Deutscher stürzt aus Athener Polizeistation in den Tod

Themen: 
Regionen: 

Es ist drei Uhr am Sonntag Morgen, den 28. Mai 2023, als ein Mann aus einem Fenster der Polizeistation in Omonia fällt. Kurz darauf stirbt er im Krankenhaus, in das er eingeliefert wurde. Was ist in der Polizeistation mit dem langen Register an gewalttätigen, sexuellen und tödlichen Übergriffen geschehen? Wer ist der Mann?

Alles was an halbwegs belastbaren Information erhältlich ist, stammt vom Krankenhaus und aus den ersten Presseberichten. Die Internetzeitung zougla.gr berichtet, dass ein unbekannter Gefangener per Krankenwagen von der Polizeistation im Athener Zentrum in das öffentliche Krankenhaus "Rotes Kreuz" gebracht wurde. Er hatte zu diesem Zeitpunkt schwere Kopfverletzungen und wurde nicht von der Polizei zum Krankenhaus begleitet. Wenig später erlag er seinen Verletzungen.

Später, so der Bericht von zougla.gr weiter, rief ein Polizist der Omonia Station im Krankenhaus an, um nach dem Zustand des Gefangenen zu fragen. Über das Ableben informiert, beendete der Beamte das Telefonat. Der Gesprächspartner auf Seiten des Krankenhauses hatte zuvor noch nach der Identität des Mannes gefragt, wurde aber mit der Aussage "kümmern sie sich nicht darum, wer er ist" abgewiesen.

Verschiedenen Meldungen zufolge, darunter auch deutschsprachige, soll es sich bei dem Mann um einen 1968 geborenen 55-jährigen Handeln. Die Version der Omonia Polizeistation behauptet sinngemäß, dass er zuvor in der Nähe betrunken in Gewahrsam genommen worden sein. Er soll dann selbst aus dem 1. oder 2. Stock des Gebäudes gesprungen sein. Einige Presseberichte bestätigen zwar, dass die Polizei wegen eines Betrunkenen gerufen worden war, entnehmen aber dem polizeilichen Statement nicht, dass es sich dabei um den 55-jährigen handelt, der bei diesem Einsatz schließlich mitgenommen wurde (https://greekcitytimes.com/2023/05/29/german-police-station-athens/).

Die Vertretung des deutschen Staates in Griechenland sowie das Auswärtige Amt haben bisher nichts zu dem Vorfall mitgeteilt. Die Ermittlungen im Fall hat das Omonia Security Police Department selbst in der Hand.

Die Omonia Polizeistation ist ein Ort der Gewalt und des Mordes, von dort operierende Einheiten sind Todesschwadronen. Zahlreiche sexuelle und rassistische Übergriffe sind dokumentiert. Lebendig in Erinnerung ist der Mord an Zackie Oh, einer als Dragqueen aktiven Person, die gemeinsam von Ladenbesitzern und Omonia-Polizisten vor nun beinahe fünf Jahren zu Tode geprügelt wurde. Oder die Vergewaltigung einer Frau durch zwei Polizisten in der Station am 11. Oktober 2022. Bereits 1999 hat ein staatlicher Ombudsmann festgestellt, dass in der Wache Menschenrechte - insbesondere für Ausländer - nicht gelten, woraufhin offiziell die Wände neu gestrichen wurden und Lippenbekenntnisse der Mäßigung abgegeben wurden. Die angehängte Chronik legt nahe, dass der polizeilichen Version des betrunkenen 55-Jährigen unter keinen Umständen geglaubt werden sollte. Nüchtern betrachtet ist ein weiterer Mord wahrscheinlicher.

 

Unvollständige Chronik der Gewalt der Polizei von Omonia

1996: ein Libanesischer Immigrant wird brutal zusammengeschlagen

1998: ein Albanischer Junge wird verprügelt und die Station kommt in die Schlagzeilen, weil ein aktiver und ein pensionierter Beamter Teil eines Rings sind, der Frauen ausbeutet

1999: offizielle Bescheinigung, dass Menschenrechte in der Station nicht gelten

2006: ein Migrant wird unter unklaren Umständen tot aufgefunden und wenig später stirbt ein Migrant nach einer langer Gefangenschaft in der Station. Er war zur ED-Behandlung mitgenommen worden und von einem Beamten und einer Beamtin brutal zusammengeschlagen worden.

2007: Ein Video taucht auf, dass die Misshandlung von Ausländern zeigt. Es stammt vom vorherigen Jahr und zeigt nicht nur wie ein Polizist einen Festgenommenen schlägt, sondern auch, wie der Festgenommene gezwungen wird, einen anderen Festgenommenen zu schlagen.

2009: am 21. November berichtet ein Anwalt von der brutalen Gewalt gegen Taher Mohamed auf der Polizeistation

2016: am 27. September wird eine Kindertheatergruppe eines Squats in Exarchia entführt und in die Omonia Wache gebracht. Dort müssen sich die 12 bis 14-Jährigen sowie zwei volljährige ausziehen und vor den Polizisten im Kreis laufen. Sie werden auch geschlagen und rassistisch und sexistisch erniedrigt.

2017: eine 28-jährige Roma wird tot auf der Toilette der Station gefunden

2018: 21. September: Zac Kostopoulos aka Zackie Oh wird von Beamten der Station in Zusammenarbeit mit Ladenbesitzern auf offener Straße zu Tode geprügelt. Ein Video

2019: Embuqa Maman Subek aus Nigeria stirbt aus unbekannten Gründen in der Station. Acht Monate zuvor wurde er bereits festgenommen und im dortigen Aufzug, wo es keine Kameras gibt, übel zusammengeschlagen

2022: Vergewaltigung einer 19-jährigen durch zwei Beamte

 

Es ist unverständlich, dass eine Pressemeldung der Polizei die Menschen derart abspeisen kann. Der deutsche Staat und die deutsche Presse decken offenbar das Vorgehen und und begteiligen sich daran, den Vorfall unter den Tisch zu kehren.

 

webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen