Fotoausstellung: "Die Häuser denen, die drin wohnen!"

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Gut besucht war am letzten Samstag die Vernissage der Fotoausstellung über die Hausbesetzerbewegung der 1980er Jahre bis heute in Berlin, die zur Zeit im Café der Regenbogenfabrik in Kreuzberg zu sehen ist. Gestern abend waren auf Einladung des Bündnis Zwangsräumungen verhindern! und der Solireisegruppe Genoss*innen aus Griechenland zu einem Erfahrungsaustausch zu Besuch – die erste von fünf begleitenden Veranstaltungen. Die Ausstellung geht noch bis zum 6. Juni. Kommt vorbei!

"Die Häuser denen, die drin wohnen!"
eine Ausstellung vom 11. Mai bis zum 6. Juni 2019 im Café der Regenbogenfabrik in der Lausitzer Straße 22 in Berlin-Kreuzberg
mit Fotos von: Michael Kipp, Manfred Kraft, Wolfgang Sünderhauf, Barbara Klemm, Peter Homann, Christian Schulz, Ann-Christine Jansson, Oliver Feldhaus, Kappa, Hermann Bach, neukoellnbild, Ulrich Sauerwein
organisiert vom Umbruch Bildarchiv & #besetzen

 

Am 12.12.1980 räumte die Polizei in Kreuzberg eine Neubesetzung am Fraenkelufer und ging massiv mit Tränengas und Knüppeln gegen Unterstützer*innen vor. In dieser Nacht entwickelten sich Krawalle, wie sie Kreuzberg schon lange nicht mehr erlebt hatte.

 

Es war der Startschuss in eine neue Ära der Hausbesetzer*innen-Bewegung im damaligen Westberlin. Innerhalb weniger Monate wurden rund 160 Häuser besetzt. Ein Heer von Spekulanten, die mit leerstehenden Altbauten ihren Reibach machen wollten, wurde vereint zurückgeschlagen. Tausende Besetzer*innen, Mieterinitiativen, Nachbar*innen, Projekte, Kollektive, dazu zahlreiche Paten der Häuserbewegung – mehr oder weniger prominent – trugen dazu bei. Tragischer Tiefpunkt der Entwicklung war der 22. September 1981. Bei der Räumung acht besetzter Häuser trieb die Polizei Demonstranten in den fließenden Verkehr. Hierbei wurde Klaus-Jürgen Rattay auf der Potsdamer Straße in Schöneberg von einem BVG-Bus totgefahren. Seitdem wurden Neubesetzungen fast immer nach der sogenannten Berliner Linie innerhalb von 24 Stunden geräumt.

 

Es läuft eine lange Linie von den ersten Hausbesetzungen der 1970iger Jahre über die Häuserkämpfe Anfang der 80er in West-Berlin zu 1990/91 in Ost-Berlin (Mainzer Straße) bis in unsere Tage. Zur Zeit beginnen sich erneut mehr und mehr Betroffene gegen Vertreibung und Gentrifizierung zu wehren. In zahlreichen Städten ist es heutzutage ein Privileg, eine bezahlbare Wohnung zu haben und nicht verdrängt zu werden.

 

In Berlin schlagen nun damalige Besetzer*innen und jetzige Aktivist*innen eine Brücke zwischen den Ereignissen damals und heute. Vieles von dem, was die Bewegung in den 1980er Jahren angetrieben hat, gewinnt zunehmend wieder an Bedeutung: sei es der Kampf um Freiräume oder der gegen Verdrängung und Spekulation. Eine neue Bewegung nimmt mit wachsender Zustimmung der Bevölkerung an Fahrt auf. #Mietenwahnsinn stoppen!, #Zwangsräumung verhindern! #besetzen, #Berliner Linie abschaffen! #DeutscheWohnen enteignen! Eine Parole aus der Besetzerbewegung bringt es auf den Punkt: „Die Häuser, denen die drin wohnen!“

 

Parallel zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm.

 

Weitere Infos dazu:

 

https://besetzen.noblogs.org/2019/05/02/ausstellung-die-haeuser-denen-die-drin-wohnen/

 

16. Mai | 19 Uhr | Häuserkampf in Berlin und Griechenland — ein Erfahrungsaustausch (Bündnis Zwangsräumung Verhindern und Griechenland-Solireisegruppe)

22. Mai | 19 Uhr | Aktueller Häuserkampf in Berlin am Beispiel der Liebig34 (Im Kinosaal)

25. Mai | 19 Uhr | Fighting for spaces — fighting for our lives — Squatting movements of today with international participation (Book presentation and talk)

27. Mai | 19 Uhr | #besetzen: Wie werden wir mehr und warum macht ihr nicht mit?

28. Mai | 19 Uhr | Abriß und Geschichte der verschiedenen Hausbesetzungsbewegungen in Berlin von 1969 bis heute mit aktiv Beteiligten (Im Kinosaal)

 

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