Aktionsbericht: Köthen am 1. Mai 2019

Wir, einige Antifaschist*innen aus Sachsen-Anhalt, entschieden uns am 1. Mai in diesem Jahr die Wahlkampfauftaktveranstaltung der AfD im Köthener Schloss zu stören und zu verzögern. Dort waren unter anderem der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen, MdL Daniel Roi und der Vize-Landesvorsitzende Sachsen-Anhalts Kay-Uwe Ziegler eigeladen, um Vorträge zu halten. Da einige der Redner noch an anderen AfD-Kundgebungen am gleichen Tag teilnehmen wollten, hielten wir es für angemessen, ihren geplanten Veranstaltungsmarathon nicht stressfrei ablaufen zu lassen.

Kurz nach Beginn der Veranstaltung um 14.00 Uhr begaben wir uns lautstark und gut sichtbar mit Transparenten ausgestattet auf den Hof des Köthener Veranstaltungszentrums am Schloss, um unseren Protest gegen die rassistische und nationalistische Hetze der AfD kundzutun. Die sichtbar überraschte Polizei wusste nicht mit der Situation umzugehen und ließ uns gewähren. Nach einiger Zeit entschieden wir uns die beiden Einfahrten zum Innenhof des Veranstaltungszentrums mit Sitzblockaden zu blockieren, um die Abfahrt der geladenen Redner zu behindern.

Kurz darauf näherte sich aus Richtung Innenstadt eine siebenköpfige, bewaffnete Gruppe von Neonazis, um die Blockade an der Hauptzufahrt zu bedrohen und anzugreifen.

Unter ihnen befanden sich bekannte Gestalten wie Philipp Schüppel (Video 1. v.l.), Christopher Hug (3. v.l.) oder Nico Gollnick (2. v.r.). Anscheinend hatten einige ihrer Kameraden im Vorfeld Backpfeifen kassiert, weshalb sie sich in unserer Sichtweite mit Mundschutz ausstatteten. Die angespannte Situation wurde durch Handshakes zwischen einem Polizeibeamten und Hug vorerst aufgelöst. Unter weiteren Drohgebärden verzogen sie sich schließlich, ohne von der Polizei noch weiter behelligt zu werden.

Während wir uns mit den Neonazis beschäftigen mussten, entfernten Einsatzkräfte der Polizei in Absprache mit dem Betreiber des Veranstaltungszentrums, der Köthener Marketing GmbH, die Absperrungen Richtung Schlosspark um so eine dritte Ausfahrt und damit eine geregelte Abfahrt der AfD-Redner zu ermöglichen.Neonazis beschäftigen mussten, entfernten Einsatzkräfte der Polizei in Absprache mit dem Betreiber des Veranstaltungszentrum, der Köthen Kultur und Marketing GmbH, die Absperrungen Richtung Schlosspark um so eine dritte Ausfahrt und damit eine geregelte Abfahrt der AfD-Redner zu ermöglichen.

Nachdem sich die Neonazis verzogen und wir uns eingestehen mussten, dass das weitere Aufrechterhalten der Blockaden sinnlos wäre, zogen wir geschlossen durch die Innenstadt Köthens und verschönerten diese mit mitgebrachten Stickern.

Dieser Tag hat uns erneut gezeigt, dass antifaschistischer Protest in der Provinz möglich und notwendig ist. Besser vorbereitet hätte auch die zuletzt geöffnete Ausfahrt aus dem Hof des Veranstaltungszentrums erfolgreich blockiert und sich noch effektiver gegen die angreifenden Nazis gewehrt werden können. 

Wir haben uns Köthen als Ort unseres Protestes nicht nur aus anfangs erwähnten Gründen ausgesucht, sondern auch weil sich hier verschiedene rechte Strukturen in Sicherheit wiegen und lokalen Rückhalt besitzen, was nicht zuletzt der spontane rechte Großaufmarsch im September 2018 mit über 2000 Teilnehmenden aus allen Bevölkerungsschichten beweist.

In Eisleben, Weißenfels, Erfurt, Plauen und anderswo haben sich ebenfalls Menschen gegen Faschist*innen unterschiedlicher Coleur auf die Straße begeben, um deren Aufmärsche oder Kundgebungen nicht unwidersprochen zu lassen.

Vielen Dank für Eure Mühen!

Faschisten keine Rückzugsräume lassen! Ob Stadt oder Provinz - ob Straße oder Parlament!

Link zum Video: https://share.riseup.net/#nbzXE5CPq3pdyquKuCkYlA