Erstes Sozialforum in Deutschland in Erfurt

eine andere Welt ist nötig - update 24.7 21.07.2005 01:00 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Am 21.Juli begann in Erfurt mit einer Auftaktdemonstration, an der sich mehrere hundert Menschen beteiligten, das erste Sozialforum in Deutschland (SFiD). Den Organisatoren zufolge waren am Freitag abend 2500 angemeldete und zahlenden TeilnehmerInnen in Erfurt. Über 300 Organisationen aus dem gesamten Bundesgebiet bieten dort bis zum Sonntag Veranstaltungen zu vielfältigen Themen an. Am Samstag nachmittag nahmen mehr als tausend Menschen an einer Demonstration in Erfurt teil, zu der ursprünglich 5000 erwartet wurden. Am Sonntag fand eine Versammlung von sozialen Bewegungen statt. In einer Abschlusserklärung wurde unter anderem ein garantiertes Mindesteinkommen, eine menschenwürdige Rente und eine Arbeitszeitverkürzung gefordert. Obwohl Gewerkschaften einen starken Einfluss auf das Sozialforum ausübten, wurden massive Protestaktionen gegen eine Fortsetzung des Sozialabbaus angekündigt.
Das nächste Sozialforum in Deutschland soll 2007 im Zusammenhang mit dem in Heiligendamm geplanten G 8-Gipfel stattfinden.

Im Überblick: Ergebnisse der Veranstaltungen (regelm. Updates)

Sozialforum 2005 | WSF | Charta von Porto Alegre

Berichte bei Indymedia: Erfurt: "Sozialforum in Deutschland" eröffnet | Bericht vom 1. DSF und dem Versuch eines Offenen Raumes | Sozialforum Erfurt: Offener Raum wird größer.
Das Sozialforum in Erfurt versteht sich als Teil des Weltsozialforum -Prozesses. Bereits 2001 trafen sich etwa 15000 Menschen im brasilianischen Porto Alegre zum ersten Weltsozialforum (WSF). Die Versammlung wurde von Jahr zu Jahr größer, 2004 tagte das WSF im indischen Mumbai, und zum fünften WSF in Porto Alegre kamen etwa 155000 Teilnehmende. 2006 soll das WSF dezentral organisiert werden.

Nebst ähnlichen Foren auf anderen Kontinenten wurde 2002 in Florenz daserste Europäische Sozialforum (ESF), 2003 in Paris das zweite ESF und das dritte in London organisiert.
Basisdemokratische Organisationen erhoben mehrfach Kritik, beispielsweise an Vereinnahmungstendenzen auf den Sozialforen und beim Vorbereitungsprozeß, insbesondere beim ESF in London.
In Deutschland bestehen auf lokaler Ebene Sozialforen in mehreren Städten und Regionen.

Ins Leben gerufen wurde das WSF als Gegengipfel zum im Januar tagenden Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Unter dem Motto "eine andere Welt ist möglich" versammelten sich Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und basisdemokratische Organisationen im Süden Brasiliens während AktivistInnen unter zunehmender heftiger Repression gegen das jährliche Treffen der Mächtigen in der Schweiz demonstrierten (2002 fand ausnahmsweise das WEF in New York statt).

In Erfurt wird ein Thema unter vielen - nebst Frieden, Ökologie, und dem Protest gegen Neoliberalismus, gegen die Festung Europa, usw. - auch der Widerstand gegen Hartz IV sein, und die Diskussion von Alternativen soll unter dem Titel "Anders leben" nicht zu kurz kommen. Proteste gegen den G8 Gipfel in Heiligendamm 2007 werden ebenfalls bereits in Erfurt vorbereitet.

Gleichzeitig wird in einem Offenen Raum versucht, sich hierarchiefrei zu organisieren.

weitere Infos:
Das Programmheft des Sozialforums (PDF-Datei).
Frauenraum beim SFiD (PDF-Datei).

Junge Welt über Themenkonferenz »Menschenrechte und politische Teilhabe« beim DSF.
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Ergänzungen

spannendes Programm

ganz viiiiele Veranstaltungen 20.07.2005 - 15:34
es gibt schon Ergänzungen zum Programm in Erfurt:

 http://www.sozialforum2005.de/fix/Korrekturblatt-Programmheft-20Juli2005-10Uhr.pdf

Die Veranstaltung gegen den G8- Gipfel in Heiligendamm ist am 22.7. um 11.30 im Heinrich-Mann- Gymnasium. Die attacies machen dasselbe am 23.7.

Militante Gruppe (MG)-Flugi zum Sozialforum

eine finderin 20.07.2005 - 15:36
Dieses Flugi ist u.a. auf der gestrigen GELÖBNIX9-VERANSTALTUNG IM SO 36 in Berlin aufgetaucht. Einige Auszüge daraus...


Was machen wir als militante gruppe (mg)auf einem Sozialforum - haben wir denn nichts besseres zu tun?

Ein kleiner Sommerausflug ins Thüringische wird uns doch wohl noch erlaubt sein - oder !?`Und außerdem liegt ein solcher Besuch ganz auf unserer Linie des gegenseitigen Austausches und der Bezugnahme. Wir meinen,wir sind hier nicht am falschen, sondern für eine Stippvisite zur richtigen Teit am richtigen Ort.
(...)

Für solche Events ist eine große Anzahl von inhaltlich komplexen wie heterogenen Veranstaltungen, Seminaren und Arbeitsgruppen charakteristisch. Mitunter handelt es sich um einen Tummelplatz obskurer Grüppchen und Gestalten. Um dem noch eins draufzusetzen, zeigen wir als militente gruppe (mg) auf diesem Sozialforum Präsenz. Was alle können, können wir auch: meinungsmache betreiben!
(...)


militante gruppe (mg) - das Salz in der Suppe"?

Die Frage , wer oder was wir sind, ist gar nicht so einfach in Stichworten zu erklären. Wir sind zum ersten Mal Mitte 2001 auf der Bildfläche mit einem Brandanschlag auf die berliner DaimlerChrysler Niederlassung erschienen.
(...)
In den Folgejahren sind u.a. Institutionen und Firmen des sozialtechnokratischen Klassenkampfes von oben (...) in unser Blickfeld geraten.
(...) Daraus folgern manche in einem mehr oder weniger melodischen Singsang, wir wären in der revolutionären Linken "das Salz in der Suppe".
Das ist bestimmt zu hochgegriffen. Dennoch macht diese Metapher deutlich, daß wir u.a. durch eine kontinuierliche militante Politik versuchen, ein verläßliches und stabiles Standbein der außerparlamentarischen Proteste zu sein; oder besser, um im Bilde zu bleiben, ein Geschmacksverstärker.
Wir begrenzen unserer Aktivitäten nicht auf die legalisierten und normierten Spielwiesen, unsere politischen Ausdrucksformen wählen wir selbst.
(...)
Eine revolutionäre Politik bzw. der Klassenkampf von unten wird ohne die Organisierung der militanten und bewaffneten Seite des Widerstandes auf bl0ße verlautbarungen reduziert sein. Appelle sind wahrlich hinreichend geschrieben worden. Wieso sollten sich die politisch herrschenden und besitzenden Kreise dieser gesellschaft durch das "bessere Argument" überzeugen lassen und auf ihre historisch erkämpfte Privilegienstellung verzichten? Da sind wir wiederum gar nicht vorwurfsvoll, wenn´s anders wäre, hätten wir wesentlich Züge des Kapitalismus bereits aufgehoben. Wir wollen nur begreiflich, daß man im Gegenzug nicht von uns erwarten kann, zu vegetieren und in den Chor vom Ende der Geschichte und der Sachzwanglogik nach dem Ende des Realsozialismus einzustimmen.
(...)

Schön & gut - und was wollen wir eigentlich?

Zuallererst eine erweiterte Note in das recht blumige Sozialforumsmotto "Für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Natur" bringen. Wir kämpfen auf der Basis eines sozialrevolutionären und antiimperialistischen Ansatzen perspektivisch für eine klassen- und staatenlose kommunistische Gesellschaftsform. Denn es geht uns darum, "ale Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist" (Marx).
(...)
(Wir) fallen aber nicht von außen über die deklassierten und marginalisierten gesellschaftlichen Sektoren zwecks politisierung her - wir sind selbst Teil des "sozial Überflüssigen". Die revolutionäre Linke bildet keine Exklave, auch wenn man manchmal meinen könnte, einige ihrer AnhängerInnen katapultieren sich mutwillig aus jeden sozialen Zusammenhang heraus und simulieren die "Insel der Glückseligen". Nein, wir wollen keine zynische KommentatorInnenposition vom studentischen Frühstückstisch aus einnehmen. Wir sehen unseren bescheidenen Part darin,
Tatbeteiligte in einer geschichte zu sein, die eine Geschichte von Klassenkämpfen ist.

Für eine militante Plattform - für einen revolutionären Aufbauprozeß - für den Kommunismus!

militante gruppe (mg), Juli 2005

Weitere Infos sind unter www.geocities.com/debatte einzuholen

SPANNENDE ALTERNATIVE!!!

ubu 20.07.2005 - 18:14
parallel zum sozialforum ist seit einiger zeit ein open space in planung, der seit gestern schon stattfinden soll und dem sozialforum, mit all seinen stabilen strukturen, seiner kooperation mit eliten, eintrittspreisen etc. offene räumlichkeiten (im Ratsgymnasium) entgegensetzt, die zahlreiche möglichkeiten für alltagsalternativen, aktion und debatten bieten. HIERARCHIEFREI LEBEN - EIN VERSUCH heißt das ganze, zu finden auf der seite www.hierarchiefrei-leben.de .

Artikel zum Sozialforum

Verlinker 21.07.2005 - 19:57
Topthemen der Sozialforumsbewegung bleiben jedoch Israel, Palästina und der Irak-Krieg. Obligatorisch sind auch in Erfurt Veranstaltungen wie etwa eine zur israelischen Sperranlage, die mit dem Titel »Stoppt die Mauer in Palästina« jegliche abweichende Meinung ausschließt. Dem Irak widmet sich die »Initiative Internationales Tribunal der Völker« gleich in einem ganztägigen »Hearing«. Darin sollen zahlreiche Referenten unter anderem ausloten, »inwiefern bewaffneter Widerstand im Irak durch das Recht zum Widerstand gegen Fremdherrschaft und Besatzung gedeckt« ist. Einer von ihnen ist Joachim Guillard vom Antikriegsforum Heidelberg, der gleichzeitig verantwortlich für die Internetpräsenz der Initiative ist. Seine Meinung zu »militärischen Aktionen gegen die Besatzer« wird er nicht müde zu betonen: Sie seien »selbstverständlich legitim« (Jungle World 10/05). Wenn Frieden und Gerechtigkeit sich küssen, heißt es also Land gewinnen und auf keinen Fall mitknutschen!

 http://jungle-world.com/seiten/2005/29/5911.php

Nicht dabei: Sozialforum von unten

Daheimgebliebener 21.07.2005 - 22:34
Ursprünglich war die Idee, einen offenen Raum dem stark durch Apparate großer Gruppen (Rosa-Luxemburg-Stiftung/PDS, WASG, Attac, irgendwelche selbsternannten Sprecher der Friedensbewegung usw.) geprägten offiziellen Sozialforum entgegenzustellen. Das scheiterte aber an Zensur in fast allen linken Medien, die offenbar eher auf Hierarchien stehen (ist ja nicht neu) und an einer ziemlich jämmerlichen Vorbereitungsgruppe. Dass nun doch etwas versucht wird, liegt mehr an dem Zufall, dass ein optimaler Ort ohne Zutun der Vorbereitungsgruppe dafür zur Verfügung stand. Leider gibt es nach außen nun bei diesem "Open-Space-Versuch" noch weniger Transparenz als bei dem apparategeprägten Sozialforum. Das ist nicht nur bedauerlich, sondern ziemlich katastrophal, wenn selbst die Gegenbewegung zu Intransparenz und Hierarchie vor allem aus diesen Elementen besteht. Ist zwar nicht neu, aber deshalb nicht gut.
Die ehemalige Infoseite zum "Sozialforum von unten", dass nun ja gar nicht stattfindet, war und ist  http://www.sozialforum-von-unten.de.vu. Dort wird es Hintergrundinfos zu dem Event und dessen Strukturen geben. Zudem sind da einige Links mit Quellen zu bisherigen Abläufen und Hierarchien auf WSF und ESF zu finden.
Weitere Links mit kritischen Bezügen zum Sozialforumsgeschehen: Attac ( http://www.attac-online.de.vu), Wahlalternative ( http://www.wahlalternative-online.de.vu), Hierarchieabbau-Ideen ( http://www.hierarchnie.de.vu).

Mit dabei: Gesells Freigeld-Faschos

lumumba 25.07.2005 - 11:58
Unter dem Titel: "Auf Arbeitslosigkeit und Verschuldung programmiert?" führten die "Christen für gerechte Wirtschaftsordnung" eine Werbeveranstaltung für Gesells rechtsextreme und antisemitische Freigeldideologie durch. Ganz im Sinne der NPD und deren Publikationen, die ja auch als Hauptfeind das "Großleihkapital" und die von diesem angeblich aufgezwungene "Zinsknechtschaft" sehen. Genau wie die NPD versuchen derzeit in vielen Städten "Regional-Geld-Ringe" das Programm der NPD von 1920 wieder durchzudrücken. Vor und nach 1933 haben sich "Freiwirte" hervorragend mit den Nazis verstanden, auch heute gibt es beste Kontakte. Ist doch die Ideologie der Hochzucht, der Definition des Kapitalismus als Reduktion auf das Zinssystem und der Antisemitismus identisch. Zinsen sind diesen Leuten zufolge ein Verbrechen, Dividende, Lohndrückerei und Aktienspekulation hingegen gehören zum "schaffenden" Kapital.

Informationen zu Gesells Anhängerschaft und Ideologie:  http://www.terz.org/texte/texte_01_04/zinsknechtschaft.htm

Das 25-Punkte Programm der NSDAP:  http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/nsdap25/

Einzelne Punkte im Zitat:

10. Erste Pflicht jedes Staatsbürgers muß sein, geistig oder körperlich zu schaffen. Die Tätigkeit des einzelnen darf nicht gegen die Interessen der Allgemeinheit verstoßen, sondern muß im Rahmen des Gesamten und zum Nutzen aller erfolgen. Daher fordern wir:

11. Abschaffung des Arbeits- und mühelosen Einkommens, Brechung der Zinsknechtschaft.

18. Wir fordern den Rücksichtslosen Kampf gegen diejenigen, die durch ihre Tätigkeit das Gemeininteresse schädigen. Gemeine Volksverbrecher, Wucherer, Schieber usw. sind mit dem Tode zu bestrafen, ohne Rücksichtnahme auf Konfession und Rasse.

Zitatende

Es sage nachher niemand, er oder sie hätte nichts gewußt...

Dokumentiuert:Erklärung der sozialen Bew. u.a

takeshi 28.07.2005 - 16:21
Dokumentiert:

Die Erklärung der Versammlung sozialer Bewegungen von Erfurt, 24. Juli 2005
 http://www.jungewelt.de/2005/07-25/013.php

Beitrag von Christine Buchholz (Bundesvorstand der WASG) zu den Chancen, Problemen und Herausforderungen des neuen Linksbündnisses beim Seminar „Guten Morgen Gespenst! Annäherungen an das jähe Erscheinen eines Parteiprojektes“ auf dem Ersten Sozialforum in Deutschland.
 http://www.wasg-region-hannover.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=70&mode=thread&order=0&thold=0

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da fehlt die Hälfte... — ups... oje.

Ja, geht — Pete

ehrlichkeit gewinnt — barbara

das ist richtig — die antwort

Nanu? — Icke

ähem ... — klugscheißer

@ klugscheißer — lumumba

Mal ne Frage — nur so