Antisemitische Vorfälle auf der Antifa-Demo „Rassistische Hetzjagden verhindern, bevor sie passieren!“ am 16.09.18 in Köthen

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Antisemitische Vorfälle auf der Antifa-Demo „Rassistische Hetzjagden verhindern, bevor sie passieren!“ am 16.09.18 in Köthen

Am Sonntag den 16.09.2018 mobilisierten Pegida, AfD, „Zukunft Heimat“ und weitere rechte Akteure und Neonazis nach Köthen, um den Tod eines 22-jährigen Deutschen für ihre rassistische Zwecke zu instrumentalisieren. Wir, als Offenes Antifaplenum Halle (OAP), mobilisierten daraufhin gemeinsam mit anderen Gruppen und Bündnissen zu antifaschistischem Gegenprotest. Erfreulicherweise folgten den verschiedenen Aufrufen um die 700 bis 800 Menschen. Leider kam es während der Demonstrationen zu antisemitischen Vorfällen durch einige Demoteilnehmer, die wir hiermit thematisieren wollen.

Bereits bei der Auftaktkundgebung äußerten sich aus Richtung Magdeburg angereiste Menschen abfällig über die am großen Lautsprecherwagen angebrachte Israelfahne. Der kleinere Lauti positionierte sich infolge dessen ebenfalls mit zwei Schildern mit der Aufschrift "Gegen jeden Antisemitismus" und "Gegen jeden Antizionismus". Die Versammlungsleitung machte durch die entsprechenden Symboliken und eindeutige Lautsprecheransagen gleich zu Beginn klar, dass sich der antifaschstische und antirassitsche Protest an diesem Tag auch klar gegen jede Form von Antisemitismus richtet.

Nach der Auftaktkundgebung starteten zwei Demonstrationen auf verschiedenen Routen in die Innenstadt. Beim Demonstrationszug des kleineren Lautsprecherwagens kam es im Verlauf der Route zu "Intifada bis zum Sieg"-Sprechchören. Die Demoorga sah sich erneut dazu gezwungen, sich mit einem Statement und entsprechender Musik gegen Antisemitismus zu positionieren. Plötzlich stürmten mehrere Menschen Richtung Lautsprecherwagen und versuchten sich mit erheblicher Aggressivität Zugang zu diesem zu verschaffen.. Mehrere solidarische GenossInnen gingen dazwischen und es kam zu einem Handgemenge. Menschen, die sich schützend vor den Lauti stellten, wurden getreten und versucht zu schlagen. Außerdem wurde aus derselben Personengruppe heraus der Versammlungsleiter der Demonstration persönlich bedroht.

Eine Person aus der Gruppe, die vorher den Lautsprecherwagen angriff, beleidigte einen anderen Demoteilnehmer im weiteren Verlauf der Demo ebenfalls mit homophoben Beschimpfungen.

Wir begrüßten es ausdrücklich, als die entsprechenden Personengruppen am Zwischenkundgebungsplatz am Köthener Holzmarkt geschlossen die Demonstration in Richtung Hauptbahnhof verließ, um den Zug in Richtung Magdeburg zu nehmen.

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass wir leider nicht in der Lage sind die antisemitisch, homofeindlich und z.T. auch gewalttätig agierenden Personen zweifelsfrei bestimmten Strukturen bzw. Gruppen zuzuordnen. Wir wissen aber, aus welcher Region die entsprechenden Personen angereist sind und welche Gruppierungen sonst mit diesem oder ähnlichem Verhalten auf sich aufmerksam machen. Für uns liegt die Vermutung daher nahe, dass sich die antisemitisch und unsolidarisch agierenden Personen in den Gruppen Zusammen Kämpfen Magdeburg, Zusammen Kämpfen Berlin, der Proletarische Autonomie Magdeburg, der Roten Arbeiterjugend Magdeburg und dem Roten Aufbau Burg organisieren.

Ein derartiges Vorgehen seitens neostalinistischer und neomaoistischer Gruppen ist bei weitem kein Einzelfall. Aus anderen Städten wie beispielsweise Berlin gibt es regelmäßig Berichte darüber, dass israelsolidarische Menschen bedroht und angegangen werden. [1]

Wir fordern alle emanzipatorischen, linken und linksradikalen Gruppen und Bündnisse dazu auf, die Zusammenarbeit mit entsprechenden Strukturen zu verweigen oder abzubrechen. Wir fordern am antifaschistischen Gegenprotest in Köthen am 16.09.18 beteiligte Gruppen und Zusammenhänge dazu auf, zu den Vorfällen Stellung zu beziehen und sich solidarisch mit den bedrohten und angegriffenen GenossInnen zu zeigen. Wir wollen keine "antifaschistische Einheitsfront" mit Strukturen bilden, die aufgrund ihres antisemitischen Weltbildes Menschen bedrohen und einschüchtern.

Zum Schluss wollen wir uns natürlich bei den zahlreichen Solidaritätsbekundung von GenossInnen vor Ort bedanken! Euer Verhalten hat uns während den beschriebenen Szenen Rückhalt gegeben. Wir werden uns auch weiterhin gegen rassistische Umtriebe organisieren - explizit ohne antisemitische Schlägergruppen.

Offenes Antifaplenum Halle, Sept. 2018

(1) https://www.ruhrbarone.de/polittrolle-aller-laender-vereinigt-euch/15863...

Offenes Antifaplenum Halle (OAP)
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