München/Sauerlach: Überblick über rechte WG um Chris Ares

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Gründung der rechten Sauerlacher WG im Herbst 2017

Vor wenigen Tagen wurde die extrem rechte Wohngemeinschaft um Christoph Zloch (alias Rapper „Chris Ares“) und seinem Busenfreund Richard Wegner in Sauerlach (Lkr. München) geoutet. Beide führen sich nun wahnsinnig auf, obwohl es gerade Zloch war, der in den letzten Monaten fast darum gebettelt hatte, endlich Aufmerksamkeit auf die WG in der Schützenstraße 34a zu lenken. Wir wollen noch einmal nachtreten.

Im Mittelpunkt stehen zwar detaillierte Recherchen zu Wegner und Zloch, jedoch sind die anderen rechten Mitbewohner_innen und engen Unterstützer_innen bisher antifa-mäßig noch nicht in die Öffentlichkeit gezogen worden. Das wollen wir nun ändern. Einige Namen von Personen, bei denen ihre politische Einstellung nicht bekannt ist, die an sich nichts (mehr) mit dem Geschehen zu tun haben oder denen wir noch eine Chance geben wollen, sich zu distanzieren, haben wir abgekürzt.

Das renovierte Bauernhaus in der Schützenstraße 34a bewohnen derzeit mindestens sechs Personen auf ca. 200qm, von denen fast alle aus rechten politischen Zusammenhängen bekannt sind. Die Miete betrug zum Zeitpunkt des Einzugs im Oktober 2017 rund 2000 Euro. Haustiere sind Katzen, ein Huhn und ein Hund. Wer sich für die genauen Einzelheiten der Immobilie interessiert, möge die damalige Online-Anzeige durchforsten: https://mapio.net/expose/2710393/

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Der Hauptprotagonist der WG ist Christoph Aljoscha Zloch. Der heute 27-Jährige ist mehrfach vorbestraft und u.a. wegen Fahrerflucht, Diebstahl, Verleumdung, Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, wegen Fahrens ohne Führerschein und übler Nachrede rechtskräftig verurteilt. Wegen letzterem durchsuchte die Polizei übrigens im September 2019 die Sauerlacher Wohnung. Apropos Führerschein: den hat Zloch mittlerweile, er fährt momentan einen grauen Skoda Fabia mit dem Kennzeichen „M C 3088“. Der Verfassungsschutz beobachtet „Chris Ares“ seit 2016, SpiegelTV berichtete im Sommer 2019 über den rechten Rapper.
Seit dem Abschluss seiner Ausbildung 2016 arbeitete Zloch zeitweise für Kaminkehrer-Betriebe, auch in Sauerlach. Finanziell scheint es ihm jedoch dauerhaft nicht so gut zu gehen: zwischendurch versuchte er mit einem eigenen „Gebäude-Management-Unternehmen“, dubiosen Security-Jobs oder Polit-T-Shirt-Verkäufen Geld aufzutreiben. Er finanziert sich u.a. auch durch Spenden seiner Anhänger. Aktuell ist Zloch mit der 19-jährigen Linda W. aus Peiting (Lkr. Weilheim-Schongau) in einer Partnerschaft.

Zloch wird am 29.07.1992 in Freiburg geboren und wohnt dort bis zu seinem siebten Lebensjahr. 2000 zieht er mit seiner Familie ins Allgäu wo er Ende 2007 von der Realschule fliegt. Gleichzeitig macht er seine ersten Musik-Erfahrungen und fängt an unter dem Namen „Despo“ mit seiner Jugend-Gruppe „Streetboyz Entertainment“ zu rappen, tritt in Jugendzentren und auf kleineren Events auf – seine Musik ist damals allerdings noch unpolitisch und geprägt von Themen wie Liebeskummer oder Depressionen.

Im Sommer 2010 verlässt er die Werkrealschule Isny mit der mittleren Reife. 2014 bekommt er mit seiner damaligen Freundin P. ein gemeinsames Baby, die Beziehung geht jedoch in die Brüche. Bald lebt er nun nicht mehr in Isny, sondern zusammen mit seiner Mutter G. in Poing im oberbayerischen Landkreis Ebersberg. Zu diesem Zeitpunkt fängt er auch wieder an, Rap-Musik zu machen: unter seinem jetzigen Künstlernamen „Chris Ares“ und nun mit nationalistischen, verschwörungsideologischen und rassistischen Texten. Als Rap-Partner dienten ihm u.a. der Erdinger Michael Noll, der unter dem Pseudonym „M.A.N.“ bzw. später „Silas Ares“ einige Songs gemeinsam mit Chris Ares performte. Mittlerweile ist sein bester Rap-Buddy Kai-Alexander Naggert alias „Prototyp“.

Als die extrem rechten Pegida-Proteste Anfang 2015 auch in München anfangen, ist Zloch schnell am Start. Bald darauf gründet der rechte Rapper das „Bündnis Deutscher Patrioten“  (kurz: BDP), in Bayern, ein partei- und organisationsübergreifender Zusammenschluss aus extrem rechten Aktivisten. Er verwaltet dessen Facebook-Seite und fällt vor allem durch Aktionen auf, die ihn und sein rechtes Gefolge im Nachhinein online gut dastehen lassen: gemeinsames Campen, „Fluthilfe“, Spendensammeln, das Organisieren von Ausflügen, „Obdachlosenhilfe“.
Er lässt Kleidung mit einem goldenen Adler und dem Schriftzug „Bündnis Deutscher Patrioten“ drucken, verteilt diese an seine Gefolgschaft und imaginiert sich so seine eigene kleine Streetgang zusammen, die geschlossen für coole Gruppen-Fotos posiert.

Im BDP sammeln sich vor allem Akteure von „Pegida München“, nach und nach kooperieren aber auch Neonazis der (mittlerweile in Bayern inaktiven) Partei „Die Rechte“ mit Zloch & Co, darunter Philipp Hasselbach, Lukas Bals oder Tobias Roidl. Zloch wird mit ihnen später sogar mehrfach online auf Facebook posieren, um sich demonstrativ gegen eine „Distanzierung von Neonazis“ auszusprechen.

In dieser Zeit wechseln sich manische und depressive Phasen bei Zloch regelrecht im Stundentakt ab. Er kündigt unentwegt mit funkelnden Augen Projekte (Buch schreiben, eigenes Dorf gründen, autark leben, parteipolitisch aktiv werden und irgendwann im Bundestag sitzen etc.) an, die er bis auf Ausnahmen jedoch nie realisiert. Die Ankündigungen bzw. Postings dazu löscht er nicht selten einfach wieder. Darauf folgen manchmal Tage oder sogar Wochen, in denen man nichts mehr von ihm hört. Zloch selbst schiebt das immer wieder auf Konto-Sperren.

Im März 2016 tritt „Chris Ares“ bei der AfD in Geretsried auf einer Kundgebung als Musiker auf. Am 4. September 2016 besucht er u.a. mit Rick Wegner (zu ihm später mehr) eine Wahlparty der AfD in München. Dabei kommt es zu gewalttätigen Angriffen von Zloch auf eine antifaschistische Demonstration vor dem Lokal, in dem die AfD feiert. Er attackiert dabei auch Journalisten körperlich, Bilder seiner Übergriffe gingen bundesweit durch die Medien. Das Verfahren gegen ihn wird später eingestellt – nicht jedoch, weil er unschuldig ist (wie er behauptet), sondern weil gegen ihn noch wegen einer anderen Sache zu diesem Zeitpunkt ermittelt wurde, bei der eine Verurteilung möglicherweise eine höhere Strafe nach sich gezogen hatte.

Wenige Wochen später traten er und Wegner nach internen Streitigkeiten aus dem BDP aus und suchten Nähe zur „Identitären Bewegung“, der Zloch bis heute sehr nahe steht: im August 2018 rappte er beim „Europa Nostra“-Festival der IB.

Zloch trainierte außerdem mehrere Jahre lang Kampfsport, genauer gesagt Muay Thai, früher u.a. in einem Kickboxstudio in Heimstetten im Lkr. München. Mittlerweile steht er der Kampfsportschule Sparta (auch: Bavarian Fight Club) nah. Er performte am 02.02.19 bei der BFC-Fightnight als Musik-Act, für eine weitere BFC-Fightnight am 22.11.2019 war er ebenso angekündigt, die Hallenvermieter erteilten ihm allerdings Hausverbot.

Im Februar 2019 hatte Zloch mit dem Münchner Schwergewichtsboxer Eddy Delibaltaoglu von Sparta/BFC auf Facebook posiert und angekündigt, bei der BFC-Fightnight selbst für einen Titelkampf als Kickboxer antreten zu wollen. Daraus wurde, oh Überraschung, nichts. Mit dem rechten Kickbox-Studio-Inhaber Guido Fiedler aus Augsburg, der gerne Reichskriegsflaggen in seinem Studio aufhängt und der AfD Räume anbietet, ist Zloch auch per Du: auch bei ihm performte er schon einen Rap-Act bei einem Fight-Event.

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Als zweiter Haupt-Protagonist stellt sich Richard Günter Wegner alias „Rick Wegner“ gerne zusammen mit Zloch in den Mittelpunkt. Bevor er in die WG zog, wohnte Wegner mit seiner Ex-Frau im Münchner Stadtteil Hasenbergl.
Der Deutsch-Amerikaner ist seit einem halben Jahrzehnt politisch in der extremen Rechten aktiv, besuchte Aufmärsche von „Pegida“ und AfD-Veranstaltungen in München und agierte regelmäßig ebenso im „Bündnis Deutscher Patrioten“. Aufgrund persönlicher Frustration ist er nur noch wenig öffentlich politisch aktiv, an seiner extrem rechten Haltung hat sich jedoch nichts geändert. Der begeisterte, jahrzehntelange Kraftsportler, der im Sauerlacher „Sportcenter Hensel“ trainiert, unterstützt die rechten Umtriebe von „Chris Ares“ weiterhin mit aller Kraft. Früher trainierte Wegner u.a. in einem Karate Dojo in Haar. Er arbeitet zeitweise als Security-Kraft (z.B. für sps-west).

Ausgerechnet bei einer Gedenkveranstaltung für das rechte Attentat am Olympia-Einkaufszentrum war er im Sicherheitsbereich als Security – ein Jahr, nachdem Wegner und Zloch am Tatort, an dem Gedenkkränze lagen, aufs Übelste ausrasteten und einen muslimischen Passanten beschimpften, den sie als angeblichen IS-Sympathisanten ausgemacht hatten. (Link zum Video: https://www.liveleak.com/view?i=36b_1469367708)

Wegner ist ein verurteilter Mörder: er verbrachte in den USA, damals noch unter dem Namen „Richard Houdershell“, 15 Jahre im Gefängnis wegen zwei bewaffneten Raubüberfällen und eines vorsätzlichen Mordes: mit 18 Jahren erschoss er einen 72-Jährigen bei einem Überfall. Über seine Vergangenheit publiziert er ein Buch unter seinem amerikanischen Namen. Zwar liegt dieser Vorfall lange zurück und auch seine Haftstrafe ist verbüßt, im Zusammenhang mit seiner extrem rechten Einstellung und seinem aggressiven Auftreten in der Öffentlichkeit in der Vergangenheit u.a. am Rande von Demonstrationen sollte dies jedoch alarmieren. Mit Büchern über seine Geschichte versucht er nun, Profit aus seinen Verbrechen zu schlagen.
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Die „anderen“:

die dritte Bewohnerin ist Claudia Ludwig. Anfangs wohnte sie mit ihrem Ex-Mann Uwe in der Sauerlacher WG, von diesem trennte sie sich jedoch. Er ist ausgezogen. Sowohl Claudia als auch Uwe waren früh Teil des bereits angesprochenen „Bündnisses Deutscher Patrioten“ und unterstützten Chris Ares bei seinen Aktionen. Als es um eine Sammlung von Sachspenden ging fungierte eine Adresse von Claudia Ludwig als Kontakt, den Chris Ares online verbreitete. Politisch ist sie deutlich schüchterner als die nach Aufmerksamkeit gierenden Wegner und Zloch. Nichtsdestotrotz war sie blöd genug, sich für gemeinsame Fotos mehr als einmal ins Rampenlicht online ziehen zu lassen und ihr Gesicht für das BDP zu präsentieren. Auch Claudia geht manchmal ins Sportcenter Hensel in Sauerlach. Vor dem Umzug wohnten sie und Uwe übrigens in München-Laim.
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Der vierte Bewohner und nach Angaben von Zloch „schon langjähriger Freund aus dem Kindergarten-Alter“ ist Nico Pietruszinski. Ebenso wie Claudia Ludwig zeigte er sich politisch in erster Linie beim BDP aktiv und war mehrfach bei Aktionen auf Fotos zu sehen. Pietruszinski arbeitet in einem italienischen Restaurant direkt am Sauerlacher Bahnhof.
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Die fünfte aktuelle Mitbewohnerin, Tatjana S., ist politisch bisher nicht wirklich aufgefallen. Auf Facebook liket sie zwar rechte Seiten en masse, weil wir lieb sind schreiben wir deinen jedoch vollen Namen jedoch nicht aus, Tatjana. Bedanke dich trotzdem bei Zloch und seiner Darstellungssucht, dass du überhaupt genannt wirst.
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Eine sechste Person, deren Nachname auch mit S. anfängt, ist ebenso auf die WG gemeldet. Da wir jedoch eine rechte Gesinnung nicht zweifelsfrei nachweisen konnten, verzichten wir vorerst auf eine nähere Darstellung.

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