Offener Brief an den LAP COFFEE Gründer Ralph Hage (B, HH, M)

Emailadresse: 
SPAMSCHUTZlapcoffeescheisse@riseup.netBITTEENTFERNEN
Regionen: 

Lieber Ralph Hage!

Sowohl vor zehn Tagen direkt über den „Tagesspiegel“ als auch jetzt nach
der farblichen Umgestaltung der Lap-Filialen in Berlin öffentlich über
die „BZ“ hast Du kommuniziert, dass Du gerne mal mit uns persönlich
reden möchtest.

Wir finden reden grundsätzlich immer eine gute Sache. Wir reden auch
sehr gerne mit Dir. Damit ein sinnvolles Gespräch eine Chance hat,
hätten wir allerdings ein paar Vorbedingungen.

*****************************

1) Wir möchten eine detaillierte und umfassende Auflistung darüber, in
welchen Fällen Lap Coffee seit Gründung des Unternehmens gegen Kritik
juristisch vorgegangen ist bzw. mit juristischen Schritten gedroht hat.

*****************************

2) Offensichtlich hast Du, Ralph, in Deiner bisherigen Karriere viel
Geld verdient, u.a. in leitenden Positionen bei den Unternehmen „Red
Bull“ und „Delivero Hero“. Beide Unternehmen sind bekannt dafür, alle
Versuche der Beschäftigten, sich zu organisieren und etwa durch die
Gründung von Betriebsräten bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen,
systematisch zu sabotieren (sog. „Union Busting“). Selbst nachdem das
von Dir gegründete Lieferunternehmen Yababa pleite gegangen ist,
scheinst Du noch genug Geld für Neugründungen wie Lap Coffee zu haben.

Wir möchten, dass Du mindestens 80 Prozent Deines derzeitigen Vermögens
spendest, um mit diesem Geld den Aufbau von Mitbestimmungsstrukturen in
Betrieben zu unterstützen. Jeweils ein Drittel des Geldes soll an die um
Mitbestimmung kämpfenden Beschäftigten bei Red Bull und Delivero Hero,
die Gewerkschaft Verdi und die Gewerkschaft FAU gehen.

*****************************

3) Lap Coffee profitiert massiv von der Gentrifizierung, etwa durch die
Anmietung von Flächen bei denen sich die vorherigen Betreiber die
gestiegenen Mieten nicht mehr leisten können, und treibt die
Gentrifizierung weiter voran. Entsprechend groß ist  bei vielen
Anwohner*innen, die unter hohen Mieten ächzen und täglich mitkriegen,
wie unabhängige kleine Läden aufgrund der steigenden Gewerbemieten
dichtmachen müssen, die Wut auf die Kette „Lap Coffee“.

In Bezug auf weitere Expansionspläne hast Du Mitte September gesagt:
„Wir gehen dorthin, wo uns die Nachbarschaft nachweislich will.“ Wir
möchten, dass für alle Lap Coffee Filialen in Berlin eine seriöse
quantitative und qualitative Untersuchung dazu, was die Anwohner*innen
von den Lap Coffee Filialen halten, durchgeführt wird. Alle Filialen,
bei denen sich ein relevanter Teil der Befragten dagegen entscheidet,
sollen umgehend geschlossen werden.

Sollten diese drei Bedingungen erfüllt sein, treffen wir uns sehr gerne
zu einem Gespräch.

Beste Grüße von der Kampagne „LapCoffeeScheisse“

*****************************

Mehr Infos: https://lapcoffeescheisse.noblogs.org,
https://de.indymedia.org/node/547540
Kontakt: lapcoffeescheisse@riseup.net
Video-Tip: https://www.youtube.com/watch?v=CeZuFI-R8JU (ZDF
Trasherchiert, 12 Minuten)

*****************************

PS: Vielleicht könntest Du, Ralph, auch etwas näher erläutern, was Du
mit dem Geraune von „Personen aus der Kaffeeszene“ meinst, die du
angeblich kennst und die bei der Neugestaltung der Filialen in Berlin
beteiligt gewesen sein sollen?

Nach unserer Einschätzung ging es bei der Umfärbeaktion weniger um
Auseinandersetzungen in einer sogenannten „Kaffeeszene“. Vielmehr
scheinen doch einige Leute mit aktivistischem Drang die Kette „Lap
Coffee“ als solche von den Gründern über die Investoren bis hin zum
Konzept und den Gentrifizierungsauswirkungen richtig doof zu finden.

Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen

Ergänzungen

Liebe Presse, liebe Mottenpost & Tagesspiegel!

Wir freuen uns sehr, dass ihr so ausführlich über unseren offenen Brief an Lap-Coffee-Gründer und CEO Ralph Hage berichtet. Wir wollen hier nur noch einmal klarstellen, dass der Gesprächswunsch von Hage geäußert wurde, lange BEVOR (unseres Wissens nach) auch nur eine einzige Lap Coffee Filiale farblich umgestaltet wurde.

Gerne zitieren wir aus der Mail des Tagesspiegel an uns vom Dienstag 21.10.25 um 12:08:

Wir sind auf eure Social- und Plakatkampagne gegen LAP Coffee aufmerksam geworden und werden im Newsletter darüber berichten. Wir haben auch LAP um eine Stellungnahme gebeten und erhalten.

LAP hat sehr wohl Kenntnis von der Aktion und geht aktuell gegen die Plakate nicht vor. Sie kritisieren aber, dass sie dieser “namenlosen” Kritik kaum begegnen können und schlagen ein Streitgespräch vor.

Wäre von euch jemand zu solch einem Streitgespräch bereit? Falls ja, könnten wir es als Tagesspiegel anleiern und hosten…

Die von Euch, liebe Mottenpost und Tagesspiegel, aufgestellte Behauptung, unser offener Brief an Hage sei ein Indiz dafür, dass wir etwas mit den erst deutlich später passierten künstlerischen Aktivitäten an den Lap-Coffee-Filialen-Fassaden in Berlin zu tun hätten, ist doch äußerst spekulativ. Immerhin: Ihr habt ja beide von Beginn an einfach mal so behauptet, dass die Neueinfärbungen auf Leute der Kampagne von “Lap Coffee Scheisse” zurückzuführen seien. Kein Mensch kann also behaupten ihr würdet nicht recht konsequent bei Eurer (um Euch zu zitieren: “irren”) Linie bleiben… :-)

 

Zumindest medial ist das Thema Lap Coffee bzw. schönerweise das Thema Kritik an Lap Coffee weiter recht lebendig. Hier die Fortführung der unten begonnenen kleinen Presseschau zu Presse seit der Schaufenster-Neugestaltung.

Über Mottenpost & Tagesspiegel hatten wir ja in der letzten Ergänzung schon kurz berichtet. Die Mottenpost beginnt ihren aktuellen Beitrag mit den Worten “Die Kritik an Lap Coffee ist groß“. Klingt doch gut.

Die Welt titelt ein kleines Video mit “Farbanschläge auf „LAP Coffee“ in Berlin – Hinweise auf Täter aus linksradikalem Umfeld“. Die “Hinweise” entnehmen sie der Tatsache, dass auch auf Indymedia zum Thema geschrieben wird.

Die Berliner Zeitung zitiert ausführlich aus dem Offenen Brief an Ralph Hage und berichtet von “schweren Vorwürfen“, die gegen Lap gerichtet würden.

to be continued…

 

“Billiger Kaffee und Gentrifzierung: Das steckt hinter LAP-Cafés”, titelt die Mottenpost in einem anderen Artikel.

In einem weiteren längeren Video der Welt mit dem schönen Titel „LAP Coffee ist vielen, die kein Fan der freien Marktwirtschaft sind, ein Dorn im Auge“ berichtet die Interviewende von einem “Bekennerschreiben“, das “auf einer linksextremen Internetseite aufgetaucht sei“, auf der auch “weitere Anschläge angekündigt werden“.

to be continued…

 

Mit Lap entsteht ein europäischer Gegenentwurf zu internationalen Ketten wie McCafé oder Starbucks“, sagt Florian Breiner, Partner bei Food Labs” (einer der Investmentfonds hinter Lap Coffee), schreibt das Handelsblatt. Auch interessant: Im Text ist durchgehend von 24 Lap Filialen die Rede, wir wissen von 19 (15 in Berlin, 3 in München, 1 in Hamburg).

Heftige Farbattacken auf LAP Coffee: Aktivisten nennen krasse Forderungen” titelt der Berliner Kurier, und zitiert ebenfalls ausführlich aus dem offenen Brief.

Ein Kommentar der taz vermisst bei der Kampagne gegen Lap Coffee die antikapitalistische/ marxistische Analyse. “Statt uns auf einzelne Unternehmen zu fokussieren, sollten wir kapitalistisches Wirtschaften und die daraus resultierende Ungleichheit genauer unter die Lupe nehmen.” Dazu Marx: “Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt aber drauf an, sie zu verändern!

Ebenfalls in der taz gibt es ein längeres Interview mit einer Person, die bei der Kampagne “Lap Coffee Scheisse” aktiv ist.

to be continued…

 

 

Schon gestern erschien bei t-online ein längerer Artikel, der ebenfalls ausführlich die drei Forderungen aus dem offenen Brief an Lap Coffee CEO Hage zitiert.

 

Die ganz großen Fässer macht die Wirtschaftswoche auf. Hier wird die Neueinfärbung der Lap Coffee Filialen mit dem Treffen von Trump und Xi (wichtig) und dem Protest gegen die rassistischen Äußerungen von Merz (überflüssig) in Verbindung gebracht.

 

Auch Berlin Live berichtet. Auch sie schreiben von dem angeblichen "Bekennerschreiben auf Indymedia", berichten aber sonst recht sachlich.

 

 

Lap Coffee hat eine Rechnung vorgestellt, die in verschiedenen Medien (hier: Focus) wiedergegeben wird und die grober Quatsch ist.

Von den 2,50 Euro, die die Tasse Capuccino kostet, gehen ab: 48 Cent für Kaffee, 30 Cent für Milch, 68 Cent für Personal, 25 Cent für Miete, 8 Cent für Gebühren, 48 Cent für Steuern.

Unterm Strich bleibt damit ein Gewinn von 25 Cent, macht eine Rendite von zehn Prozent.”

Diverse Kosten sind hier offensichtlich noch nicht enthalten, etwa die komplette Buchhaltung, Wartung und Reparaturen an den Maschinen und, vor allem, die ganze Werbung, die ja auch irgendwie gezahlt werden muss (u.a. müssen ja auch Menschen dafür bezahlt werden, dass sie als angebliche Privatpersonen Lap Coffee bei Social Media so großartig finden). Hinzu kommen die Kosten für juristische Drohungen gegen schlechte Kritiken, die von Lap Coffee nicht dementiert werden.

Auch dass sich die Anfangsinvestitionen binnen 6 Monaten bereits amortisiert hätten, ist eine reine Behauptung von Lap Coffee, die nicht zu überprüfen ist.

Viel mehr würden uns die Quadratmeter-Mieten interessieren, die Lap Coffee zahlt, insbesondere an den Standorten, an denen andere Läden unmittelbar vor Lap Coffee wegen explodierter Gewerbemieten aufgeben mussten.

Die Linken denken, ich sei ein reicher Elon Musk, nur weil ich ein paar Cafés betreibe. Dies ist grotesk“, lässt sich Hage etwa in der Berliner Zeitung zitieren. Dieses Understatement steht natürlich völlig im Widerspruch zu seinen sonstigen Aussagen: Es gehe darum ein Kaffee and beyond-Imperium aufzubauen, das große Vorbild sei Red Bull, und bis Ende nächsten Jahres solle es allein in Deutschland 100 Filialen geben… (taz, ZDF, Hage im Gespräch mit einem Investor-Amigo).

***********************************************************************

Ein interessanter Artikel ist mittlerweile in der Financial Times erschienen, in dem sich auch diverse VIPs auch aus dem Banken- und StartUp-Sektor zum Thema Lap Coffee äußern.

Bei Deutschlandfunk Kultur berichtet u.a. eine Beschäftigte in einem Laden der in der Nähe einer Lap Filiale liegt von sinkenden Umsätzen und gekürzten Schichten.

Der Tagesspiegel beschäftigt sich mit Kaffeekultur als solcher und fragt, ob hinter dem “Raunen vom LAP-Chef auf LinkedIn von einer “organisierten Kaffeeszene“ vielleicht eine Art Hipster-Antifa” steckt.

“Die neue Kette LAP Coffee steht für aggressive Preisgestaltung“, schreiben die Badischen Neuesten Nachrichten.

Angenehm sachlich wieder einmal (und wieder einmal überraschend) die FAZ. “Ob es sich bei den Machern (der Plakatkampagne) auch um die Täter hinter den Farbattacken handelt, ist unklar; sie selbst bezeichnen solche Deutungen als „höchst spekulativ“, lassen aber deutliche Sympathien erkennen, etwa indem sie die Attacken als „künstlerische Aktivitäten“ beschreiben.”