Reorganisation der Erfurter Nazis im „Dritten Weg“

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Dritter Weg Erfurt - v.l.n.r. Martin Bergmann, Jörg Nimmrich, Björn Mey, Biczysko, Unbekannt, Michel Fischer, Unbekannt

Das die Strukturen um die Erfurter Neonazis mit führenden Köpfen wie Michel Fischer und  Enrico Biczysko nach den letzten Jahren eine neue Heimat finden ist erstaunlich. Vor wenigen Jahren erst hatten sich die Freien Kräfte in einem Statement gegen eine Zusammenarbeit mit Michel Fischer ausgesprochen, die NPD Thüringen spaltete sich u.a. dank Beschissko und nicht zuletzt schafften es die Beiden die Partei „Die Rechte“ mit der Absetzung von Parteigründer Worch und der Auflösung des Thüringer Landesverbandes zu schaden. Jetzt muss wohl "Der Drite Weg“ daran glauben. 

Anbiedern an die neuen Strukturen

Viele Optionen blieben Fischer und Co. nun nicht mehr, schließlich hatte man sich in der Vergangenheit mit jedem überworfen. Doch der „Dritte Weg“ schien den Erfurter Nazis noch unverbraucht. In Thüringen hatte die Splitterpartei noch nicht wirklich Fuß gefasst. Während rund um Thüringen, wie im sächsischen Vogtland oder in Teilen Bayerns, der „Dritte Weg“ Strukturen aufbauen konnte, gab es bislang lediglich Versuche in Ostthüringen. Der in Gera wohnhafte Nico Metze baute hier einen "Stützpunkt Ostthüringen" auf. Weitere Anlaufversuche gab es in Nordthüringen immer rund um Nordhausen.

Begonnen hatte das Jahr für die Erfurter Nazis mit einem Auswärtsspiel im nahegelegenen Weimar. Jährlich im Februar organisieren dort Neonazis rund um Michel Fischer den sogenannten „Trauermarsch“ anlässlich der Bombardierung Weimars. Mehr als 60 Teilnehmer konnten sie dabei nicht mehr auf die Straße bringen.
Am 17. Februar zeigten sich die Anbiederungsversuche der Erfurter Nazis an den „Dritten Weg“ deutlich in Nordhausen. Während die Parteikader vorweg liefen, mit entsprechenden Fahnen und Klamotten, musste die Erfurter Gruppe brav hintendran laufen. Bei der Demonstration, an der sich knapp 200 Neonazis beteiligten, konnten die Erfurter Nazis weiter Kontakte knüpfen und zeigen, dass sie sich den Führungskadern der Partei hörig unterordnen können.

Knapp drei Monate später liefen in Erfurt rund 800 Neonazis der JN, NPD, Die Rechte und Freie Kräfte auf. Zeitgleich marschierte der „Dritte Weg“ in Chemnitz auf, mit dabei die Erfurter Neonazis um Fischer und  Enrico Biczysko. Hier durften sie, im Gegensatz zu Nordhausen, mit Parteifähnchen und anlassbezogenen Shirt mit dabei sein.Im Juli veranstaltete die Kleinstpartei in Kirchheim ein Nazifestival mit Kampfsporttunier. Trotz der räumlichen Nähe verbrachten die Erfurter Nazis ihre Zeit lieber mit ein paar Liegestützen und einem Videodreh in der "Volksgemeinschaft” im Erfurter Süden, um es später auf der Seite des Dritten Weges zu präsentieren. Mit dabei noch die bereits bekannten Gesichter umd Pascal Bluhm, Roy Schuster,  Joey Piotrowski ,  Enrico Biczysko und Michel Fischer. Im Video verteilte Enrico Biczysko vor dem "Training" noch Broschüren der Partei. Nachdem alle auftretenden Nazis, Michel Fischer ausgenommen, immerhin ein paar Liegestütze schafften, war die Partei wohl einverstanden die Truppe in ihre Reihen aufzunehmen. 

Weitere Aktionen und neue Kader

Ende August sollte es dann die erste Kundgebung der Partei zusmamen mit den Erfurter Neonazis geben. Während am 25. August rund 1500 Menschen zum CSD auf die Straßen Erfurts demonstrierten und feierten, hatten es immer hin knapp zwei Dutzend Neonazis geschafft dem Aufruf zur Kundgebung am Anger zu folgen. Mit Unterstützung des "Stützpunkt Thüringer Wald/Ost" traten die Erfurter Neonazis in Partei-Shirts einheitlich auf. Die eher lahme Nummer mit ein paar Transparenten, einigen Rentnergesprächen und verteilten Flyern sorgte weniger für Aufsehen als der vorhergehende mediale Aufschrei. Weniger präsent in den Medien waren die weiteren Aktivitäten der Partei an diesem Wochenende. Nach eigenen Angaben fand am 23. August 2018 eine "Parteivorstellung" in den Räumen des "Volksgemeinschaft e.V." auf dem Herrenberg statt, an derknapp 15 Nazis teilnahmen. Nach eigenen Angaben fand am Abend des 25. August eine Rechtsschulung der Partei in den Räumen des Erfurter “Volksgemeinschaft e.V.” statt. 

Es folgten weitere Aktionen, wie die Beteiligung an den Demonstrationen des Dritten Weges in Plauen, bei den Ausschreitungen in Chemnitz, bei der Kundgebung der Partei in Gera gegen den CSD sowie ein Infostand in Erfurt Süd-Ost, in der Nähe der "Volksgemeinschaft". Ein Gruppenfoto der Partei zeigt die neuen Akteure.Neben den altbekannten Gesichtern sind  u.a. Jörg Nimmrich aus Erfurt sowie Martin Bergmann neu dabei. Ebenfalls, wie schon an der "Sportgruppe" beteiligt", Björn Mey aus Erfurt. Weitere Unterstützung erhalten die Erfurter Neonazis u. a. von Yvonne Lüttich aus Weimar und den Akteuren um Nico Metze aus Gera und Schleiz.  

Ausblick

Es bleibt nun abzuwarten wie es weiter geht. In Hinblick auf die Europawahl 2019, für die die Nazi-Partei kandidiert, ist mit verstärkten Aktivitäten zu rechnen. Weitere Aktionen der Gruppe werden folgen. Dennoch wird es die Partei wohl eher nicht oder noch weniger schaffen in Erfurt großes Mobilisierungspotenzial zu entwickeln, sind ähnliche Versuche bereits unter anderen Namen gescheitert. Nicht zu unterschätzen ist allerdings das Mobilisierungspotential des "Dritten Weg" selbst. So schafften sie es immer wieder Großdemonstrationen mit 600 – 1000 Teilnehmern auf die Beine zu stellen. In allen Städten in denen solche Großdemonstrationen stattfanden konnte sich die Neonaziszene danach weiter verfestigen. Zum Beispiel in Saalfeld oder Plauen stieg die Aktivität von Nazis danach weiterhin an. Deshalb gilt es den Nazis weiter entgegen zu treten und sie mit den nötigen Mitteln zu bekämpfen.  

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