Im Gedenken an unsere Genossin Sarah Handelmann – Sehid Sara Dorsin

Über Internationalismus, Solidarität und die Bedeutung von Gefallenen für unsere Kämpfe. Eine Kritik an der Praxis der Linken in der BRD.

 

Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass eine Genossin der PKK in den Bergen Kurdistans bei einem Luftangriff der tuerkischen Luftwaffe ums Leben gekommen ist. Wer war sie? Woher kam sie? Warum fuehrte ihr Weg sie nach Kurdistan? Nun, ihr buergerlicher Name war Sarah Handelmann und sie kam aus Deutschland. Warum sie hierher kam, was sie dazu bewog und was sie hoffte hier zu finden kann ich nicht sagen, denn ich habe sie nicht kennenlernen duerfen.

 

Sie ist in einem Kampf gefallen der uns Alle angeht. Sie hat im Kampf, um Selbstbestimmung und Frauenbefreiung, gegen Kolonialismus und Faschismus, ihr Leben fuer uns alle gegeben. Und heute, da die Drohungen gegen die Revolution in der Freien Foederation Nord- und Ostsyrien, ein immer groesseres Ausmass erreichen, fuehrt ihr Beispiel uns klar vor Augen wie viel von uns verlangt werden wird wenn wir revolutionaere Errungenschaften und Prozesse verteidigen wollen.

 

Das in den Bergen Kurdistans seit mehr als 35 Jahren gekaempft wird, ist nichts neues. Fuer die meisten von uns, gibt es diesen Krieg, seit wir denken koennen. Und seitdem fallen die Bomben, fallen unsere Genossen im Kampf um Selbstbestimmung, gegen Kolonialismus und Faschismus. Jeden Tag kostet dieser Kampf Opfer. Jeden Tag fordert er so vieles von unseren Genossen. So oft, das es zur Selbstverstaendlichkeit zu werden droht, den Tod einzelner, als etwas natuerliches, alltaegliches, wahrzunehmen. Doch das ist es nicht. Jeder dieser Toten hat eine Geschichte, hatte Eltern, Geschwister und Freunde die schwere Trauer tragen, hatte Traeume und Ideale und in den allermeisten Faellen noch viele Jahre vor sich. Wir sollten uns das zu Bewusstsein bringen, um zu begreifen was fuer einen schmerzlichen Verlust jeder einzelne Gefallene ist.

 

Diese Genossinnen und Genossen wurden und werden getoetet weil sie ein ein Hindernis darstellen. Denn im Gegensatz zu einer Nationalarmee, in der nur die Fuehrung die Quelle der Kraft und des Kampfeswillens ist, in der sich das Individuum unterwirft, ist jeder einzelne Revolutionaer die Quelle der Kraft und des Kampfeswillens gegen die herrschende Klasse. Deshalb stellt jede Revolutionaerin und jeder Revolutionaer eine Gefahr fuer den Staat dar. Nicht nur weil sie ihn durch aktives Handeln versuchen zu behindern und seine Fundamente unterminieren und ueberwinden wollen sondern auch ganz einfach weil sie durch ihre Existenz seine Existenz und Legitimation in Frage stellen. Deshalb steckt er uns in Gefaengnisse und Lager oder laesst uns ermorden sobald sich ein zarter Grashalm der Freiheit durch seine Betondecke gebrochen hat. Um ja alle anderen daran zu erinnern was mit ihnen geschieht wenn sie es wagen sollten die Sonne sehen zu wollen. Genossin Sarah war einer jener zarten Grashalme.

 

Warum nun diese Auseinandersetzung? Das ist doch laengst bekannt und voellig klar. Ja das denke ich eigentlich auch; doch die Praxis zeigt in eine andere Richtung. Denn warum geschieht nichts in ihrer Heimat? Warum gab es keine spontanen Gedenkdemonstrationen? Warum wird des Nachts nicht an die Verantwortung, fuer ihren und den Tod so vieler Anderer, an den Orten der politischen Entscheidung und des Kriegsprofits hingewiesen? Warum wird nicht einmal ein Text, eine Stellungnahme, oder eine Kondolenz, auf Indymedia verfasst?

 

Ich kann verstehen das der Krieg in Deutschland weit weg ist. Er ist fuer uns, die wir ihn nie erlebt haben, etwas abstraktes in seiner Totalitaet und Gnadenlosigkeit; etwas schwer Vorstellbares. Das ist aber keine Erklaerung fuer dieses Desinteresse. Denn auch wenn das einzelne Individuum diese Dramatik nicht erfassen kann gibt es doch eine Gemeinsamkeit, die dazu fuehren muesste, dass ihr Tod mit dem eigenen assoziiert wird und das ist das Bekenntnis zur Revolution!

 

Sicher, im Deutschland unserer Tage sind wir nicht mit organisiertem Justizmord, organisierter Folter und einem bewaffneten Kampf konfrontiert, der es noetig macht sich zu schlagkraeftigen Strukturen zu organisieren. Die Bundesrepublik und alle anderen Staaten der sogenannten „Freien Welt“ suggerieren uns, dass ein demokratischer Prozess bis hin zu Autonomie und Sozialismus moeglich ist. Doch das ist nichts weiter als eine Inszenierung, ein Trugbild. Denn, wenn ein Staat in seinen Grundfesten erschuettert wird, wenn seine Macht und Legitimation offen und ernsthaft infrage gestellt wird, dann wird er zu allem bereit sein und tun was in seiner Macht steht um diese Gefahr zu zerstoeren. Die Morde von Stammheim und die Notstandsgesetze sind der Beweis, fuer die ach so liberale BRD. Die Millionen Toten durch Umstuerze und durch den „Westen“ finanzierte Buergerkriege, die Versklavten der Profitinteressen der Kapitalisten und ihrer Helfer sind der Beweis dafuer welches Mass an Elend sie bereit sind fuer das funktionieren ihrer Ordnung in der Welt hinzunehemen. Was ich damit sagen will ist, dass der derzeitige „demokratische“ Zustand der sogenannten „Freien Welt“ nur besteht weil es sich unsere Regierungen und die herrschenden Klassen leisten koennen die Zuegel schleifen zu lassen, da es keine ihre Macht gefaehrdende Kraft gibt, die sie an dem, was sie jeden einzelnen Tag tut, hindern koennte.

 

Doch es gibt diese Bewegungen, die es schaffen den Staat herauszufordern, die eine ernsthafte Bedrohung fuer ihn darstellen. Und Genossin Sarah war Teil einer dieser Bewegungen. Und dafuer das sie den Mut hatte sich der bestehenden Ordnung entgegenzustellen, wurde sie zum Tode verurteilt. Und die Wahllosigkeit dieses Todesurteils wird durch nichts besser belegt als den Luftangriff durch den sie uns genommen wurde. Und hier muss unser alter Leitspruch im Angesicht der Repression gelten: „Getroffen hat es wenige, gemeint sind wir Alle!“ Denn die Logiken und Mechanismen der herrschen Klasse, die in Deutschland, Europa und der Welt die unteren Klassen verelenden lassen, die uns aus unseren Wohnungen schmeissen, die unsere Umwelt zerstoeren, Wasser zu Eigentum erklaeren, Genozide rechtfertigen, sind dieselben die auch hinter der Kolonisation und Unterdrueckung in Kurdistan stehen! Und Jede und Jeder der es, wie Genossin Sarah, wagen sollte das System offen herauszufordern wird selbst ein moegliches Ziel des Moerderstaats.

 

All das ist untrennbar Teil derselben Maschinerie, derselben Logik und das muessen wir endlich wieder verstehen und verinnerlichen. Und wir muessen aus dieser Erkenntnis die Konsequenzen ziehen! Denn, ob Hambacher Forst, oder die Kaempfe der indigenen Voelker Sued-Amerikas, ob Frauenbefreiung in Rojava oder feministische Kaempfe in Nord-Amerika, ob Arbeiteraufstaende in China oder Kaempfe gegen Landgrabbing in Afrika, ob Lebensrettung im Mittelmeer oder Hungeraufstaende in Indien, all diese Bewegungen und Aufstaende sind nicht voneinander getrennte Symptome mit unterschieldlicher Ursache. Nein sie alle haengen zusammen, sind miteinander verbunden und haben denselben Feind. Diese Zusammenhaenge muessen gesehen und zu Bewusstsein gebracht werden. Denn die herrschende Klasse ist sich dessen bewusst und versucht alles um uns voneinander zu trennen und aufzuteilen. Die Konsequenz daraus muss unsere gegenseitige praktische Solidaritaet sein.

 

Ein praktischer Ausdruck eines solchen Verstaendnisses und der Solidaritaet waere es gewesen, wenn Spontandemonstrationen und Aktionen stattgefunden haetten, wenn Kondolenzschreiben veroeffentlicht worden waeren, doch das ist bis jetzt nicht geschehen. Und fuer mich gibt es dafuer nur zwei moegliche Gruende. Entweder, einfach weil die politischen Ziele und Methoden der Bewegung abgelehnt werden, der sich Genossin Sarah anschloss, oder und das ist noch schlimmer, weil das Individuum sich nicht darueber bewusst ist, dass es in einen Spiegel schaut wenn es ihr Foto ansieht. Und hier moechte ich die Historie bemuehen um zu verdeutlichen welchen Wert diese Form von Empathie hat. Gerade fuer Revolutionaere. Was hat denn, zum Beispiel Rosa Luxemburg, Buenaventura Durutti, Lenin, Sacco und Vanzetti, Karl Marx, Emma Goldman, Sakine Cansiz, Ulrike Meinhof und Anna Campbell, dazu gebracht zu tun was sie taten? Es war das Elend und die Ungerechtigkeit das sie ihren Mitmenschen angetan sahen. Doch sie schauten nicht weg, sie waren nicht ungeruehrt. Sie erkannten sich selbst! Sie erkannten das sie selbst in Ketten lagen, verhungerten, ausgebeutet und ermordet wurden. Ohne unsere Empathie gibt es keinen Kampf um Freiheit! Die Empathie und Solidaritaet sind unsere staerksten Waffen!

 

Ich kannte Genossin Sarah nicht und ich werde sie niemals kennenlernen koennen also weiss ich nicht wie sie ueber das was ich geschrieben habe denken wuerde, oder warum sie sich entschlossen hat nach Kurdistan zu gehen. Aber ich weiss warum ich hier in Kurdistan bin. Ich kam als Internationalist nach Kurdistan weil ich es als meine Pflicht als Anarchist und Revolutionaer ansah mich zwischen den Aufbau raetedemokratischer Strukturen, Frauenbefreiungskampf und Revolution auf der einen Seite, und reaktionaerem Klerikalfundamentalismus, Faschismus und imperialistischen Kapitalismus auf der anderen Seite zu stellen. Ich will das Ideal, den Traum und die Hoffnung darauf verteidigen, dass eine andere Welt moeglich ist.

 

Fuer diesen Traum, dieses Ideal ist auch Genossin Sarah gefallen, wie so viele andere und das verbindet uns. Alle die fuer Emanzipation, Befreiung und fuer das Leben kaempfen, sollten unsere Geschwister, FreundInnen und Gefaehrten sein. Und solange ihr Name und was sie taten nicht vergessen wird, solange ihre Geschichten weitererzaehlt werden, koennen und werden sie nicht sterben. So wie auch Rosa Luxemburg oder Sakine Cansiz nicht vergessen werden, so sollte auch an Sehid Sarah gedacht werden. Denn nicht nur unsere Vorbilder sind wichtig, jede Genossin und jeder Genosse macht unseren Kampf staerker. Sie alle leben durch uns in unserem Kampf um Befreiung und Gerechtigkeit weiter.

 

Doch wenn wir sie vergessen dann sterben sie, dann hat die herrschende Klasse ihr Ziel mit dem Mord erreicht, denn sie koennen ihre Geschichte weitererzaehlen, waehrend wir unsere vergessen. Und das wird dem Opfer das all diese Menschen gebracht haben, nicht gerecht. Und es braucht dieses historische Bewusstsein und das Wissen um all jene die fuer das Leben gestritten haben, denn sie zeigen uns was moeglich ist, wenn wir unsere Ideale und Traeume in die Tat umsetzen.

 

Und obwohl das Alles eigentlich schon sooft gesagt wurde, obwohl es absolut klar zutage liegt, habe ich doch das Gefuehl es nochmal klarstellen zu muessen. Was bringt der Post von einem Bannerdrop auf Indymedia? Nur am Wochenende auf eine Demonstration, fuer oder gegen was auch immer , zu gehen reicht nicht um etwas zu bewirken. Sich nur auf Plenen oder in der Kneipe darueber auszutauschen was geaendert werden muss, oder sich in endlosen Detaildiskussionen zu zerfleischen, reicht nicht. Wir muessen unsere Theorien in die Praxis umsetzen! Und das Gegenteil von linker Praxis ist es, wenn die ganze Woche gearbeitet und sich am Wochenende abgeschossen wird!

 

Und an dieser Stelle ein Wort zu Soliparty‘s. Wir muessen uns mal vergegenwaertigen was sie bedeuten. Sie bedeuten das sich der Teil von Leuten, die sich meistens, auch um den relevanten Teil der politischen Arbeit kuemmern und deswegen mit Repression ueberzogen werden, sich auch an den Wochenenden noch darum kuemmern muessen ihre politische Arbeit zu finanzieren. Was konkret heisst, das diejenigen, die sich Genossen oder Sympathisanten nennen, nur um den Preis einer Gegenleistung dazu herablassen, Kampagnen, Gruppen und Kaempfe zu unterstuetzen. Aber nur wenige kommen auf die Idee den Genossen, die sich so sehr bemuehen, einfach so das Geld zukommen zu lassen. Von der Konsumentenhaltung dahinter ganz zu schweigen. Und das frisst unglaublich viel Kraft und Zeit, die fuer den politischen Kampf gebraucht wird. Wenn genug Geld da ist um sich an jedem Wochenende die Kante zu geben muss doch auch Geld da sein um es den Bewegungen die fuer uns alle kaempfen, zugute kommen zu lassen. Aber das verdeutlicht auf der anderen Seite nur den Liberalismus und Egoismus, in dem wir alle gefangen sind, unfaehig ihn zu begreifen. Anstatt die Kaempfe real durch unsere Kraft und Hilfe zu unterstuetzen geben wir uns damit zufrieden fuer den guten Zweck zu feiern. Anstatt zum Beispiel die Repression tatsaechlich aktiv zu bekaempfen, wird nur der Ist-Zustand organisiert. Was soll das bringen? Wir brauchen euch auf der Strasse und nicht verkatert im Bett oder mit Drogen vollgepumpt auf irgendeiner After-Hour! Aber auch hier werden nur gesamtgesellschaftlich Phaenomene reproduziert. Die Apathie, in der wir uns in Deutschland befinden, politisch wie gesellschaftlich, wird von uns selbst hervorgerufen. Wir muessen uns klarmachen um was es geht und welche Verantwortung wir haben. Es geht um mehr als unseren Kiez, oder das besetzte Haus um die Ecke! Es geht um mehr als Fussball! Es geht um mehr als Solipartys! Ich moechte damit nicht sagen das dies auf alle GenossInnen gleichermassen zutrifft, doch ich halte es fuer absolut notwendig das ueber Grundsaetzlichkeiten, fuer einen erfolgreichen revolutionaeren Kampf, endlich wieder eine breite Debatte gefuehrt wird. Die Konterrevolution beginnt nicht bei der Person mit dem Knueppel in der Hand, sondern in uns selbst! Klingt nach platten Parolen nicht? Ja aber . . .

 

Ja, aber diese Grundsaetzlichkeiten sind immer noch nicht Realitaet, sind nicht Teil unserer Praxis. Wir reproduzieren auch in unseren Zusammenhaengen und sozialen Umfeldern nur die Verhaeltnisse, anstatt sie aktiv zu zerbrechen. Diese Grundsaetze werden fuer was geopfert? Fuer den eigenen liberalen Schweinehund, den Konsum und die Bequemlichkeit. Wenn wir fuer uns reklamieren, fuer eine andere Welt zu kaempfen, fuer eine Zukunft die es wert ist so genannt zu werden, sollten wir tief in uns gehen, ueberlegen was dafuer notwendig ist und was es bedeutet und die Analyse mit aller Konsequenz umsetzen.

 

Denn eines sollten wir uns klarmachen, egal wie wenig ernst wir unseren Kampf nehmen, egal ob wir das nur als unseren kleinen Beitrag sehen, oder wie ein „Hobby“ betreiben. Unser Gegner, die herrschende Klasse, nimmt seinen Anteil ernst, setzt ihn strategisch und taktisch durchdacht um. Unsere Gegner sind konsequent in dem was sie tun. Und wenn wir ihnen etwas entgegensetzen wollen, dann sollten wir es genauso machen. Nicht um uns schuetzen, nicht um unseren Stolz zu befriedigen oder unsere Vorstellung von Gerechtigkeit durchzusetzen, sondern um zu verhindern das von uns, der Menschheit, dem Menschen und der Welt auf der wir leben nichts mehr uebrig bleibt. Der Kapitalismus ist dabei dem Menschen seine Lebensgrundlage zu entziehen und das Ende kommt nicht irgendwann, es ist absehbar. Doch nicht nur das sondern er zerfrisst auch die menschliche Seele. Er zerstoert das was uns am meisten ausmacht und das ist die Gesellschaft, das kommunale Miteinander. Wir werden immer unfaehiger zusammen zu leben, sind immer isolierter. Uns wird beigebracht unmenschlich zu sein, und das Elend anderer achselzuckend hinzunehmen. Wir sind von Natur aus soziale Wesen. Wir verkuemmern, wenn wir so weitermachen und diesen Alptraum fortsetzen. Wenn wir die Augen aufmachen ist es ueberall offen sichtbar. Die Menschen werden krank von unserer Art zu leben. Dieses System und seine Logiken dressieren uns immer mehr zu steuerbaren Robotern bis nichts mehr von uns uebrigbleibt was man noch Mensch nennen koennte. Wollen wir das?

 

Nur wenn wir uns alle als Teil desselben Kampfes verstehen, wenn wir uns unserer Selbst und unserer Verantwortung bewusst werden, haben wir eine Chance den Kapitalismus erfolgreich zu bekaempfen! In diesem Sinne moechte ich euch und die ganze Welt dazu aufrufen die Perspektive zu erweitern und die Kaempfe zu verbinden. Wir haben viel zu gewinnen und nichts zu verlieren!

Diese Kaempfe werden nicht eines fernen Tages in der Zukunft gefuehrt sondern Hier und Heute. Der Kampf um eine bessere Welt tobt jeden einzelnen Tag. An einigen Orten ist er sichtbarer und radikaler, an anderen schwelt er unter der Oberflaeche. Aber einer der Orte an denen sich die Widersprueche und Konflikte unserer Zeit kristallisieren ist Kurdistan. Wenn wir erfolgreich sein wollen, muessen wir einander beistehen und uns gegenseitig unterstuetzen. Die Kapitalisten, Faschisten und ihre Schreibtischtaeter interessiert es nicht im geringsten wo wir politisch stehen, ob wir Kommunisten, Anarchisten, Sozialdemokraten, Liberale oder einfach nur das Herz am rechten Fleck haben ist ihnen egal. Alles was sie interessiert ist die Aufrechterhaltung der bestehenden Ordnung. Und das groesste Geschenk, das wir ihnen machen koennen, ist unsere Spaltung.

 

Die Freie Foederation Nord- und Ostsyrien und die Revolution in Kurdistan insgesamt ist einer jener Orte auf der Welt an denen die Wahrheit offen zutage liegt. Sie ist eine Chance, ein erster Schritt in unserer Zeit und kann das Fundament sein auf dem wir weitere Revolutionen aufbauen koennen, doch dafuer muss sie ueberleben. Genossin Sarah ist fuer diesen Traum um Befreiung zum Sehid geworden und wenn es notwendig ist werde auch ich fuer diesen Traum fallen um ihn fuer die kommenden Generationen am Leben zu erhalten. Ich kann allen Genoss_innen sagen: Wir werden nicht aufgeben! Wir werden niemals kapitulieren! Wir werden alles geben um diese Hoffnung zu verteidigen!

 

Ich moechte auf diesem Weg Sarahs Familie, Freunde und Genossen gruessen und ihnen mein Beileid, und das vieler anderer Genossen ueber diesen schweren Verlust aussprechen. Wir versprechen sie nie zu vergessen, ihr Andenken zu bewahren und ihren Kampf fortzufuehren.

 

SEHID NAMIRIN

SEHID NAMIRIN

SEHID NAMIRIN

 

Ein Internationalist in Rojava

 

 

P.s. Dieser Text und die mit ihm verbundene Kritik, ist nicht nur mit dem Verhalten der linken Bewegungen in Deutschland nach dem Tod von Sarah Handelmann verbunden. Sie sind so, oder so aehnlich, schon hundertfach geaeussert worden. Doch gerade am Beispiel des Todes einer geachteten Genossin und den aktuellen Entwicklungen in Kurdistan wollte ich die Bedeutung und Tragweite dessen aufzeigen, was wir eigentlich wollen sollten. Diese Welt und der Kampf um sie ist kein Paradies und kein Spiel sondern blutiger, tragischer Ernst. Und wenn wir ernst genommen werden und die Zukunft zum Besseren wenden wollen, dann muessen wir uns auch dementsprechend verhalten.

 

In diesem Sinne revolutionaere Gruesse aus Kurdistan.

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