Burghausen- Trotz alledem für eine Alois Haxpointner Straße

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Bürgermeister gegen eine Straße welche nach einem Antifaschisten benannt werden soll 

In der Stadt Burghausen an der Salzach ist ein Streit bezüglich der Benennung einer Straße nach einem Antifaschisten entbrannt. Was ist passiert: Der Buchautor Max Brym hat in mehreren Büchern unter anderem auf das Wirken des Antifaschisten Alois Haxpointner aus Burghausen hingewiesen. Alois Haxpointner war ab 1930 der politische Leiter der KPD in Burghausen. Am 7. Juli 1932 versuchen die Nazis eine erste größere Veranstaltung in Burghausen, in dem heute noch existierenden Gasthof Glöckelhofer durchzuführen. Nach 5 Minuten war die Veranstaltung de facto beendet, denn in einer Einheitsfrontaktion zerschlugen Sozialdemokraten unter Georg Schenk und die Kommunisten, unter der Leitung von Alois Haxpointner , die Veranstaltung. Die Nazis hatten 24 leichter und schwer verletzte Leute zu beklagen. Die Faschisten kamen in die Krankenhäuser von Altötting und Burghausen. Der weltweit bekannte Reichstagsabgeordnete der KPD, Hans Beimler, nannte diese Aktion in seiner letzten legalen Veranstaltung in Deutschland, in einem anderen Gasthof in Burghausen, ein Beispiel „für den roten antifaschistischen Kampf“. Aber damit war die Geschichte noch nicht zu Ende, am 9. März 1933 versuchten die Faschisten am Tag, der so genannten Gleichschaltung der Länder, am Rathaus der Stadt die Fahne der Nazis zu hissen. Das gelang allerdings nur sehr schwer den ihnen stellten sich rund 20 Kommunisten unter Führung von Alois Haxpointner, Heinrich Breu und Peter Neudecker entgegen. Erst nachdem der Bürgermeister August Fischer Landespolizei zur Hilfe rief, konnte die Nazifahne gehisst werden. In der Nacht vom 9 auf den 10. März 1933 wurde Alois Haxpointner und andere Kommunisten in Burghausen verhaftet. Zuerst landete Haxpointner dann für 10 Monate im Zuchthaus Bernau. Im Frühsommer des Jahres 1935 wurde Alois Haxpointner neuerlich inhaftiert und als „unverbesserlicher Gegner des Nationalsozialismus“ bis 1945 hauptsächlich im KZ Dachau festgehalten. Der genannte überlebte die Schrecknisse der Konzentrationslager Haft und floh 1945 im April auf einem berüchtigten Todesmarsch in Richtung Alpen. Nach 1945 kehrte Alois Haxpointner nach Burghausen zurück. Nach mehreren Verfahren bekam er eine kleine Entschädigung für die ihm zugefügten Leiden im KZ. Alois Haxpointner war bis zu seinem Tod 1979 ein bekennender Antifaschist und Mitglied derVVN/ Bund der Antifaschisten.

 

 

Was ist jetzt im Burghausen passiert?

 

Am 1. März dieses Jahres schrieb Max Brym ( Buchautor) und Jonas Volgger aus Burghausen ( Regisseur des Films „ Das rote Burghausen“) einen offenen Brief an den SPD Bürgermeister Florian Schneider. In dem Brief forderten sie die Benennung einer Straße nach dem antifaschistischen Widerstandskämpfer Alois Haxpointner. Am 9. März im 90. Jahrestag des Kampfes um das Rathaus in der Stadt Burghausen würdigte die örtliche Zeitung „ Burghauser Anzeiger“ diesen Widerstand. In einem zusätzlichen Artikel wurden Auszüge aus dem offenen Brief von Volgger und Brym publiziert. Einwände brachte allerdings in gewisser Gustl Geith gegen die Benennung einer Straße nach dem Antifaschisten vor. Er meinte „ Haxpointner sei auch nicht so „ganz sauber“ gewesen. Geith war jahrzehntelang für die CSU im Stadtrat und lange Jahre Vorsitzender des Gewerbeverbandes der Stadt. Geith ist seit langem ein fanatischer Antikommunist. Am 24. März brachte der Burghauser Anzeiger einen Leserbrief von Familienangehörigen des Alois Haxpointner . In dem Leserbrief von Enkeln und nur Urenkelinnen wird die Benennung einer Straße nach ihrem Großvater und Urgroßvater auf das wärmste begrüßt. In derselben Ausgabe der Zeitung befindet sich die Antwort des Bürgermeisters der Stadt Burghausen. Florian Schneider bringt es fertig zuschreiben- „ wir wissen zu wenig über die Person Haxpointner und müssen diese Person erst untersuchen“. d.h. Kommunisten müssen nach langjähriger KZ Haft erst überprüft werden. Diese Aussage ist ein absoluter Skandal. Die Aussage

 

 

suggeriert sogar unbeabsichtigt, „na vielleicht war doch nicht so ganz umsonst im Konzentrationslager“. Das vorgeschobene Nichtwissen des Bürgermeisters ist nicht nur ein politischer Schlag gegen die Würdigung von Antifaschisten sondern zeugt auch von einer unglaublichen Ignoranz. In den Büchern von Max Brym sind Dokumente über Alois Haxpointner publiziert. Der junge Regisseur Jonas Volgger aus Burghausen hat einen ganzen Film über den Widerstand in Burghausen gedreht, welcher im Januar im Jahr 2022 im Ankerkino in Burghausen uraufgeführt wurde. Auch ein Klick auf die Seite der KZ Gedenkstätte Dachau, bezüglich der Inhaftierten und ihrer politischen Gesinnung hätte den Bürgermeister, sofort schlau machen können. Aber offensichtlich geht es einen sozialdemokratischen Bürgermeister darum ein würdiges Gedenken an den am längsten im KZ Dachau inhaftierten Burghauser Bürger zu verhindern. Das wird allerdings nicht hingenommen. In Burghausen beginnen hauptsächlich Gymnasiasten Unterschriftensammlungen. für eine Alois Haxpointner Straße vorzubereiten. Das gibt Hoffnung und eine antifaschistische Perspektive.

 

Dokumente „ Burghauser Anzeiger 9.3.23 und 24.3.23

 

Skizzen – Arbeiterwiderstand in Südbayern. 6,50 €. Autor: Max Brym; https://diebuchmacherei.de/produkt/skizzen-des-arbeiterwiderstands-in-suedbayern/

 

Film „ Das rote Burghausen“ https://www.youtube.com/watch?v=PUxK8CXnd2Y

 

Von Agron Sadiku 

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