(Buttersäure-)Angriff auf das Wohnprojekt Sprengel in Hannover am 27.08.25
Das Wohnprojekt Sprengel in Hannover wurde am 27.08.25 mit Buttersäure angegriffen. Der Angriff auf die Sprengel reiht sich ein in eine Serie von rechten Angriffen auf linke Projekte in Hannover. Wir dokumentieren hier den Text einer Wandzeitung die als Reaktion im Stadtteil plakatiert wurde.
Angriff auf das Wohnprojekt Sprengel in der Nordstadt
In den frühen Morgenstunden des 27.08.25 wurde das Wohnprojekt Sprengel
mithilfe von Buttersäure angegriffen. Buttersäure ist eine stark stinkende und bei
Hautkontakt ätzende Substanz, die nur sehr schwer zu entfernen ist. Trotzdem
konnte, dank einer schnellen Reaktion, ein Großteil der Säure schon nach kurzer
Zeit entfernt werden. Das Hausprojekt in der Fröbelstraße in Linden hat erst vor
einem Monat einen sehr ähnlichen Angriff erlebt. Das Projekt in der Fröbelstraße
wurde in diesem Jahr schon mehrmals zum Ziel rechter Angriffe. Unter anderem
wurden Bremskabel von Fahrrädern durchgeschnitten, in einen
Veranstaltungsraum eingebrochen und dieser verwüstet, sowie Pride-Flaggen mit
Deutschlandfahnen übermalt. Außerdem wurde auch schon beim zweiten
Einbruch in den Punkertreff Kopernikus in der Nordstadt Anfang des Jahres
Buttersäure in Innenräume verteilt sowie Möbel, Technik & Toiletten zerstört, die
Räume unter Wasser gesetzt und gesprühte Deutschlandfahnen hinterlassen.
Wir gehen deswegen davon aus das auch der Angriff auf die Sprengel Teil dieser
Welle von rechten Angriffen ist.
Diese andauernde Reihe von Angriffen zeigt, dass es wichtig ist, die Lage zu
verstehen, in der wir uns befinden, und ins Handeln zu kommen. Denn es handelt
sich bei diesen Angriffen nicht um harmlose Jugendstreiche. Sie sind die Folge
einer schon sei längerem stattfindenden autoritären gesellschaftlichen
Entwicklung und einer Verschiebung des Sagbaren nach Rechts. Im Fahrwasser von
Wahlerfolgen extrem rechter Parteien, sowie einer neuen rechten
(Internet-) Jugendkultur, entstehen neue, oftmals junge und gewaltbereite
faschistische Gruppen, die der rechtsextremen Rhetorik von AfD und Co. mit
Aktionen Nachdruck verleihen wollen. Noch probieren sich diese
Gruppen aus - weder ihre Ideologie noch ihre Methoden sind gefestigt.
Was nicht heißt, dass diese nicht den Kontakt zu etablierten rechtsextremen
Strukturen suchen oder dass von diesen festeren Strukturen weniger Gefahr ausgeht.
Im Gegenteil, rechte Gewalt hat in Deutschland eine erschreckende Kontinuität. Von den
rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen 1992 über die Morde des NSU in den
2000ern bis zu dem rechtsterroristischen Anschlag in Hanau 2020.
Erst im im Februar diesen Jahres wurde ein 25-Jähriger Neonazi in
Hannover festgenommen, nachdem er Kränze in der Gedenkstätte Ahlem zerstört
hatte. Bei ihm wurden eine Maschinenpistole und Munition gefunden. Ende letzten
Jahres wurden drei Neonazis wegen versuchten Totschlags in Hannover verurteilt,
bei ihnen wurde eine mögliche Bombenwerkstatt entdeckt sowie eine
„napalmartige Substanz“. Währenddessen geht der Staat zunehmend repressiv
gegen Antifaschist*innen vor. Es sitzen so viele Antifaschist*innen in Deutschland in Haft
wie schon lange nicht mehr. Auch das bestätigt die Faschist*innen in ihrem Tun und
legitimiert in ihren Augen Gewalt gegen ihre politischen Gegner*innen.
Gerade deswegen ist Widerstand so wichtig. Egal ob gestern, heute oder morgen:
Wenn wir nicht wollen, dass sich der autoritäre Trend fortsetzen kann, dann müssen wir
handeln. Wehren wir uns. Stellen wir uns den Faschist*innen konkret in den
Weg, wenn sie Projekte oder Menschen angreifen oder diskriminieren. Untergraben wir
ihren Nährboden, indem wir intervenieren, wenn Parteien der „bürgerlichen
Mitte“ rechte Erzählungen übernehmen. Lassen wir nicht zu, dass Rechte sich auch
nur ein Stück öffentlichen Raum nehmen, sondern lasst uns gemeinsam die Plätze
mit unseren Vorstellungen eines solidarischen Miteinanders füllen. Wir werden
es uns auch nicht nehmen lassen, weiter antifaschistische Feste zu feiern.
Sprecht mit euren Nachbar*innen und Freund*innen, schließt euch zusammen,
achtet auf rechte Parolen/Symbole auf der Arbeit, in der Schule und auf der Straße
und lasst sie nicht einfach so stehen. Organisiert euch selbst oder schließt euch
bestehenden Strukturen an: Es gibt Kollektive zu Stadtteilarbeit wie
„Nordstadt solidarisch“, das „offene Antifaschistische Cafe Hannover“, die
Nachbarschaftsinitiative „Was mit Herz“, und offene antifaschistische Gruppen wie
„Studis gegen Rechts“ und „Widersetzen Hannover“..
Wir lassen uns weder einschüchtern noch verängstigen.
Lasst uns gemeinsam ins Handeln kommen!
Solidarität mit allen von faschistischer Gewalt betroffenen Projekte undPersonen!
Solidarität mit allen Antifaschist*innen im Gefängnis oder auf der Flucht!
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