Antifaschist*innen flyern gegen faschistischen Startänzer vor Münchner Oper

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Heute Abend, am Sonntag, den 20.01.2019, haben wir vor der Münchner Staatsoper Besucher*innen per Flyer im Design der Münchner Staatsoper über die sexistischen, homophoben, antisemitischen und nationalistischen Umtriebe des Startänzers Sergei Polunin informiert. Sergei Polunin war sowohl am Vortag als auch heute Gasttänzer in der Hauptrolle des Stücks "Raymonda". Er fällt seit einigen Monaten durch widerliche Äußerungen auf seinem Instagram-Account auf. 

So hetzte er gegen dicke Menschen, die er "am liebsten schlagen würde" und gegen "verweichlichte Männer" im Ballett, deren Hauptproblem es sei, "Frauen nicht zu ficken", glorifizierte Donald Trump und Vladimir Putin, dessen Konterfei er sich erst vor einigen Wochen auf die Brust tätowieren ließ. Doch damit nicht genug, Polunin erweist sich als Anhänger von kruden Verschwörungstheorien: Er fantasiert öffentlich von einer "New World Order", die nur Putin bekämpfen könne. Der Begriff der "New World Order" (zu deutsch "Neue Weltordnung") steht für die antisemitische Theorie, dass alle Menschen von einer geheimen global agierenden Schattenregierung beherrscht werden, die wahlweise unter anderem aus den "Freimaurern", den "Zionisten", der CIA, diversen Kreditinstituten oder Jüd*innen bestehen soll. Wäre das alles nicht genug, trägt er schon seit Jahren das sogenannte Kolovrat, eine Abwandlung des Hakenkreuzes mit vier statt zwei Achsen, als Tattoo auf seinem Bauch – ein beliebtes Symbol russischer Neonazis., aber auch von Esoteriker*innen, auf die sich Polunin selbst als Rechtfertigung für seine Tättowierung beruft.

All das scheint die Münchner Staatsoper nicht zu interessieren. Sie ließ nach öffentlicher Kritik verlauten, dass "die Angelegenheit […] komplex" sei, weshalb sie erst einmal nur seine "künstlerischen Qualitäten beurteilen" wolle. Da der Direktor des Bayerischen Staatsballetts, Igor Zelenski, ebenfalls auf dem Körper Sergei Polunins verewigt ist, weil er für Polunin langjähriger "Mentor" war und ihn bereits seit 2016 regelmäßig nach München zu Gastauftritten einlädt, verwundert das nicht. Auch die Münchner Balletliebhaber*innen hielten Polunins Aussagen nicht davon ab, ihren Liebling live zu erleben – beide Vorstellungen waren ausverkauft.

Wir halten es für inakzeptabel, einem solchen Menschen eine Bühne zu bieten. Ballettstar hin oder her – gruppenbezogen menschenfeindliche Aussagen sind immer scheiße!  Im Namen der Kunstfreiheit keine Konsequenzen aus Polunins Aussagen zu ziehen, wirft die Frage auf, ob es eine allgemeine Tendenz in der Bayerischen Staatsoper gibt, menschenverachtende Aussagen zu tolerieren. Deshalb haben wir kurzerhand das Gewand der Staatsoper angelegt, um in ihrem Namen einen Flyer in Form eines ergänzenden Programmhinweises zu verteilen. Darin erteilen wir Sexismus, Homofeindlichkeit, Antisemitismus und Nationalismus eine klare Absage und wollen ihre Zuschauer*innen aus ihrer schönen Kunstblase herausreißen.

Egal, wo Faschist*innen sich tummeln, es gilt, sie überall zu benennen und zu bekämpfen.

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Ergänzungen

Leider hat beim Hochladen von Aktionsflyer und Bild irgendwas nicht funktioniert. Ihr findet beides hier:

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... tritt Polunin nochmal in München auf - als Spartacus im Nationaltheater.
https://www.staatsoper.de/stueckinfo/spartacus/2019-03-25-19-30.html