Männerseilschaften in der linken Bewegung

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Antifa-Gruppen geben sich gerne feministisch-progressiv – nach außen auf jeden Fall. Frauen auf Bühnen, feministische Posts, einmal im Jahr liegt der gesamte Fokus auf dem feministischen Kampftag und im Plenum wird immer wieder die Wichtigkeit vom feministischen Kampf betont. Aber intern bleibt alles beim Alten: Männer planen die Aktionen unter sich, die Kumpelnetzwerke laufen wie geschmiert. Die Seilschaften sind dicht geknüpft, der Männerbund hält bombenfest. An alle Antifa Männer, wir müssen reden. 

Wenn man sich Antifa-Orgas ansieht, sieht man von außen erstmal sehr klar: Antifaschismus, oft Antikapitalismus und hinten in der Ecke: „Feminismus“. Und sieht man noch genauer hin, sieht man noch etwas: Einen verdammten Männerladen. Nach außen zeigt man sich vorzeige-feministisch. Reflektiert und progressiv. Frauen, die Reden halten, Frauen auf Social Media und dazu noch ein paar kritische feministische Themenabende. Nicht zu vergessen: Der feministische Kampftag, an dem feministisch gespült wird was das Zeug hält. Einmal im Jahr kann mann ja mit anpacken. Alles schön nach außen sichtbar, da wird dann auch gerne mal eine der Frauen nach vorne gezogen für die von einem Mann geschriebene Rede. Aber sobald es darum geht sich innerhalb der eigenen Gruppe mit den männlichen Machtstrukturen, seinen Männerbündnissen, auseinanderzusetzen wird es oft still, sehr still. Oder genervt. Oder abwertend. Denn nach innen zählt die Frauen Meinung oft weniger. Denn wenn es um Planung von Aktionen, das erarbeiten und vernetzten von Strukturen etc geht, werden Frauen nicht  gefragt. Da bleiben die Männer lieber unter sich. Ist ja auch einfacher mit dem eigenen Antifa-Kumpel zu arbeiten, da läuft es einfach. Und die Care-Arbeit? Die bleibt wie im normal-bürgerlichen Alltag auch an den Frauen hängen: Awareness, Emotional-Care und Aufarbeitungsarbeit, alles was eben so "nebenbei" passieren muss. Und die Männer? Die planen Demos, Vernetzungen, private Plena und denken schon an die nächste Aktion, die am besten so mackerhaft wie möglich ist, um bei anderen Kumpel Antifa Gruppen auch mal so richtig Eindruck zu schinden. Denn wir Frauen sehen schon zu, dass der Rest irgendwie läuft.  Dazu kommt, dass viele Gruppen stark über informelle Männernetzwerke funktionieren, Kumpels die sich untereinander wichtige Informationen zuspielen. Wer den "Kumpel-Vibe" hat wird schnell respektiert und in diese Informationsquellen aufgenommen. Da werden auch schnell mal frische junge Antifa Männer den erfahrenen Antifa Frauen vorgezogen. Sogenannte Männerseilschaften, sie sind extrem wirksam und extrem exkludierend. Wer nicht männlich ist, bekommt seltener Vertrauen, weniger Respekt und weniger Entscheidungsmacht. Frauen müssen sich oft beweisen in dem sie so "unweiblich" wie möglich sind. Sie müssen militanter sein, tough auftreten und den Kumpel-Vibe bedienen, um überhaupt ernst genommen zu werden. Da muss erstmal ordentlich was geleistet werden.Oder ganz patriachal-zynisch: In einer Beziehung mit einem der Kumpel sein. Denn wir kennen das ja aus unserem alltäglichen Leben, Frauen werden ernster genommen mit einem Mann an ihrer Seite. Ich möchte damit den Frauen ihre Leistungen nicht absprechen, ich möchte die Männer kritisieren die jene Leistung nicht zu würdigen wissen und nicht sehen.  Und wenn man es anspricht, dann ist man nie zufrieden, zu anstrengend, zu kritisch. Oder man hats halt einfach nicht so drauf wie die Männer. Man will ihnen ja ihren Kumpel-Status wegnehmen und ihnen ihr Bro-Bierzelt-Plenum unsicher machen. Dabei geht es doch im Grunde darum: Hierarchien abbauen und die eigene Macht hinterfragen. Räume und Strukturen für alle, nicht nur für oder von Männer. Nicht nur plakativ auf Social Media oder auf Flyern.  Manchmal frage ich mich: Sitze ich gemeinsam mit den Männern in einem Raum oder sitze ich einfach nur mit Männern im Raum.  Und nein: Ich werde hier keine Lösungsvorschläge liefern, sie auf einem Silbertablett servieren. Ich habe keine Lust mehr permanent die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass Männer sich mit ihrer Macht, ihrer Sozialisation oder ihren Positionen auseinandersetzen oder eben auch gerade NICHT auseinandersetzten. Es ist nicht unsere scheiß Aufgabe, euch eure patriachalen Misthaufen mit Lösungen zu besticken und so leicht verständlich wie möglich vor die Füße zu legen.  MACHT. DAS. ENDLICH. SELBST. 

radikale Grüße, K.L.A.R.A 
(kritisch.laut.antipatriachal.radikal.angreifen)   Disclaimer: In diesem Text spreche ich ganz bewusst von Männern. Gemeint sind männlich sozialisiert Personen, aber vor allem und allem voran cis-Männer. Außerdem spreche ich in diesem Text von Frauen, natürlich ist mit bewusst, dass viele FLINTA* ähnliche Erfahrungen machen, aber da ich eine cis-Frau bin, kann ich erstmal nur von den Erfahrungen von mir und cis-Frauen sprechen, mit denen ich mich ausgetauscht habe.

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Ergänzungen

Danke. dazu auch:

https://knack.news/11583 : JUNG MACKRIG FEMINISTISCH – RECLAIM MACKERTUM

https://www.freie-radios.net/133538 : ... inhaltlich (unter anderem) ab Minute 16 : über intergenerationell weitervererbtes der deutschen Autonomen Bewegung

https://exil.noblogs.org/post/2023/09/20/der-mann-in-unseren-koepfen-zur... : Der Mann in unseren Köpfen – zur Krise des Feminismus