Erfurt: "Sozialforum in Deutschland" eröffnet

Franz 22.07.2005 01:05 Themen: Globalisierung
Erster persönlicher Eindruck aus Erfurt
Heute begann das lange erwartete "erste "Sozialforum in Deutschland". Bei der Eröffnungsveranstaltung war (wi so oft) das Publikum (Begrüßen, futtern ..) viel mit sich beschäftigt ... Das Musikprogramm *war* gut, aber wie gesagt ;-)

Ein Bild: aus allen möglichen Ländern gab es Leute, die sich mit einer kurzen Begrüßung aus ihrer Region vorstellten.

Das spannende sind natürlich die Veranstaltungen der nächsten Tage - ds umfangreiche Programm holt man sich am besten hier (PDF 700k)
 http://www.sozialforum2005.de/fix/Programmheft-Sozialforum2005-Erfurt.pdf
wenn man nicht grad schon da ist ...

Häufigste Beobachtung - jeder guckt was er darin findet ...
Es lohnt sich glaub ich - mal sehn.

Es gibt wieder den "Offenen Raum" - ganz nah beim zentralen Domplatz gelegen, fast eine ganze Schule (so kam es mir vor) ... beginnt schon bunt.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Esoteriker, Funktionäre, Eintrittskontrolle

Tourist 22.07.2005 - 13:32
Ich war auch da.

Mein Eindurck: 1/5 Funktionäre von Gewerkschaften, Parteien und Groß-NGOs, 1/5 Esoterik-SpinnerInnen, 1/5 Leute, die das perfekte Wirtschaftssystem erfunden haben und dicke Kopienstapel mit verschwurbelten Welterklärungen verteilen, 1/5 linke Sekten.
Der Rest mag ganz nett sein.

Bei der Auftaktveranstaltung wurden die Eintrittskarten kontrolliert.
Ca. 10 Nazis wollten an der Veranstaltung teilnehmen, wurden aber von den Orgas mit Hilfe der Polizei des Platzes verwiesen.

Der Offene Raum macht einen netten Eindruck, hier scheint noch was von der "alten" Bewegung - vor der Überhahme durch ATTAC und Konsorten - übrig zu sein.

Ob die Kritik, das offizielle SoFo sei nicht offen genug, aber trift, würde ich bezweifeln. Schließlich findet dort nun wirklich jeder Schwachsinn (wenn er nicht gerade offen faschistisch ist) eine Plattfort.

Grrrmbl

egal 22.07.2005 - 15:06
Nix gegen die Kritikpunkte, doch könnte das Ganze auch in einem längeren, fundierten Beitrag münden. Wie hier Tröpfche für Tröpfche an das Bein der Elitenlinken gepißt wird, ist nicht fein! Es könnte auch ruhig etwas fundamentaler gehalten sein, schließlich gibt es diesselben Erscheinungen manchmal auch auf Anarchistendemos und libertären Tagen (legendär: die Leibesvisitationen in Frankfurt). Der Sinn solcher Schimpf-Quickies, wie sie seit dem Beginn des Sozialforums ausgerechnet auch noch auf der Startseite auftauchen, leuchtet mir irgendwie nicht ein. Die Erkenntnisse die dem Publikum hier dargeboten werden, sind ja so alt, daß es bereits nach Verwesung riecht.

Und schließlich: wenn wir in den nächsten Jahren nicht ganz ordentlich Druck machen - und das geht nur gemeinsam mit Linksliberalen und womöglich sogar Wertkonservativen - dann können wir uns eigentlich jedes weitere Wort sparen, die Lage ist verdammt ernst. Solidarität ist für mich nicht die Verbundenheit identisch denkender Menschen - das ist eine Schafherde - sondern eine im gepflegten Disput befindliche Gemeinschaft unterschiedlich denkender.

Also bitte erst Revolution machen und dann die Kinder fressen.

Korrektur zu attac

kein Attaci 22.07.2005 - 18:25
Attac hat gar nichts übernommen, weil davor nichts da war. Linksradikale hatten ihre typischen identitären Einpunktthemen (Antifa, Antideutsch-Antiimp, Vegan-Vokü, Sexismusdebatte und Militanzdebatte), linke Parteien hatten Themen je nach Mode (geht ja eh meist nur um Mitgliederfang). Attac hat in der BRD etwa die Themenbreiche besetzt, die in anderen Ländern von der NoGlobal-Bewegung besetzt wurden. Hier kam die NoGlobal-Bewegung aber wegen der Demenz der deutschen Linken nie wirklich an, Attac konnte also gar nichts übernehmen. Also - wo ist das Problem, Tourist? Neid? Warum beschäftigt sich denn die radikale Linke zur Abwechslung nicht mal mit relevanten Themen, anstatt zu meckern, daß andere das tun?

know your roots

2 kein attaci 23.07.2005 - 00:14
Attac war eine Gruppe, die sich für die Besteuerung von Divisentransaktionen zum Wohle der Menschen (s. Name) eingesetzt hat. Nicht gerade das, was ich unter nem Breiten Ansatz verstehe. Den hatte imho damals PGA (Peoples Global Action). Gegründet nach den Encuentros der Zapatistas in Mexiko und Madrid, eine wirklich weltweite Vernetzung, die dann die Globalisierungskritische Bewegung mit aufgebaut hat. In D. gab es zu dem Zeitpunkt die Proteste gegen den G8 und EU Gipfel in Köln, die zum 2. weltweiten Protest (noch vor Seattle) wurden. Auch wenn die grössten Proteste in London als Reclaim the Streets stattfanden - gab es auch in Köln große Proteste. Wenn ich nichts durcheinander bringe wurde gleichzeitig in Nigeria der größte Ölhafen blockiert und fanden in 40 weitern Ländern aktionen statt. Das waren die ersten Tage dieser BEwegung, die damals weit mehr wollte, als nur einen neue Steuer. Das die Medien sich Attac rausgepickt haben und nach Genua gehyped haben passt gut - die Idee einer neuen Steuer, die alles gut macht ist schliesslich auch in nem 2 Zeiler zu vermitteln. Und auf einmal rannten alle zu attac...
Und attac präsentierte sich als Netzwerk neuer Form - im Nachhinein mal eine ziemlich einfernehmende Haltung. Auf einmal waren sie nicht mehr eine Gruppe unter vielen, sondern die Dachorga. Das sich dann auch fitte Leute bei Attac mit eingebracht haben mag ich garnicht bezweifeln. Aber besonders originell war die Grundidee nicht. Ausserdem neigt die Attacriege immer noch dazu Aktionen zu vereinahmen, wie die Piquete vor dem G8 Gipfel in Evian, bei der der Attac Pressesprecher doch tatsächlich behauptete es wären hauptsächlich Attacis an der Aktion beteiligt. Schon bitter, wenn mensch viel Energie in die Vorbereitung solcher Aktionstage steckt und dann noch ihrer Vereinnahmung beiwohnen darf.
Allerdings ist hier auf dem Forum die Vielfalt mal recht hoch, und die Workshops erträglich groß (~ 30 Leute) nicht so wie auf dem WSF und ESF.

Noch weitere notwendige Korrekturen

kein Attaci 23.07.2005 - 01:18
"Attac war eine Gruppe, die sich für die Besteuerung von Divisentransaktionen zum Wohle der Menschen (s. Name) eingesetzt hat"

Attac ist keine Gruppe, sondern ein Netzwerk. In jedem eurpäischen Land haben sie eine etwas andere Ausrichtung. In der Bundesrepublik wurde dieser Tobin-Quatsch auch meist nur rethorisch in die Diskussion geworfen. Daß es dort weitergehende Ansätze als nur Steuerrechtsänderunfgen gibt, siehst Du zum Beispiel an Projekten wie die Holloway-Veranstaltungen oder das ACT-Bündnis in Berlin.


"Den hatte imho damals PGA (Peoples Global Action). Gegründet nach den Encuentros der Zapatistas in Mexiko und Madrid, eine wirklich weltweite Vernetzung, die dann die Globalisierungskritische Bewegung mit aufgebaut hat."

Das stimmt natürlich. Doch aufgrund der starren und dogmatischen Strukturen der hiesigen Linken, hat PGA es in Deutschland niemals geschafft, Fuss zu fassen. Die radikale Linke hat bis heute PGA nicht wahrgenommen und gröhlt weiter ihr "Für den Kommunismus".

"In D. gab es zu dem Zeitpunkt die Proteste gegen den G8 und EU Gipfel in Köln, die zum 2. weltweiten Protest (noch vor Seattle) wurden......."

Ja. das stimmt. PGA war das Netzwerk, daß die bewegung global ins Rollen brachte und auch heute noch von großer Bedeutung ist. Aber haslt nicht hierzulande. Leider.

"Das die Medien sich Attac rausgepickt haben und nach Genua gehyped haben passt gut - die Idee einer neuen Steuer, die alles gut macht ist schliesslich auch in nem 2 Zeiler zu vermitteln. Und auf einmal rannten alle zu attac... "

Viele wurden durch Attac politisiert und entwickelten sich weiter (siehe oben). Die radikale Linke zieht es vor mit ihren Einpunktthemen im selbstgeschaffenen Ghetto zu bleiben und schafft es natürlich nicht, neue Leute zu gewinnen. In keiner Stadt bekommt die radikale Linke mehr als 1000 oder 2000 zusammen.

Wie gesagt: ich will attac nicht über den Klee loben. Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, daß Attac hierzulande Themenfelder besetzt hat, die hierzulande brach lagen. Wirklich nervig ist Attc nur dort, wo Linksruck oder ver.di-Funktionäre auftauchen und Bewegung ausbremsen wollen. Das mag auch von Stadt zu Stadt verschieden stark gelungen sein.

Sozialforum und die Behinderten

Robert Bull 23.07.2005 - 14:40
Hallo Leute,



ich war vom Sozialforum ein bisschen enttäuscht.



Erster Punkt warum musste das Sozialforum in Erfurt sein, denn der Erfurter Bahnhof war nicht behindertengerecht. Für viele Behinderten ist spätesten die Fahrt nach Erfurt auf den Bahnsteig, auf Grund der Bauarbeiten, vorbei. Ich konnte zum Glück aus meinem E-Rollstuhl aussteigen, so konnte man mit einer Trepperaupe meinen E-Rollstuhl hinunter bringen. Diese Treppenraupe musste von vier Personen bedient werden. Deshalb bin ich am Freitag den 22.07.05 zurückgefahren. Ich hatte panische Angst am Sonntag nicht nach Rostock zu kommen, denn am Sonntag ist sicher auf dem Bahnhof weniger Personal. Diese Angst war berechtig, denn es gab schon am Freitag Probleme. Es war eine andere Frau da und sagte wir bekommen sie nicht auf den Bahnsteig, darauf erwiderte ich gestern ging es doch auch. Durch meine Sprachbehinderung verstand Sie mich nicht. Zum Glück war eine andere Frau dazu gekommen die am Donnerstag dabei war, und so kam ich sicher auf dem Bahnsteig.



Zweiter Punkt warum waren so wenig Behinderte dort? Man hätte doch vielleicht die einzelnen Werkstättenräte oder Behindertenverbände einladen können. Dies wäre wichtig gewesen, da man Druck ausüben hätte können, dass endlich das Gleichstellungsgesetz durch kommt. Euer Anmeldungszelt war nicht mal behindertengerecht, denn der Absatz war höher als eine normale Stufe.



Könnt Ihr mir bitte ein Abschlussprotokoll per E-Mail schicken?



Liebe Güsse

Robert Bull





www.gegen-soziahlkahlschlag-rostock.de


Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an