Rückblick CSD Ulm 2025
Am Samstag, den 21.06. fand in Ulm und Neu-Ulm der Christopher Street Day statt. Wir haben uns mit einem lauten und kämpferischen antifaschistischen Block daran beteiligt.
Free Maja! Großer antifaschistisch-feministisch-queerer Block
Der Block hat ein Zeichen der Solidarität für die nicht-binäre inhaftierte Antifaschist*in Maja auf die Straße getragen. Maja wurde aus Deutschland rechtswidrig in das autoritären und queerfeindlichen Ungarn ausgeliefert und sitzt dort seit Monaten in Isolationshaft. Unter anderem wegen der menschen-verachtenden Haftbedingungen befindet sich Maja seit 3 Wochen im Hungerstreik. Wir unterstützen die Forderungen nach Konsequenzen für die rechtswidrige Auslieferung von Maja und die Rücküberstellung Majas nach Deutschland.
Mehr Informationen und News zur Solidaritätskampagne mit Maja findet ihr bei BASC News und auf dem Instagram Kanal @free.maja
In der Spitze haben sich mehrere hundert Leute unserem Block angeschlossen. Am CSD nahmen um die 6.000 Personen teil. Der antifaschistische Block war damit der größte Block auf dem bisher größten CSD in Ulm und Neu-Ulm. Allerdings kommen mit der zunehmenden Größe und Kommerzialisierung des CSDs zunehmend Punkte auf, die wir kritisch sehen:
- Zwei verschiedene Polizei- Initiativen hatten Infostände auf dem CSD, die vor allem darauf abzielten junge Nachwuchskräfte zu rekrutieren
- Ein Lastwagen von einem Club, der von dem stadtbekannten CDU Landtagskandidaten betrieben wird. Die Eröffnungsrede mit der CSU Oberbürgermeisterin
- Deutschlandweit verschiebt sich der Fokus von CSDs darauf möglichst groß und anschlussfähig zu sein – große Happenings und Partys, statt politischer Kampf um queere Selbstbestimmung. Der erste CSD war ein Riot. Es geht nicht um bierernste CSD Paraden ohne Musik und gute Stimmung – sondern um den politischen Ausdruck des Tages. Mit jedem weiteren Sponsoring, Prominenzauftritt und singulärem Fokos auf Party und Stimmung wird dieser Tag Stück für Stück inhaltlich enthüllt.
Die Präsenz der Polizei haben einige Antifaschist*innen nicht einfach hingenommen und hunderte Flyer um den Stand herum verteilt. In den Flyern wurde die Polizeipräsenz kritisch eingeordnet.
Unser Zwischenfazit: Wir freuen uns, dass sich so viele Menschen angeschlossen haben und wir gemeinsam gezeigt haben, dass Antifaschismus und queere Kämpfe Hand in Hand gehen. Gerade in diesen Zeiten ist dies unbedingt geboten.
AfD? Abschirmen!
Die Notwendigkeit hierfür wurde am CSD wieder einmal klar: die Ulmer und Neu-Ulmer AfD versuchten an dem Tag mit Infoständen zu provozieren. Besonders zu erwähnen ist ein Infostand genau an der Route und in Sichtweite des Abschlussfestes des CSDs vom völkisch-nationalistischen MdL Franz Schmid. Schmid und seine Kameraden versuchten, die Demonstrierenden an der Demoroute abzufilmen und im Internet bloßzustellen. Auf seinen Kanälen findet sich das übliche gelogene AfD Framing – CSDs werden als perversiert und als “Gefahr für Kinder” dargestellt. Dieser krampfhafte Versuch aus jeder Puppy Mask ein Kulturkampf zu skandalisieren ist lächerlich. Ironischerweise trugen beim AfD Infostand die Kameraden selbst genauso viel Leder(hosen), wie wir auf der gesamten Pride gesehen haben. (Es sah sehr warm aus)
Dieses Vorhaben wurde kurzerhand vom Block unterbunden und der Infostand der AfD vom Großteil des Demonstrationszug bis zu seinem Ende abgeschirmt. Bereits auf dem CSD selbst könnten wir eine große Zustimmung für diese Aktion wahrnehmen.
Hier wurde das gemacht, was Antifaschist*innen an vielen Orten gerade tun: sich zwischen die Rechten und den CSD zu stellen.
Weniger Zwischenfälle – weil kein Fußball?
Im Laufe des Tages kam es auch zu einzelnen Störungen und Störversuchen: von verbalen Ausbrüchen zu geklauten Pridefahnen und Bedrohungen.
Trotz allem wirkte der Tag für uns ruhiger als in den vergangenen Jahren – wir sehen einen Hauptgrund dafür, dass zur Abwechslung kein SSV Ulm Fußballspiel zeitgleich stattfand. Wir möchten allen Gruppen in Ulm und Umgebung nahelegen, bei Planung von größeren Veranstaltungen auf den Spielplan des SSV Ulms zu achten. Unabhängig davon, welche Einschätzung Leute zur Größe des rechten Problems in den Reihen der Hooligans (und so mancher Ultras) des SSV haben – es sollte allen klar sein, dass über 10.000 zum größten Teil mindestens angetrunkene Männer im seltensten Fall ein angenehmes Publikum ist. In der Saison 2025/2026 werden mit dem Abstieg des SSV in die 3. Liga auch einige Vereine mit einschlägiger gewaltbereiter und rechter Fanszene wie Energie Cottbus und Hansa Rostock in Ulm spielen.
Doch da der CSD so groß war wie nie zuvor haben wir keinen vollständigen Überblick, wir sind uns sicher es gab noch mehr.
Wenn ihr etwas mitbekommen habt – Niemand muss da alleine durch! Meldet euch bei uns.
Antifaschistische und queere Kämpfe zusammen denken!
Die CSD-Saison ist noch lang. Haltet die Augen offen für rechte Mobilisierungen rund um CSDs. Aber auch ohne rechte Mobilisierungen macht eine starke antifaschistische Präsenz dort Sinn: andere CSDs im Umland freuen sich über Unterstützung, hier ein paar Beispiele:
- am 05.07. in Nürtingen (12:00 Uhr Kundgebung, am Rathaus 13:00 Demo)
- am 12.07. in Memmingen (15:00 Uhr am Marktplatz)
- oder auch die gemeinsame Anreise aus mehreren Städten, u..a. München zum CSD in Bautzen am 10.08. (Instagram Link)
