Weil wir wissen was auf dem Spiel steht - Darum gegen jede Wehrpflicht und jedes Militär

Ein Rekrut bekommt mit dem Gewehrkolben Scheiße in den Mund gestopft

Die „Wehrpflicht“ sabotieren – überall

Die Bundeswehr mag Fragen haben, wir haben eine Antwort: Nein! 

Bist Du bereit? Bereit zu morden oder ermordet zu werden? Oder willst Du die Wehrerfassung total verweigern und alle patriarchalen Strukturen entwaffnen?

Bist Du bereit die Kriegsdienstpflicht zu sabotieren? Wir sagen wie es geht.

 

 

 

 

Schauen wir kurz zurück, bevor wir ans Eingemachte gehen:

Die so genannte Wehrpflicht in Deutschland wurde 2011 ausgesetzt. Das war auch ein Erfolg der lange Zeit starken antimilitaristischen Bewegung in Deutschland.

Die Pflicht in der „Schule der Nation“ zu dienen war dem männlich gelesenen Teil der Bevölkerung vorbehalten, der auf den Ersatzdienst ausweichen konnte.

Auch der Ersatzdienst, der sogenannte Zivildienst, war eine Zwangsmaßnahme. Diese war eingebettet in die militärischen Konzeptionen, die im Spannungs- oder Verteidigungsfall zum Tragen gekommen wären.

Dieser patriarchalische Zwangsdienst, der über das „Recht auf Verweigerung“ geregelt war, lief über eine sogenannte Gewissensprüfung. Dein Gewissen wurde, ob du wirklich pazifistische oder religiöse Gründe anführen konntest, von ekelhaften Typen und Militärs geprüft. Politische Gründe waren nicht vorgesehen und wurden in der Regel nicht anerkannt. Waren in den frühen Jahren der „Wehr“- bzw. Kriegsdienstpflicht diese „Gewissensprüfungen“ nicht nur demütigend, sondern auch mit hohen Hürden versehen, lockerte sich der Umgang mit den Kriegsdienstverweigerern gegen Ende der „Wehrpflicht“ immer mehr. Zum einen brauchte das Militär nicht mehr so viele Soldaten, zum anderen waren die „Verweigerer“ willkommene Billigarbeitskräfte im Katastrophenschutz, im Krankenhaus, in der Pflege und sonstigen sozialen Bereichen. Die Ausbeutung der „Zivildienstleistenden“ war ein wirtschaftlicher Faktor, der bis auf Ausnahmen und kleine Nischen mit einem Friedensdienst nichts zu tun hatte.

 

„Auch Zivildienst ist Zuvieldienst“, war lange Zeit ein antimilitaristischer Konsens

 

Trotzdem wird Zivildienst heute eher verklärt als ein „Friedensdienst“. Nicht umsonst hatte die in den 90er Jahren starke Berliner „Kampagne gegen Wehrpflicht und Militär“ alle Zwangsdienste kritisiert. Ab Mauerfall galt das westdeutsche System der Musterung auch für alle Männer im Osten. Ob Ost, ob West; die Musterung war ein demütigender Akt, bei dem einem jungen Mann fremde Männer gegenüber standen, die den Körper auf militärische Brauchbarkeit überprüften. Zum Arzt geht mensch eigentlich wenn man ein gesundheitliches Anliegen hat, hier aber wurde die Tauglichkeit der Kriegsfähigkeit geprüft, ohne dass man diese ärztliche Untersuchung selbst gewollt hätte. Sie war befohlen und wer sie wiederholt nicht antrat, wurde von der Militärpolizei, den „Feldjägern“, gesucht und zwangsvorgeführt. In der Musterungsbehörde, den damaligen Kreiswehrersatzämtern, wurden die Männer nach dem Gesichtspunkt eines Schlachtviehs beurteilt. Verschiedene Tauglichkeitsstufen nach militärischen Gesichtspunkten entschieden über den Verwendungszweck. War mann untauglich gemustert, dann hatte man das große Los gezogen. Bekifft, besoffen, durchnächtigt oder verdrogt bei der Musterung antanzen, das konnte zu dem erwünschten Los bringen oder aber zur nächsten Nachmusterung.

 

Der „Zivildienst“ war immer länger als der Kriegsdienst an der Waffe. So sollte der Eintritt in die Armee schmackhafter gemacht werden. Wer diese lästige Pflicht hinter sich bringen wollte, entschied sich daher oft dafür, die Zeit beim Bund abzuleisten, um anschließend schnell in den Beruf zurückzukehren und Geld zu verdienen. Mindestens ein Drittel der Wehrpflichtigen bereute angesichts der Zustände in den Kasernen die Entscheidung. Aber die Kriegsdienstverweigerung oder die oft mit Haftstrafe geahndete Totale Kriegsdienstverweigerung waren auch nicht jedermanns Weg. Und so füllten sich die Kasernen mit Männern auf. Jahrgang für Jahrgang wurde gesagt, die Waffe sei wie eine Frau und immer am Mann zu tragen. Patriarchalische Prägungen und Konditionierungen versauten die Köpfe von vielen Männern. Sie wurden trainiert, um unsinnige Befehle zu befolgen, stramm zu stehen, den Arsch zusammenzukneifen, die Klappe zu halten, Waffen zu putzen, bis es ihnen aus den Ohren rauskam. Viele machten das „Spiel“ mit, weil es als Weg des geringsten Widerstandes erschien. Statt die Waffen zu zerstören, schossen sie auf „Pappkameraden“ und lernten auf Befehl auf andere Menschen zu schießen. Statt die Waffen gegen die zu drehen, die sie erniedrigten, gaben sie den Druck an den nächsten Jahrgang weiter. Statt übelste sexistische Witze der Vorgesetzten oder der „Kameraden“ zurückzuweisen, lachten sie mit. So funktioniert Militär.

 

 Die Kasernen waren (und sind) eben auch Anstalten zur Aufzucht toxischer Männlichkeit und patriotischen Gedankenguts von Menschen, die marschieren, gehorchen, dienen und befehlen lernten und je nach Einheit mehr oder weniger brutal gedrillt wurden. Anschreien gehörte zum guten Ton. Saufen, um den Frust zu ertränken. Und der sexistische Witz einte die Truppe. Nicht umsonst hieß dieser perverse „Wehrdienst“ nicht nur „Dienst am Vaterland“ sondern „Schule der Nation“. Hier durften Männer mal so richtig Männer sein, oder das was man dafür hielt.

 

Ab 2011 kamen langsam ein paar Frauen ins Militär. Heute haben wir in der Bundeswehr einen Anteil weiblich gelesener Menschen von knapp über 20 %. Durch Frauen aber verändert sich kein Militär. Nirgends auf der Welt. Weil das Militär eine zutiefst patriarchale Institution ist und Menschen entsprechend prägt, kann in die vorgestanzte Form des Soldaten ein Mensch jeden Geschlechts gestopft werden. Die Funktion Soldat wird weder von männlich noch von weiblich gelesenen Menschen in Frage gestellt, wenn diese nicht Befehl und Gehorsam als patriarchales Prinzip in Frage stellen. In der Schweizer Armee dienen gerade mal knapp über 2 % Frauen. Eine Transsexuelle befehligt dort eine Panzereinheit mit 30 Panzern und 300 Soldaten. Das kann das Militär heutzutage integrieren. Doch selbst in Militärs, die eine Kriegsdienstpflicht für Männer wie Frauen vorsieht, wie in Israel, und wo die Reservesoldaten das Rückgrat in Kriegssituationen bilden, sieht es folgendermaßen aus: Die Reserveeinheiten bestehen größtenteils aus männlich gelesenen Soldaten, die dann auch in die Kampfhandlungen gehen, während die weiblich gelesenen Menschen größtenteils im Sanitätsdienst anzutreffen sind.

 

Mit wenigen Ausnahmen ist die „Wehrpflicht“ aber in den meisten Ländern nur dem männlich gelesenen Geschlecht vorbehalten. Männer im Militär, in Milizen, in Söldnerheeren, die andere Männer ermorden oder selbst ermordet werden, die plündern, rauben und vergewaltigen sind das Ergebnis toxischer Männlichkeit, die mit Parolen, Befehlen und patriotischen, religiösen und nationalistischen Klimbim gegen andere gehetzt werden, im Namen der Freiheit, der richtigen Sache, der Gerechtigkeit, irgendeines Gottes. 

 

Das patriarchale System wird nicht durch Beteiligung sabotiert, sondern durch deren Zersetzung und den Widerstand gegen „soldatische Tugenden“. Emanzipation heißt nicht Frauen und Transgender im Militär zu integrieren, sondern alle Menschen aus der Militärmaschine rauszuholen. In jedem Land.

 

Der Schlüssel dafür liegt in einem radikalen Antimilitarismus, der das Patriarchat entwaffnen will. 

 

Und nun geht es wieder los. Diesmal sieht es danach aus, als bereite man sich auf einen nahenden Krieg gegen Russland vor. 

 

Diese Vorbereitung auf Krieg findet nicht unbedingt statt, weil Deutschland oder Europa den Krieg suchen, sondern weil alle Seiten im Moment eine Militarisierung betreiben, die den Krieg bringen kann. Viele Seiten bringen sich in Stellung gegen den jeweiligen anderen Gegner.

 

Wir konzentrieren uns hier in dem Artikel zwar auf die deutsche „Wehrpflicht“, aber wir sind gegen jeden Zwangsdienst. Ohne Ausnahme und Hintertürchen. Wenn Euch Leute erzählen, dass die „Wehrpflicht“ nur hier oder in Europa abgeschafft gehört und nicht weltweit, dann wisst ihr, dass ihr keine Kriegsgegner*innen vor Euch habt, sondern Leute, die aus ideologischen Gründen auf der Seite der ein oder anderen Kriegspartei stehen (Du findest sie auf einigen Demos gegen Krieg, bzw. gegen Wehrpflicht).

 

Die Kriegsdienstpflicht international zu sabotieren hat auch damit zu tun, die patriarchale Männlichkeitsmaschine zu zerstören, und die ist nun mal international anzutreffen und nicht nur in Deutschland.

 

Ab Januar 2026 bekommen männlich wie weiblich gelesene Menschen Post von der Bundeswehr. Die Beantwortung des Fragebogens ist für „Männer“ verpflichtend. Eine Nichtantwort, eine falsche Beantwortung kann zu einer Geldbuße führen. Mit dieser Beantwortung bist du Teil der Wehrerfassung. Das heißt, du bist im militärischen Ablauf eingeplant. Um deinen Verwendungszweck prüfen zu lassen, kommt es nach dem Fragebogen zu besagter Musterung. Dein Körper wird auf Tauglichkeit für militärische Abläufe untersucht. Diese Musterungen sollen ab 2027 stattfinden, auf Basis der Daten werden dann die Einberufungen zum Militärdienst vollstreckt. Voraussichtlich werden die „Karrierezentren“ der Bundeswehr dafür genutzt, um auch gleich „berufliche“ Angebote zu unterbreiten, den kostenlosen Führerschein oder ein Studium auf Kosten der Bundeswehr oder Karriere als Zeitsoldat*in. Du hast das zweifelhafte „Recht“, den Kriegsdienst zu verweigern und wieder, wie bis 2011 schon viele „wehrpflichtige“ Männer, zu einer Billigarbeitskraft zu werden, die im Kriegsfall den Dienst ohne Waffe zur Unterstützung des Militärs leisten soll. Es gibt in Konfliktsituation genug zu tun, um dem Militär den Rücken frei zu halten, ohne auch nur selber einen Schuss abgeben zu müssen.

 

Aktuell hat die Bundeswehr noch viele logistische Schwierigkeiten. Wo soll wirklich gemustert werden, welche Orte können als Ausbildungsorte reaktiviert werden? Wer macht die Ausbildung der Soldaten und welche Ziele sollen diese haben? Das ist gerade aktuell alles mitten im Prozess. Um so stärker wirkt der Widerstand gegen diese Entwicklung. Denn eins scheint sicher, es wird keine Freiwilligenarmee bleiben, die Weichen sind gestellt auf eine „Wehrpflicht“, die erst mal nur alle männlich gelesenen Menschen betrifft.

 

Wir schlagen die frühzeitige Sabotage der Wehrerfassung vor und halten eine totale Verweigerung jedweder Mitarbeit und Kooperation gegenüber dem Militär für den richtigen Schritt. Das heißt keine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der Bundeswehr. Die Bundeswehr mag Fragen haben, wir haben eine Antwort: Nein! Die Bundeswehr will wissen, ob wir dem Militärdienst aufgeschlossen gegenüber stehen oder verweigern wollen – wir sagen, das geht sie einen Dreck an. Wir sind niemandem verpflichtet Auskunft zu geben. Und wenn wir dafür ein Bußgeld kassieren, dann müssen wir überlegen, wie wir auch damit umgehen wollen. Wir können Solikonzerte machen, um betroffene Menschen mit den Folgen nicht alleine zu lassen. Das sollten wir tun. Das Augenmerk sollte darauf liegen, uns zu stärken und niemand alleine zu lassen. Das in jeder Stadt anarchistische und antimilitaristische Strukturen aus dem Boden ploppen, die beraten, die Erfahrungen sammeln, auswerten und eine Unterstützung für Betroffene organisieren, die die Ordnungswidrigkeiten auch bis zum Schluss durchziehen wollen. Es ist in Ordnung gegen Militär und Zwangsdienste zu sein. Schaffen wir also Voraussetzungen, damit möglichst viele Menschen weder die Fragebögen noch die Ordnungswidrigkeit anerkennen.

 

Stören wir die Wehrerfassung schon im Ansatz. Je größer die Ausfälle, je unübersichtlicher die Datenlage, umso mehr Probleme hat das Militär.

 

No nation unites us – no border divides us! Keine Nation vereint uns – keine Grenze trennt uns! 

AG „Rührt Euch!“ gegen jedes Militär, Zwangsdienste und Patriarchat überall.

Kontakt: antikriegsgruppe@so36.net

sowie 

Provisorischer anarchistischer Antikriegsrat Berlin

antikrieg.noblogs.org

 

Vorankündigung:

 

 

 

Außerordentlicher Ratschlag zur Wehrpflicht

Weil wir wissen was auf dem Spiel steht - Darum Wehrerfassung Totalverweigern?!

Zum Stand Wehrpflicht, dem Fragebogen der Bundeswehr und gemeinsamer Aktionen dagegen

Für von Wehrpflicht Betroffene und zur Orientierung antimilitaristischen Widerstands

19.30 Anarchist Dinner (lecker !!)

20.00 Uhr Öffentlicher außerordentlicher Ratschlag / Input und Diskussion

 

Für Betroffene wie für Aktivist*innen

AG Rührt Euch! Gegen Wehrpflicht, jedes Militär und Patriarchat

IDK - Internationale der Kriegsgegner*innen www.idk-info.net

Provisorischer anarchistischer Antikriegsrat www.antikriegsrat.noblogs.org

New York im Bethanien, Südflügel; Berlin-Kreuzberg

 

 

 

TIPS

 

Wir empfehlen die Beratung zur Kriegsdienstverweigerung durch die Internationale der Kriegsdienstgegner*innen (IDK):

 

Berlin: IDK e.V., Anti-Kriegs-Museum, Brüsseler Str. 21, 13353 Berlin - Mitte - jeden 1.Samstag im Monat 19 Uhr.

 

oder Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin - Prenzlauer Berg

 

oder Association 14a, (Antiquariat Müßiggang), Oranienstr. 14a (Rio-Reiser-Platz) 10999 Berlin - Kreuzberg

 

oder Freie Arbeiter*innen Union (FAU Berlin), Allgemeine Syndikat, Lokal, Grüntaler Str. 24, 13357 Berlin 

 

Lüneburg: IDK-Beratung, Andreas Reichl, Tandem-Bürogemeinschaft, Bei der Pferdehütte 12, 21339 Lüneburg, Email: andreas.reichl@menteo.de

 

Lübeck:IDK-Beratung, c/o FAU Lübeck im Solizentrum, Willi-Brandt-Allee 11, 23554 Lübeck Kontakt c/o IDK-Kontaktformular/Email schreiben

 

Schwerin: IDK-Beratung, TtE-Bücherei, Dr.-Külz-Str. 3, 19053 Schwering. Kontakt c/o IDK-Kontaktformular/Email schreiben 

 

Weitere Infos und Orte: https://www.idk-info.net/themen/kriegsdienstverweigerung/

 

Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen