Abriss statt Umbau

Wir haben in der Nacht vom 12.04.23 auf den 13.04.23 versucht die Bahnstrecke der Hambachbahn zu sabotieren. Mithilfe einer Hakenkralle [1] sollte dabei versucht die Oberleitung der Hambachbahn aus ihrer Verankerung gerissen werden. Damit wäre die Verbindung zwischen Kohlebunker und den Kraftwerken im Rheinland gestört. Es ist uns dabei jedoch nicht gelungen die Hakenkralle optimal auf der Oberleitung zu positionieren, weshalb unklar ist, ob die Kralle richtig gegriffen hat.

Dass wir uns als Ziel den größten Braunkohletagebau Europas und dessen Betreiber, den Kohleriesen RWE, ausgesucht haben, ist vermutlich keine allzu überraschende Entscheidung. Im Laufe der letzten Jahre hat die Klimagerechtigkeitsbewegung immer wieder dargelegt, warum wir diesen Konzern bekämpfen müssen.

Die Profite des Konzerns gelten als wichtiger als die Interessen der Gesellschaft und werden durch erfolgreichen Lobbyismus gefördert, wie an dem Kohlekompromiss und der politischen Durchsetzung der Zerstörung Lützeraths sichtbar wird. In Lützerath lies sich erkennen, wie brutal Staat und Wirtschaft die eigenen kapitalistischen Ziele gegen die Interessen der Zivilgesellschaft und gegen den Widerstand der Klimagerechtigkeitsbewegung durchsetzen. RWE ist aber nicht nur fleißig dabei, das Klima durch Kohle weiter anzuheizen, sondern ist auch durch das LNG-Terminal in Brunsbüttel dick im Geschäft mit Frackinggas. Auch sogenanntes „Grünes Ammoniak“ soll darüber importiert werden, womit langfristig neokoloniale Strukturen festgeschrieben werden [2].

Sogenannte Lösungen im Bezug auf den Klimawandel dürfen weder in einem Umbau der Industrie zu einem grünen Kapitalismus, noch in nationalen Anpassungsprozessen an die Folgen des Klimawandels gesucht werden, wie dies der französische Minister für ökologischen Wandel propagiert [3]. Solche vermeintlichen Lösungen führen nur zu einer Stärkung der Festung Europa und der Ausbeutung der sowieso am stärksten unter den Folgen leidenden Menschen im globalen Süden. Es müssen die Produktionsstätten angegriffen werden, die den Klimawandel voranschreiten lassen und nicht in städtische Umbaumaßnahmen in reichen Industrieländern investiert werden, die dort vor Hitzewellen schützen. Wir sagen: Abriss statt Umbau!

Bei unserer Aktion haben wir militante Mittel gewählt, da wir der Überzeugung sind, dass eine Zuspitzung der Proteste nötig ist, wenn wir eine klimagerechte Welt anstreben und über bisher Erreichtes hinauskommen wollen.
Dafür müssen wir aus der Berechenbarkeit von ausschließlich großen, durchgeplanten ZU-Aktionen raus, die mittlerweile mehr zu systemkonformen Choreographien geworden sind, als dass sie dessen Logik fundamental stören. Stattdessen wollen wir militant nachhaltigen Schaden anrichten ohne uns physisch direkt den Repressionsorganen ausliefern zu müssen. Daher begrüßen wir ausdrücklich den Strategiewechsel von Ende Gelände, weg von einer großen Massenaktion, hin zu dezentralen unangekündigten Aktionen.

Dabei stimmen wir der Argumentation des vor einigen Monaten erschienenen Diskussionsbeitrag zu Militanz [4] zu, da auch wir anonyme Militante sein wollen.

Der Diskurs um Militanz in der Klimagerechtigkeitsbewegung geht voran und Militanz wird mittlerweile als Aktionsform akzeptiert und von vielen als richtiger nächster Schritt (neben vielen anderen) gesehen, wie auch schon im Debattenblog der iL diskutiert. [5]
Wir sollten die Gelegenheit der Situation – durch Lützi bestärkt – nutzen um uns den diskursiv geschaffenen Raum auch in der Praxis zu nehmen.
In Lützerath wurde sichtbar, dass eine Bereitschaft zur Militanz da wäre, aber es fehlt noch der Mut um den nächsten Schritt tatsächlich auch zu gehen. Wir wollen euch dazu aufrufen diesen Weg gemeinsam zu gehen.
Für die Unberechenbarkeit des Investitionsrisikos müssten militante Aktionen in die Breite getragen werden – das wird besonders effektiv, wenn es von vielen Menschen getragen wird. Hier könnte der geplante Ende Gelände Sommer einen Handlungsrahmen bieten.

Einige Genoss*innen haben in den letzten Monaten auch schon vorgelegt und beispielsweise in der Lausitz mittels Hakenkrallen Kohlezüge lahmgelegt [6] oder die Signalanlagen an der Bahnstrecke der Ölraffinerie Schwedt sabotiert [7].

All dies zeigt, dass jetzt die Zeit ist und wir den Mut haben sollten, uns in Kleingruppen als anonyme Militante zu organisieren, um diese Entwicklungen voran zu treiben. Wir alle sollten uns als anonyme Militante verstehen und den ersten Versuchen unserer Genoss*innen und Mitstreitenden, eine neue militante Entwicklung der KGB voranzubringen, folgen! Dabei werden und dürfen uns immer wieder Fehler unterlaufen. Auch unsere Aktion lief nicht genau nach Plan. Es gilt, aus diesen zu lernen um Erfahrungen und die Praxis um militante Aktionen in der Bewegung zu stärken.

Wir halten es dabei für besonders wichtig, diese Vorstöße nicht still und leise zu versuchen, sondern in Form von Texten wie diesem und vielen anderen in letzter Zeit erschienenen eine gemeinsame Debatte und Kommunikation über Strategien der Eskalation aufrecht zu erhalten. So können wir ein sich im stetigen Austausch befindendes Netzwerk revolutionärer anonymer Militanter schaffen, ohne uns den Repressionsorganen preiszugeben.

Die Klimakrise schreitet ungebremst voran, verstärkt soziale Ungerechtigkeiten und nimmt zuallererst denen, die sowieso schon am Ende der globalen Hackordnung stehen, ihre Lebensgrundlage. Lasst uns uns auf neue Wege wagen, um der Eskalationsspirale der kapitalistischen Krisen Steine in den Weg zu legen und diese Hackordnung umzudrehen!
Das Zerstörerische muss zerstört werden!
Lasst uns alle anonyme Militante sein!
Solidarität mit den Wasserprotesten in Sainte-Solaine und mit les Soulèvement de la terre, die der französische Staat zerschlagen will!
Solidarität mit den Angeklagten der Block-Neurath-Prozesse!

[1] http://www.ecn.org/radikal/155/73.html
[2] https://www.rosalux.de/klimaschaedlich-und-ungerecht
[3] https://www.tellerreport.com/news/2023-02-24-climate--france-must-"get-out-of-denial"-and-prepare-for-%2B4°c--argues-béchu.rybhqsLICi.html
[4] https://blog.interventionistische-linke.org/klima/keine-militanz-ist-auch-keine-loesung
[5] https://blog.interventionistische-linke.org/klima/machen-wir-uns-die-haende-schmutzig
[6] https://de.indymedia.org/node/213515
[7] https://de.indymedia.org/node/222435

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