"Nügida"-Aufmarsch in Nürnberg

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350 AntifaschistInnen gegen 27 Nazis der Nügida ++  Zwischenkundgebung der Nügida auf abgelegener Brücke ++ Unverhältnismäßige Absperrungen ++ Polizeikessel von 35 Nügida-GegnerInnen mit 3 Verletzten und 2 Personalienfestellungen ++ Irrsinnige Auflagen des Ordnungsamtes

Mensch könnte meinen: Die "Stadt der Menschrechte" möchte doch lieber "Stadt der Reichsparteitage" sein - zumindest wer das Vorgehen der Polizei und des Ordnungsamtes betrachtet... Doch seht selbst...

Ursprünglich wollte Nügida am 20. April, an Hitlers Geburtstag und am Tag der Befreiung Nürnbergs durch US-amerikanische Truppen, zur ehemaligen SS-Kaserne marschieren. Nachdem das Ordnungsamt ein Veto einlegte, wurde die Demo von Nügida auf einen Tag früher, dem 19. April verlegt. Der Start war um 12 Uhr vom Hauptbahnhof Nürnberg und bewegte sich auf der Gleißbühlstraße Richtung Norden bis zur Franz-Josef-Strauß-Brücke (sic!). Nach einer zweieinhalb stündigen Zwischenkundgebung ging es zurück zum Hauptbahnhof.

Die zwei antifaschistischen Kundgebungen am heutigen sonnigen Sonntag wurden von etwa 350 Menschen besucht. Der Protest gegen den Auftritt der nazidominierten Gruppierung Nügida war lautstark und umfasste ein breites politisches Spektrum. Nügida (wie Pegida Nürnberg "das Volk") brachte nur 27 Menschen auf die Straße, trotz angeblich überregionaler Mobilisierung. Neben AktivistInnen der Neonazi-Partei "Die Rechte" waren auch NPD-Aktive bei Nügida vertreten. Die lange Nügida-Zwischenkundgebung auf der Franz-Josef-Strauß-Brücke fand in einem weitgehend menschenleeren Areal statt.  Für Erheiterung sorgte eine verkehrt herum aufgezogene BRD-Fahne seitens der Nügida: Protest (Eigentlich wollen sie ja die Reichskriegsflagge...) oder Blödheit?

Die Straßensperrungen (Gleißbühlstraße, Marienstraße, Bahnhofstraße und Nebenstraßen) sowie die weiteren Verkehrsbehinderungen (U2/3 Haltestelle Wöhrder Wiese, Straßenbahnlinie 8) waren unverhältnismäßig. Soviel Aufwand für die paar Nazis? Eine unverhältnismäßige Polizeioperation, mutmaßlich seitens der Sondertruppe USK, war ebenfalls zu verzeichnen: Etwa 35 jüngere Leute wurden im Eingangsbereich der Sparkasse Königstorgraben / Ecke Marienstraße teilweise zwei Stunden lang festgehalten, martialisch von Polizeiautos umringt. Drei von ihnen seien verletzt worden. Ursache der stundenlangen Kesselung sei der Versuch einiger GegendemonstrantInnen gewesen, ein Absperrgitter zu überwinden. Anlass und Behördenmaßnahmen auch hier ohne ersichtlichen Zusammenhang. Oder ging es darum, junge Leute an den öffentlichen Pranger zu stellen und einzuschüchtern?

Eine Strafanzeige gegen einen Nazi wurde gestellt. Dieser hatte GegendemonstrantInnen per Geste signalisiert, dass er ihnen am liebsten den Hals abschneiden würde. Soviel zur Abgrenzung extrem Rechter von "Glaubenskriegen" und militanten IslamistInnen.

Zu den Auflagen des Ordnungsamtes Nürnberg: Die Gegendemo darf nur drei mal zehn Minuten Musik pro Stunde mit jeweils zehn Minuten Zwangspause spielen! Die Absperrungen waren massiv (Bayerische Polizei übt schon mal für den G7).

Ach ja: Leute, welche einen Nazifotografen aus den Reihen der GegendemonstrantInnen drängten, wurden zur Zielscheibe der Polizei.

Siehe auch Bericht auf Nordbayern.de

Dass es auch anders gehen kann, zeigt Fürth am 18.4.:

Die Neonazis der Partei "Der 3. Weg" erlebten auf der Mobilisierungstour für ihren 1.-Mai-Aufmarsch im thüringischen Saalfeld eine komplette Pleite. Vor dem Fürther Hauptbahnhof standen knapp zehn von ihnen mindestens 200 GegendemonstrantInnen gegenüber, die ihnen lautstark die Meinung geigten. Auf Bahnsteig 2 waren gleichzeitig etwa fünfzehn GesinnungsgenossInnen, darunter Aktivist Norman Kempken, eine Stunde lang durch mehr als 100 AntifaschistInnen blockiert und mussten unverrichteter Dinge in die S-Bahn Abfahrt 10.57 Uhr Richtung Bamberg steigen. Wie der Rest der Rechten Fürth verlassen hat, ist unklar.

Auf der Kundgebung des Fürther Bündnisses gegen Rechts sprachen OB Thomas Jung und Bündnissprecherin Ruth Brenner. Eine insgesamt sehr erfreuliche und kraftvolle Gegenaktion. In Bamberg scheinen die mit der S-Bahn gefahrenen Nazis laut Information aus Bamberg übrigens nicht gelandet zu sein, zumindest nicht zur erwarteten Ankunftszeit.

Bericht auf NN-Online

Haltet die Augen offen und schaut nach neuen Pegida / Nügida-Aufmärschen auf der Seite des Bündnis Nazistopp

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