Fahr' Scheinfrei: Neue Plakatserie

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Plakat "Bei Fahrkartenkontrollen sehen wir rot – Und die Kontrolleur*innen schlagen wir windelweich"

Vor einigen Tagen haben wir auf der Seite Fahr' Scheinfrei insgesamt 10 neue Plakate veröffentlicht. In der Nacht auf den heutigen Freitag wurden einige dutzend dieser Plakate von Aktivist*innen an zahlreichen Bus- und Tramhaltestellen im Münchner Stadtgebiet aufgehängt. Außerdem wurden auch einige Fahrkartenautomaten mit den bereits bekannten Aufklebern "Dieser Automat ist ab sofort außer Betrieb" überklebt. Die neuen Plakate stellen die Forderungen und Ziele der Kampagne Fahr' Scheinfrei vor und geben zudem praktische Tipps, welche Möglichkeiten es gibt abseits von Fahrkartenkontrollen gegen diskriminierende Fahrpreise vorzugehen.

Wir greifen dabei auch einige Vorschläge auf, die Aktivist*innen in der Vergangenheit unterbreitet haben und die durch die Polizei in ihren Pressemitteilungen einer größeren Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden.

Auf der Seite Anleitungen zum Fälschen von Fahrkarten sammeln wir neuerdings Anleitungen, wie bestimmte Fahrkarten, die im MVV-Tarifgebiet gelten, gefälscht werden können. Eines der Plakate weist auch auf diese Möglichkeit hin.

Außerdem wollen wir uns auch explizit an Fahrkartenkontrolleur*innen richten. Wir beobachten bei diesen einen zunehmenden Verfolgungseifer gegenüber Menschen die ohne Fahrschein unterwegs sind. Wir sind jedoch nicht länger bereit das hinzunehmen. Deshalb richten wir unsere Worte auch direkt an Kontrolleur*innen: "Lasst uns gefälligst in Ruhe! […] Ansonsten müsst ihr damit rechnen, dass wir ausrasten und unsere Wut an euch auslassen! Wir haben keinen Bock auf Autoritäten und wir werden uns zur Wehr setzen!"

Wir wollen mit der Veröffentlichung dieser Plakate eine größere öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Deshalb helft uns bei der Verbreitung, druckt euch die Plakate aus und hängt sie an Haltestellen, in der S-Bahn, in Trams, in der Ubahn und überall sonst auf! Lasst der MVG keine Ruhe, bis Fahrkarten endgültig abgeschafft sind!

Einige Bilder von unserer nächtlichen Aktion findet ihr hier:

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Ergänzungen

Es ist sicher gut, dass es Menschen gibt, die das Thema unverschämte Preise im öffentlichen Personenverkehr auf die Tagesordnung setzen. Ein bisschen Sorge bereitet mir aber der explizite Umgang mit Fahrkartenfälschung. Nicht jedes Mittel ist recht, um das Anliegen publik zu machen. Das Ziel sollte sicherlich sein, das formuliert ihr ja auch so ungefähr, eine Massenbewegung für ein Grundrecht auf Infrastruktur und Mobilität und damit eben dieses Grundrecht zu schaffen. Bei all diesen hehren Zielen gibt es demgegenüber auch immer noch übergangsweise die alte Welt, in der Menschen unter schlimmen Zuständen leiden, aus denen sie individuelle Auswege suchen. Es ist bei der Agitation für das große Ziel wichtig, nicht die Schlupflöcher dichtzumachen, die einige für Symptombekämpfung im verstaubten alten Kapitalismus benutzen. Ihr kündigt an, dass ihr später eine Anleitung für Semestertickets veröffentlichen wollt. Ich wünsche mir, dass ihr die nicht veröffentlicht, aus folgendem Grund: Die Semestertickets werden mit ein paar Sicherungsmaßnahmen versehen, die verhindern sollen, dass man die fälschen kann. Manchmal werden leuchtende oder glänzende Sonderfarben benutzt. Oft sind es Plastekarten, für die man spezielles Equipment bräuchte. Die Plastekarten haben oft ein Foto drauf und einen TRW-Streifen, den man nur mit teuren Spezialgerätschaften bedrucken kann. Manchmal haben sie auch einen RFID-Chip drin, der bei Kontrollen ausgelesen werden kann. Verschiedene Dinge. Was auch immer bei der jeweiligen Hochschule oder dem Verkehrsverbund zum Einsatz kommt – die Annahme ist ja, dass damit der Fälschungsaufwand unverhältnismäßig hoch ist. Man kann alles irgendwie fälschen, wenn man sich richtig viel Mühe gibt, aber es erscheint unrealistisch, dass wirklich mehrere Leute diesen Aufwand betreiben würden, einen glaubwürdigen Fake-Ausweis zu erstellen, weil der Nutzen ja auch begrenzt ist. Wenn es aus der eigenen Beobachtung der Konnis nun die verbreitete Einschätzung gibt, dass wahrscheinlich tatsächlich nicht oder nicht in nennenswertem Umfang zum Beispiel Semestertickets gefälscht werden, dann sinkt damit real der Fälschungsaufwand, weil die Konnis nicht mehr soo genau hingucken müssen. Wenn man sich aber erzählt, dass das schon immer mal wieder vorkommt, dass jemand mit einem gefälschten Ausweis unterwegs ist, dann sitzt der Euro beim Verkehrsunternehmen locker, in ein neues Sicherheitsmerkmal zu investieren oder die Konnis werden angewiesen, bestimmte Fahrscheine auf bestimmte Merkmale genauer zu untersuchen. Schwuppdiwupp funktioniert der alte Trick nicht mehr.
Ich denke, dass es gut ist, wenn ihr allgemein darauf hinweist, dass es im Prinzip theoretisch möglich ist, Fahrkarten zu fälschen, und man sich dahingehend mal Gedanken machen und informieren müsste, das aber nicht zu genau ausbreitet, falls und inwiefern es tatsächlich möglich ist. Ich veröffentliche ja auch nicht meine Containerspots, weil die Läden und die Bullen sonst leicht mitkriegen, wo die Schwachstellen sind und die gezielt dichtmachen. Natürlich möchte ich, dass möglichst viele Leute containern und die weggeschmissenen Lebensmittel essen, die ich alleine mit meinen Homies gar nicht wegkriege. Aber ich gebe die Infos persönlich weiter und nicht auf einer Website. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Containerspots gefährdet sind, sobald zu viele Leute davon wissen. Bei den Fahrkarten-Fälschungsmöglichkeiten wird es ähnlich sein.