[DO] Flugblatt zur Klimademo: Alle reden vom Wetter. Wir nicht.

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Wir dokumentieren hier ein Flugblatt, dass wir heute auf der Klimademo in Dortmund verteilt haben:

 

Alle reden vom Wetter. Wir nicht.

 

Liebe Demonstrantinnen und Demonstranten,

 

wir teilen eure Sorgen um das Weltklima. Doch wir denken, dass zentrale Gedanken und Forderungen der Klimabewegung noch zu unklar und widersprüchlich sind, um die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu stoppen. Einige kritische Anmerkungen zu euren Parolen:

 "#ALLEFÜRSKLIMA": Unter diesem Motto sollen laut dem Aufruf zum heutigen Aktionstag „Kolleg*innen und Arbeitgeber*innen“ und viele andere Hand in Hand auf die Straße gehen, als wären die Arbeiterin, der Obdachlose, die Managerin oder der Politiker in der selben Verantwortung für die Bekämpfung des Klimawandels. Diese Vorstellung halten wir für falsch.
Der Zweck eines in der freien oder auch sozialen Marktwirtschaft produzierenden Unternehmens ist einzig die Erwirtschaftung von Gewinnen. Dieser Zweck maßlos, das heißt, dass jedes Unternehmen bestrebt ist, seine Produktion immer weiter auszudehnen. Gleichzeitig muss diese möglichst kostengünstig erfolgen, damit die erzielten Profite höchstmöglich sind. Neben der menschlichen Arbeitskraft sind die natürlichen Ressourcen die Quelle des kapitalistischen Reichtums. Ein Unternehmen hat also, um die Profite hoch zu halten, ein Interesse daran, beides – Arbeitskraft und natürliche Ressourcen – möglichst effektiv auszubeuten. Ein „nachhaltiger“ Kapitalismus ist daher ein Ding der Unmöglichkeit. Seit diese Produktionsweise weltweit herrscht, ist der CO2-Ausstoss einzelner Ländern nur aufgrund von schweren Wirtschaftskrisen, nicht aber durch Umweltschutzmaßnahmen deutlich gesunken. Sicherlich hat der Klimawandel menschengemachte Ursachen. Daraus folgt aber nicht, dass alle Menschen oder „die Menschheit“ die Ursache sind, sondern die Produktionsweise marktwirtschaftlich rechnender Unternehmen.

 

"#KLIMASTREIK": Manchmal wird eine mächtige Idee nicht dadurch neutralisiert, dass man sie totschweigt, sondern, indem man sie lauthals propagiert, aber ihres wahren Inhalts beraubt. Die heutige Demo wurde als „Klimastreik“ beworben. Es ist aber ein seltsamer Streik, wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter freistellen, um ihnen die Teilnahme an dieser Demonstration zu ermöglichen. Einige von euch sind Rentner, andere haben sich heute freigenommen. Auch die Schüler streiken nicht, sie boykottieren ihren Unterricht. Gegen all das ist wenig einzuwenden und wir freuen uns, mit euch auf der Straße zu sein. Nur ist es eben kein Streik! Deshalb können die Politik, die Medien und einige Unternehmen uns auch so penetrant auf die Schulter klopfen. Durch Sympathiebekundungen mit der Klimabewegung können sie ihr Image aufpolieren, ohne dass es sie viel kostet.

Ein Streik, das ist: gemeinschaftliche Verweigerung der Arbeit als Kampfmittel. Wenn beispielsweise die Belegschaft von Daimler Benz geschlossen die Arbeit niederlegen würde, mit der Forderung, künftig nur noch klimaverträgliche Fahrzeuge herzustellen – diese wäre tatsächlich ein Druckmittel, das die Mächtigen nicht ignorieren könnten. Bevor Derartiges geschieht, sind sicher noch einige Zwischenschritte nötig. Ein guter Anfang wäre, die Dinge bei ihren richtigen Namen zu nennen.

 "System Change not Climate Change": Diese Parole ist in der Klimabewegung weit verbreitet. Aber wie sollte der System Change aussehen? Sicher nicht in der Einführung einer CO2-Steuer, die jetzt viele als Wundermittel anpreisen. Eine neue Steuer setzt das Funktionieren der gesamten Gesellschaftsordnung voraus, die uns erst den bekannten Schlamassel eingebrockt hat. Außerdem machen Konsumsteuern das Leben für diejenigen teurer, die ohnehin schon wenig in der Tasche haben. Am Ende sollen die Lohnabhängigen für die Modernisierung der Wirtschaft bezahlen, von der sie selbst wie auch die Umwelt ruiniert werden. Unserer Ansicht nach kann der geforderte System Change nur durch die Abschaffung der kapitalistischen Produktionsweise erreicht werden. Hierfür müssen wir unsere Kämpfe verbinden, denn die Ausbeutung der Ware Arbeitskraft und der natürlichen Ressourcen hat die selbe Ursache, sie hat einen Namen: Kapitalismus.

 Ad-hoc-Initiative rot-schwarzes Dortmund

ad_hoc_do@gmx.de

 

Tipps zum Weiterlesen:

- Gruppe K: Drei Denkanstösse für Fridays for Future (https://gruppe-k.org/flugblatter-und-demos/3-denkanstosse-fur-fridays-fo...)

- Anarchistische Gruppe Dortmund: Die „Fridays for Future“, die „Klimawahl“ und die Zukunft des „grünen“ Kapitalismus (https://agdo.blackblogs.org/2019/06/23/diskussionsbeitrag/)

- Guido Speckmann: Schweigt von Flugscham und Veggieday! (https://www.akweb.de/ak_s/ak652/21.htm)

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