Neugründung der Jugendorganisation der AfD in Gießen 2025

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Der Jugendverband der AfD soll am 29. und 30. November 2025 in Gießen neu gegründet werden. Die AfD-Bundespartei hat dafür die Hessenhallen angemietet. Dies knüpft an frühere Entwicklungen an: Auch die AfD und ihre damalige Jugendorganisation „Junge Alternative“ (JA) wurden 2013 in Hessen gegründet.

 

Die JA wurde 2023 vom Bundesamt für Verfassungsschutz als „gesichert extremistische Bestrebung“ eingestuft. Im Februar 2025 beschloss die AfD auf einem Parteitag, sich von der JA zu trennen, um einem drohenden Verbot zuvorzukommen. Die JA hatte eine zentrale Rolle bei der Einschätzung der AfD als „gesichert rechtsextrem“ gespielt. Im März 2025 wurde schließlich die offizielle Auflösung der JA bekannt gegeben. Eine Entmachtung oder ein Ausschluss rechtsradikaler Mitglieder aus AfD oder JA erfolgte jedoch nicht.

 

Die JA war als formal unabhängiger Verein organisiert. Dadurch war ein Vereinsverbot deutlich leichter durchzusetzen gewesen als ein Parteiverbot. Mitglieder der JA waren teilweise auch (ehemalige) Angehörige anderer, für AfD-Mitglieder eigentlich unvereinbarer Organisationen. Viele dieser rechtsgerichteten (Ex-)Mitglieder waren zugleich in der AfD aktiv. Die JA hatte etwa 2.400 Mitglieder.

 

Die neue Jugendorganisation soll enger an die AfD angebunden sein. Geplant ist, dass entweder alle AfD-Mitglieder zwischen 16 und 35 Jahren automatisch auch Mitglieder der Jugendorganisation sind (wobei eine Jugendorganisations-Mitgliedschaft auch ohne AfD-Mitgliedschaft möglich sein soll) und/oder dass alle Mitglieder der Jugendorganisation zugleich AfD-Mitglieder sein müssen (wobei auch hier eine AfD-Mitgliedschaft ohne Jugendorganisations-Mitgliedschaft möglich wäre). Mögliche Namen für die neue Organisation sind „Patriotische Jugend“, „Junge Alternative“ oder „Deutschland-Jugend“.

 

Bei der Gründungsveranstaltung in Gießen sollen ein Statut, ein Name, ein Logo und ein Vorstand beschlossen werden. Die AfD rechnet mit rund 1.000 Teilnehmenden. Insgesamt 26 Organisationen, Medien, Vereine und Influencer wurden offiziell eingeladen, darunter mehrere rechtskonservative Gruppen sowie Ausstellende mit Informationsständen, die teilweise im rechtsextremen Umfeld aktiv sind.

 

Eine Forderung ehemaliger JA-Funktionstragender lautete:
„Wir müssen unser Grundgesetz abschaffen und uns eine eigene Verfassung geben. Aktuell sind wir von den Amerikanern besetzt.“

 

 

 

 

 


 


 

Björn Höcke

 

Rolle: AfD-Politiker, führende Figur der völkisch-nationalistischen Strömung

 

Herkunft & Selbstinszenierung:

 

  • stammt aus Hessen, lebt in Thüringen

  • inszeniert sich als „typisch ostdeutsch“ (u. a. mit Moped-Inszenierungen)

 

Beruflicher Hintergrund:

 

  • ehemaliger Lehrer

 

Parteiinterne Positionen & Konflikte:

 

  • lehnte die Neugründung der Jugendorganisation zunächst ab

  • sehr beliebt bei jungen rechten Anhängern

 

Beispielhafter Social-Media-Beitrag (August):

 

  • Kritik an angeblichen „karrieristischen Anpassern“ in der Partei

  • bezog sich auf den ehemaligen Leitsatz der Hitlerjugend („Jugend muss durch Jugend geführt werden“)

  • plädierte für Beibehaltung des Namens „Junge Alternative“

  • forderte weniger Einschränkungen für die JA

  • löschte den Beitrag nach öffentlicher Kritik

 


 

Matthias Helferich

 

Rolle: AfD-Bundestagsabgeordneter

 

Auffälligkeiten:

 

  • wegen menschenwürdeverletzender Äußerungen aus dem AfD-Landesverband NRW ausgeschlossen

 

Unterstützung der Jugendorganisation (JA):

 

  • organisierte gesellige Abende, Führungen

  • stellte Wahlkreisbüro zur Verfügung

  • z. B. „Japanischer Abend“ zu Einwanderungspolitik Japans

 


 

Jean-Pascal Hohm ("Kalli")

 

Rolle: AfD-Politiker, rechtsextreme Vergangenheit, mutmaßlich neuer JA-Bundesvorsitzender

 

Persönliche Daten:

 

  • geb. 1997 (28 Jahre), aus Ludwigsfelde (Brandenburg)

  • Vorsitzender AfD Cottbus

  • seit 2024 Landtagsabgeordneter in Brandenburg

 

Tätigkeiten & Mandate:

 

  • Mitglied in mehreren Ausschüssen (Strukturentwicklung Lausitz, Inneres)

  • Wahlkreisbüro in Cottbus

  • Mediengestalter, selbstständig (Einkünfte < 1.000 €/Jahr)

  • Aufsichtsratsmandate in kommunalen Unternehmen

 

Rechtsextreme Vergangenheit & Netzwerke:

 

  • (Ex-)Mitarbeiter der AfD-Fraktion, René Springer

  • Verfassungsschutz für ihn „machtpolitisches Instrument“

  • Identitäre Bewegung: Praktikum, Fördermitglied, Podcast-Statements

  • Kontakte zu „Casa Pound“

  • Corona-Proteste: Auftreten an Spitze rechtsoffener Demos, Parolen

  • Ultras FC Energie Cottbus: Beteiligung an Szenen mit antisemitischen Sprechchören

  • Bindeglied zu rechtsextremen Strukturen (u. a. „Zukunft Heimat“)

  • völkisch-nationalistische Aussagen (2022, 2024)

 

Beziehungen zur AfD:

 

  • diszipliniertes Auftreten gegenüber Parteispitze

  • Kandidatur öffentlich angekündigt

  • Unterstützung durch völkisch-nationalistische Kreise

  • Ziel: Regierungsbeteiligung; CDU als möglicher Partner

 


 

Manuel Krauthausen

 

Rolle: AfD-Bundestagsabgeordneter

 

Persönliche Daten:

 

  • geb. 12. Mai 1992 in Stolberg, aus Aachen

 

Beruflicher Hintergrund:

 

  • Abitur 2012

  • ehemaliger Kommissaranwärter; Beteiligung an rassistischen Chats → charakterliche Nichteignung für Polizeidienst festgestellt

  • 2014 Verherrlichung rechtsterroristischer Inhalte in Chatgruppen

  • 2018 Gesellenbrief Schornsteinfeger

  • seit 2024 Gebäudeenergieberater (HWK)

 

Mandat:

 

  • Mitglied im Bundestagsausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz, nukleare Sicherheit

 


 

Lena Kotré (geb. Duggen)

 

Rolle: AfD-Landtagsabgeordnete Brandenburg

 

Persönliche Daten:

 

  • geb. 11.11.1987 in West-Berlin (38 Jahre)

  • verheiratet, ein Kind; Partner ebenfalls AfD-Bundestagsabgeordneter

 

Beruflicher Hintergrund:

 

  • Studium der Rechtswissenschaften, 1. & 2. Staatsexamen

  • frühere AfD-Fraktionsreferentin

  • freiberufliche Rechtsanwältin (Einkünfte < 6.000 €/Jahr)

 

Politische Laufbahn:

 

  • 2011–2015 Mitglied der Partei „Die Freiheit“

  • seit 2015 AfD-Mitglied

  • umfangreiche kommunale und parteiinterne Mandate und Funktionen

  • Mitglied in Erasmus-Stiftungen (mehrere Funktionen)

  • seit 2019 Mitglied des Landtages Brandenburg

 

Vernetzung im internationalen Neonazi-Milieu:

 

  • Teilnahme an Veranstaltungen u. a. „Junge Tat“, „Blood & Honour“

  • Positionen zu Abschiebungspolitik, Staatsbürgerschaft und Identitätsfeststellung

  • 2025 Treffen mit YouTuber Keith Woods (antisemitische Positionen, Kontakte zu Holocaustleugnern)

 

 

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