister Giorgos Papandreou,  dialogue@politicalforum.gr
Ministry of Interior, fax: 0030 210 3665089, Email:  ypourgos@ypes.gov.gr,  info@ypes.gr
Ministry of Citizen Protection, fax: 0030 210 3387708, e-mail:  papoutsi@otenet.gr,  pressoffice@yptp.gr

Weitere Kontaktliste:  http://www.learn4good.com/travel/greece_embassies.htm

Unterstützt die Verbreitung in den Medien und schickt Presseerklärungen an die lokalen, regionalen, überregionalen und europäischen Medien. Leitet diese Nachricht in euren Netzwerken weiter und fordert andere auf, ebenfalls zu handeln.

Aktuellste Infos in griechischer Sprache und fast aktuelle in Englisch gibt es im Internet unter:
 http://hungerstrike300.espivblogs.net/
 http://hungerstrike300.espivblogs.net/category/%CE%B3%CE%BB%CF%8E%CF%83%CF%83%CE%B5%CF%82/english/
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Ergänzungen

FORDERUNGEN DER HUGERSTREIKENDEN ?

??? 04.03.2011 - 11:19
Welche Forderungen haben die Hungerstreikenden ?

We express our solidarity to the 300 migrants, hunger strikers

"Legalisierung und gleiche politische wie soziale Rechte" konnte man den Websites entnehmen.
Ist das genauso gefordert oder konkreter ?

Forderungen der Hungerstreikenden

Keine Mauer um Europa! 04.03.2011 - 12:33
Die Erklärung zum Beginn des Hungersteiks gibt die Forderungen im "Original-Ton" wieder.


Aufruf der Vollversammlung der Hungerstreikenden

Wir sind Migrantinnen und Migranten aus ganz Griechenland. Wir kamen hierher, vertrieben von Armut, Arbeitslosigkeit, Kriegen, Diktaturen. Die multinationalen Konzerne des Westens und ihre politischen Handlanger in unseren Heimatländern haben uns keine andere Wahl gelassen, als -zig mal unser Leben zu riskieren, um an Europas Pforte zu gelangen. Der Westen, der unsere Länder ausplündert, mit seinem unvergleichlich höheren Lebensstandard ist für uns die einzige Hoffnung, wie Menschen zu leben. Wir kamen nach Griechenland (mit regulärer Einreise oder ohne), um zu arbeiten und um uns und unsere Kinder zu ernähren. Wir befinden uns in unwürdigen Zuständen und im Dunkel der Illegalität, damit die Arbeitgeber und die staatlichen Institutionen von der brutalen Ausbeutung unserer Arbeit profitieren. Wir leben von unserem Schweiß und mit dem Traum, eines Tages gleiche Rechte mit unseren griechischen Kollegen zu bekommen.

In der letzten Zeit ist die Situation für uns sehr schwierig geworden. Je mehr Löhne und Renten gekürzt werden, je teurer alles wird, desto mehr wird der Migrant als der Schuldige vorgeführt, als der Verantwortliche für die Verelendung und die brutale Ausbeutung der griechischen Erwerbstätigen und Kleinunternehmer. Die Propaganda faschistischer und rassistischer Parteien und Organisationen ist inzwischen die offizielle Sprache des Staates zum Thema Migration geworden. Ihre Phraseologie wird mittlerweile unverändert von den Medien wiedergegeben, wenn sie von uns sprechen. Ihre "Vorschläge" werden heute als Regierungspolitik verkündet. Mauer am Evros, Lagerhaft auf Schiffen und Euromilitär in der Ägäis, Pogrome und Überfallkommandos in den Städten, Massenabschiebungen. Sie versuchen die arbeitenden Griechen zu überzeugen, daß wir plötzlich eine Gefahr für sie darstellen, daß wir an dem beispiellosen Angriff, dem sie seitens ihrer eigenen Regierungen ausgesetzt sind, schuld sind.

Die Antwort auf diese Lügen und diese Barbarei muß jetzt gegeben werden und wir, die Migranten und Migrantinnen, werden sie geben. Wir setzen unser Leben aufs Spiel, um jetzt die Ungerechtigkeit zu unseren Lasten zu stoppen. Wir fordern die Legalisierung aller MigrantInnen, wir fordern gleiche politische und soziale Rechte und Pflichten mit den arbeitenden Griechen. Wir fordern von unseren griechischen arbeitenden Kollegen, von jedem Menschen, dem es jetzt wegen der Ausbeutung seines Schweißes schlecht geht, an unserer Seite zu stehen. Er soll an unserer Seite stehen, um nicht in seiner eigenen Heimat der Lüge und der Ungerechtigkeit, dem Faschismus und der absoluten Herrschaft der politischen und wirtschaftlichen Eliten das Feld zu überlassen. Dem also, was in unseren Heimatländern die Oberhand bekommen und uns zur Migration gezwungen hat, um in Würde leben zu können, wir und unsere Kinder.

Wir haben keine andere Wahl, unsere Stimme hörbar zu machen, damit Ihr von unserem gerechten Anliegen erfahrt. Dreihundert (300) von uns beginnen am 25. Januar in Athen und Thessaloniki einen gesamtgriechischen Hungerstreik. Wir bringen unser Leben in Gefahr, weil so oder so dieses Leben für einen Menschen mit Würde kein Leben ist. Wir ziehen es vor, hier zu sterben, als daß unsere Kinder das leben, was wir durchmachen mußten.

Januar 2011

Die Vollversammlung der Hungerstreikenden
Quelle der deutschen Übersetzung:
 http://de.indymedia.org/2011/02/300208.shtml

Forderungen der Hungerstreikenden

Englisch 05.03.2011 - 03:20

Announcement of the hunger strikers

300 hunger strikers 05.03.2011 - 14:40
Announcement of the hunger strikers to society (4/3)

Announcement-response to the government’s proposal, after the meeting (of the immigrants-workers hunger strikers) with the ministers:

1. We hunger strikers, from the places of our strike in Athens and Thessaloniki and from hospitals, unanimously reject the government’s proposal for a regime of tolerance, because it does not respond to our claim for legalization with freedom of movement, work-based renewal and all other rights that legal immigrants have in Greece and Europe.

2. We reject the request of the minister of Health to transfer all Athens’ hunger strikers to hospitals due to weather conditions’ worsening. As we have done for 39 days with cold and floods, we continue the hunger strike in Hypatia building (Patission Ave, and Ipirou Str.), and of course those who are in critical condition will be transferred to hospitals under our doctors’ orders.

3. We stress once again that the nationwide hunger strike is our struggle, that we take the decisions on all issues, and we demand the lies and slander to be stopped.

The 300 hunger strikers in Athens and Thessaloniki, 4 March 2011

hungerstrike300.espivblogs.net

 http://en.contrainfo.espiv.net/2011/03/05/announcement-of-the-hunger-strikers-to-society-43/