Baskenland: 22 Batasuna-Mitglieder festgenommen

jotake 05.10.2007 12:51 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
22 Mitglieder der baskischen Batasuna, darunter Teile der Parteiführung, wurden heute (05.10.07) morgen in der baskischen Ortschaft Segura festgenommen. Die Festnahmen wurden angeordnet vom Untersuchungsrichter Baltasar Garzón, der seit nun fast 10 Jahren mit seinem Konstrukt einer "Gesamt-ETA" nahezu alle Organisationen der baskischen Unabhängigkeitsbewegung illegalisiert hat und im Auftrag des Sondergerichthofes für Terror- und Drogendelikte handelt. Das Konstrukt besagt, dass die demokratischen Organisationen Teil der ETA seien, eine Behauptung, die bis heute nicht bewiesen wurde, den spanischen Staat aber nicht daran hindert, nach dieser zu handeln. Im März 2003 wurde dann auch die baskische Partei Batasuna verboten.

Mehr: Massive Verhaftungswelle im Baskenland (07.10.) | Spanisches Problem mit Selbstbestimmungsrecht (07.10.) | Spanien will nicht mit Basken verhandeln (18.10.) Übersicht: Demokratischer Ausnahmezustand im Baskenland
Gleichzeitig hat die spanische Nationalpolizei das Büro der EHAK (Kommunistischen Partei der baskischen Territorien) in Donostia/San Sebastian besetzt. Die EHAK hatte bei den letzten Regionalwahlen im April 2005 12,5% der Wählerstimmen und damit 9 Sitze im baskischen Parlament erhalten.

Erst am Dienstag waren Joseba Alvarez, verantwortlich für internationale Beziehungen von Batasuna, und Oiana Aguirre, Sprecherin der illegalisierten Gefangenenhilfsorganisation Askatasuna (Freiheit) in der Altstadt von Donostia/San Sebastian festgenommen. Sie hatten Anfang September an einer Demonstration für baskische Gefangene teilgenommen. Unter dem gleichen Vorwurf sitzt seit 25 Tagen der Askatasuna-Sprecher Juan Mari Olano in Haft.

Die Aktion in Donostia ging einher mit der Verhaftung von Asier Tapia, einem Sprecher der ebenfalls verbotenen linken Jugendorganisationen Jarrai, Haika und Segi. Der junge Mann war Ende 2001 ins nördliche Baskenland auf französisches Territorium geflüchtet. Die Festnahme erfolgte nun auf der Basis eines europäischen Haftbefehls, den die Audiencia Nacional bereits 2005 erwirkt hatte. 2006 stufte Spaniens Oberstes Gericht die Jugendorganisationen als »terroristisch« ein, während sie in Frankreich weiterhin legal ist, ebenso wie die Gruppen Askatasuna und Batasuna. Tapia befindet sich nun in Auslieferungshaft. In Madrid droht ihm eine Verurteilung zu über einhundert Jahren Haft.

Für heute abend sind in allen baskischen Gemeinden Protestkundgebungen geplant.

Der spanische Staat dreht mit diesen Aktionen weiter an der Spirale der Repression. Die Friedensbemühungen der baskischen Unabhängigkeitsbewegung wurden ignoriert, ein Waffenstillstand der ETA hat daran nichts geändert. Der unerklärte Ausnahmezustand im Baskenland scheint zurückzukehren. Das demokratische Recht auf Selbstbestimmung rückt damit im weitere Ferne.

Internationale Unterschriftensammlung

Arnaldo OtegiSeit dem 8. Juni 2007 sitzt der 49jährige Arnaldo Otegi im Gefängnis. Der Sprecher der baskischen Linkspartei »Batasuna« gilt als Schlüsselfigur für einen politischen Prozeß zur Lösung des baskisch-spanischen Konflikts, wurde von der sozialistischen Regierung in Madrid lange Zeit auch als solche betrachtet und nahm an mehreren Verhandlungsrunden teil. Während seine nordirischen Freunde der Sinn Fein, die er noch im Frühjahr besuchte, inzwischen in Belfast mitregieren, soll der »baskische Gerry Adams« (Der Standard) vorerst 15 Monate in Haft bleiben. Er hätte im Jahre 2003 während einer Hommage für einen 1978 ermordeten Aktivisten der baskischen Untergrundorgansiation ETA für eine »terroristische Vereinigung« geworben, befanden die Madrider Richter höchstrichterlich. Vier weitere Verfahren gegen ihn sind anhängig, darunter eines wegen »Beleidigung des Königs«.

Vom Baskenland aus wurde eine internationale Unterschriftensammlung für eine sofortige Freilassung des bekanntesten politischen Gefangenen im spanischen Staat gestartet:

Die Unterzeichner dieses Aufrufs fordern die sofortige Freilassung Arnaldo Otegis vor allem aus folgenden Gründen:
  1. Politische Gespräche sind grundlegendes Instrument für die notwendige und kontinuierliche Kommunikation zwischen Konfliktparteien. Nur durch sie können Alternativen vorgestellt, debattiert und verhandelt werden. Solche Gespräche sind Voraussetzung dafür, daß politische Vereinbarungen zustande kommen, die dem Baskenland (Euskal Herria) die Chance für eine Zukunft in Frieden und Freiheit eröffnet.
  2. Einer der Hauptunterhändler der linken Unabhängigkeitsbewegung ist Arnaldo Otegi. Seine Inhaftierung (aus nichtigem Grund) ist eine schwerwiegende Beeinträchtigug dieser Chance, zumal Arnaldo Otegi eine zentrale Rolle in den Gesprächen und bei der Suche nach einer politischen Lösung des langandauernden Konfliktes um die Zukunft des Baskenlandes spielt.
  3. Vor allem deshalb erklären wir Unterzeichner öffentlich unsere Ablehnung der Inhaftierung Arnaldo Otegis und verurteilen sie als eine politisch motivierte Maßnahme. Wir verlangen von den Verantwortlichen seine sofortige Freilassung.
Aufruf unterschreiben

Mehr

08.10.2007: Gewalt gegen Batasuna - junge Welt
07.10.2007: Massive Verhaftungswelle im Baskenland
07.10.2007: Spanisches Problem mit Selbstbestimmungsrecht
06.10.2007: Massenverhaftungen und Razzien - junge Welt
04.10.2007: Spanien dreht an der Eskalationsspirale - junge Welt
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Ergänzungen

Liste der Gefangenen

colaborador 05.10.2007 - 13:59
So bestätigt von der Gefangenen-Hilfsorganisation Askatasuna (nach Provinzen):

Gipuzkoa: Rufi Etxeberria, Joseba Permach, Mikel Zubimendi, Imanol Iparragirre, Xabier Albisu, Egoitz Apaolaza, Iban Berasategi, Angel Elkano, Juan Joxe Petrikorena, Marisa Alejandro

Bizkaia: Aner Petralanda, Ana Lizarralde, Joana Regueiro, Ibon Arbulu

Nafarroa: Patxi Urrutia, Jon Garai, Juan Cruz Aldasoro, Arantxa Santesteban

Araba: Asier Arraiz, Maite Diaz de Heredia, Maite Fernandez de la Bastida

Lapurdi: Haizpea Abrisketa

Beherea: Jean-Claude Agerre

Ergänzung zur EHAK

Kein Baske 05.10.2007 - 21:07
Die kommunistische EHAK war bis zu den besagten Regionalwahlen im April 2005 eine eher unbedeutende politische Partei. Der hohe Anteil der Wählerstimmen basiert darauf, das die zu dem Zeitpunkt schon illegalisierte Batasuna ihre Kandidaten auf den Listen der EHAK aufstellen ließ und massiv für diese geworben hat. Mit diesem Umweg sitzen nun trotz des offiziellen illegalen Status der Partei Batasuna-Anhänger und Mitglieder im baskischen Regionalparlament.

Hintergrundartikel

Ralf Streck 07.10.2007 - 12:25
Hallo,

habe mal ein Hintergrundfeature mit vielen Infos, Einschätzungen und Links gemacht.
 http://de.indymedia.org/2007/10/196260.shtml

Ergänzung

tierr@ 08.10.2007 - 08:54
Interview mit Arnaldo Otegi/ August 2007:
 http://de.indymedia.org/2007/08/190590.shtml
Baskenland: Stimmen
 http://de.indymedia.org/2007/06/184293.shtml
Für Meinungsfreiheit im Baskenland
 http://de.indymedia.org/2007/07/189106.shtml

SOLIDARITÄT MIT BATASUNA!!!:
 http://www.endavant.org/comunicats/suportbatasuna
 http://www.endavant.org

American Role in Batasuna Arrests
Adreça: Austin, TX, USA

Papel estadounidenses en la reprecion de los vascos.
American defense contractors played a significant role assisting the Spanish Government in its recent crackdown on the terrorist Batasuna organization, a thinly veiled front for Euzkadi Ta Azkatasuna (EtA). The American government's discredited Total Information Awareness System, previously found too evasive for American standards, has found a home in Spain where it is supported by Cycorp of Europe. Unable to find a market for its Terrorism Taxonomy Suite with the American market, Cycorp has turned to Spain for continued support.

“We have successful built a knowledge base of all EtA members and their connections, allowing the Spanish Government to instantly determine who is and who is not an associate of the EtA,” said Michael Witbrock, Vice President of Cycorp. “More importantly, using the models we have built of each individual Basque terrorist, we can predict their movements and behavior in response to hypothetical developments.”


The Spanish Government has been largely satisfied with the performance of EtA Terrorist Knowledge based built by Cycorp. Discussion is underway to expand its coverage into modeling Catalan and Galician separatist movements.

Links auf dieser Seite:
 http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/320035/index.php

Spanien: Polizei nimmt Randalierer fest

http://www.euronews.net 30.10.2007 - 15:19
Spanien: Polizei nimmt Randalierer im Baskenland fest

Im Vorgehen gegen die ETA haben die spanischen Behörden erneut Härte demonstriert. Im nordspanischen San Sebastien nahm die Polizei sieben Personen fest, die an Krawallen beteiligt gewesen sein sollen. Bereits in den vergangenen Monaten hatte es ähnliche Festnahmen gegeben.

Meist sind es Jugendliche, die im Baskenland randalieren. Zahlreiche spätere Mitglieder der baskischen Untergrundorganisation ETA gehörten zuvor dieser Szene an. Die Krawalle hatten zuletzt zugenommen, nachdem Anfang des Monats zahlreiche Führungsmitglieder der verbotenen Batasuna-Partei festgenommen worden waren. Die Batasuna gilt als politischer Arm der ETA.

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Man kann mit Mördern nicht verhandeln, aber m — Man kann mit Mördern nicht verhandeln, aber m

@antonio — elka

an Egal — Ralf