Warum Antifa und linksautoritäre Gruppen nicht zusammenpassen (4): Antirassismus & Antinationalismus
Artikelserie: Warum Antifa und linksautoritäre Gruppen nicht zusammenpassen
Teil 4: Antirassismus & Antinationalismus
Antirassismus & Antinationalismus, oder:
Wer ist hier das „Volk“?
Autoritär-linke Gruppen geben sich häufig als Speerspitze des antirassistischen Kampfes aus. Schließlich ist mit der kommunistischen Geschichte auch eine prominente Idee eng verknüpft: Internationalismus. Wenn also die Proletarier*innen deutscher Nation mit den Proletarier*innen anderer Nationen interagieren, eigentlich aber „Volk“ mit „Volk“, dann soll es einem prominenten Ausspruch gemäß „zärtlich“ zugehen: Internationale Solidarität. Dabei stellt schon der Begriff des Internationalismus (inter- heißt „zwischen“) überhaupt keine Absage an die Idee voneinander abgrenzbarer und abzugrenzender Nationen dar. Sie stabilisiert im Gegenteil genau diese Vorstellung von miteinander in Beziehung tretenden Nationen. Menschen interagieren hier nicht als Individuen mit bestimmten Eigenschaften miteinander, sondern als Vertreter*innen „ihrer“ Nation, als Engländer, Libanesin oder Tscherkessin.
Das Einzige, was der „Internationalismus“ dieser Vorstellung hinzufügt, ist, dass es kein Ausrauben und keine Unterdrückung „zwischen Nationen“ geben soll. Sondern irgendwie Kooperation und gegenseitige Wahrung der Rechte. Was daran jedoch besonders sozialistisch sein soll, bleibt schleierhaft – schließlich sind Kooperation und weitgehende gegenseitige Wahrung gleicher Rechte (als freie Warenbesitzer*innen) ja selbst Merkmale vom Kapitalismus. Sie sind nicht einfach dessen Gegenteil. Ebenfalls von Lenin bis heute übernommen haben linksautoritäre Gruppen Vorstellungen rund um „Imperialismus“. Der bezeichnet bei ihnen aber, über 100 Jahre später, keine historische Epoche in der Entwicklung einiger Nationalstaaten mehr – mit Japan übrigens auch eines nicht-westlichen. Vielmehr meint der als Kampfbegriff umgedeutete „Imperialismus“ einen vermeintlich bis heute andauernden Zustand westlicher Aggression. Und zwar einzig zur Durchsetzung der Ausbeutungsinteressen des Kapitals. Kapitalismus wird hier mit „Westen“ und dann mit militärischer Gewalt gleichgesetzt. Bei manchen autoritären Gruppen ist daher kaum noch vom Kampf gegen den Kapitalismus die Rede – so sehr hat die Schablone „Imperialismus“ alles Vernünftige an marxistischer Gesellschaftskritik ersetzt.
Stattdessen solle es gegen „die Bonzen“ gehen, die USA, die „Imperialisten“ oder gleich „den Krieg“, den die Kapitalist*innen angeblich „wollen“ (und „das Volk“ angeblich nicht). All dem gegenüber gestellt werden nichtwestliche Gesellschaften. Statt sie ebenfalls als Zwangskollektive zu kritisieren, die auf patriarchaler, religiöser und auch rassistischer Gewalt sowie Ausbeutung basieren, werden diesen Gesellschaften häufig allerlei positive Eigenschaften zugeschrieben – allen voran Friedfertigkeit und Natürlichkeit im Gegensatz zur Gewalt und „Künstlichkeit“ des Kapitalismus. Hauptsache, der Kontrast ist maximal. Und so werden aus durch Gewalt geformten Gesellschaften auch einfach: „Völker“. Auffällig ist, dass die Gruppen der „Völker“ weitestgehend identisch sind mit den Gruppen derjenigen Menschen, die rassistisch markiert sind. Nur hieven autoritäre Linke diesen Menschen erst einmal nicht all die aus dem Rassismus bekannten negativen Eigenschaften über. Stattdessen projizieren sie Befreiungsphantasien und positive Hoffnungen auf sie – frei nach der Vorstellung von „edlen Wilden“.
Das hat Tradition. Denker*innen der Aufklärung wie Rousseau beschäftigten sich mit den Problemen westlicher Zivilisationen unter kapitalistischer Produktionsweise, die sie als degeneriert oder entfremdet wahrnahmen. Als Gegenbeispiel zu dem sich selbst fremd gewordenen Menschen „entdeckten“ sie die Kolonialisierten. Die sollten sich demnach in einem „Urzustand“ der Natur befinden, frei von all den negativen Abdrücken der Moderne. Sie waren nicht „verdorben“ und darum irgendwie „gut“. Auch bei Marx finden sich Einflüsse solcher Denkweisen – sie schwingen mit, als er erkennt, dass der Kapitalismus „ursprünglich“ auf Ausraubung, Vertreibung und Knechtung ländlicher Bevölkerungen und von Kolonien beruht. Sie führen aber auch allerlei Projektion auf Kolonialisierte in den Sozialismus ein, durch die die Menschen nicht für sich selbst stehen, sondern als Bedeutungsträger*innen ausgenutzt werden. In Deutschland wurde so etwa die Verkitschung nordamerikanischer Gesellschaften als „Indianer“ zum Teil der rassistischen Volksseele. In all den deutschen Kindern erzählten Geschichten geht Begeisterung für Verkleidung und Identifizierung mit den „natürlich Guten“ mit völligem Fehlen eines Sinns für Menschenrechte einher.
So wird aus jeder sinnlos durch Kugeln oder Bomben getötten Person of Color – wenn die Geschosse aus irgendwie westlichen Kanonen abgegeben wurden – ein sinnhafter Akt antiimperialistischen Widerstands. Wenn Mitglieder dieser „Völker“ aber selbst den Abzug drücken – etwa bei Massakern, mit denen sich schiitische und sunnitische Gruppen im Namen Gottes gegenseitig terrorisieren – wird das in linksautoritären Filterblasen ausgeblendet. So führte versehentlicher oder allzu fahrlässiger Beschuss von zivilen Infrastrukturen durch US-Soldaten im syrischen Bürgerkrieg regelmäßig zu Empörung in linksautoritären Kreisen, während das offensichtlich bewusste und gezielte Ausradieren von Krankenhäusern durch russische und syrische Truppen achselzuckend hingenommen wurde und wird. Das selbe wiederholt sich beim russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Kriegsverbrechen, Massaker, systematische Angriffe auf die Zivilbevölkerung samt Leugnung einer ukrainischen Identität empören hier kaum jemanden, ziehen keine Verurteilungen und Demonstrationen nach sich.
Ähnliches gilt für von Rassismus betroffene Menschen in Deutschland, um deren Mitgliedschaft sich in den meisten linksautoritären Gruppen besonders bemüht wird. Für sich selbst verantwortliche Subjekte sind diese Milliarden von Menschen im Zweifelsfall nie. Sie sind immer nur Opfer des Imperialismus und Beweis für die Legitimität des linksautoritären Kampfes. Damit sind sie wie unmündige Kinder, an deren Seite man sich stellen muss – ungeachtet ihres Verhaltens. In der Konsequenz werden genau die Menschen, die linksautoritäre Gruppen in Deutschland gern ganz nach vorne stellen, um sich als besonders antirassistisch zu inszenieren, überhaupt nicht ernst genommen. Sie sollen moralische Überlegenheit gegenüber Imperialismus, Kolonialismus und gegenüber anderen Linken beweisen. Ihre Anwesenheit ist buntes Accessoire, Symbol für das eigene „Gut-Sein“.
Ihre berechtigte Wut über Rassismus oder postkoloniale Verhältnisse aber wird benutzt – und auf den Kampf gegen „Imperialismus“ oder „das System“ umgelenkt. Menschenfeindliche Einstellungen und Äußerungen, die einzelne Menschen oder Gruppen als Verbündete von Linken sonst disqualifizieren, sind jetzt plötzlich kein Problem. Denn PoC-Personen sollen ja überhaupt nicht als für sich selbst verantwortliche Subjekte anerkannt und ernstgenommen werden. Man braucht sie vor allem als Opfer, mit denen man anderen Rassismus vorwerfen kann. So kommt es, dass autoritäre Linke in Zeiten internationaler Konflikte zuverlässig an der Seite von Diktatoren und Halsabschneiderregimen stehen. Das gilt nicht nur für solche wahrgewordenen Höllen auf Erden wie Nordkorea oder Kambodscha zur Zeit der mörderischen Roten Khmer, wenn die sich „sozialistisch“ nennen. Es erstreckt sich auch auf so dystopische Gesellschaften wie Russland oder die Islamische Republik Iran, die demokratischem und feministischem Aufbegehren mit Massenknast und Massenmord begegnet.
Diese erschreckende Unfähigkeit autoritärer Linker, auf der Weltkarte zwischen Unterdrücker*innen und Unterdrückten zu unterscheiden, liegt auch am verdrucksten Verhältnis zur Nation, das in linksautoritären Kreisen mindestens unterschwellig gepflegt wird. In Rückgriff auf die sowjetische Tradition gilt die Nation nämlich heimlich als Bollwerk gegen den westlichen Imperialismus. Kein Wunder, dass bei einer so verqueren Logik irgendwann auch die deutsche Nation zum beschützenswerten, liebenswürdigen Opfer des Imperialismus wird. Gerade, wer sich aufgrund des Erstarkens der deutschnationalen AfD für linke Politik und Antifaschismus interessiert, sollte spätestens bei den Gemeinsamkeiten mit eben jener AfD stutzig werden. So erlebt der DDR-Nationalheilige Ernst Thälmann gegenwärtig in linksautoritären Gruppen ein unheimliches Comeback. Auch in der schon erwähnten Veröffentlichung der „Internationalen Jugend Halle (Saale)“ vom CSD Merseburg 2025 ist ein kurzer Videoschnipsel enthalten, der einen autoritären Linken mit einem Thälmann-T-Shirt zeigt.
Doch was hat es mit dem Mann auf sich, dessen riesiges DDR-Denkmal noch heute in Berlin steht und zu den beliebtesten Selfie-Spots für linksautoritäre Kartoffeln zählen dürfte? Die „Kommunistische Arbeiterzeitung“ bemüht sich seit über 50 Jahren, durch die Herausgabe ihrer Zeitung „einen praktischen und theoretischen Beitrag für den Wiederaufbau der KPD“ zu leisten. In einem Beitrag zum Thema „Nation“ zitiert die Zeitung ausführlich Ernst Thälmann. Der hatte 1944 in KZ-Haft geschrieben: „Mein Volk, dem ich angehöre und das ich liebe, ist das deutsche Volk, und meine Nation, die ich mit großem Stolz verehre, ist die deutsche Nation, eine ritterliche, stolze und harte Nation. Ich bin Blut vom Blut und Fleisch vom Fleisch der deutschen Arbeiter und bin deshalb als ihr revolutionäres Kind später ihr revolutionärer Führer geworden.“ Eine Äußerung, die nur Sinn ergibt, wenn man findet, Nicht-Deutsche seien irgendwie weniger „ritterlich“, „stolz“ und „hart“. Thälmanns Worte klingen nicht nur zufällig wie NS-Vokabular. Irgendwie ekelhaft? Nun: Die „Kommunistische Arbeiterzeitung“ („KAZ“) verteidigt dieses Thälmann-Zitat. Es gehe hier schließlich nicht um die Nation der Bourgeoisie, sondern um die „proletarisch-deutsche Nation, die alle Klassen und Schichten umfasst, die unter Führung des Proletariats gegen die Bourgeoisie kämpfen“.
Aha! Und überhaupt hat man es mit der Überwindung von Deutschtümelei und nationalen Unterschieden zwischen Menschen bei der KAZ nicht allzu eilig: „Auch unter der Herrschaft des Proletariats werden Nationen und nationale Unterschiede notwendig und unvermeidlich und über einen langen Zeitraum weiterbestehen.“ Zum Glück ist man ja „internationalistisch“ und nicht nationalistisch, weshalb der eigene, „linke“ Patriotismus auch so ganz anders sein soll: „Das ist eine andere Nation, ein anderer Patriotismus als das Hurragebrülle von Adligen, Bürgern und besoffenen Kleinbürgern und rückständigen Arbeitern und ihrem ‚Stolz‘“. Vermutlich, weil die Autor*innen ahnen, wie schwer diese Ehrenrettung des „Führers“ der deutschen Arbeiterklasse zu halten ist, artet ihre Verteidigung zum Maulkorb aus: „[N]ur kruder Antikommunismus kann versuchen, Thälmann in eine Reihe mit der bourgeois-deutschen Nation zu stellen.“ Verwirklicht sieht man den „echten“ deutschen Patriotismus übrigens in der DDR – nur gibt es die ja leider nicht mehr. Das haben in jüngster Zeit auch linksautoritäre Gruppen aus Sachsen-Anhalt schmerzlich festgestellt.
Zum 3. Oktober diesen Jahres mobilisierten „Young Struggle Magdeburg“, „Zora Magdeburg“, das „Redmedia Kollektiv“ und der „Infoladen Stadtfeld“ sowie der „Frauenkampftag Stadtfeld-Ost“ aus Magdeburg sowie der „Rote Aufbau“ aus dem nahen Burg zu einer Demo anlässlich des deutschen Einheitsfeiertages. Das Motto ganz unverblümt: „Von der DDR lernen – für die Zukunft kämpfen“. Im Aufruf heißt es, dass Antifaschismus in der DDR „Staatsauftrag“ gewesen sei, weil er ja in der Verfassung gestanden habe, während in der BRD „AntifaschistInnen kriminalisiert“ würden. Dabei war der staatliche „Antifaschismus“ der DDR nicht nur Rechtfertigung dafür, sich mit deutschen Kräften an der Niederschlagung des angeblich „faschistischen“ Aufstands in Ungarn zu beteiligen. Auch eine Antifa-Bewegung brauchte es in der DDR ja dank staatlichem Antifaschismus logischerweise gar nicht. Und so wurde die sich in den 80er-Jahren trotzdem gründende Antifa-Bewegung der DDR von Staatssicherheit und Co verfolgt und unterdrückt. Antifaschist*innen, die auf den virulenten Rassismus der „antifaschistischen“ DDR-Gesellschaft und auf die wachsende Neonaziszene mit ihren Morden aufmerksam machten, zahlten dafür einen erheblichen persönlichen Preis.
Kriege hätte es laut Aufruf durch Sowjetunion und DDR angeblich auch keine gegeben. So weit, so logisch aus den eigenen Gefühlen abgeleitet. Ganz so, als hätte es etwa den sowjetischen Putsch und jahrelangen sowjetischen Krieg in Afghanistan, die sowjetischen Überfälle auf Polen, Finnland und das Baltikum oder Grenzgefechte mit China nie gegeben. Solche Feinheiten der Geschichte – samt Perspektiven und Erfahrungen von PoC – sind deutschen Autoritär-Linken allerdings auch nicht so wichtig. Schließlich sichern sich die Autor*innen des Aufrufs mit dem Sätzchen „Natürlich war auch die DDR nicht frei von Widersprüchen“ einfach gegen die eigenen Widersprüche ab. Am 3. Oktober selbst verbreiteten „Young Struggle“ aus Dessau, Magdeburg und Leipzig dann einen weiteren Text, in dem sie 35 Jahren „Einheit“ im Titel entgegensetzen: „Spaltung bleibt“. In diesem Text wird die soziale Sicherheit im sozialistischen deutschen Staat gelobt – aber kritisch eingewandt, dass die DDR seit 1956 ihren Anspruch verlor, „eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen“.
Was war 1956? Das bleibt – wie so oft in Linksautoritären Veröffentlichungen – eine bemerkenswerte Lücke im Text. Darum sei hier daran erinnert: Nach Stalins Tod 1953 setzten zarte Versuche der Entstalinisierung der Sowjetunion und dann auch der DDR ein, die vor allem in Deutschland gleich wieder einkassiert wurden. Vom minimal weiter liberalisierten „Bruderstaat“ ist daher als von der „nach 1956 revisionistischen Sowjetunion“ die Rede. Dementsprechend schreibt die deutsche Jugend der türkischen MLKP, also Young Struggle, die DDR sei kein Staat gewesen, in dem „die Arbeiter:innenklasse wirklich an der Macht war“ – ein take, der in der Kommentarspalte wütende Reaktionen nach sich zog. Es sei „schlicht Antikommunistische Propaganda“, die den Eindruck aufkommen lasse, dass die Autor*innen „nicht selbst denken und aus dem Westen von der Mutterorganisation gelenkt werden“. „Red Media Kollektiv“ aus Magdeburg fragt stichelnd: „Wer genau war denn dann in der DDR an der Macht wenn nicht die Arbeiterklasse?“
Ein Account namens „based_ddr“ meint, der Text sei „Sinnfreie Antikommunistische Wessipropaganda“. Jemand anderes fordert, man müsse über den „Revisionismus“ bei „Young Struggle“ reden. Mit „Revisionismus“ markieren sich Linksautoritäre gerne gegenseitig als Verräter*innen. Das Wort bedeutet hier so viel wie, sich eine Überzeugung noch einmal anschauen und sie zu ändern – für alle Autoritären eine Todsünde. Denn Abweichung und Unterschied sind hier nicht Herausforderung und Lernchance, sondern Bedrohung. Die Sache mit der DDR bleibt also heiß umkämpft im autoritär-linken Lager. Wie im Vorjahr auf einer ähnlichen Demo in Magdeburg wurden auch jetzt wieder schwarz-rot-goldene DDR-Fahnen geschwenkt. Begeisterung für Ost-Nostalgie und den DDR-Nationalismus möchte man sich lieber mit AfD und Neonazis teilen. Sogar die SED-Jugendorganisation „Freie Deutsche Jugend“ spukt heute wieder gestärkt durch die ostdeutsche autoritäre Linke und verteidigt die Täter*innen von einst. Und was ist nun mit „Spaltung“ anlässlich des Einheitsfeiertages gemeint? In einer aktuellen Erklärung des „Roten Kollektivs Brandenburg“ wird das noch deutlicher.
Hier wird beklagt, dass eine „wirkliche ‚Einheit‘“ nicht in Sicht sei. Denn man werde „durch Firmen aus dem Westen als billigere Arbeitskräfte ausgepresst“. Es sei nicht im Interesse der „Bonzen und abgehobenen Politiker, das zu ändern“. Das Problem am 3. Oktober ist aus linksautoritärer Sicht also nicht zu viel nationale Einigkeit der Deutschen mit sich selbst. Sondern zu wenig. Auf die Idee, den in Wahrheit riesigen Reichtum der Ostdeutschen etwa mit den Lebensverhältnissen der Menschen in ehemaligen sozialistischen „Bruderstaaten“ zu vergleichen, kommen (nicht nur) Autoritär-Linke nicht. Auch nicht darauf, dass ihre günstigen Ikea-Möbel von billigen und rechtlosen Arbeiter*innen aus Belarus gefertigt werden und die Ossis ihre Eltern von Ukrainerinnen und Polinnen pflegen lassen, so dass kaum jemand da ist, der deren Eltern pflegt. Ungleichheit und „Spaltung“ ist also dann ein Problem, wenn sie „unter Deutschen“ herrscht. So viel zur „Zärtlichkeit unter Völkern“.
Dem Ossi-Populismus, der in Sachsen-Anhalt gerade drauf und dran ist, die AfD an die Hebel der Macht zu spülen, können autoritäre Linke nichts entgegensetzen. Denn durch die Brille ihrer Tradition sehen sie darin nur eine Chance, zum Aufstand gegen „die da oben“ bzw. „die im Westen“ und damit zu wahrem Sozialismus zu finden. In den Worten des Roten Kollektivs Brandenburg: „Politik für das Volk“ und „Volksmacht“. Von den „Völkern“ zum Volk: Wie sie ausgerechnet auf ein Buzzword der faschistischen Rechten kommen, versteht man erst, wenn man tiefer in den Kosmos der autoritären Linken eindringt. Das Versteckspiel hängt auch daran, dass autoritäre Linke im Angesicht der nationalsozialistischen Geschichte eine Idee davon haben, wie heikel es ist, ihre Ideen etwa gegenüber Jugendlichen offen auszusprechen. Die haben ja meist eine sehr handfeste Vorstellung davon, wozu Deutschtümelei führt: nämlich zu rechter Gewalt.
Also verstecken autoritäre Linke allzu offene Bezüge zum „linken“ Nationalismus meist – genau so, wie sie ihre Bezüge zum prominentesten Vertreter der Idee eines linken Nationalismus oder eines „Sozialismus in einem Land“ verstecken. Young Struggle Leipzig etwa veranstaltet seit Jahren den Lesekreis „Fragen der nationalen Befreiung“. In einem Post vom 2. Dezember 2023 wird etwa für die erste Runde angekündigt, man lese „zwei Kapitel aus ‚Marxismus und nationale Frage‘“, nämlich „Die Nation“ und „Die nationale Bewegung“. Der Autor bleibt ungenannt – ganz anders als beim zweiten und dritten Teil des Lesekreises, wo in der Ankündigung Fred Hampton und Malcolm X genannt werden. Das „Problem“: „Marxismus und nationale Frage“ ist eine Schrift von Stalin. Für den 20. Oktober 2025 wird aktuell ein neuer Lesekreis über einen Text „Nationale Frage“ angekündigt – mutmaßlich vom selben Autor.
Ähnliche Quellen finden antifaschistisch motivierte Jugendliche und Erwachsene auf weiteren Internetpräsenzen der autoritären Linken. Der „Roter Stern Shop“ vertreibt einen „Sammelband: Nationale Frage“, das Online-Portal „Klassenbildung“ bietet eine „Leseliste Nationale Frage“ mit Texten von Lenin, Stalin, dem Kommunistischen Aufbau und Young Struggle. Klar, das heißt nicht, dass PoC oder Nicht-Kartoffeln gleich offene Ablehnung und Rausschmiss entgegenschlagen. Aber dass Nationalist*innen den internationalen Schulterschluss suchen, gilt ja auch für die radikale Rechte, etwa für die AfD und ihre Kooperationen im Rahmen von Fraktionen im Europäischen Parlament. Alice Weidel wahr lange in China tätig, spricht fließend Mandarin. Und so bildet die symbolische Integration von Nicht-Deutschen – sowohl im staatsbürgerlichen wie auch im biologischen Sinne – die „bunte“ Legitimierung dafür, am Ende aber doch „deutsch“ und unter Deutschen „einig“ sein zu wollen. Die „Rote Jugend Deutschland“ – hier ist der Name keine Ortsbezeichnung, sondern Programm – jubelte über ihr diesjähriges Sommercamp in einem Post am 11. August, dass die „Rote Jugend“ „aus allen Teilen der Nation zusammen kam“. Zusammen mit Gästen auch von außerhalb der BRD habe man so für „mehr Einheit und mehr Kampfgeist unter den Genoss*innen“ gesorgt.
Wie stand Stalin zur Nationalitätenfrage? Er bejaht vor der russischen Revolution nationale Identitäten und koppelt sie an Territorien. „Selbstbestimmung“ dieser Nationen – also im Sinne von aus nationalen Identitäten hervorgehenden politischen Strukturen wie Staaten – gestand er formal zu. Nur konnte in seiner Vorstellung in einem Staat immer nur eine Nation den Ton angeben. Eine Nationalität bzw. ein Volk ohne Staat, das nur über kulturelle Institutionen innerhalb einer anderen Nation verfügt, war nicht vorgesehen. Die „Selbstbestimmung“ sollte Vertrauen unter verschiedenen Nationen bzw. Völkern schaffen und einen freiwilligen Zusammenschluss im Sozialismus ermöglichen. Dann würden nationale Unterschiede aufhören, zu existieren. Doch wie bei Lenin ist das Studium der frühen Schriften der sozialistischen „Führer“ keine selbstkritische Auseinandersetzung mit Geschichte. Es dient auch nicht dazu, liberalere Früh-Positionen der beiden zu verteidigen. Es ist ein Heranführen an Gewalt, eine Desensibilisierung gegenüber tabuisierten Namen, an denen viel Blut klebt. Und es ist eine Möglichkeit für junge Autoritär-Linke, eine radikal-oppositionelle Identität auszubilden, Anhänger*innen einer verbrämten „Geheimlehre“ und damit irgendwie selbst zu Opfern des „Imperialismus“ und seiner „Lügen“ zu werden.
Als Stalin dann nämlich Herrscher der Sowjetunion war, war die Weltrevolution ausgeblieben. Schuld waren die „Imperialisten“ im Westen, nicht man selbst. Stalin unterwarf die vielen Nationen innerhalb und außerhalb Russlands gewaltsam der Führung in Moskau. Die Sowjetunion wurde „russifiziert“, ganze nationale Minderheiten wie etwa die Deutschen, die Kalmück*innen oder die Krimtatar*innen mörderisch nach Osten deportiert. Die ukrainische Nationalbewegung schwächte die KP-Führung durch kalkulierten Hunger, dem Millionen zum Opfer fielen. Stalin sprach nun vom Aufbau eines „Sozialismus in einem Land“, aus dem der Sozialismus dann international exportiert würde. Die Selbstbefreiung der Unterdrückten war abgeblasen, sollte stattdessen im russischen industriellen Zentrum entschieden werden. Gegenüber muslimischen Völkern im europäischen wie auch im mittelasiatischen Teil des von den Bolschewiki eroberten Reiches sowie gegen den Islam traten die Stalinist*innen schließlich ebenfalls drakonisch und gewaltsam auf: durch strikte Verbote kultureller und religiöser Praktiken, Morde, Deportationen, Zerstörung der Lebens- und Wirtschaftsweisen, Massenhunger. Angefeuert wurde die Gewalt von alten rassistischen Diskursen über die „Zurückgebliebenen“ und zu befreienden „Orientalen“, nur jetzt in „marxistischem“ Gewand.
Auswirkungen des stalinistischen „Internationalismus“ spürten auch die Linken im durch einen rechten Putsch ausgelösten spanischen Bürgerkrieg (1936 – 1939). Die bekamen die zunehmend chauvinistische Haltung der Sowjetunion bald in Form militärischer „Unterstützung“ zu spüren, da sie die irrige Annahme hatten, irgendetwas in Sachen Antifaschismus und Befreiung selbst entscheiden zu dürfen. Die anarchistischen und trotzkistischen Abweichler*innen wurden schließlich geheimdienstlich und militärisch niedergeschlagen – nicht von der spanischen Rechten, sondern von Stalinist*innen. Die Rechten siegten kurz darauf und errichteten eine 36 Jahre anhaltende Diktatur. Diese Erfahrung ist die deutlichste Lehre der westeuropäischen radikalen Linken in Sachen stalinistischer Prioritätensetzung gewesen und bis heute zentral für das Selbstverständnis aller, die sich der „Einheit“ der autoritären Linken nicht fügen wollen oder können.
Ob nun in Form eines nationalen Chauvinismus, russischer Dominanz oder in der Wandlung kolonial-rassistischer Diskurse zur „Befreiung“ der „primitiven“ Völker: Anderssein zieht in der autoritären Linken Gewalt nach sich. Diese Gewalt funktioniert jeweils unterschiedlich, ist unterschiedlich ausgeprägt und erfährt unterschiedliche Rechtfertigungen, tritt mal als Instrumentalisierung und mal als offene Unterdrückung auf. Sie heftet sich einerseits an nationale, andererseits an „rassische“ bzw. körperliche und kulturelle Unterschiede. Eine weitere Strömung des Linksnationalismus zieht seine Rechtfertigung aus dem Maoismus, also der Ideologie und dem Personenkult rund um denFührer des chinesischen Staatssozialismus. Zu Mao flüchtete sich die Szene in den Jahrzehnten nach Stalins Tod. Sie konnte etwa in den 70er-Jahren in der Bundesrepublik zeitweise eine Dominanz innerhalb der an der Straße orientierten Linken errichten. Jüngere Nachwehen dieses Deutsch-Maoismus wie etwa beim Berliner „Jugendwiderstand“ (bis 2019) mit seiner Brutalität erschreckten irgendwann selbst die restliche autoritäre Linke. Seit vielen jungen Erwachsenen die Unterdrückung in der DDR nicht mehr so deutlich vor Augen ist, betonen sie wieder stärker Kontinuitäten zum „deutschen“ Sozialismus.
Wie anders der deutsch-sozialistische Patriotismus gegenüber dem „bourgeoisen“ Nationalismus sein soll, davon können die zu Zeiten der DDR als Vertragsarbeiter*innen ins Land gekommenen Menschen aus Vietnam oder Mosambik ein Lied singen. Streng von der deutsch-deutschen Bevölkerung getrennt, hatten sie im Auftrag der Regierungen tagsüber zu schuften und sich ansonsten aus der Öffentlichkeit und von ihrem sozialistischen „Brudervolk“ fernzuhalten. Vor allem von den weißdeutschen Frauen. Das war auch insofern nicht unklug, als dass ihnen vonseiten der weißen Deutschen oft widerlichster Rassismus entgegenschlug. Dazu brauchte es keine DDR-Neonazis, das besorgten bereits die Otto-Normal-Werktätigen Ostdeutschlands, die in den Zwangs-Massenorganisationen der DDR mit ihrer Thälmann-Glorifizierung darauf getrimmt wurden, bei Schwarz-Rot-Gold stramm zu stehen. Als dann mit dem Ende der DDR über Jahre rechtsfreie Räume offentraten, wurden die von Scharen von Nazi-Skinheadbanden und ihrem mörderischen Werk gefüllt.
Nur hatten diese Schläger*innen ihre Wurzeln bereits innerhalb des DDR-Systems, wo sie vom ach so internationalistischen SED-Regime weitgehend unbehelligt und verhätschelt Angst und Schrecken verbreitet hatten. Sie waren nicht, wie eine populäre Entlastungserzählung bis heute auch in Antifa-Kreisen behauptet, einfach aus dem Westen importiert. In Reaktion auf diese Nazi-Umtriebe innerhalb der DDR gründete sich damals die Antifa-Bewegung in Ostdeutschland – also gerade gegen autoritär-linke Deutschtümelei im Geiste Ernst Thälmanns. Nicht, um im Thälmann-Shirt den „besseren“ deutschen Proleten-Patriotismus gegen Nazis zu verteidigen. Umso zynischer ist es, wenn sich die autoritäre Linke heute (nicht nur) in Ostdeutschland selbst das „Antifa“-Kostüm überstülpt. Es geht ihr also darum, die Antifa-Bewegung auszumerzen, die sie als eine illegitime Abspaltung ihrer selbst betrachtet. Und „Spaltung“ ist in der autoritären Linken genau so wenig vorgesehen wie eigenständiges Denken.
Am Ende ist das Ausmaß, in dem sich autoritäre Linke dem Nationalismus an den Hals werfen, in verschiedenen Gruppen und bei verschiedenen Personen unterschiedlich stark und nicht einheitlich. Es kommt auch darauf an, welchem Führer oder welcher Heilsfigur sich die jeweilige Splittergruppe gerade zuschreibt- Vor allem beim deutschen Nationalismus ergibt sich für sie ein schwer aufzulösendes Spannungsfeld, wenn etwa Begrifflichkeiten wie „Nationaler Widerstand“ über Jahrzehnte eine Sammel- und Selbstbezeichnung für die deutsche Neonaziszene gewesen sind und natürlich mit dieser assoziiert werden. Hemmungslose Verbrüderung von „links“ und rechts unter nationalem Vorzeichen wird daher eher nur gefeiert, wenn die im Ausland stattfindet. Und wenn weitere günstige Umstände zusätzlich dazu beitragen, dass man so nationalistische Ideologie und Gewaltrechtfertigung in die hiesige Linke tragen kann.
Kurz nach dem Überfall von Hamas, der „linken“ PFLP und anderer Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 tauchte in der autoritär-linken Szene des Ruhrgebiets (NRW) etwa ein Banner mit der der Aufschrift „Es lebe der heldenhafte nationale Widerstand des Volkes von Palästina“ auf Palästina-Demos auf, bejubelt etwa in Berichten des autoritär-linken Online-Portals „Dem Volke dienen“. Und spätestens hier lässt sich erahnen, dass sich autoritäre Linke ihren „Dienst am Volk“ so vorstellen, eben jenes „Volk“ zu seinem vorgesehenen Blutzoll zu überreden. Denn die Konsequenzen des „nationalen Widerstands“ aus dem Gazastreifen waren für die Menschen dort so absehbar, wie sie unerträglich sind. Die massenhafte Opferung der Menschen „unten“ ist im Kampf gegen „oben“ in der politischen Tradition des „Marxismus-Leninismus“ von Anfang an eingepreist.
Sie ist geschichtsphilosophisch mit einer platten Auslegung des sogenannten „historischen Materialismus“ begründet, wie Marx ihn entwickelt hat. Damit teilt sich die autoritäre Linke ein wesentliches Merkmal mit „rechtem“ Nationalismus und religiösen Fundamentalist*innen. Das Unerträgliche ist für die autoritäre Linke in Wahrheit nicht nur erträglich, sondern nötig. Araber*innen sollen sterben, um die Welt davon zu überzeugen, Israel das Existenzrecht und die Existenzgrundlage zu entziehen. Wenn Weiße diesem Unerträglichen einen historischen Sinn und eine Notwendigkeit für die Geschichte und „Befreiung“ der Menschheit vom „Imperialismus“ verleihen – dann steht das ironischerweise in schlimmster (neo-)kolonialer, rassistischer Tradition.
Zur Wahrheit gehört in dem Zusammenhang jedoch auch, dass nominell kommunistische Bewegungen in kolonialisierten oder ehemals kolonialisierten Gesellschaften ihrerseits oft Modelle der autoritären Linken und des Stalinismus übernommen bzw. selbst entwickelt haben. Denn was für Deutschland gilt, gilt ja auch hier: Wenn die Unterdrücker*innen vornehmlich im Ausland gesucht werden – ob zurecht oder zu Unrecht – lässt sich Gegengewalt mit Nationalismus, Identität und Führerprinzip organisieren. Die chinesische KP ging langjährige Bündnisse mit den Nationalist*innen unter Chiang Kai-shek ein. Die kurdische PKK unterwarf sich ihrem „Führer“ Öcalan, inklusive politischen Morden an „Verräter*innen“, Rekrutierung von Kindersoldat*innen und demonstrativer Selbstverbrennungen seiner Anhänger*innen. Das strahlt auf das Weltverständnis und die politische Identität von Menschen mit Rassismuserfahrungen in der westlichen Welt aus. Gerade die Geschichte der PKK aber macht Hoffnungen darauf, dass sich Bewegungen aufmachen können, sich aus stalinistischer Gewalt zu befreien.
Ob in der Stalin-Treue, in den 70ern im Deutsch-Maoismus oder heute bei „roten“ Gruppen: Autoritäre Linke schielen auf den Nationalismus – vor allem den der „unterdrückten Völker“. Sie möchten ihn gerne als Leidenschaft für ihre Zwecke einsetzen, statt ihn zu bekämpfen. In Deutschland wurzelt dieser Charakterzug der sozialistischen Linken im sogenannten „Nationalbolschewismus“, der sich in den 20er-Jahren im Umfeld von KPD und Co entwickelte. Der speiste sich aus der Ablehnung der Reparationen, die Deutschland nach dem ersten Weltkrieg zu leisten hatte. Aus der verkürzten Deutung, die deutsche Kriegsführung sei einfach „Imperialismus“ gewesen – also schlicht militärische Verfolgung von Kapitalinteressen – war wie von Zauberhand ein Deutschland als Opfer des ausländischen Imperialismus‘ auferstanden. Und dieses Deutschland sammelte nun seine „sozialistischen“ Fans.
Die Nationalbolschewist*innen machten hierzulande die stalinsche Idee populär, dass nicht mehr die Arbeiter*innenklasse, sondern das „ganze Volk“ revolutionäres Subjekt sein sollte. Dazu sollte es sich vornehmlich gegen „imperialistische“ Unterdrückung aus dem Ausland wehren. In der Konsequenz geistert das „Volk“ noch heute durch die Veröffentlichungen autoritär-linker Gruppen – mal mehr, mal weniger stark in biologischer Bedeutung. Und mal mehr, mal weniger stark in Form einer Anbiederung an Faschist*innen, Nazis, ihre Anhänger*innen im „Volk“ und ihr „Volksempfinden“. Der ehemalige Linken-Bundestagsabgeordnete Dieter Dehm forderte schon vor Jahren, die „Heimat“ nicht den Rechten zu überlassen. Die Nationalsozialist*innen hätten den Sozialist*innen die Begriffe „national“ und „sozialistisch“ gestohlen, fand Dehm. Am 20. Juni 2025 trat er dann offen mit Nazis und Verschwörungsideolog*innen auf einer Kundgebung in Magdeburg auf. Mit Dehm verweist auch die BSW-Egomanin Sahra Wagenknecht mit ihren Polemiken gegen Flüchtlinge und LGBTIQ sowie mit ihrem Schielen auf Kooperationen mit der AfD auf eine weitere Lektion in linker Geschichte. Durch die müssen junge Antifas irgendwann leider durch. Gemeint sind Bemühungen um eine sogenannte „Querfront“ zwischen Faschist*innen und „Sozialist*innen“, die es in der Geschichte immer wieder – von beiden Seiten – gegeben hat.
So hieß es bei der inzwischen wieder inexistenten „Proletarischen Jugend Magdeburg“ in offensichtlicher Anspielung an die erfolgreichen Mobilisierungen des jugendlichen Nazi-Internet-Phänomens „Deutsche Jugend Voran“ konsequent: „Deutsche Rote Jugend Voran“. Andernorts wird die Nazi-Parole „Die Straße frei – der deutschen Jugend“ von autoritären Linken adaptiert – indem einfach „deutschen“ in „roten“ abgewandelt wird. Aber auch in Inszenierungen von soldatischer Männlichkeit durch (Kampf-)Sport (ja, auch bei Frauen) und selbst in Designs von Zugehörigkeits-T-Shirts in der gesamten autoritären Linken scheint der Versuch auf, charakterlich eher „rechte“ Jugendliche und Erwachsene zu rekrutieren. Indem ihre autoritären Bedürfnisse befriedigt werden – unter „linkem“ Vorzeichen. PoC- und weiße Linke, die einmal dazu aufgebrochen waren, sich gegen Nationalismus und Rassismus zu engagieren, sollten also einen großen Bogen um die autoritäre Linke machen.

Ergänzungen
Knackpunkt Sowjetunion
Ein weiterer Knackpunkt ist die llusion über die Sowjetunion, Lenin, die Oktoberrevolution und später DDR zu konfrontieren.
Das war kein Sozialismus (geschweige denn Kommunismus) sondern eine staats-kapitalistische, bürgerliche Herrschaftsordnung welche die Arbeiter*innen vollständig entmachtet hat.
Hör zu Marxist: https://anarchistischebibliothek.org/library/murray-bookchin-hor-zu-marxist , Abschnitt: Mythos der Partei, beachte auch die Fußnoten!
Weiterführendes:
Wie Lenin zu Stalin führte: https://panopticon.noblogs.org/post/2025/06/02/wie-lenin-zu-stalin-fuehr...
Marxismus-Leninismus und Trotzkismus: https://knack.news/10030
Notwendige Präzisierung: https://bonustracks2.noblogs.org/post/2024/08/29/vorwarts-barbaren-4-ein...
Archiv der Kategorie: Kritik am Leninismus https://panopticon.noblogs.org/post/category/texte-2/kritik-am-leninismu...