Mayhem in Athens geht weiter

Nach den heftigen Zusammenstößen am 8. März entstehen verschiedene Formen des Umgangs mit der Wut auf den Staat und Erwartungen nach den Spannungen der letzten Wochen. Ein Video mit dem Titel MAYHEM in ATHENS zeigt kurze Momente, die Hoffnung auf mehr machen. Seit dem letzten Streik ist einiges passiert. Eine kurze Zusammenfassung.

Die Zentrale von Syriza wurde mit Steinen und Hämmern angegriffen, wobei auch der Jeep des ehemaligen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras beschädigt wurde. Am letzten Wochenende hat Yanis Varoufakis in einem Restaurant in Exarchia aufs Maul bekommen. Er war als Finanzminister unter Syriza verantwortlich für den Ausverkauf Griechenlands an die Troika 2015 und auch an der Fake Volksabstimmung beteiligt. Bekanntlich votierten bei der Abstimmung am 5. Juli 2015 über 60% der Griech:innen mit Nein, trotzdem überging Syriza dieses Votum. Aus der damaligen Privatisierungswelle resultiert der Verkauf der Eisenbahn an den italienischen Konzern. Varoufakis ist jetzt für das neue linke Bündnis MeRA25 am Start um Diäten abzukassieren. Bei einem Essen der Europafraktion der Partei im von Gentrifizierung geplagten Exarchia, wurde er zu Rede gestellt und anschließend umgehauen. Witzigerweise in dem selben Restaurant, in dem ihm schon 2015 eine Abreibung verpasst wurde. Varoufakis spricht den Angreifern jede linke oder anarchistische Motivation ab und bezeichnete sie als angeheuerte faschistische Schläger. Die Polizei hingegen behauptet, zwei Jugendliche als Täter festgenommen zu haben, die bereits in Verbindung mit der anarchistischen Bewegung aufgefallen sein.

Ebenso am Wochenende hat sich Rouvikonas zu einem Angriff auf die Zentrale von Hellenic Train bekannt, einer der verantwortlichen Firmen für den Unfall von Tempi. Mit dieser Aktion wird die Gruppe sicherlich viel Zustimmung aus der Gesellschaft finden, die Kritik an ihrem Affront gegen athens.indymedia bleibt jedoch im Vordergrund.

Am Sonntag gab es eine weitere große Demo im Zentrum Athens, die wieder an der Platia Karaisaki endete. Nachdem eine Bank entglast wurde gab es einen kurzen Schlagabtausch mit den Bullen, die wie üblich dabei Gas in die Metrostation warfen. Eine weitere Bank wurde nächtens angefackelt.

Ein zusätzlicher Konfliktpunkt kam in den letzten Tagen hinzu, die Besetzung des Gebäudes Πρυτανεία , dem Rektorat der Univerwaltung. Die Besetzer:innen fordern sowohl den Rücktritt aller politisch Verantwortlichen des Zugunglücks, als auch die Wiederherstellung des Asyls für Universitätsgelände. Die Besetzung ist von einem Großaufgebot der Bullen umstellt, um die Versorgung der Menschen drinnen mit Lebensmitteln zu verhindern.

Ungefähr 80 Migrant:innen sind seid Tempi an den griechischen Seegrenzen bei zwei Unfällen ertrunken, ihr Tod wird bei den aktuellen Protesten aber nicht erwähnt.

Für gestern, 16. März, hatten die Gewerkschaften erneut zu einem Generalstreik aufgerufen. Eine offene Versammlung mobilisierte zu einem anarchistischen Block auf der Demonstration. Die Mobilisierung viel schwächer aus, auch wenn der öffentliche Transport zusammenbrach und erhebliche Umsatzeinbußen im Handel eintreten. Ausgerechnet den Block der Delivery Fahrer:innen griffen die Bullen auf dem Syntagma ohne Anlass an, und verwandelten damit die bis dahin ereignislose Demo in eine Straßenschlacht.

Die Demo wehrte sich entschlossen aber konnte dem Druck der Bullen nicht standhalten.

Dabei wurde auch das Fahrzeug der Syriza Abgeordneten Olga Gerovassili erkannt und zerstört, ein darin wartender Bulle verletzt. Das ist für die Medien ein Aufreger, die Amokfahrt eines Abschleppfahrzeugs der Polizei bisher noch nicht. Dieses Fahrzeug hatte eine Barrikade durchbrochen und einen dahinter stehenden Demonstranten durch die Luft geschleudert, Video hier.

 In Athen sind abermals mehrere Menschen teils schwer verletzt worden, morgen werden Festgenommene im Gericht vorgeführt. Auch in Patras und Thessaloniki wieder Konfrontationen.

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