[DE/ ENG] Gegen die Rheinmetall-Munitionsfabrik im Wedding! Against the Rheinmetall ammunition factory in Wedding!

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Das Wettrüsten hat begonnen...
Und wieder einmal ist es die Angst vor einem militärischen Bedrohungsszenario, die den politischen Gemütern schlaflose Nächte bereitet. Sie stellen sich Fragen wie: Ist es moralisch vertretbar, ein Land wie Deutschland wieder kriegsfähig zu machen? Noch vor zehn Jahren wäre allein die Frage wie ein Hirngespinst abgewunken worden... mittlerweile ist allen klar: Ja, Deutschland muss so schnell wie möglich kriegsfähig werden. Jede Nation, die eine Nation sein will, braucht eine Armee, die sie verteidigt, die angreift und für die ihre Kinder ihr Leben für das Land und dessen Werte opfern. Im Dreck der Schützengräben, zerbombt von ferngesteuerten Drohnen.
Aber befindet sich der moderne Staat nicht ständig im Krieg? Bzw. sollte er sich in Friedenszeiten nicht auf den nächsten Krieg vorbereiten? Inwieweit ist die Vorbereitungszeit dann noch Frieden? Hierbei entblößt sich das Konzept des Staates – auch des sozialdemokratischen – als das, was er ist: ein kaltblütiger Stratege, der für das Wohlergehen der Mehrheit seiner Bürger:innen buchstäblich über Leichen geht, auch über die seiner eigenen Schäfchen. Krieg ist ein systeminhärenter Aspekt aller Staaten. Frieden ist die Zeit vor dem nächsten tödlichen Konflikt, ein kurzes Durchatmen. Während der Wohlstand die braven Bürger:innen befriedet, sterben weltweit tagtäglich unzählige Menschen an den Folgen der kapitalistischen Systematik: an Ausgrenzung, Ausbeutung und Verfolgung. Während für einige wenige ein angeblicher „Frieden“ herrscht, leiden andere unter den Auswirkungen einer ständigen sozialen Offensive. Eine vertikale Aggression, von oben nach unten. Noch leben wir in einem „formellen“ Frieden, doch alle Anzeichen deuten darauf hin, dass dieser bald der Vergangenheit angehören wird. In Windeseile wurde der Wehrdienst wieder eingeführt – und die Wehrpflicht wird in der Presse rege diskutiert. Im Fernsehen wird immer detaillierter gezeigt, wie eine konkrete militärische Auseinandersetzung ablaufen könnte. Nun wird zudem ein beachtlicher Teil der Wirtschaft militarisiert. Die Abstraktheit wird langsam, aber stetig zur Realität. Diese neue Kriegsrealität wird uns alle betreffen. Wie sollen wir damit umgehen?

Wir können nicht von den Herrschenden verlangen, damit „aufzuhören“. Es ist nicht unsere Intention, mit ihnen zu verhandeln. Wir haben auch kein Interesse daran, uns an ihrer Aufmerksamkeit abzuarbeiten oder sonstige Forderungen zu stellen. Letztendlich liegt es in ihrem sozialökonomischen Interesse und Willen, diese Zeitenwende voranzutreiben. Sollen sie daran verrecken!

Kriegswirtschaft und Wirtschaftskrieg
Der deutsche Staat steckt in der Krise. Eine wirtschaftliche, politische und identitäre Krise. Um aus dieser Krise herauszukommen, wird das Blut und der Schweiß derer gefordert, die sicherlich keine Penthouse-Wohnung im Stadtzentrum besitzen, sondern hart arbeiten müssen, um sich eine elende Bruchbude in den Vororten der Stadt leisten zu können; derer, die nicht einmal einen Job haben, weil sie nach den Maßstäben der bürgerlichen Gesellschaft zu unerwünscht sind; derer, die vor den Bomben fliehen, die derselbe deutsche Staat zusammen mit all seinen kriegstreiberischen Kompliz:innen produziert und auf jene Gebiete der Welt abwirft, die seit jeher als Klärgrube des westlichen bürgerlichen Wohlstands gelten. Und jetzt erzählen sie uns, dass diese Bomben den Ausweg aus der Rezession bringen sollen! Dass wir den Krieg akzeptieren und bejubeln müssen, weil er angeblich Arbeitsplätze schafft! Dass in 20, 30 oder 40 Jahren diese Artilleriegeschosse, die heute irgendwo Männer, Frauen und Kinder massakrieren, unsere Rente bezahlen und uns ein angenehmes Alter in irgendeinem exotischen Gebiet in einem Mega-Wohnmobil bescheren werden – vielleicht genau dort, wo diese Bomben vor langer Zeit diejenigen vernichtet haben, die schon damals wussten, dass sie dieses Alter niemals erreichen würden.

45 Kilogramm-Geschosse made in Wedding
Im Wedding, wo früher ein Autozulieferwerk Autoteile produzierte, soll beispielsweise ab Juli 2026 die Herstellung von Komponenten für 155-mm-Artillerie-Munition beginnen. Die ehemalige Pierburg GmbH wurde kürzlich in Rheinmetall Waffen Munition GmbH umbenannt. Ein Name, ein Programm.
Es wird nicht das erste und auch nicht das letzte Unternehmen sein, das diesen Weg einschlägt. Bemerkenswert ist, dass solche Unternehmen nicht klammheimlich in abgelegene Industrieparks verbannt werden, sondern eine Waffenindustrie mitten im Humboldthain angesiedelt wird. Dies verdeutlicht die Tragweite der politischen Agenda, die Militarisierung in der Gesellschaft als Normalzustand zu etablieren.
Wir, die wir selbstbestimmte Freiheit wollen, negieren den Staat, seine Vorhaben, seine Kriege und seinen Frieden. All das, was einen Staat ausmacht, hat bisher nur eines gebracht: Krieg und Leid. Unser Frieden und unsere Freiheit werden nur möglich sein, wenn der Kapitalismus, der Staat, seine Gesetze, seine Justiz und seine Ordnung in Schutt und Asche gelegt werden. Solange all dies besteht, bleibt uns nichts anderes übrig, als den Krieg der Herrschenden in einen Krieg gegen die Herrschenden zu verwandeln.

Wir werden uns an keinem Krieg zwischen Staaten oder imperialistischen Blöcken beteiligen.
Wir werden niemals eine nationale Armee anerkennen. Wir werden immer auf der Seite derer stehen, die von der Front desertieren. Auf der Seite derer, die ihre Waffen gegen ihre Vorgesetzten richten – nicht gegen die Ausgebeuteten in einer anderen Uniformfarbe. Unser einziger Krieg ist der soziale Krieg gegen Unterdrückung und Herrschaft, angefangen bei den Unterdrückern und Herrschern in unserem „eigenen Haus”, gegen jeden Staat, angefangen bei dem, in dem wir uns gerade aufhalten.
Gegen den Staat zu sein bedeutet zwangsläufig, sich mit Macht und ihrer Repression zu konfrontieren.
Daher ist unser Vorschlag, um der Militarisierung der Gesellschaft und der Kriegstreiberei entgegenzutreten: Ungehorsam, Sabotage, Desertion und Selbstorganisation.

Wir rufen dazu auf, sich an der Demonstration am 12. Oktober um 14 Uhr am Nettelbeckplatz gegen die Rheinmetall-Munitionsfabrik zu beteiligen.

Weder mit ihren Kriegen, noch mit ihren Frieden!

[ENG] Against the Rheinmetall ammunition factory in Wedding!

The arms race has begun...
Once again, it is the fear of a military threat scenario that is causing sleepless nights for politicians. They ask themselves questions such as: Is it morally acceptable to make a country like Germany capable of waging war again? Ten years ago, the question alone would have been dismissed as a pipe dream... but now it is clear to everyone: Yes, Germany must become capable of waging war as quickly as possible. Every nation that wants to be a nation needs an army to defend it, to attack and for which its children will sacrifice their lives for the country and its values. In the dirt of the trenches, bombed by remote-controlled drones.
But isn't the modern state constantly at war? Or shouldn't it prepare for the next war in times of peace? To what extent is the preparation period still peace? Here, the concept of the state – even the social democratic state – reveals itself for what it is: a cold-blooded strategist who will literally walk over dead bodies, including those of his own sheep, for the well-being of the majority of his citizens. War is an inherent aspect of all states. Peace is the time before the next deadly conflict, a brief respite. While prosperity pacifies the good citizens, countless people around the world die every day as a result of the capitalist system: from exclusion, exploitation and persecution. While a supposed ‘peace’ reigns for a few, others suffer from the effects of a constant social offensive. A vertical aggression, from top to bottom. We still live in a state of ‘formal’ peace, but all signs indicate that this will soon be a thing of the past. Military service was reintroduced in no time at all – and conscription is being discussed a lot in the press. Television is showing in ever greater detail how a concrete military conflict could unfold. Now, a considerable part of the economy is also being militarised. The abstract is slowly but surely becoming reality. This new reality of war will affect us all. How should we deal with it?
We cannot demand that those in power ‘stop’ this. It is not our intention to negotiate with them. Nor are we interested in working ourselves to the bone to get their attention or making other demands. Ultimately, it is in their socio-economic interest and will to drive this turning point forward. Let them die trying!

War economy and economic warfare
The German state is in crisis. An economic, political and identity crisis. To get out of this crisis, the blood and sweat of those who certainly do not own a penthouse apartment in the city centre, but have to work hard to afford a miserable hovel in the suburbs of the city, will be required; those who do not even have a job because they are undesirable according to the standards of bourgeois society; those who flee from the bombs that the same German state, together with all its warmongering accomplices, produces and drops on those areas of the world that have always been considered the cesspool of Western bourgeois prosperity. And now they tell us that these bombs are supposed to bring us out of the recession! That we must accept and cheer on war because it supposedly creates jobs! That in 20, 30 or 40 years, these artillery shells, which are currently massacring men, women and children somewhere, will pay for our pensions and give us a comfortable old age in some exotic location in a fancy camper – perhaps in the very place where these bombs long ago destroyed those who already knew that they would never reach that age.

45-kilogram shells made in Wedding
In Wedding, where an automotive supplier used to produce car parts, the manufacture of components for 155 mm artillery ammunition is set to begin in July 2026. The former Pierburg GmbH was recently renamed Rheinmetall Waffen Munition GmbH. A name that says it all.
It will not be the first or the last company to take this path. It is noteworthy that such companies are not being quietly banished to remote industrial parks, but that a weapons industry is being established in the middle of Humboldthain. This illustrates the scope of the political agenda to establish militarisation as the norm in society.
We, who want self-determined freedom, reject the state, its plans, its wars and its peace. Everything that constitutes a state has so far brought only one thing: war and suffering. Our peace and freedom will only be possible if capitalism, the state, its laws, its justice system and its order are reduced to rubble and ashes. As long as all this exists, we have no choice but to turn the rulers' war into a war against the rulers.

We will not participate in any war between states or imperialist blocs.
We will never recognise a national army. We will always stand on the side of those who desert from the front. On the side of those who turn their weapons against their superiors – not against the exploited in a different colour uniform. Our only war is the social war against oppression and domination, starting with the oppressors and rulers in our ‘own house’, against every state, starting with the one we are currently in.
Being against the state inevitably means confronting power and its repression.

Therefore, our proposal to counter the militarisation of society and warmongering is: disobedience, sabotage, desertion and self-organisation.

We call on everyone to take part in the demonstration against the Rheinmetall munitions factory on 12 October at 2 p.m. at Nettelbeckplatz.

Neither with their wars nor with their peace!

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