Unfreundlicher Empfang für israelisches Kreuzfahrtschiff auf der Insel Kreta
Am Dienstag Vormittag lief das Schiff MS Crown Iris des israelischen Unternehmens Mano Cruise in den Hafen der kretischen Stadt Agios Nikolaos ein. Dort hatten sich 300 Menschen in Solidarität mit den Palästinänsern versammelt und hielten dazu Fahnen und Transparente und riefen Sprechchöre. Auch anarchistische Gruppen beteiligten sich am Protest. Bereits in den Vortagen war es andernorts zu ähnlichen Ereignissen gekommen.
Zunächst wurde im Zentrum von Agios Nikolaos eine Kundgebung abgehalten und dann sollte Richtung Hafen gelaufen werden. Eine lokale Rioteinheit der Polizei versuchte zunächst den Abmarsch der Menge zu verhindern, konnte jedoch umlaufen werden. Gut sichtbar für das Kreuzfahrtschiff stellte sich die Demo auf der ihm gegenüberliegenden Hafenseite auf. Sowohl die Polizei als auch die Demonstration gaben sich zunächst damit zufrieden, dass die Kreuzfahrturlauber beim Anlanden die Solidarität mit Palästina mitbekamen. Die Straße Richtung Innenstadt wurde wiederum mit einer Polizeikette abgeriegelt und damit auch die Bewegungsfreiheit der bis zu 1.500 Touristen aus Israel abgesichert. Unter ihnen waren viele, die provokante Gesten zeigten und auch Sprechchöre riefen. Vom Schiff wurde eine Israelfahne präsentiert. Als ein Teil der Demonstration die neue Polizeikette umlief, wurde diese aggressiv und setzte Reizstoff ein. Dabei begaste sie gleich ihre eigenen Leute und zahrleiche Touristen mit, die schockiert flüchteten. Trotz zuvor gemachter Ansagen des Polizeichefs, dass nur lokale Polizei vor Ort sei, tauchten nun aus Richtung des Schiffs die khakifarbenen MAT aus Athen auf. Damit war die Lage vorerst geklärt und die Kreuzfahrer konnten weiter ungestört ausströmen. Ein großer Teil bestieg eine Kolonne von Reisebussen, die, um die Stadt zu verlassen, direkt an der Versammlung vorbeifahren mussten. Es gab lautes Rufen und leere Plastikflaschen flogen auf die Busse und noch einmal bedrängte die Polizei die Leute unter Einsatz ihrer Sprühgeräte.
Nach dieser Szene gab die Polizei die Straße für den Demonstrationszug zurück zum Ausgangspunkt frei. Die deutlich spürbar eingetretene Entspannung nutze ein Teil der Demo um doch noch in die Touristenmeile zu gelangen und Parolenrufend auf- und abzuziehen. Dabei outeten sich einige der Touristen als Zionisten und es gab kleinere Handgemenge mit deutlichem Vorteil auf Seiten der Palästinasolidarischen. Die Polizei sah davon ab, einen Gaseinsatz in den engen Gassen im touristischen Zentrum zu riskieren und beschränkte sich darauf, Präsenz zu zeigen. Nach einiger Zeit lösten sich die Protestgruppen nach und nach auf.
Eine Bewertung der Ereignisse steht noch aus. Die Angelegenheit hat aber einigen Wirbel ausgelöst, zumal es sich um kein Einzelereignis handelt. Am 22. Juli war bereits das selbe Schiff Ziel von Protest von Menschen auf der Insel Syros. Dort musste das Anlanden spontan abgesagt werden, da die lokale Polizei nicht vorbereitet war. In Folge dessen wurde eine öffentliche Kampagne inszeniert, die die Tore für Touristen aus Israel offen halten soll. Der Israelische Außenminister Gideon Sa'ar telefonierte mit seinem Griechischen Kollegen George Gerapetritis und der Minister für Bürgerschutz Chrisochoeidis verkündete, gegen alle, die Touristen wegen ihrer Herkunft den Zugang nach Griechenland verwehren, ein Antirassismusgesetz anzuwenden, welches seit seiner Schaffung noch nie angewendet worden ist. Der nächste Halt des Schiffes am 28. Juli auf der Insel Rhodos fiel dementsprechend anders aus. Die Polizei, die Küstenwache und Schläger der lokalen Bosse der Tourismusindustrie waren vorbereitet und unterdrückten den Protest brutal. Es gab zahlreiche Verletzte und mehrere Festnahmen. Das Schiff wurde durch den lokalen Bürgermeister und andere Notabeln mit offenen Armen in Empfang genommen.
Ob die Ereignisse eine größere Welle der Proteste und Interventionen auslösen, ist noch nicht absehbar. Zunächst gibt es keine weiteren Ankündigungen. Sicherlich wird das Thema aber interessant bleiben, zumal die griechischen Inseln nicht nur für den Tourismus aus Israel wichtig sind sondern auch enorme strategische Bedeutung besitzen. So muss das rare kretische Trinkwassers für die Versorgungssicherheit des israelischen Appartheitstaats und der US-Army herhalten. In der Bucht von Suda nahe der Stadt Chania liegt zudem der einzige Tiefwasserhafen im Mittelmeer, der von den größten Flugzeugträgern der NATO angelaufen werden kann. Das israelische Militär trainiert vom dortigen Flughafen über der Insel Kreta die Bombardierung des Jemen.

Ergänzungen
Sichere Wasserversorgung 1000 km weit übers Meer...
"So muss das rare kretische Trinkwassers für die Versorgungssicherheit des israelischen Appartheitstaats und der US-Army herhalten."
Ein Beleg für die steile These wäre ganz interessant - oder stellt das etwa nur die Neuauflage des Mythos von den israelischen Brunnenabzapfern dar?