[DD] Die RM16 - Konfliktkontinuitäten
Wir, das sind sechs Erwachsene* die im Jahr 2024 neu eingezogen sind, eine Erwachsene, die bereits seit mehreren Jahren in der RM16 wohnt. Wir, das sind außerdem Menschen aus unterschiedlichen politischen Zusammenhängen in Dresden, die nicht Teil der Hausgruppe sind. Wir streiten hier also nicht (nur) um unsere eigenen Mietverträge, sondern um ein Haus, das vor 25 Jahren kollektiv erkämpft wurde.
In der aktuellen Situation ist der Bestand der RM16 als Hausprojekt gefährdet. Deshalb haben wir uns entschieden, Konsequenzen zu ziehen. Konsequenzen mit dem Ziel, das Haus hoffentlich zu erhalten, es langfristig zu stabilisieren und es wieder für Veranstaltungen zugänglich zu machen.
Doch warum ist dies nötig? Hier ein kurzer Überblick:
In den letzten fünf Jahren gab es eine Zuspitzung der Konflikte in der RM16, deren Ergebnis es wiederholt war, dass nur 2 langjährige Bewohnende im Projekt geblieben sind. Es gab Mediationsverfahren, den Versuch, einen Binnenvertrag abzuschließen und ein Schiedsverfahren. Alle Prozesse scheiterten bzw. blieben ergebnislos.
Seit 2021 gab es viele Auszüge, sowohl neu Eingezogene, wie auch langjährige Bewohnende verließen das Haus. Viele berichteten in ähnlicher Weise von immer wiederkehrenden Verhaltensmustern durch die beiden langjährigen Bewohnenden. Dazu gehörte kontrollierendes Verhalten und die fehlende Bereitschaft, die eigenen, über die Jahre gewachsenen und verfestigten, Machtpositionen konsequent aufzubrechen.
Ergebnis davon war, dass das Haus 2024 erneut fast leer stand. Daraufhin haben sich die drei noch verbliebenen Bewohnenden bewusst dazu entschieden, statt diverser Einzelpersonen eine Gruppe zu suchen, um das Haus zu erhalten. Nach einem Kennenlernprozess im Vorfeld, in dem geschaut wurde, wie und ob man zusammen wohnen möchte, zogen sechs Erwachsene ein. Es wurde sich bewusst gegen ein klassisches Probewohnen entschieden. Stattdessen wurde sich darauf geeinigt, dass die neuen Bewohnenden als vollwertige stimmberechtigte Hausbewohnende einziehen und dass Anfang 2025 ein gleichberechtigtes Evaluierungstreffen stattfinden sollte.
Doch kurz nach dem Einzug weiteten sich alte Konflikte trotz Bearbeitungsversuchen auf die neue Gruppe aus. Wieder bildeten die zwei langjährigen Bewohnenden eine Konfliktpartei. Seitens der neuen Bewohnenden wurde beim MHS um externe Unterstützung gebeten. Daraufhin gründete sich eine Supportgruppe. Sie kam zu dem Konsens, dass die beiden langjährigen Bewohnenden ausziehen sollten. Diese sind jedoch kurz vor Bekanntgabe einer Empfehlung aus dem Prozess ausgestiegen. Seitdem scheint jede Möglichkeit für einen konstruktiven Dialog genommen und die Konfliktdynamik spitzt sich immer weiter zu - inklusive juristischer Auseinandersetzungen.
Der Versuch, den Konflikt auf politische Differenzen zu beziehen, entspricht nicht den Tatsachen. Hier geht es nicht um Israel, autoritären Kommunismus oder Täter*innenschutz. Stattdessen geht es um fehlende Verantwortungsübernahme für problematische Verhaltensmuster, mangelnde Feedbackkultur und Konfliktfähigkeit sowie den Abbau von Machtstrukturen in kollektiven Zusammenhängen.
Was hier nur in Kürze angerissen wurde, hat jahrelange Kontinuität. Anders ist jetzt, dass nicht lose verbundene Einzelpersonen nacheinander wieder ausziehen, sondern dass es einen Zusammenhalt - auch zwischen alten und neuen - Bewohnenden gibt. Anders ist auch, dass sich mehr Außenstehende in der Verantwortung sehen, diese Dynamik zu durchbrechen und sich aktiv ins Geschehen einmischen.
In die RM16 haben zahlreiche Menschen seit 25 Jahren unzählige Arbeitsstunden, Gedanken, Kraft und Geld gesteckt. Es ist nicht die private Lebensleistung zweier Menschen. Es ist kein Privateigentum!
Unsere Forderungen sind:
- der Auszug der beiden langjährigen Bewohnenden
- die Freigabe der Hausvereine und GmbH
- die Rücknahme aller juristischen Mittel
Unsere Ziele sind:
- eine stabile Hausgruppe mit 14 Bewohnenden zu gründen
- das Haus sozial wie finanziell auf sichere Beine zu stellen und die Renovierung abzuschließen
- bezahlbaren Wohnraum zu erhalten
- politische Veranstaltungsräume wieder zu eröffnen
Und das geht nur mit Eurer Unterstützung!
- Informiert euch zur aktuellen Situation, traut euch nachzufragen und übernehmt nicht einfach Gerüchte, sondern sprecht die Leute im Haus an.
- Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr uns hier erreichen: supportrm16[at]systemli.org.
- Kommt vorbei, wenn was in der RM16 los ist, bringt Freund*innen mit!
- Organisiert Veranstaltungen vor Ort: egal ob Küfas, Workshops oder den nächsten Nachbarschaftsbrunch.
- Werdet kreativ, um das Haus wieder zu einem lebendigen Ort werden zu lassen!
- Gebt der neuen Hausgruppe Direktkredite, wenn ihr Kohle habt!
- Unterstützt bei Bautagen!
- Folgt uns auf instagram.com/rm16.zurueckindiebewegung
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* Wir sprechen hier von Erwachsenen. Ausgeklammert werden in den gesamten Texten zu dem Konflikt drei Kinder/Jugendliche. Auch wenn diese jungen Menschen eigene Sichtweisen auf den Konflikt haben, sehen wir die Bearbeitung der Konfliktgeschichte in unserer Verantwortung als Erwachsene. Wir geben uns große Mühe ihre Sichtweisen und Bedarfe intern mit einzubeziehen.
