Keine Bühne für Täter - auch nicht wenn sie linke Rapper sind

Wir sind wütend. Und wir sind es leid, dass auch in linken und vermeintlich progressiven Szenen dieselben patriarchalen Muster reproduziert werden.

 

Wir sind wütend. Und wir sind es leid, dass auch in linken und vermeintlich progressiven Szenen dieselben patriarchalen Muster reproduziert werden.

Disarstar gibt sich öffentlich als feministischer Rapper. Doch hinter den Kulissen seiner Touren zeigt sich ein anderes Bild: Frauen werden als „Groupies“ abgewertet, sexualisiert und instrumentalisiert. Dabei wird das massive Machtgefälle zwischen einem berühmten männlichen Künstler und weiblichen Fans ausgenutzt – ein Gefälle, das Konsens und Freiwilligkeit massiv verzerrt. Hinzu kommt, dass er sich mit aggressiven Männern aus der Musikindustrie umgibt, die Angst erzeugen und damit Kritik im Keim ersticken sollen. Disarstar selbst trägt Verantwortung für diese Strukturen – und auch die Männer, die mit ihm touren, perpetuieren diese Praxis. Was sich auf der Bühne als „linker Rap“ inszeniert, wird backstage zum Spiegel patriarchaler Gewaltverhältnisse.

Besonders perfide ist, wie Disarstar seine Reichweite nutzt: Zwischen Merch-Drops, Album-Promo und Tourankündigungen postet er auf seinem Instagram-Account über den Genozid in Gaza und instrumentalisiert so das Leid von Menschen für sein eigenes Image und profitiert finanziell davon. Politische Kämpfe werden entwertet und als Kulisse seiner Selbstinszenierung, als Algorithmus-Futter und letzten Endes für Profit missbraucht.

Mit seiner großen Reichweite trägt Disarstar Verantwortung. Doch anstatt diese ernst zu nehmen, verbreitet er Halbwahrheiten, vereinfacht komplexe Debatten und schürt so Desinformation. Kritik daran beantwortet er nicht mit Selbstreflexion, sondern mit Aggression, Abwertung und Diffamierung. Es geht nicht um kollektive Kämpfe, sondern um die eigene Deutungshoheit und das eigene Ego.

Die Kampagne „Keine Bühne für Täter“ hat gezeigt: Sexismus, Machtmissbrauch und Übergriffigkeit dürfen keinen Platz auf der Bühne haben – egal ob bei einem Mainstream-Star wie Till Lindemann oder bei vermeintlich „linken“ Rappern. Dieselben Maßstäbe müssen auch für Disarstar gelten. Wer feministische Kämpfe ernst nimmt, darf bei linken Symbolfiguren nicht wegsehen.

Disarstar mag sich als „linke Stimme“ inszenieren – doch sein Verhalten zeigt, dass er Teil desselben patriarchalen und kapitalistischen Musikbetriebs ist, den er angeblich kritisiert. Wir stellen uns gegen die Sexismus- und Groupie-Kultur auf seinen Touren, gegen die Vereinnahmung von Befreiungskämpfen für Selbstvermarktung und gegen die diffamierende Abwertung feministischer Stimmen.

Dass wir diese Kritik anonym äußern, ist notwendig: Disarstar umgibt sich mit aggressiven Männern aus der Musikindustrie und hat Kontakte zu Medienanwälten, die Einschüchterung und Angst erzeugen. Aber Schweigen ist keine Option.

Kein Sexismus. Keine Instrumentalisierung. Keine Bühne für Täter – auch nicht für Disarstar.

— Eine feministische Gruppe aus HH

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