Weg mit dem Artikel „41bis“ - Solidarität mit den Gefangenen im Hungerstreik

Mehrere Anarchist*innen befinden sich in Italien im Hungerstreik gegen die weisse Folter der Isolationshaft

 

 

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ENGLISH VERSION BELOW_____________________________________________________________________________________________________________________

 

Seit nun mehr als zwei Wochen befinden sich unsere beiden anarchistischen Genossinnen Anna Beniamino und Silvia Ruggeri im Gefängnis von L’Aquila (Italien) im Hungerstreik. Der Anarchist Ghespe hat sich neben vier weiteren Gefangenen (Salvatore Vespertino, Giovanni Ghezzi, Alfredo Cospito, Marco Bisesti und Luca Dolce ) dem Hungerstreik angeschlossen. Sie fordern ihre Verlegung aus einem Trakt, in dem Menschen 23 Stunden am Tag in Totalisolation gehalten werden, sowie die Schließung diese Foltergefängnisses.

Die Brutalität mit der die Menschen konfrontiert sind wird durch den Artikel “41 bis” des italienischen Gefängnisverwaltungsgesetzes ermöglicht.

Der Artikel schneidet die Gefangenen völlig von ihrer Umgebung und der Außenwelt ab. Sie dürfen weder mit anderen Gefangenen noch mit Dritten in Kontakt stehen, kein Geld oder Pakete empfangen, noch an Kultur, Freizeit oder sportlichen Aktivitäten teilnehmen – um hier nur einige Beispiele zu nennen. Diese Form der Repression nur unterbrochen werden, wenn ein*e Gefangene*r mit den Behörden zusammenarbeitet, ein Gericht die Maßnahme für nichtig erklärt, oder wenn ein Gefangener stirbt

Isolationshaft muss als das benannt werden, was sie ist – nämlich Folter.

Sie zielt darauf ab, widerständige Menschen zu brechen und ein System der absoluten Unterdrückung aufzubauen. Die Form der Unterdrückung ist dabei nur ein zugespitzter Ausdruck der Brutalität des Systems, in dem auch wir hier leben. Allen Möglichkeiten des Protests beraubt, bleibt Gefangenen in letzter Instanz nur die Wahl, ihren eigenen Körper einzusetzen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Ihr Protest konfrontiert uns mit der Verantwortung, die wir hier draußen haben, die Gefangenen nicht alleine zu lassen.

Zeigen wir uns solidarisch mit den kämpfenden Genoss*innen!

 

Revolutionäre Solidarität

Freunde* der Anarchie

 

 

Brief von Silvia und Anna:

 

“Wir sind seit fast zwei Monaten im Frauen-AS2-Abschnitt von L’Aquila eingesperrt. Inzwischen ist es hier und draußen bekannt, dass diese Haftbedingungen das aufgeweichte Produkt der angeblichen 41bis-Regierungsvorschriften sind

Wir sind sicher, dass es weder die Möglichkeit noch die Absicht gibt, eine Verbesserung der Situation zu verlangen, und zwar nicht nur wegen objektiver und struktureller Fragen, die sich auf unseren “gelben Abschnitt” (den alten 41-bis-Abschnitt) beziehen: Dieses Gefängnis ist fast vollständig den Gefangenen des 41-bis-Regimes vorbehalten. so dass uns eine Vergrößerung der Maschen der Verordnung geschmacklos und nicht praktikabel erscheint.  Wenn man bedenkt, dass ein paar Schritte von hier entfernt noch härtere Bedingungen zu finden sind, können wir uns kaum vorstellen, wie viele und wie viele seit Jahren kämpfen und Disziplinarberichte und Strafprozesse anhäufen. Hinzu kommt der ungeschickte Versuch des DAP (Department of Penitentiary Administration – Strafvollzugsbehörde), mit der Einrichtung einer gemischten anarcho-islamischen Sektion ihre Bücher auszugleichen. Dies führte zu einem weiteren Verbot von Treffen mit anderen Gefangenen innerhalb derselben Sektion und zu einer weiteren Isolation (einer der Gefangenen), die bis heute andauert.

Häufig gibt es Haftbedingungen, die noch schlimmer sind als die in L’Aquila. Doch ist das kein Grund, nicht dem entgegenzutreten, was sie uns hier aufzwingen. Wir werden dieses Brot nicht mehr essen: Am 29. Mai beginnen wir einen Hungerstreik, in dem wir die Verlegung aus diesem Gefängnis und die Schließung dieses abscheulichen Teils fordern”.

Silvia und Anna”

 

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Abolish „41bis“ - Solidarity with prisoners

 

Since over two weeks our two anarchist comrades Anna Beniamino and Silvia Ruggeri in the prison of L’Aquila (Italy) are in hungerstrike. The anarchist Ghespe and four other prisoners ( Salvatore Vespertino, Giovanni Ghezzi, Alfredo Cospito, Marco Bisesti and Luca Dolce) joint the hungerstrike. They demand their removal from a part of prison that keeps people in total isolation for 23 hours a day, as well as the closure of this torture facility.

The brutality with which people are confronted is made possible by the article "41 bis" of the Italian prison administration law. The article cuts off the prisoners completely from their environment and the outside world. They cannot be in contact with other prisoners or with third parties, receive no money or packages, or participate in culture, leisure or sporting activities - just to name a few. This form of repression can only be interrupted if a prisoner cooperates with the authorities, if a court annuls the measure, or if a prisoner dies

Isolation must be named what it is - torture.

It aims to break resistant people and build a system of absolute oppression. The form of oppression is only a pointed expression of the brutality of the system in which we also live. Deprived of all possibilities of protest, prisoners in the last resort only have the choice of using their own body to draw attention to their situation.

Their protest confronts us with the responsibility we have out here, not leaving the prisoners alone.

 

Let us show solidarity with the fighting comrades!

Revolutinary solidarity

 

Friends* of Anarchy

 

 

Letter by Anna and Silvia:

We have been detained for almost two months in the women’s AS2 section of L’Aquila, now the detention conditions resulting from a regulation in the odor of softened 41bis are known, here and outside.
We are convinced that no improvement can and will be required, not only for objective and structural issues of the yellow section (ex-41bis): the entire prison is destined almost exclusively to the 41bis regime, so to enlarge the meshes of the regulation by a little section seems in bad taste and impractical, given the even heavier conditions suffered a few steps from here, we can’t not think of how many and how many fought for years accumulating reports and criminal trials. Added to this is the DAP’s clumsy attempt to make ends meet by setting up a mixed anarcho-islamic section, which resulted in a further ban on meeting in the section itself, with an isolation that continues.
There are prison conditions, common or special, even worse than those in L’Aquila. This isn’t a good reason not to oppose what they impose here.
We of this bread will not eat any more: on May 29
th we begin a hunger strike asking for the transfer from this prison and the closure of this infamous section”.
Silvia and Anna

 

 

Sources

http://panopticon.blogsport.eu/2019/06/04/italien-aktuelles-zum-hungerstreik-anarchistischer-gefangener-fuer-die-schliessung-der-sektion-as2-des-laquila-gefaengnisses/

https://www.abc-wien.net/?p=7217

https://www.abc-wien.net/?p=7379

 

 

 

 

 

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