Drei aktive Obdachlose der Gruppe „A Város Mindenkié“ in Berlin

Regionen: 
Event: 
A Vàros Mindenkié

Beim Treffen der Grundtvig-Partnerschaft „Partizipation von Obdachlosen“ in Budapest hat uns Teilnehmern von bapop e.V. und Unter Druck- Kultur von der Straße e.V. das Engagement der aktiven Obdachlosen beeindruckt. Allein die saubere und elegante Kleidung der obdachlosen Frau… Wir waren uns einig: Die Gruppe wollen wir nach Berlin einladen. Der Paritätische LV Berlin gab die notwendige Unterstützung.

Am 28.Oktober, ein Dienstag, war es so weit. Csurika, Miklós und Karoly kamen mit dem Flieger in Tegel an und wurden von Balint erwartet. Am Abend haben wir die Aktivisten der Gruppe „A Város Mindenkié“ in dem Wohnprojekt Kinzigstraße 9 getroffen. Wir haben uns vorgestellt. Balint wohnt seit Kurzem mit seiner Frau in Berlin, die Gäste aus Budapest schlagen sich ohne Wohnung in Budapest durch. Miklós kümmert sich um leer stehende Wohnungen der kommunalen Wohnungsgesellschaft, Csurika kümmert sich um die Situation obdachloser Frauen und Karoly macht bei der Radiosendung der Gruppe mit.

Besuchsprogramm

Ich habe Csurika, Miklós, Karoly und Balint am Mittwoch erst einmal zur Suppenküche Franziskanerkloster Wollankstraße gebracht. Dort ist die Esther zugestoßen, die vom Deutschen ins Ungarische und umgekehrt übersetzt hatte. Bevor es zum Essen ging habe ich von Kleiderkammer und Hygienestation dort erzählt.

Nach dem Essen in der Suppenküche bin ich mit der kleinen Gruppe zum „Warmen Otto“, einer der ältesten Wohnungslosentagesstätten in Berlin gefahren. Karsten, ein dort seit vielen Jahren tätiger Sozialarbeiter, hat dort über die Arbeit der Einrichtung und den Gruppenangeboten berichtet.

Danach ging es zum „strassenfeger“. Ich stellte der Gruppe kurz die Projekte Trödelpoint, Kaffee Bankrott, unsere soziale Straßenzeitung „strassenfeger“. Höhepunkt war der Besuch der Redaktion. Redakteure und Layouter am Produktionstag zu erleben, ist schon etwas Besonderes. Csurika war hier in ihrem Element, schreibt sie doch für die Schwesterzeitung „Fédelki“.

Am Donnerstag ging es zuerst zur Pflugstraße 12, wo wir von Jenny de la Torre erwartet wurden. Sie zeigte die Arztpraxis für Obdachlose.

Anschließend ging es zu Unter Druck- Kultur von der Straße e.V. Räume und Arbeit des sozialkulturellen Treffpunkts für Wohnungslose wurde hier im Anschluss an die Diskussion präsentiert: Wohnungslosentreffpunkt mit Grundversorgung und den sozialkulturellen Gruppenangeboten. Nicht zu vergessen: Die Siebdruckwerkstatt Czentrifuga.

Veranstaltungen

Csurika, Miklós, Karoly berichteten in zwei Veranstaltungen über ihr Engagement und die Situation in Ungarn für Obdachlose. Am Mittwoch um 19 Uhr im Café Größenwahn und am Donnerstag gegen 12 Uhr im Wohnungslosentreffpunkt von Unter Druck- Kultur von der Straße e.V.

Die erste Veranstaltung war gut besucht. Nach kurzer Begrüßung berichteten von ihrem persönlichen Engagement für Obdachlose in Budapest.

Csurika ist durch einen Workshop der Menschenrechtsgruppe „picture of homeless“ aus den USA aktiv geworden. Wenn ich recht informiert bin, war der Workshop er Anstoß zur Gründung von „A Város Mindenkié“. Csurika sprach von der besonderen Situation obdachloser Frauen in Ungarn. Ihr wurde ihr Sohn weggenommen, weil sie obdachlos ist. Das ist in Ungarn Usus. Schulpflicht steht in Ungarn nur auf dem Papier. Die Kosten für Unterrichtsmaterial und die obligate Schuluniform können sich die Armen in Ungarn nicht leisten. Unterstützung Fehlanzeige. Kinder armer Eltern gehen in Ungarn in der Regel nicht zur Schule.

Miklós erzählte, dass Obdachlosen in Budapest der Aufenthalt auf Bereichen im öffentlichen Land verboten ist, von Schlafen ganz zu Schweigen, ist inzwischen in Deutschland bekannt. Inzwischen darf in Budapest nur an wenigen ausgewiesenen Plätzen Essen an Obdachlose ausgegeben werden. Später erzählte er, dass die kommunale Wohnungsgesellschaft preiswerte Wohnungen leer stehen und verkommen lässt, um unbewohnbar gewinnbringend zu kaufen. Demos, die das sichtbar machen und gemeinsame Besetzungen und Herrichten heruntergewirtschafteter Wohnungen für bedürftige Wohnungssuchende ist die Antwort auf diesen Skandal.

In den letzten Jahren sind Obdachlose massiv aus Budapest vertrieben worden. Sie haben sich irgendwo behelfsmäßig eine Unterkunft zusammengezimmert. Dem Klüngel um Viktor Orbán ist auch das zu viel. Umweltschutz ist Vorwand, das zu verbieten. Im Café Größenwahn wurde in Videos gezeigt, wie diese Hütten durch Baumaschinen abgerissen werden.

Ein Video über die Besetzung des Stadtparlaments von Budapest durch Obdachlose und Aktivisten wurde gezeigt (https://www.youtube.com/watch?v=8Y7s6gHm8Lc).

Zum Treffen bei Unter Druck erzählten die drei obdachlosen Aktivisten wieder von ihrem persönlichen Engagement und den Verhältnissen in Ungarn. Dieses Mal den anwesenden Gästen des Kiezfrühstücks. Csurika, Miklós und Karoly mussten viele Fragen beantworten. Obdachlosen und Wohnungslose in Berlin nehmen Anteil am Schicksal bedürftiger Menschen in Ungarn.

Fazit

Menschen ohne Wohnung haben oft sehr viel Kraft und fügen sich nicht einfach in ihr Schicksal. Bei „A Város Mindenkié“ habe ich solche Menschen kennen gelernt. In Budapest und in Berlin.

--------------------------------------------------------------------------------------

NÄCHSTE VERANSTALTUNGEN
zum Thema "Wie das Mitbestimmungsrecht der obdachlosen Menschen durchsetzen?"
mit Vertretern eines "Obdachlosenrats" aus Frankreich

  • Mittwoch 07.01.15 um 19 Uhr beim Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin Kollwitzstr. 94-96 10435 Berlin (im großen Saal)
  • Donnerstag 08.01.15 um 12 Uhr bei Unter Druck e.V. Oudenarderstr. 26 13347 Berlin am 8.1.2015 um 12 Uhr (im Wohnungslosentreffpunkt)
Bilder: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-nc-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen - nicht kommerziell