Am 27. Januar – Kein Gedenken an die Opfer des Naziregimes zusammen mit der AfD!

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Die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) wurde von Menschen gegründet, die den Nazismus als Negation der Demokratie und der Menschenwürde, als Regime des Massenmordes erlitten und gegen ihn Widerstand geleistet hatten. Den Überlebenden der Verfolgung aus rassistischen und politischen Gründen, der millionenfachen Vernichtung jüdischer Menschen sowie der Sinti und Roma, und auch den Nachkommen der Verfolgten und Widerstandskämpfer*innen fühlen wir uns verpflichtet. Bis heute sind die letzten Überlebenden der Naziverfolgung und ihre Nachkommen ein beträchtlicher Teil unserer Mitgliedschaft.

Deshalb appellieren wir an die demokratische Öffentlichkeit Berlins, die demokratischen Politiker*innen auf Landesebene, die Bezirksbürgermeister*innen, die demokratischen Stadträt*innen und BVV-Fraktionen, an alle, die bezirkliche und städtische Gedenkveranstaltungen ausrichten: Am 27. Januar – kein Gedenken an die Opfer des Naziregimes zusammen mit der AfD! Laden Sie die rechtspopulistischen und rechtsextremen Feinde der Demokratie nicht ein, sondern laden Sie sie aus! Nutzen Sie Ihre vielfältigen politischen Möglichkeiten zur klaren Positionierung in der Erinnerungskultur! Es liegt in Ihrer Hand.

Lea Rosh, die Vorsitzende des Förderkreises Denkmal für die ermordeten Juden Europas e.V., gab am 9. November 2018 ein nachdrückliches Beispiel. Sie hinderte den Vertreter der AfD daran, sich am Gedenken zu beteiligen. Unerträglich und schmerzhaft ist es, dass die überlebenden Opfer des NS, ihre Kinder und Enkel in ihrer Trauer von Vertreter*innen einer Partei gestört werden, die Nazis, Antisemit*innen und Geschichtsfälscher*innen in ihren Reihen duldet. Ermöglichen Sie den Überlebenden und ihren Nachkommen ein würdiges Gedenken.

Die AfD nutzt ihre Teilnahme an Gedenkveranstaltungen, um sich als vermeintlich ganz normale demokratische Partei darzustellen. Gleichzeitig führt sie einen fundamentalen Angriff auf die Erinnerungskultur in Deutschland. In der kritischen Aufarbeitung der deutschen Geschichte sehen die rechtsextremen und rechtspopulistischen Kräfte nur ein Hindernis auf dem Weg zu neuer nationaler Größe. Im Grundsatzprogramm der AfD heißt es: „Die aktuelle Verengung der deutschen Erinnerungskultur auf die Zeit des Nationalsozialismus ist zugunsten einer erweiterten Geschichtsbetrachtung aufzubrechen, die auch die positiven, identitätsstiftenden Aspekte deutscher Geschichte mit umfasst." Was die AfD damit meint, hat Björn Höcke deutlich gemacht, als er im Januar 2017 in Dresden eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" für Deutschland forderte. Laut Alexander Gauland, Fraktionsvorsitzender der AfD im Bundestag, werde die AfD „nicht nur unser Land, sondern auch unsere Vergangenheit zurückzuholen" und „die Deutschen" hätten überdies das Recht, stolz zu sein auf „Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen". Für ihn sei die Zeit des NS-Regimes nur ein „Vogelschiss" in der deutschen Geschichte.

Für die AfD ist ihr geschichtsrevisionistischer Angriff von zentraler Bedeutung zur Aushöhlung der offenen Gesellschaft und deren schrittweise Transformation in einen autoritären Obrigkeitsstaat. Demokrat*innen sollten diesen Angriff entschlossen zurückweisen, gerade am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des NS, dem internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts, dem Jahrestag der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee.

 

Wir appellieren noch einmal an Sie: Laden Sie die AfD vom Gedenken aus!

 

Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V. (Berliner VVN-BdA e.V.)

 

Erstunterzeichnende (Stand 17.01.2019):

 

Peter Neuhof (Sohn eines ermordeten Widerstandskämpfers und Überlebender der Shoah), Volkmar Harnisch (Haft im faschistischen Gefängnis wg. Vorbereitung zum Hochverrat), Werner Knapp (antifaschistischer Widerstandskämpfer), Vera Friedländer (Überlebende einer großen jüdischen Familie), Lore Diehr (Arbeiterwiderstand in Berlin, im Umkreis der Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation), Charlotte Florian (Überlebende der NS-Zwangsarbeitslager Bialystok und Rabensbrück (Ostpreußen), Franz Gützlaff (verfolgt als Kind einer jüdischen Mutter), Angelika Menger, Karl-Heinz Berndt, Dr. Beate Sulanke (in Sippenhaft genommen), Horst Selbiger, Child Survivor, Werner Zarrach (Shoa-Überlebender), Dr. Hans.Coppi (Sohn von Hilde und Hans Coppi. Sie wurden als Mitglieder der Widerstandsgruppe “Roten Kapelle,” von den Nazis in Plötzensee hingerichtet), Antje Kosemund (geb. Sperling. Ihre kleine Schwester Irma wurde im Euthanasiepogramm der Nazis ermordet),Klaus Lemmnitz (Sohn politischer KZ-Häftlinge), Ursula Gögge (Hinterbliebene), Elke Bredel (Nachkomme), Gerhard Langguth (Nachkomme) Wolfgang Herzberg (Nachkomme), Eva Nickel (Nachkomme einer Shoah-Überlebenden), Oswald Schneidratus (Nachkomme von in der UdSSR repressierten und ermordeten deutschen Antifaschisten), Dr. Moshe Abraham Offenberg, Maja Wiens (Tochter eines Verfolgten, Schriftstellerin), Małgorzata Anna Wilhelm (geb. Nowicka, Urenkelin eines Auschwitz-Überlebenden), Andrea Halbritter (Nachkomme), Antonio Leonhardt (Nachkomme), Tamen Zimpel *(Nachkomme), *Monika Seiffert (Tochter von KZ- bzw. Gefängnishäftlingen), Vera Dehle-Thälmann (Nachkomme), Annerose Allex (Enkelin einer Verfolgten des NS-Regimes), André Lohmar, Hans Rentmeister (Eltern und sieben weiter Angehörige Widerstandskämpfer; KZ, Zuchthaus, Gefängnis, Interbrigaden in Spanien, NKFD, Emigration), John Sieber *(Nachkomme), *Andrée Fischer-Marum, Ludwig Marum (Enkel des am 29. März 1934 im KZ Kislau ermordeten Sozialdemokraten Ludwig Marum, Kinder der verfolgten und erzwungernermaßen emigrierten Hans und Sophie Marum,. geb. Gradenwitz), Sonja Kosche (Nachkomme einst als “Zigeuner” Verfolgter, Bündnis Zurale! Laut für Roma), Kurt Hillmann (Überlebender der Shoah), Prof. Dr. Günther Glaser (antifaschistischer Widerstandskämpfer),

 

Unterstützer_innen:
Renate Jagoda, Jakob Paul Wilhelm, Uwe Hiksch (Bundesvorstand NaturFreunde Deutschlands), Irmela Mensah-Schramm, Dr. Günter Wehner (Historiker), Anne-L. Düren (Antifaschistin), Dr. Oliver Reschke (Historiker), Peter Schrott, Uta Hartwigsen, Hans-Jürgen Heusel (GEW), Erinnerung heißt Widerstand- VVN-BdA Kaiserslautern), Julia Scharf, Wolf Dieckmann, Marlis Michel,* Michael Heinecke*, Carla Homann-Schartl, Ehrengard Heinzig,* Doris Hammer* (Sozial-und Arbeitsmarktpolitische Sprecherin Fraktion DIE LINKE in der BVV Neukölln), Rainer Woltmann, Josef Keldenich, Andrea Halbritter (Weiße Rose Gemeinschaft), Heiko Thamm, Marlis Michel, Stefan Glaubitz, Sven Hensen, Petra Blang

 

Organisationen:
Israelitische Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel) zu Berlin, Kein Raum der AfD!, North East Antifa (NEA), UBI KLiZ e. V., Initiative gegen Rechts Friedrichshain, Register Friedrichshain-Kreuzberg, Spandauer Bündnis gegen Rechts, Moabit hilft e.V., GRIPS Theater (Leiter Philipp Harpain), NaturFreunde Berlin, Kein Bock auf Nazis, Vorstand Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte, Kuratorium Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte, Lagergemeinschaft Ravensbrück/ Freundeskreis e.V, Anwohner_inneninitiative “Hufeisern gegen Rechts”(Neukölln-Britz)

 

Quelle: www.berlin.vvn.bda.de

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